Zum Inhalt springen

Das Olympische Bildungsmagazin

#London2012 (I): Programmvorschau

Besondere Ereignisse rechtfertigen besondere Maßnahmen. Ich würde also gern die schöne Tradition der Kammer des Schreckens wieder aufleben lassen. Wenige Stunden sind es noch bis zur Eröffnung der Spiele der XXX. Olympiade in London, die ich wie schon die Sommerspiele in Peking, die Winterspiele in Vancouver, die Fußball-WM in Südafrika und einige andere Events exzessiv im Blog begleiten werde.

Drei Wochen Dauerbloggen 24/7 ist das Ziel. Mann wird aber nicht jünger, die Konstellation Umsatz (Beiträge an Medien verkaufen) vs Blog-Aufklärung und Blog-Unterhaltung birgt einige Risiken und Restriktionen. Aber ich denke, das ist auch diesmal einigermaßen zu packen. Lust, Wahnwitz, Spaß, Energie und Willen sind reichlich vorhanden, ich bin Überzeugungstäter – eventuelle Rückschläge inbegriffen. Das Raumschiff Olympia bietet reichlich Stoff für einzigartige Ansätze und banale wie unvergessliche Notizen.

Wie Einzelkämpfer den ganz normalen olympischen Wahnsinn erleben, unter welchen Bedingungen journalistische Produkte produziert werden, was möglich ist und was nicht, das soll einigermaßen schonungslos beschrieben werden. Ich werde, am Rande, meine Technik vorstellen, meine Apps und Tools und einige meiner Arbeitstechniken (antizipieren ist alles).

Es wird also einige Dummheiten geben, viele Fragen, kaum Enthüllungen, manche Hintergründe, zahlreiche Lesebefehle, wunderbare Entdeckungen, schreckliche Fakten, grandiose Missverständnisse, turbulente Einträge, nimmermüdes Engagement, auch mal Dokumente, Streit und heiße Diskussionen, Spaß und Unterhaltung – vielleicht sogar, hin und wieder, einen kollektiven Erkenntnisgewinn.

Darauf freue ich mich.

Es sind meine sechsten Sommerspiele. Da ich von der Kammer des Schreckens sprach (die mich übrigens auch mit jenem Mann zeigt, der die 142 Schmiergeld-Millionen der ISL oft in Bar verteilt hat und als einziger alle Empfänger kennt): So sieht das also aus, JW im Wandel der Zeiten und Akkreditierungs-Kärtchen (auf Angaben zu Hüftumfang und Gewicht verzichte ich großzügig, das bleibt Privatsache).

Ich werde, nun schon traditionell, live bloggen von der Eröffnungsfeier, werde einige technische Tools ausprobieren, werde mich nicht scheuen, die Diskutanten hier, auf Facebook und Twitter zu befragen und um Hilfe zu bitten, wenn ich wieder mal ahnungslos in einer Arena daher dilettiere und der Redaktionsschluss naht. Denn, anders lässt sich das Unternehmen Olympia nicht stemmen, ich muss auch viel über Sport schreiben, werde komplett das Doppel Schwimmen und Leichtathletik betreuen, wie mit einer Ausnahme stets bei Olympia.

Die anderen Themen sind klar: Sport wird hier stets mit Politik vermengt, die olympische Familie aufmerksam betrachtet, weshalb ich mich so oft es geht auch im Hilton Park Lane Hotel (schön weit weg vom Olympic Park am anderen Ende der City, was die journalistische Arbeit ungemein erschwert), im Grosvenor House, im Sotschi Park, im Bayt Qatar oder im Deutschen Haus herumtreiben werde.

An Themen mangelt es nicht. Das Dumme ist, wie immer: Auch ein olympischer Tag hat nur 24 Stunden – und Mann kann nur Winzigkeiten der weltgrößten Entertainmentveranstaltung erfassen. Aber Mann versucht sein Bestes.

Eigentlich hätte ich mich längst aus London melden wollen. Doch wegen einiger anderer Verpflichtungen und Airline-Turbulenzen habe ich den Abflug zwei Mal verschoben. Die kurze Sitzung des IOC-Exekutivkomitees rauschte heute also unbesucht an mir vorbei, zum ersten Mal seit, mhh, 20 Jahren. Kaum zu glauben.

Ich war jetzt knapp zehn Tage unterwegs und habe die FIFA-Turbulenzen aus dem Ausland verfolgt und beschrieben. Eigentlich sollte diese Zeit der Olympiavorbereitung dienen, dass es wieder mal anders kam, hat mir durchweg und grundsätzlich gut gefallen. So muss für die London-Expedition also wieder Gevatter Routine herhalten, aber nicht allein.

Um einige Kleinode des Olympia-Zirkus, wichtige Meldungen, großartige Geschichten, Dokumente des Versagens, Skandale und diverses mehr zu empfehlen oder einfach nur darauf hinzuweisen, werde ich in London wohl durchweg Storify nutzen. Ich denke, die jeweilige Tagesstory werde ich ans Ende der Artikel stellen und versuchen, kontinuierlich daran zu arbeiten. (Wobei ich als Berufspessimist fürchte, dass die Mobilnetzabdeckung, die in London traditionell schlecht ist, dem olympischen Ansturm nicht gewachsen ist. Ich fürchte, es wird große Probleme geben.)

Ansonsten gilt wie immer: Alles ist möglich. Ich bin für jede Schandtat zu haben. Wünsche, Anregungen, Themen, Beschimpfungen, weise Kommentare? Nur her damit. Je mehr, desto spannender für alle Beteiligten.

Viel Vergnügen!

* * *

21 Gedanken zu „#London2012 (I): Programmvorschau“

  1. Dieser Inhalt ist derzeit nicht verfügbar

    Wieso noch immer der Gesichtsbuch-Registrierungszwang um deine Seite zu sehen?
    Ansonsten viel Erfolg schon mal und ich werde sicher auch wieder öfter schreiben, obwohl (oder auch vielleicht deswegen) ich noch gar nicht richtig in Olympialaune bin. :)

  2. Gua, mein lieber junger Freund: Du erfreust mein Herz. Ich habe es doch geahnt, Dich mit einem Link auf die Kammer des Schreckens hervor locken zu können aus Deiner Abgeschiedenheit. Wie geht’s Dir, schon das Abi gemacht?

    Welcher Link ist nicht verfügbar bzw welche Seite?

  3. Das ist doch eine großartige Ankündigung, ich werde sowieso hier immer wieder dabeisein, auch wenn ich nicht viel geschrieben habe. Ich freue mich.

  4. Wo kommt Ihr denn plötzlich alle her? Plagt Euch das schlechte Gewissen?

    Ich meine, hier im Arbeitszimmer liegen noch jede Menge Bücher, Peking-Mützen, FIFA-Zuckertütli, Vancouver-Eröffnungsfeier-Kits, Schmiergeldmillionen und und und … doch niemand hat die jemals nachdrücklich eingefordert und mir eine Adresse geschickt.

    (Selbst wenn es jemand getan hätte, ist gerade vier Jahre her, das erste Gewinnspiel!)

  5. Ich freue mich schon auf das Live-Bloggen der furchtbarsten Szenen der Eröffnungsfeier. Versuche halt irgendwie dem radioaktiven Müll unter dem Stadion, den Raketen auf dem Dach und dem Hubschrauberbasisschiff auf dem Fluss aus dem Weg zu gehen. Und erledige bitte schnell die Pflichtfotos mit den offiziellen Maskottchen, diesen lustigen tanzenden Überwachungskameras.

    Bisherige fieseste irgendwo aufgeschnappte Assoziationen:

    – Maskottchen sind Vagina und Dildo (dagegen bin ich irgendwie immun, das sehe ich nicht).

    – dieser sowieso unfassbare Unfall von Logo ist Lisa Simpsons Blowjob. Ernsthaft: Ich habe minutenlang auf das Logo gestarrt, ohne das zu sehen. Eigentlich auch nur, weil ich das so abwegig fand. Und plötzlich machte es „klick“ – mit dem Ergebnis, dass ich das jetzt nicht mehr ausblenden kann. Verflucht sei der Mensch, der mir das erzählt hat. So, jetzt geht es Euch wenigstens genau so. Harhar.

  6. @cf: Bevor ich es vergesse. Habe ich das richtig mitbekommen, dass Du dem verehrten Hausherrn bei diesem Internet-Dings zur Hand zu gehen pflegst? Könntest Du – gut das Gua daran erinnert – ihm vielleicht noch zeigen, wie man so eine Fratzenbuchseite öffentlich zugänglich macht (soweit das überhaupt geht)? Und ihm bei der Gelegenheit noch einen Link auf seinen Twitter-Account spendieren?

  7. @ Jens

    As time goes by. Das ist nicht despektierlich gemeint.

    Ich hab´s ja schon mal geschrieben. Vllt. sieht man sich im deutschen Haus. Wenn nicht in Brandenburg dann in London. Das wäre doch ne schöne Überraschung ?

  8. Habe mich gefragt, wieso Du 2012 klar besser aussiehst als vor vier Jahren … Ja, freu mich auch.

    Daniel Mack, den Du auf den Ursprung der Maulkörbe bei Olympia (IOC, nicht DOSB) hinweist, hat übrigens einen Hintergrund: Der Hessen-Grüne, der sich da vermeintlich völlig uneigennützig für die Äußerungs-Rechte der Athleten einsetzt, firmiert auch als „Berater für Sportkommunikation“ – berät also Athleten bei ihren social-media-Auftritten. Sicher nicht ganz umsonst.

  9. Freue mich auf Weinreich-London.
    2008 war es diese Website, die mein stark geschrumpftes Interesse an den Sommerspielen wenigstens einigermaßen am Leben gehalten hat.

    Und weil ich damals bei Matthias Steiner einen guten Riecher hatte, lobe ich hiermit den Arnesen-Award für 2012 aus: Welcher Kommentator als Erster erkennt, wen die deutsche Medienlandschaft zum deutschen Sportler des Jahres 2012 jazzen wird, der darf 2016 so angeberische Postings verfassen wie ich jetzt.

    Edit:
    Jetzt habe ich tatsächlich den ganzen „Tag 19“ von Peking inklusive der Kommentare nachgelesen und festgestellt, dass ich kein Wort über den Titel „Sportler des Jahres 2008“ geschrieben habe. Muss also wohl woanders gewesen sein…

    Egal, es bleibt dabei: Gesucht wird der am besten zu hypende (männliche!) Sportler.

  10. Freue mich sehr! Und wenn du nur die Hälfte von dem umsetzt, was du ankündigst, würde ich schon alle Hüte dieser Welt ziehen. Viel Spaß in London.

  11. @sternburg
    ich denke, das mit dem link zum echten jw-account dürfte ich hinbekommen haben ;-)
    um das aufschlagen des hausherrischen gesichtsbuches sollen sich aber besser mal kundigere menschen kümmern als ich. — fanpage einrichten? könnte das vielleicht das passende stichwort sein?

  12. … doch niemand hat die jemals nachdrücklich eingefordert und mir eine Adresse geschickt.

    Hey, sollst du falsch Zeugnis ablegen? :-D

  13. cf, Hilfe!
    Dieser Beitrag ist der letzte, den das RSS-Ticker-Addon für Firefox mir angezeigt hat. Die drei neueren denn nicht mehr, obwohl ich nichts geändert habe. Kann es sein, dass es hier im Maschinenraum (traditionell) wieder knirscht oder was könnte es sein? ;)

  14. ja, der feed klemmt gerade ein bisschen.
    aber frag mich bitte nicht, warum — ich hoffe für den moment einfach mal, dass sich das in kürze ganz von selbst wieder einrenkt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

What they say
"I give a shit on you!
I shit on German media!"
Husain Al-Musallam
President World Aquatics
and Co-Conspirator #3
coming soon
fund journalism
FIFA Watch
best of