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Das Olympische Bildungsmagazin

Was vom Tage übrig bleibt (74): FIFA-Boy Mark Pieth schlägt Alarm; Australian Crime Commission Report „Organised Crime and Drugs in Sport“

Nur der Vollständigkeit halber, so dass wir diese Berichte hier auch diskutieren können, wie viele andere zuvor.

FIFA-Fanboy Mark Pieth, vom Paten Youssouf Blatter persönlich auserwählter Governance-Beauftragter, benutzte in den vergangenen Tagen etliche Medien, um seine Botschaft unters Volk zu bringen. Er ist nicht mehr so einverstanden mit den Vorgängen in der FIFA. Sein Institut resp. seine Mitarbeiter haben nun schon anderthalb Jahre gutes Geld von der FIFA für gewisse Dienstleistungen erhalten. Pieth hatte sich etwa der Diskussion zu diesem Fragenkatalog – der echten Road Map – ziemlich feige entzogen. Doch nun jault er auf.

Nach einer Reihe von Interviews mit schlagzeilenträchtigen Äußerungen zu seinen Geldgebern von der FIFA wurde nun dieses Papier veröffentlicht, der Zweite Bericht der Unabhängigen Kommission für Governance an das FIFA-Exko.

Wenn ich den Inhalt mit den Schlagzeilen vergleiche, muss ich schon sagen: traurig. Ein bisschen sehr dünn.

Und noch ein zweites Dokument zur allgemeinen Diskussion, das seit Tagen weltweit ausführlich besprochen wird: der Bericht der Australian Crime Commission „Organized Crime and Drugs in Sport“.

In Australien werden wenigstens solche Papierchen veröffentlicht. Damit ist man dort wieder einmal weit vor den Deutschen, wo sich Sport und Politik einig sind in ihrer selbstgefällig-verlogenen Blockadehaltung, die kürzlich etwa in dieser lächerlich dummdreisten „Pressemitteilung“ des Bundesinnenministeriums ihren Ausdruck fand (mit allem grammatikalischen Verirrungen):

1. Februar 2013

Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Bergner wendet sich gegen Geringschätzung der deutschen Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA

Das Fazit der öffentlichen Anhörung von Travis Tygart sowie zahlreicher renommierter und wissenschaftlicher Antidoping-Experten im Sportausschuss am vergangenen Mittwoch war eindeutig: Die NADA braucht den Vergleich mit der USADA nicht zu scheuen!“, so Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Bergner. Sowohl bei der Anzahl der Proben, der finanziellen Ausstattung, der Effizienz und beim unabhängigen Status ist die NADA der USADA mindestens ebenbürtig. Kritische Vergleiche, die NADA sei ein „zahmes Kätzchen“, entbehren jeglicher Realität, missachten die hoch professionelle, motivierte Arbeit der NADA-Mitarbeiter und sind daher dem Dopingkampf nicht zuträglich. Tatsache ist, dass die USADA deutlich weniger Trainingskontrollen durchführt als die NADA (13.000 Kontrollen).

Bei der ausführlichen Fragerunde der Sachverständigen im Sportausschuss räumte Travis Tygart u.a. ein, dass die Zahl von insg. 8.000 Kontrollen durch die USADA ausbaufähig und auch eine finanzielle Frage sei. Setzt man die Finanzierung der USADA und der NADA in Relation zur jeweiligen Bevölkerungszahl, die bei einem derartigen Vergleich ebenfalls als Maßstab herangezogen werden muss, so wird das Bild noch deutlicher: Die USADA erhielt im Jahr 2011 umgerechnet 10,6 Mio. Euro, die NADA 6,5 Mio Euro. Bei einer Bevölkerungszahl von 312 Mio. in den USA und 82 Mio. in Deutschland ist die NADA mit 0,08 Euro pro Kopf deutlich besser ausgestattet als beispielsweise die USADA mit 0,03 Euro. Auch in Bezug auf die positive Trefferquote von etwa 0,5%, für die die NADA fortgesetzt gescholten wird, bestätigte Tygart, dass diese ziemlich exakt auf dem USADA-Niveau liege.

Das Stiftungs-Statut der NADA sichert sowohl de jure als auch de facto ebenfalls ein unabhängiges Agieren des – operativ verantwortlichen – Vorstands, das ständige Insinuieren von Befangenheiten oder Abhängigkeiten ist also völlig fehl am Platz. Bemerkenswert ist auch die gute Kooperation zwischen der NADA und den Ermittlungsorganen; wohingegen die USADA im Fall Armstrong keinerlei Unterstützung staatlicher Institutionen erhalten hatte. Von „Nachhilfestunde“ durch die USADA kann folglich nicht die Rede sein. Travis Tygard lobte am Mittwoch auch ausdrücklich die gute Kooperation mit der NADA und namentlich dem Kölner Laborleiter Prof. Dr. Schänzer im Hamilton/Landis-Verfahren.

6 Gedanken zu „Was vom Tage übrig bleibt (74): FIFA-Boy Mark Pieth schlägt Alarm; Australian Crime Commission Report „Organised Crime and Drugs in Sport““

  1. Pingback: Die FIFA unter @SeppBlatter: Personenkult, Korruptionsmaschinen, Ethiksimulation und Propaganda : sport and politics

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