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Das Olympische Bildungsmagazin

live-Blog aus Zürich: „We are not in a crisis!“

ZÜRICH. Und es sprach der Große Vorsitzende:

Crisis? What is a crisis? We are not in a crisis! We are only in some difficulties. And the difficulties will be solved, will be solved inside our family.

[youtube qLVOiqQXiJU nolink]

Ich musste wirklich lachen. Und ich kann meine Herkunft nicht verleugnen. Die pathologische Sturköpfigkeit, mit der Sepp gestern seine Pressekonferenz bestritt, erinnerte mich an den hier …

[youtube 3XMZwE055qo nolink]

… und den hier …

[youtube jLhYIqiJlEA nolink]

… und den hier (Danke SH für den Hinweis)

[youtube TQiriTompdY nolink]

… und den hier …

[youtube TYbDkZXoo5A nolink]

Das Ende der Geschichte ist bekannt.

Wobei das nicht ganz sauber ist, es fehlt einiges. Zum Beispiel hat sich Blatter mit den Worten verabschiedet, dass er selbst noch Mitglied der AIPS sei, des Weltverbandes der Sportjournalisten.

Keine Ahnung, was er damit sagen wollte. Ich bin übrigens kein AIPS-Mitglied.

Ich will auch heute versuchen, die Ereignisse halbwegs regelmäßig im Blog zu begleiten. (Hatte gestern ein arges technisches Problem mit dem Laptop, die das Bloggen und das Artikelschreiben schwer behindert haben. Das Problem lässt sich nicht beheben, ich muss schwer improvisieren.)

Wichtigster Termin, Tsunami-Warnung, ist um 14 Uhr im Grand Hotel Dolder die Pressekonferenz, auf der ausgerechnet Jack Dokumente (inklusive Kontoauszüge etc) vorlegen will, um Korruptionszahlungen in Höhe von 20 Millionen Dollar an vier Exekutivmitglieder zu beweisen. Es geht, natürlich, um die WM 2022 in Katar. Und, so viel kann ich mal sagen, endlich nähern wir uns den wirklichen Dimensionen des Betrugs an.

Einstweilen, Lektüre, Lesebefehle!

  • Die Behauptungen des FIFA-Generalsekretärs und Wahrheitsallergikers Jerome Valcke zu seiner Email an Jack Warner, in dem er schrieb, Katar habe die WM 2022 gekauft:

Herr Warner hat eine E-Mail veröffentlicht, die ich ihm geschickt habe. Ich möchte klarstellen, dass ich in E-Mails – die naturgemäß ein „leichteres“ Ausdrucksmittel sind – gelegentlich einen wesentlich weniger formalen Ton verwende als bei anderen Formen der Korrespondenz. Dies vorausgeschickt, wollte ich in besagter E-Mail in Bezug auf die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2022 zum Ausdruck bringen, dass die erfolgreiche Bewerbung finanzielle Stärken beim Werben um Unterstützung genutzt hat. Es handelte sich um einen Kandidaten mit sehr wichtigem Budget, welches eingesetzt wurde, um die Kandidatur auf der ganzen Welt sehr wirkungsvoll zu bewerben. Weder habe ich mich zu irgendeinem Zeitpunkt auf den Kauf von Stimmen oder auf anderes unethisches Verhalten bezogen, noch hatte ich die Absicht, dies zu tun. Ferner möchte ich klarstellen, dass es, wie ich gestern bereits sagte, bei der FIFA keinerlei Ermittlungen hinsichtlich der Vergabe der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2022 gibt.

Das kennt man seit Jahrzehnten. Ein Teil ALLER Überweisungen geht stets an die CFU bzw direkt an Jack.

  • Elmar Wagner in der NZZ: 400 Hundert-Dollar-Noten. Wie der FIFA-Präsidentschaftskandidat Bin Hammam Stimmen kaufen wollte.

Ooops, da hat die Ethikkommission wohl was durchgesteckt.

Aufschlussreich ist bereits die Vorgeschichte jenes Spezialkongresses in der Karibik. Eigentlich war vorgesehen, dass der Fifa-Präsidentschafts-Kandidat Bin Hammam am offiziellen Kongress der Concacaf am 2. Mai in Miami anwesend ist, um dort Wahlkampf zu betreiben. Die Concacaf umfasst die zentral- und nordamerikanischen sowie karibischen Fussballverbände und versammelt 35 Delegiertenstimmen. Doch zum Besuch Bin Hammams in Miami kam es schliesslich doch nicht – offiziell, weil der Katarer das Visum für die Einreise zu spät erhalten hatte.

Aufgrund der Unterlagen im Dossier wird ersichtlich, dass Bin Hammam gar nie beabsichtigte, nach Miami zu reisen. Denn schon am 1. April fragte er den Concacaf-Präsidenten Jack Warner, ob er einen eigenen Kongress in Trinidad veranstalten dürfe. Warner sagte gemäss der vorliegenden E-Mail-Faksimiles zu, wies aber darauf hin, dass Bin Hammam für die Reisekosten der Delegierten aufkommen müsse. Der Concacaf-Generalsekretär Chuck Blazer warnte in einer E-Mail davor, dass dieses Vorgehen ethisch nicht vertretbar sei. Warner schrieb: «Ich will es aber so.»

  • Der „Untersuchungsbericht“, in dem die Äußerungen von Lord Triesman zur Korruption bei der WM-Vergabe 2018 und 2022 behandelt und ins Reich der Fabel verbannt werden

Schade eigentlich, dass Sepp die Dokumente zum ISL-Bestechungsskandal, etwa die Einstellungsverfügung, nicht auch veröffentlichen lässt. Gegen Veröffentlichung der Einstellungsverfügung, in der die Namen jener genannt werden, die 5,5 Millionen Schweigegeld an die Staatskasse gezahlt haben, verhindert die FIFA seit Monaten durch Einsatz teuerster Schweizer Anwälte.

tbc

30 Gedanken zu „live-Blog aus Zürich: „We are not in a crisis!““

  1. @2, es geht gar nicht um einen Zufallsaugenblick a la Schabowski. Nein, ein so genannter Königsmörder wird gesucht.

  2. Welcher tatsächlich respektwürdiger Funktionär würde denn in diesem Verband an die Spitze wollen, wenn klar ist, dass man die nachgewiesenermaßen korrupten Fürsten von Südamerika nicht los wird?

  3. @ SH: Schabowski ist nachgetragen. Danke.

    Es gibt ja noch den schönen Honecker-Spruch: Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf …

    Auf Youtube natürlich zu finden, aber leider nicht einbettbar.

  4. tztztztz, lieber Jens, erst so respektlos sein und einfach Fragen stellen, nachdem Sepp die Zeit für abgelaufen erklärt hat und dann kommt raus, das du nicht in der AIPS bist. Damit sollte ja wohl klar bewiesen sein, dass du gar kein Sportjournalist bist.

  5. @4
    Also, dafür gibt es nun jede Menge Möglichkeiten:

    1) einer der „ATMs“ – fast schon genialer Spitzname in Fifa-Kreisen (Daily Mail) für Bin Hammams Entourage. Dann sind die Verhältnisse doch geklärt.

    2) Oder doch Platini, auch „Blatters little helper“ genannt. Der, der gestern erklärt hat, wie gern er mit Blatter scherzt über dessen Millionen-Geschenke an Kontinentalverbände.

    3) Natürlich auch teutonische Weltenretter, Beckenbauer („Blatter is doing a wonderful job“) und Theo Zwanziger, der vorgestern beinahe schon terroristisch-radikal dasselbe gefordert hat wie Blatter vor einigen Wochen: eine externe Ethik-Kommission.

  6. @5, die FIFA befindet sich zur Zeit aber nicht an einem 9. November, sondern die Situation muss verglichen werden mit den SED-Politbürositzungen vom 10. und 11. Oktober 1989 sowie der entscheidenden ZK-Sitzung am 17. Oktober 1989.
    Aber: Zum Glück hat jede Krise ihre eigenen Gesetze.

  7. wie wahrscheinlich ist es denn, dass Warner tatsächlich den Judas spielt, und diverse Bomben platzen lässt, die das Lügengebäude der FIFA dann zum Einsturz bringen könnten ? Kann man davon ausgehen, dass sein Verhältnis zu Blatter bereits so zerrüttet ist, dass er sich von einem Gang an die Öffentlichkeit mehr verspricht, als davon, doch lieber die Klappe zu halten ?

  8. Gibt es von der 14:00 Uhr Pressekonferenz irgendeinen Livestream oder einen TV-Sender der live übertragt (SF Info?). Wäre doch interessant beim Tsunami live dabei zu sein.

  9. Einfach weiter hier in diesem Theater dranbleiben. Das ist fast wie live vor Ort.
    Danke, Hausherr. Durchhalten und mal sehen, ob dir dr Sepp heute Abend immer noch die Hand gibt, wenn sie von Jacky abgehakt wurde :-)

  10. Einen hatte ich vergessen, aber ohnehin nicht ins Personaltableau oben stellen wollen. Ist gerade eher unterbeschäftigt als IOC-Mitglied und sagt
    hier

    You could withdraw from Fifa, for example. You could say ‚we’re not satisfied that the organisation is being properly run and it’s not a credit to the sport that we know and love and therefore let’s have an alternative to Fifa‘.

  11. Wieviel Cent hätte der geneigte Beobachter dieser Posse bei Wettanbietern eigentlich für einen Euro zurückbekommen, wenn er ein solches Szenario vorausgesagt hätte? 30? 50? Wie standen so die Quoten? ;)

  12. Christina, für 2022 war England nicht an der Auktion beteiligt, sondern Australien, Japan, Südkorea und die USA. Würde gesunder Menschenverstand eine Rolle spielen, wäre die WM nach Australien vergeben worden.

  13. … im Hotel der Enthüllungspressekonferenz heute Nachmittag ist angeblich gar kein Raum gebucht ???

  14. Pingback: live-Blog aus Zürich: FIFA-Tsunami : jens weinreich

  15. no spring chicken

    @B.Schuss (10)

    Das ist eine der spannendsten Fragen ueberhaupt im Augenblick neben der Frage, ob und was die Verbaende Englands, der USA und Australiens unternehmen werden gegen das Gebaren im Exekutivkomitee.
    Ich befuerchte, dass Warners Tsunami eher zu einem Sturm im Wasserglas verkuemmern wird. Er wird wohl kaum die Hand abschlagen, die ihn auch in Zukunft fleissig paeppeln wird. Egal ob suspendiert oder nicht. So etwas ist doch in diesem korrupten Verein ganz schnell vergessen.
    Dass er auspackt, halte ich nur fuer moeglich, wenn von journalistischer Seite weiter effektiv Oel ins Feuer gegeossen wird. Man muss diese Leute geschickt gegeneinander ausspielen.

  16. Es ist nicht Warers Tsunami – höre ich. Kann mich aber täuschen.

    Gegenkandidat? Gemäß FIFA-Statuten, und da sind sie prinzipienfest, war Ende März Einsendeschluss.

    No way.

    Derzeit :)

  17. @Max:

    Statt eines sich nur wie ein kommunistischer Apparatschik verhaltenden Blatters also ein echter Apparatschik aus dem real existierenden Paradies des Ausbeuterkommunismus? Das wäre doch ein wundervoll ironischer Fortschritt.

    Aber ich fürchte, du hast die Meldung falsch interpretiert – Zhang ist Ersatz für MBH in Asien, aber kein Kandidat für die FIFA.

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