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Das Olympische Bildungsmagazin

Deutschland: Bremser im internationalen Antidopingkampf

Zwischen Dichtung und Wahrheit heißt hier eine meiner Lieblingsrubriken. Einen wunderbaren Beitrag zu diesem Thema hat gerade Grit Hartmann exklusiv für den Deutschlandfunk produziert. Ein Teilchen mehr im großen Puzzle, das die PR-Mär, Deutschland gehe im so genannten Antidopingkampf unentwegt voran, einmal mehr mit Fakten widerlegt.

Hörbefehl:

:

Lesebefehl:

Bremser im internationalen Antidopingkampf

WADA-Budget wird reduziert – auf Initiative der Bundesregierung

von Grit Hartmann

Für den Antidopingkampf verfügen Bundesregierung wie Sportfunktionäre über eine beliebte Sprachregelung: Der müsse, im Interesse der Chancengleichheit, weltweit harmonisiert werden.

Deshalb war eine moderat steigende Unterstützung der Weltantidoping-Agentur WADA aus dem deutschen Steuersäckel konsensfähig. Offiziell hat sich daran nichts geändert – hinter den Kulissen schon. Der WADA setzt eine irritierende Initiative der Bundesregierung zu.

Es ist nicht neu, dass sportpolitische Ärgernisse zufällig öffentlich werden. Dieser Fall jedoch hat Seltenheitswert. Die grüne Bundestagsabgeordnete Viola von Cramon:

In diesem Jahr haben wir unseren Familienurlaub, unseren Weihnachtsurlaub in Montreal verbracht. Mein Mann stammt daher. Und ich hab die Gelegenheit wahrgenommen, Anfang Januar mal ein Gespräch zu suchen bei der WADA, die ja dort ihr Headquarter hat. Wir hatten verschiedene Themen. Und da gab es einen Punkt, der besonders interessant war, und der betraf das deutsche Engagement innerhalb der WADA, bei der Finanzierung.“

WADA-Mitarbeiter präsentierten einen brisanten Brief, datiert vom Juni 2010. Absender: Gerhard Böhm, Chef der Sportabteilung im Bundesinnenministerium. Adressat: der Europarat, wo die europäischen Staaten sich über ihren Jahresbeitrag zum WADA-Haushalt verständigen. Eine Hälfte zahlt das IOC, die andere die Regierungen, wobei der europäische Anteil bei 47,5 Prozent liegt. Die Bundesrepublik gehört zu den größten Zahlern; sie gibt so viel wie Rom, London und Paris, 722.000 US-Dollar im letzten Jahr. Böhm wurde nun mit dem Anliegen vorstellig, die WADA-Zuwendungen – bisher stets leicht geklettert – ab 2011 einzufrieren.

Begründung: Eingedenk der globalen Finanzkrise sei es „schwierig, ein kontinuierlich steigendes WADA-Budget in Deutschland zu vermitteln“.

Davon hat man zwar noch nichts gehört – im Gegenteil: In der Haushaltsdebatte gab es Kritik an gleichbleibenden Ausgaben für den Antidopingkampf. Dennoch lautete die interne Empfehlung von Ministerialdirektor Böhm, die WADA solle „Kosten einsparen“, gefolgt von der Ansage, künftig werde Berlin mögliche Erhöhungen, so wörtlich, „missachten“.

Zur BMI-Sportabteilung unter diesem und einem anderen Boss u.a. auch hier:

Vorab das Resultat des Vorstoßes: Unbemerkt von der Öffentlichkeit einigten sich Europas Regierungen im November darauf, ihre Beiträge in diesem Jahr nur um zwei Prozent aufzustocken – das kleinste Plus seit Gründung der WADA vor elf Jahren. WADA-Generaldirektor David Howman sagt, damit fange man lediglich die Inflation ab:

Im Wesentlichen heißt das für uns Stillstand. Wir kommen nicht voran. Bei Nullwachstum würden wir schrumpfen, uns zurückbewegen. Und das ist ein wenig beunruhigend. Insbesondere, wenn man sich zum Beispiel den EU-Haushalt ansieht – der wurde für 2011 um sechs Prozent erhöht. Um zu verdeutlichen, worüber wir bei Europa sprechen: Ein Prozent Erhöhung für die WADA sind 150.000 US-Dollar, verteilt auf 47 Länder – das ist ein ziemlich kleiner Betrag.“

2012 würde, geht es nach den Europäern, aus dem Stillstand ein Zurück. Die Beiträge sollen eingefroren werden. Viola von Cramon erinnert an der Deutschen liebste Klage. Sie lautet, dass deutsche Athleten, weil angeblich bestens kontrolliert, international benachteiligt sind:

Dann müsste es ja eigentlich im deutschen Interesse sein, genau diese Institution zu stärken, die sich für die weltweite Überprüfung der Athleten einsetzt, und das ist die WADA. Da müsste man die WADA nicht mit weniger Geld versehen, sondern mit deutlich mehr Geld.“

Dass die Betrugsbekämpfer mit ihrem 27-Millionen-Dollar-Budget unterfinanziert sind, gilt als ausgemacht. Howman sagt, was die WADA erreicht habe, habe sie nicht dank ihrer finanziellen Ausstattung erreicht, sondern trotzdem. Mag es Kritik an der WADA geben – für weltweite Harmonisierung des Antidopingkampfes ist sie unverzichtbar. In 15 ärmeren Regionen finanziert sie Antidoping-Organisationen; die assistieren derzeit 122 Ländern bei der Kontrolle von Athleten. Fast im Alleingang finanziert sie die Verfeinerung der Analytik. Mit einer Zahl für die letzten sieben Jahre illustriert Howman die Absurdität des deutschen Vorstoßes:

Aus unserem Forschungsetat sind mehr als 32 Millionen Dollar zurück nach Europa gegangen, in Forschungsprojekte. Das ist fast genauso viel wie die Einzahlungen, die wir aus Europa bekommen haben. Verglichen mit anderen Kontinenten bewegen sich die Europäer also in einem Geld-Rein-Geld-Raus-Szenario.“

In Montreal rätselt man deshalb, was die Bundesregierung wirklich antreibt:

Deutschland ist einer der starken Befürworter der WADA gewesen und geblieben. Wir haben diese Unterstützung begrüßt. Das ist seit der WADA-Gründung so gewesen, und wir hatten damit gerechnet, dass es dabei bleibt. Deshalb war es für uns überraschend, dass so ein Vorstoß kam. Wir haben ein bisschen recherchiert und festgestellt, dass der Sportetat des Bundesinnenministeriums in diesem Jahr de facto gestiegen ist, gleichzeitig aber wollen sie unser Budget reduzieren. Das finde ich etwas beunruhigend.“

Von Cramon fragt nun nach dem Gehalt frommer Fensterreden. Im jüngsten Sportbericht, er wurde gerade im Bundestag debattiert, belobigt sich die Koalition eifrig für ihre „führende Rolle“ im internationalen Antidopingkampf.

Dann könnte man davon ausgehen, dass die Bundesregierung ausschließlich den sauberen Sport fördert. Wenn man aber sieht, was sie tatsächlich macht, dann kann man nicht davon ausgehen, dass das ein ernstgemeintes Bekenntnis ist. Und ich denke, das ist ein ganz fatales politisches Signal für den weltweiten Antidopingkampf.“

Zusätzliche Sprengkraft bezieht der deutsche Vorstoß aus der Herausforderung, die Howman formuliert:

Wir wissen, dass der raffinierte Doper, der smarte und vermutlich bestens finanzierte Doper riskanteste Verbindungen eingeht, um den Nachweis zu vermeiden. Und das funktioniert seit einer Weile. Wir können eine Menge Geld für bessere Analytik ausgeben, um ihn zu erwischen. Aber wir müssen dafür andere Wege gehen.“

Heißt, die WADA sieht ihren Job zunehmend in Detektivarbeit, darin, kriminelle Strukturen aufzudecken, in denen ausgereifte Dopingpraktiken gedeihen – vornehmlich in entwickelten Nationen wie Deutschland. Das liefert Stoff für Mutmaßungen: Verbirgt sich hinter der neuen Berliner Sparsamkeit ein stiller Dienst des sportpolitischen Kartells am offiziell vorbildhaft sauberen deutschen Athleten? Howman will nächste Woche bei einem Deutschland-Besuch um Aufklärung bitten. Auch von Cramon hat der Bundesregierung Fragen übermittelt. Zweitens werde sich der Sportausschuss mit der Causa befassen.

Und drittens ist es natürlich so, dass über die Gelder nicht nur die Bundesregierung entscheidet, sondern ganz sicher auch wir Parlamentarier, also der Deutsche Bundestag.“

Hier nochmals die Übersicht zur Bundes-Sportförderung:


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37 Gedanken zu „Deutschland: Bremser im internationalen Antidopingkampf“

  1. Das Thema Antidoping scheint nicht zu sehr die Gemüter zu bewegen. Warum auch ?
    Was die Bundesregierung wirklich antreibt, wird mE nicht massgeblich durch den Zwang zum Sparen determiniert. Sicher weiß sie, was mit dem Antidopingkampf los ist. Zur Freiheit und Demokratie im Reich des Pharaonen war sie natürlich auch längst im Bilde, hat es nur aus politischem Kalkül nicht übers Herz gebracht, es ihrem Volk früher zu sagen. ;) Jetzt, da es alle sagen, fällt es ja nicht mehr auf. Und genau so ist es mit Antidoping.
    Die Bundesregierung weiß schon, dass Lüge, falsches Zeugnis, tendenziöse Gerichtsgutachten, Vorverurteilungen, Generalverdacht, Korruption, Heuchelei und Ohnmacht genau so zum Antidopingkampf gehören wie positive Tests, gesperrte Sportler und noch nicht nachweisbare Substanzen. Schlecht ist nur, dass sie es (noch) nicht allen sagt, was sie weiß und denkt.
    Besser wäre, wenn sie es denn mal sagt und eine Diskussion in der Öffentlichkeit anstößt, um laut und ernsthaft über die Ursachen von Doping im Sport und Wege zu dessen Schadensbegrenzung – nicht nur hinter vorgehaltener Hand – diskutieren zu können. Auch wenn es sehr schmerzen sollte.
    Was bislang nur ein Mauerblümchendasein auf akademischen Veranstaltungen und in wissenschaftlichen Arbeiten fristet, gehört in die öffentliche Diskussion mit Offenheit und Ehrlichkeit, mit Pro und Kontra und ohne Opportunismus und Kalkül. Da könnte die Bundesregierung sogar künftig mehr sparen als sie jetzt der WADA vorenthalten will.

  2. @ Herbert: Mal bitte nicht so kryptisch. Was erzählen sich denn die Mauerblümchen hinter vorgehaltener Hand?

    @ jw: Schöne Geschichte, die Grit Hartmann da aufgetan hat. Frag ich mich natürlih, warum das „Einfrieren“ kein anderer Journalist im letzten halben Jahr erfahren und die wada nicht mal was durchgesteckt hat.

  3. @nocheinjurist

    Der Antidopingkampf hat doch längst seine Unschuld verloren. Die Verbände haben lediglich ein Ziel. Die durch sie vertretene Sportart soll nicht zu oft in die Dopingschlagzeilen geraten, damit das Geschäft mit ihr nicht kaputt gemacht werden kann. Und wenn doch, dann wird manövriert, taktiert und wenn es sein muss, gelogen und „geopfert“. Die Krönung sind dann immer wieder neue Kontrollmethoden, die sich im nachhinein als fehlerbehaftet und geradezu wirkungslos herausstellen.
    Frei nach Wilhelm Busch „Ich weiß Bescheid, du weißt Bescheid“ wird sich in die Augen geschaut und so wie bisher weiter gewerkelt. Dazu hier und da mal ein neuer Skandal, der nie bis zur bitteren Neige „ausgekostet“ und geklärt wird. Weshalb auch ? Je länger er schwelt, desto mehr verschwimmen seine Hintergründe, Zusammenhänge und Protagonisten und „beweist“, wie man um den sauberen Sport bemüht ist. Und fabulieren läßt sich auch immer wieder und schön lange. Die Verbände und Gremien haben es unter Kontrolle, die Öffentlichkeit lebt damit auch ganz gut und auf die Moral ist doch längst ge********.
    Erschwerend kommt hinzu, dass der Antidopingkampf auch schon – vorsichtig formuliert – seine eigenen wirtschaftlichen Interessen hat. Wenn morgen keiner mehr dopen würde, wäre das doch ein Disaster. ;) Insofern läuft doch alles in Richtung Quadratur des Kreises.

  4. Als wäre es bestellt, hier ein kleiner „Leckerbissen“, wie McQuaid als Vorturner des Weltradsportverbandes auf das kürzliche Kimmage-Landis-Interview reagiert:

    „Unfortunately a lot of the media these days are led by people whose opinion is not educated. Bloggers and so forth and journalists who write under pseudonyms on blogs. That leads to a lot of opinions but it’s not correct or the facts. Come over and spend a day in the UCI office and see what your opinion is.“

    Paul Kimmage’s article in last week’s Sunday Times, in which Landis made allegations about several riders, including Oscar Pereiro, caused shockwaves through the sport but McQuaid was unfazed by what he read.

    „I read some of it. It got boring half-way through. I’ll read the rest on a plane some time. I got about a third of the way in. It was just boring, the detail he was going into about Landis his background and his philosophy about life.“

    Asked if he took Landis‘ allegations regarding Pereiro seriously and whether the UCI would investigate them, McQuaid said:

    „How can we look into it? We went by the rules back in 2006. He wasn’t sanctioned or caught positive so how can we look into it? It’s another one of Landis‘ allegations without any back-up or collaboration.“

    Asked if he would question Pereiro, McQuaid said, „We could do, we may have already done that, and I’m not saying anymore.“

    „All we can do and I’ve said it before is that the UCI can only work within the regulations. We don’t have the liberty that journalists and bloggers have. We have to work within legal frameworks and the rules.“

    http://www.cyclingnews.com/news/mcquaid-there-has-never-been-corruption-in-the-uci

    No comment needed.

  5. Pingback: Sportwoche 05/11: Deutschland bremst Anti-Doping; Tour-Ende | Daniel Drepper

  6. Helmut Digel in der StZ: Der Antidopingkampf ist nahezu wirkungslos

    Für einen Neuanfang ist es nie zu spät. Voraussetzung ist es aber, dass die Fehler eingesehen werden und man sich von jenen trennt, die zu dieser Einsicht nicht in der Lage sind. Gefordert sind deshalb die Entscheidungsgremien des Sports. Jene Gremien, in denen Repräsentanten des Sports über die Geschicke des Sports verfügen. Gefordert sind die Mitgliederversammlungen der Vereine, die Vorstände und Parlamente des Sports auf Landes- und Bundesebene. Gefordert sind die internationalen Sportorganisationen mit ihren Exekutiven und ihren Parlamenten. Nur wenn in all diesen Organisationen der Antidopingkampf das Topthema ist, kann erwartet werden, dass uns ein Neubeginn dieses Kampfes bevorsteht.

    Wenn dies der einzige Ausweg sein soll, kommt das aus meiner Sicht einer Bankrotterklärung gleich.

  7. Oh Gott, Helmut Digel, bei allem Respekt, aber jetzt schlägt er wieder wild um sich. Alle anderen haben keine Ahnung. Ich vermisse Bemerkungen zu seiner Verantwortung, denn die hat er ja lange genug gehabt. Er hat mal ganz gute Ideen postuliert, vor vielen Jahren, aber ein „Umdenken“, wenn überhaupt, im DLV, das haben imho doch eher andere zu initiieren versucht. Nach Digel.

  8. Digel liegt mit seiner Kritik am Kontrollsystem absolut richtig. Die Kontroll-Organisationen tun so, als könnten sie Dopingsünder zuverlässig identifizieren. Davon ist man auch in Deutschland Lichtjahre entfernt. Um die Effektivität zu verbessern wären deutlich mehr Investitionen notwendig, die das Volumen, das für Leistungsförderung ausgegeben wird beim Weitem übersteigen. Das ist dem Steuerzahler sicher nicht vermittelbar und führte den Spitzensport noch weiter in die Anti-Doping Sackgasse. Der einzige Weg ist es, mit den internationalen Wettbewerbsverzerrungen durch Doping zu leben und sich die Wettbewerbsvorteile in der Verbesserung von Trainingsprozessen zu sichern. Selbst auf die Gefahr hin, dass Deutschland in manchen Sportarten ohne Medaillen bleibt.

  9. @Jens

    Digel trifft den Nagel auf dem Kopf und sicher trifft er auch Unschuldige. Nicht nur das von Ihnen Hervorgehobene, besonders andere Passagen sollten uns sehr nachdenklich machen. Auch andere, die sich nicht so wie Digel in die Öffentlichkeit trauen, sind der gleichen Meinung. Wer dem eigentlichen Anliegen des Antidiopingkampfs dienen will, kann Digel nur zustimmen, ohne gleich eine andere Front eröffnen zu wollen. Eitelkeiten und Trittbrettfahrer gibt es auch im Antidopingkampf zuhauf.

    Die Geschichte des Dopingbetrugs und Antidopingkampfes ist eine Geschichte folgenloser Initiativen und gescheiterter Bemühungen. Sie ist eine Geschichte erfolgreicher Vertuschung und unerlaubter und unverschämter Bereicherung. Die Geschichte des Antidopingkampfes ist aber auch eine Geschichte der Eitelkeit – und damit jener, die die Öffentlichkeit suchen, ohne dass sie etwas Sinnvolles anzubieten haben. Die Geschichte des Antidopingkampfes wird nicht zuletzt geprägt von Massenmedien, für die das Dopingthema nur dann resonanzfähig ist, wenn es skandalträchtig ist.

    Alles muss dabei auf den Prüfstand gestellt werden: die Weltantidopingagentur Wada, die nationale Antidopingagentur Nada, der Sportgerichtshof Cas, die Regeln der internationalen Fachverbände, die Führungsstrukturen dieser Verbände, die Erziehungsprogramme, die Kontrollsysteme und all die übrigen Präventionsbemühungen, die sich bisher als wenig wirksam erwiesen haben. Auch von den Trittbrettfahrern, die den Antidopingkampf nur aus eigennützigen Motiven betreiben, ohne an wirklichem Erfolg interessiert zu sein, muss man sich verabschieden. Die Sportberichterstattung – und hier vor allem das Fernsehen – bedarf einer Selbstkontrolle, zu der auch nachvollziehbare Sanktionen gehören, und die soziale Verantwortung der Wirtschaft müsste für den Sport völlig neu definiert werden.

    Es ist auf jeden Fall zu begrüßen, dass jemand einen Stein wirft, der selbst im Glashaus sitzt. Das hat man dann auch eher selten.
    Auf Hinweise der von ihm genannten Namen verzichte ich hier zugunsten des blogg-Friedens lieber. War aber nett zu lesen.

  10. Ich stimme Gun voll und ganz zu. Lieber gar nicht gewinnen als unsauber. Die intelligenten Zuschauer wenden sich sonst früher oder später eh ab – wie beim Radsport.

  11. Perikles Simon im Interview mit t-online.de: „Signalwirkung unseres Tests dürfte groß sein“

    Herr Digel ist für mich ein echter Problemfall. Die Profilierungssucht, die er mir vorwirft, kann ich ihm ebenfalls vorwerfen. Er äußert sich sehr kritisch zum Anti-Doping-Kampf, hat aber noch nie konstruktives mit in die Diskussion eingebracht. Bei ihm ist nicht bekannt, was er konkret geändert haben möchte, um diesen Kampf effektiver zu gestalten. Ich denke, Herr Digel muss sich hinterfragen, was er denn in seinen verschiedenen Funktionen im Spitzensport geleistet und erreicht hat.

  12. Das ist genau das Problem. Die Betroffenen und scheinbar an einer Lösung Interessierten diskutieren nicht miteinander, von gemeinsamen brainstorming ganz zu schweigen.
    Kommen die Pflege von Eitelkeiten und Rechthaberei denn auch hier vor dem gemeinsamen Suchen nach Lösungen und dem Finden von Konsens ?

  13. Herbert hat Recht, dass es schade wäre, wenn dem denn so ist.

    Ich glaube das aber gar nicht und ich möchte ganz besonders auch für die offene Konfrontation, wie sie Herr Digel eben zu suchen scheint, eine Lanze brechen. Ich vermisse offene, harte Debatten auch im Anti-Dopingkampf, grade auch unter vermeintlichen Anti-Dopingkämpfern und ich glaube, dass wir diese unabhängig von Eitelkeiten (die ich ebenfalls nicht schlecht finde – zu meiner eigenen möchte ich mich ausdrücklich bekennen) brauchen.

    Wie Herr Digel es m.E. ganz richtig zwischen den Zeilen seiner Ausführungen anmerkt, ist es besonders im Anti-Dopingkampf wichtig, die Fronten klar zu erkennen, auf dass man ganz besonders aufpasst, wer sich im Anti-Dopingkampf, warum und wie engagiert. Ein Herr Dr. Georg Huber war ebenfalls ein bekennender Anti-Doping Kämpfer, der sich über viele Jahre hinweg ehrenamtlich in der Medizinsichen Kommission (derzeitige AG Medizin) der NADA engagiert hat. Retrospektiv betrachtet kann es nur einen einzigen Grund gegeben haben, warum er das so gehandhabt hat und dieser Grund wird den meisten Anti-Doping Kämpfern nicht gefallen.

    Von der Sportmedizin in Freiburg wurden angeblich Gelder, die eigentlich für Anti-Doping Projekte gedacht und deklariert waren, dazu verwendet Doping im Team Telekom zu fördern, indem damit z.B. Versandtporto für Dopingmittel bezahlt wurde.

    Nun, dass soll keine Kritik am Anti-Dopingkampf generell sein, sondern es ist m.E. eine notwendige Konsequenz dessen, was Herr Digel im Anti-Dopingkampf weiter kultiviert sehen möchte. Er will, dass der Anti-Dopingkampf wieder zurück in den Mutterschoß des organisierten Sports geführt wird, von dem er jahrzehntelang ein führender Funktionär war. Auch die anderen Wölfe, so scheint er mir jetzt zu fordern, sollen sich so wie er vernünftige Schaafspelze zulegen und unter dem Deckmantel eines bitte, bitte endlich jetzt gewollten Anti-Dopingkampfs ein gütliches Dasein führen, das uns zu alten Einschaltquoten und Sendezeitabschlüssen zurückzuführen vermag. Ob es den Athleten hilft, was der organisierte Sport da ausheckt oder nicht, kann ja zum Glück keiner kontrollieren, denn Kontrolleure und Profitteure des Anti-Dopingkampfes soll man gleich mitbeseitigen. So scheint mir Digel zu hoffen. Ferner soll der organisierte Sport selbstsüchtigen Blendern wie mir endlich das Handwerk legen.

    Das ist übrigens eine Forderung, die ich entschieden unterstützen möchte. Einerseits möchte ich selber kontrolliert werden. Meine Forschung ist teuer, sie kann wie jede Forschung missbraucht werden und sie mag auch gegenüber wichtigeren Bereichen des Anti-Dopingkampfes unverhältnismäßig gut gefördert werden. Andererseits werde auch ich mich immer gegen einen organisierten Sport nach dem Modell Digel – ich verbreite hocherotische Gedanken, moralisiere einen über den Durst und proste Maurice Green dem Ambassador der IAAF einen zu, aber achte peinlich darauf, selber keine konstruktive Arbeit im Anti-Dopingkamf zu leisten – wenden.

    Das verstehe ich als eine sehr ehrenvolle Aufgabe, während sich Herr Digel bitte weiter um das kümmern kann, was ihn interessiert und zu interessieren hat – nämlich die Einschaltquote für Leichtathletikveranstaltungen. Dafür wird er ja schließlich von der IAAF entlohnt, oder soll ich besser „überkompensiert“ sagen?

    Ich werde da sogar noch ein Stückchen weiter gehen. Selbstverständlich werden wir mit Methoden der modernen, quantitativ ausgerichteten Soziologie wissenschaftlich belegen, wie es um den vom Sport organisierten Anti-Dopingkampf bestellt ist. Herr Digel wird sich für solche niederen Tätigkeiten nicht seine feinen Funktionärsfingerchen schmutzig machen müssen und er kann weiter der eher theologisch, theoretischen Sportsoziologie fröhnen. Mit den Kollegen, die Herr Digel angesprochen hat, werden wir wichtige Lücken in der Dopinganalytik schließen, von denen wir befürchten, dass sie es eben momentan ganz besonders den Athleten der reichen westlichen Industrienationen – und nicht den Jamaikanern- ermöglichen auf sehr hohem Niveau in bestimmten sportlichen Disziplinen immer wieder extraterrestrische Leistungen bis ins hohe Alter zu erbringen. Auch hier wird sich Herr Digel nicht verausgaben müssen. Wir erwarten im Gegenteil weitere Moralappelle an alle Lebensformen, die sich nicht dem Digelschen Erfolgsmodell anzupassen vermögen, oder sich ethisch moralisch im Stande sehen dies zu tun.

    Um zum Schluß aber auf Herberts sehr gute Bemerkung zurückzukommen, kann ich nur sagen, dass sich Herr Digel schon immer zu fein war mit mir zu kommunizieren.

    Vor ein paar Jahren habe ich ihn z.B. gefragt, warum der DLV plötzlich die Deadline für die Qualifikation für ein Großereignis über eine Normerfüllung sehr kurzfristig noch verlängert hat, damit die Athleten ausgerechnet nur noch in Belgien bei einem Wettkampf die Normen erfüllen konnten, über den in Athleten Kreisen bekannt war, dass dort keine Dopingkontrollen stattfinden würden. Auf solche Fragen kennt ein Digel keine Antworten.

    Ich wiederum erkenne keine Sinnhaftigkeit darin sich mit Digel über den Anti-Dopingkampf zu unterhalten. Es sei denn man glaubt man sei ein noch viel gerissenerer Wolf im Schaafspelz der in Erfahrung bringen kann, wie man diesen Kampf sehr eloquent verhindert.

    Bei aller Eitelkeit: Das traue ich mir eben nicht zu.

  14. … wenn ich das so lese, Perikles, könnte ich fast wieder Lust bekommen, mich auch an der Doping-Front und nicht nur an der Korruptions-Front zu engagieren. Zäh, schlagfertig, spitz, deutlich und kampfesmutig – das gefällt mir sehr.

    Die Tagessätze der IAAF für Ehrenamtler werde ich gewiss auch mal thematisieren.

  15. Der Blog ist ja schon Engagement genug (die Infos aus dem BMI und die Begleitmaterialien waren mal wieder sehr hilfreich). Die Bekämpfung der Korruption geht dann doch dem Übel so richtig an die Wurzel (Strukturelle Veränderungen; Verhältnisprävention) mit fast zwangsläufig postiven Ausläufern für den Anti-Dopingkampf.
    Viel Erfolg!

  16. @Perikles

    Vorurteile sind schnell bestätigt, vor allem, wenn man nicht oder lediglich über die Medien miteinander spricht. Neue Vorbehalte heben dann noch das „Niveau“ des nicht selten nur vordergründigen Konflikts an.
    Das Interesse an einem sauberen Sport, wie die Wege nach Rom, ist (sind)unterschiedlich. Das Ziel könnte einen, aber die unterschiedlich gewählten Wege dahin können das verhindern und tun das auch. Der eine vertritt die Interessen des Verbandes, der andere die des Sportlers, ein weiterer die der Wissenschaft und des Labors, etc. pp. Der saubere Sport an sich hat es da eher schwer und wird bei den unausweichlichen Auseinandersetzungen leicht aus den Augen verloren.
    Jeder, egal ob Sportler, Funktionär, Trainer, Arzt, Sponsor, Journalist, Wissenschaftler oder Fan, jeder ist vergleichbaren soziologischen, psychologischen und nicht zuletzt wirtschaftliche Mechanismen oder gar Zwängen unterworfen. Zur Durchsetzung der unterschiedlichen Interessen, die im Ziel gar gleich sein können, wird dann mitunter und nicht selten zu auch ansonsten üblichen Methoden gegriffen. Nicht selten werden mit Absicht oder ohne Betroffene beleidigt, verleumdet oder gar geächtet. Kurzfristig gewinnt eine Seite die Oberhand, langfristig kann das dem sauberen, von möglichst vielen getragenen Sport nur schaden.
    Der Weg zur Wahrheit wird schnell versperrt, verbarrikadiert und dann ist der Punkt of „No return“ erreicht.
    Dass der Sport kurzfristige Lösungen braucht, ist obvious. Ohne WADA, NADA, Test und Penalty würde es nicht mehr gehen. Trotzdem meine ich, dass zweifelhafte, uneindeutige und offensichtlich komplizierte Fälle nicht übers Knie getroffen werden dürfen, nur um eine Entscheidung, meist ein Urteil zu haben. Was kurzfristig als Erfolg erscheint, kann sich langfristig als ein Disaster entpuppen.
    Die Wahl des biologischen Passes, obwohl wirtschaftlich sehr determiniert, ist ein aprobates Mittel zur Durchsetzung eines sauberen Sports. Dass mit seiner Einführung Kollateralschäden billigend in Kauf genommen wurden, ist jedoch nicht nur für die Betroffenen sehr ärgerlich. Eile mit Weile wäre angebrachter gewesen, mediale Zurückhaltung sowieso.
    Aber zurück zur Kommunikation der Protagonisten, zu denen sie ja zählen. Ich war früher der Auffassung, dass hohe Bildung und hohes Ansehen auch stets eine höhere Kultur des Umgangs und vor allem in der bilateralen Kommunikation nach sich ziehen. Aber das ist nicht ohne weiteres der Fall, sondern das Gegenteil passiert zu oft bei komplizierten, nicht sofort zu beantwortenden Fragen. So genannte Schlammschlachten, am „wirkungsvollsten“ in den Medien, persönliche Desavouierungen, Ignoranz von bemerkenswerten Lösungsvorschlägen, bis hin zur gegenseitigen Missachtung, sind nur Teil des angewandten Repertoires in derartigen Auseinandersetzungen geworden.
    Schade, sehr schade. Vielleicht sollten wir uns mal Gedanken um unsere Alltags- und Umgangskultur machen. Auf der Strecke bleibt nämlich nicht nur der scheinbare Kontrahent- das wäre viellicht noch zu verschmerzen ;-) – sondern auch der Lösungsvorschlag, der neue Test, die neue Methode, das (scheinbare) gemeinsame Ziel.
    Das Interview von Digl fand ich lesenswert und stimmte nachdenklich. Was ich allerdings nicht verstehe, war das anschließende „Schweigen im Wald“. Perikles, Sie sind bislang einer der wenigen, die sich klar – wenn auch zuweilen mit ironischem touch – geäußert haben. Vielleicht wollte Prof. Digl eine kontraverse Diskussion, hat aber trotz großer Lebens-, Sach – und Facherfahrung nicht berücksichtigt, dass zielgerichtete, lösungsorientierte Kommunikation und Diskussion – Ausnahmen bestätigen, wie oft in diesem blogg, die Regel – besonders im Antidopingkampf seltener geworden sind. Insofern kann man nur begrüßen, dass Sie sich geäußert haben. Vielleicht ein neuer Anfang ? Dieser blogg würde das bestimmt „vertragen“ können. Gute Erfahrungen wurden ja hier schon gemacht.

  17. @Herbert
    Hast du denn in den Aussagen von Digel wirklich eine konstruktive Kritik gelesen? Hältst du sie wirklich für den aufrichtigen Versuch, eine fruchtbare (Sach-)Debatte anzustoßen? Auf mich wirkte er eher wie jemand, der mit der Schrotflinte um sich geschossen hat, auf alles was nicht bei drei auf den Bäumen war. Manch einer mag es ja für ein Zeichen von Mut, Stärke, Rückgrat halten, wenn einer mit offenem Visier die Streitaxt schwingt und auf wirklich niemanden Rücksicht nimmt — aber kann das eine geeignete Strategie sein, wenn man wirklich am erreichen seines (propagierten) Ziels interessiert ist? Mir erscheint ein solches Vorgehen doch zumindest ungeschickt.

    Eine andere Frage wäre, ob es den sauberen Sport „an sich“ (von dem du schreibst), also quasi als Selbstzweck und unabhängig von den jeweiligen Interessen, überhaupt gibt, überhaupt geben kann. Besteht hier nicht eher die Gefahr, dass man sich vom unscharfen Sprachgebrauch aufs Glatteis ziehen lässt? Nur weil verschiedene Parteien vom selben Ziel sprechen, muss das jedenfalls noch lange nicht heißen, dass sie damit auch tatsächlich dasselbe oder auch nur ähnliches meinen. Und manch einer, der den sauberen Sport einfordert, dürfte wohl in Wahrheit ausschließlich an der weißen Weste interessiert sein, nur als Beispiel.

    Und was die Hoffnung auf eine bessere Alltags- und Umgangskultur angeht, bist du beim Homo sapiens wohl an die falsche Spezies geraten… aber Nacktmulle sollen ja beispielsweise unheimlich sozial sein. ;)

  18. @ Herbert,
    bezüglich des Arguments der Alltags- und Umgangskultur bin ich empfänglich.
    Allerding muss ich auch sagen, dass es Grenzen geben sollte, ab denen man nur noch vor der Wahl steht „besser zu schweigen“ (das war ja genau mein erster Reflex, der recht sicher „sinnvoller“ und auf jeden Fall korrekter gewesen wäre) oder sich dann doch recht massiv zu äußern, wenn man meint, dass Einiges im Argen liegt. Klammern wir besser ab hier persönliche Erfahrungen – die ja auch manchmal sehr prägend sein können – aus und kehren zum inhaltlichen Kern zurück. Im Grunde bringe ich ebenfalls viel Verständnis auf, für das was Digel sagt. Das war übrigens meistens so.
    Ihr Argument der vergleichbaren wirtschaftlichen, sozialen und psychologischen Zwänge finde ich allerdings ganz wichtig. Dem würde ich zustimmen. Allerdings gibt es dann diesen vergleichbaren Zwängen vor – und nachgeordnet 1. andere Strukturen (Sportverband, Bundestag, Universität) welche ein komplett unterschiedliches Niveau an Rechtfertigungsgrundlage, Verantwortlichkeit und Selbst- sowie Fremdkontrolle mit sich bringen und 2. ein kompett anderes Leistungsspektrum (Output) was die harten Kriterien angeht, die einem eine Bewertug desselben ermöglichen.

    Wichtig wäre es doch, dass man besonders, wenn man sich in einem Bereich bewegen muss, bei dem eine Objektivierbarkeit des Outputs sehr schwer sein dürfte, oder gar sein muss (dafür das das schwer ist, kann man bei bestimmten politischen Leistungen z.B. nichts), dass der Punkt 1 sich ganz hervorragend gestaltet. Oder man schafft es bzgl. Punkt 2, sich in einem Bereich zu bewegen, der eine Objektivierbarkeit zuläßt.
    Alles andere führt hoffentlich auch in Zukunft dann wieder zum „Schweigen im Walde“, ohne dass wir uns evtl. gemeinsame Lösungswege durch inandäquate Reaktionen aber auch Aktionen verbauen.

  19. @ Perikles

    Leider oder zum Glück waren/sind Protagonisten verschiedener Genre – beim Antidopingkampf sogar im doppelten, d.h. klassischen und modernen Sinne – stets auch mit einer gehörigen Portion Idealismus und Beharrungsvermögen ausgestattet. Ansonsten hätten weder Wissenschaft, noch Politik und auch der Sport die Dimensionen und das Ergebnis, wie sie auch immer definiert werden. Die Leute begeistern sich – mit allerdings fallender Tendenz – am spektakulären sportlichen Erfolg und fordern – Tendenz steigend – wissenschaftlich nachweisbare und moralisch untadelige Sauberkeit. Die Menscheit will immer länger leben und bietet mithilfe der Pharmaindustrie immer mehr Übelkeiten die Stirn. Gleichzeitig werden die Fehler der Medizin und die Nebenwirkungen neuer Medikamente beklagt. Einerseits ambivalentes Verhalten vom Feinsten, andererseits ist diese Erscheinung der Weg zum Ziel, jahrehundertelang nachweisbar. Die Evolution braucht den Widerspruch. Der Antidopingkampf, ein Reiskorn inmitten der unaufhörlichen Wirren der Zeit, macht da keine Ausnahme.

    Wenn wir die “ offene, harte Debatte(n) auch im Anti-Dopingkampf, grade auch unter vermeintlichen Anti-Dopingkämpfern … vermissen (Zitat Perikles), dann (müssen)/ werden wir sie auslösen.
    Dabei ist es

    besonders im Anti-Dopingkampf wichtig, die Fronten klar zu erkennen, auf dass man ganz besonders aufpasst, wer sich im Anti-Dopingkampf, warum und wie engagiert.

    (Zitat Digl)

    Schwierig ist zweifelsfrei, die Spreu vom Weizen zu trennen, oder wie Digl spitz sagt, Trittbrettfahrer und Blender auszumachen und zu labeln. Er nennt nicht wenige Namen und ordnet sie in seinem Algorithmus ein. Auf jeden Fall ist zu zweifeln, ob seine subjektive Zuordnung stimmt oder gar sein Algorithmus fehlerhaft ist. Wenn sich jemand profilieren will, ist das apriori nicht zu verurteilen, wenn es vor allem der Sache nutzt. Wenn er sich nur profilieren will, dann ist sein Scheitern – hoffentlich – nur eine Frage der Zeit.
    Letztlich hätten Schänzer, Thevis und Simon niemals von Digl so eingeordnet werden dürfen. Abneigung ggü. Labore, absichtliche Provokation oder tiefe Überzeugung ?

    Was man leider nicht selten feststellen kann, sind Eifersüchteleien, Aversionen, manchmal sogar Anfeindungen zwischen den am Antidopingkampf professionell Beteilgten oder den nur am daraus sich mitunter ergebenden Spektakel Interessierten. Und das ist nicht selten verbal dramatisch, von Sportlichkeit und Fairness bleibt selten eine Spur.

    Die unterschiedlichen Standorte im Antidopingkampf verlangen zwingend unterschiedlichen Skill und Alertness. Dass es dabei auch Antipoden geben muss, ist vorauszusetzen. Dass diese sich nicht immer freundschaftlich gesinnt sind, ist nicht zu verhindern. Dass sie sich aber gegenseitig neutralisieren und gar aus dem vielseitigen, manchmal scheinbar widersprüchlichen Lösungsprozess eleminieren wollen, kann man dann nur profan als du** bezeichnen.
    Ob ich den Großteil meiner Zeit in einer „Schwatzbude“ verbringe oder am Labortisch verbringe, macht sicherlich mehr als nur einen feinen Unterschied. Beides ist notwendig und kann sich ergänzen. Wer wichtiger und für den Prozeß der Lösung unabkömmlicher ist, das könnte ich ohne weiteres gar nicht beantworten.

    Jedenfalls hat ein neu entwickelter Test zum Nachweis von Gendoping nichts mit Eitelkeit zu tun und ist eigentlich eine Revolution aus dem Reagenzglas. Das kann doch jeder leicht erkennen ?

    Die berüchtigte Methode Argumentum ad hominem sollte zumindest in und bezüglich der Wissenschaft nicht die sachliche Debatte ersetzen wollen. (Das kann man dann schon ohne Gewissensbisse den dafür berüchtigten Foren überlassen.)
    Insofern verstehe ich die Ressentiments von Perikles, überhaupt ein Gespräch zu beginnen. Aber er könnte es sich auch leisten, darüber zu stehen.

    Allerdings gebe ich zu bedenken:
    Wenn die Elite nicht zu Potte kommt, was soll man dann vom ordinären Fan(atiker)und/oder Sportkonsumenten verlangen. Er wird stets alles, was er weiß und erfährt, in einem Topf oder besser Schmelztigel werfen und nur das herausfischen wollen, was zur Bewahrung seiner Parteilichkeit passt. Und da sind wir dann beim Antidopingkampf wieder am Anfang.

  20. @ cf

    Ich habe deine Bemerkung zum Anlass genommen und noch einmal das Interview gelesen. Deine Sicht auf die Dinge ist nicht unberechtigt.
    Übrigens, Sport „an sich“ gibt es natürlich nicht. Wir haben da eine gemeinsame Auffassung. ;-)

    Sicher wirft Digel Streubomben. Seine Absicht erschließt sich mir nicht ganz.

    Wenn ich seine Schlussfolgerungen lese, könnte das die konstruktive Absicht sein, die er verfolgt. Ob die Taktik angemessen und richtig ist, wird sich zeigen. Bisher gab es ja kaum eine Diskussion dazu. Perikles Simon ist wahrscheinlich der erste und bislang einzigste, der sich dazu geäußert hat. Von Prof. Schänzer hätte ich zu allererst eine Antwort erwartet. Thevis ist ja auch selten um einen Kommentar verlegen. Schlechte Erfahrungen oder kein Interesse an einer Debatte ?

    Eigentlich stellt Digel das gesamte Konstrukt in Frage. Und das nach ? Jahren in verantwortungsvoller Tätigkeit im Sport. Ich kann ihm da folgen. Immer öfters musste man das Versagen des Systems Antidoping erfahren. Da muss man nicht unbedingt ein Betroffener oder Involvierter sein, um das bestätigen zu können.

    Wer diese Beobachtungen wirklich auf einen Nenner bringen will, kommt zu der Erkenntnis, dass der Antidopingkampf im internationalen Hochleistungssport nahezu wirkungslos ist. Ein Neubeginn ist vonnöten. Sachlich, organisatorisch und personell müssen neue Strukturen geschaffen werden, will man das Fair-Play-Prinzip als Leitprinzip des Hochleistungssports erhalten. Alles muss dabei auf den Prüfstand gestellt werden: die Weltantidopingagentur Wada, die nationale Antidopingagentur Nada, der Sportgerichtshof Cas, die Regeln der internationalen Fachverbände, die Führungsstrukturen dieser Verbände, die Erziehungsprogramme, die Kontrollsysteme und all die übrigen Präventionsbemühungen, die sich bisher als wenig wirksam erwiesen haben. Auch von den Trittbrettfahrern, die den Antidopingkampf nur aus eigennützigen Motiven betreiben, ohne an wirklichem Erfolg interessiert zu sein, muss man sich verabschieden. Die Sportberichterstattung – und hier vor allem das Fernsehen – bedarf einer Selbstkontrolle, zu der auch nachvollziehbare Sanktionen gehören, und die soziale Verantwortung der Wirtschaft müsste für den Sport völlig neu definiert werden.

    Harte Worte und er läßt niemanden aus. WADA und CAS, wie wahr.

    Sein Vorschlag für einen Neuanfang sollte jedoch nicht einschließen, das bislang erworbene Instrumetarium über Bord zu werfen. Wenn er damit lediglich meint, was Perikles daraus liest, nämlich „dass der Anti-Dopingkampf wieder zurück in den Mutterschoß des organisierten Sports geführt wird“, dann wäre der Sprung zu kurz. Vielleicht sollte man auch nachfragen, u.a. um welche Fehler es sich handelt und wer deren Repräsentanten sind.

    Für einen Neuanfang ist es nie zu spät. Voraussetzung ist es aber, dass die Fehler eingesehen werden und man sich von jenen trennt, die zu dieser Einsicht nicht in der Lage sind. Gefordert sind deshalb die Entscheidungsgremien des Sports. Jene Gremien, in denen Repräsentanten des Sports über die Geschicke des Sports verfügen.

  21. Sorry Herbert, aber im Ernst: „gefordert sind die Entscheidungsgremien des Sports“? Wer aus dem eigenen Rundumschlag – der die Resultate des jahrzehntelangen Wirkens der „Entscheidungsgremien des Sports“ meint – einen solchen Schluss zieht, der entlarvt sich doch nun wirklich selbst. Fehlt nur noch, dass da gestanden hätte: „und ihre Berater“ aus diversen Marketingagenturen oder auch: „aus den Kreisen der retired sports seniors“.

    Eine derart pauschale „Kritik“ mit einem solchen Schluss ist vollkommen überflüssig – selbst wenn sie nicht von einem Januskopf wie Digel käme. Soll er in seinem Verband, der IAAF, anfangen. Eine saubere Kritik, und bitte konkret. Davon hätte man dann sogar etwas. Pars pro toto – für die „Entscheidungsgremien des Sports“.

  22. @ xy

    Wo wir wieder da wären, wo wir immer sind und wahrscheinlich auch sein wollen.
    Auch der Antidopingkampf unterliegt der Veränderung. Wenn nicht ausreichend durch seine Protagonisten befördert, dann vllt. auch durch einem unerwarteten Gau. Ach ja, wir hatten ja schon einen. Der nächste kommt im Sommer, wenn er nicht schon vorher sanft entschärft wird. Also lasst uns nicht reden, sondern warten. ;-)

  23. Die Verantwortung für Dopingkontrollen gehört nicht in die Hände korrupter Funktionäre in internationalen Verbänden. Ein flächendeckendes Kontrollsystem in Deutschland oder weltweit ist eine Illusion. Der Sport braucht weniger, dafür aber intelligente Kontrollen, die man sich von der NADA bisher vergeblich wünscht.

    @perikles
    Bei allem Respekt, aber der Versuch Sport-Sponsoren für die Finanzierung der Entwicklung von Gen-Doping Kontrollverfahren zu gewinnen, erscheint mir reichlich naiv. Auch Ihre Kontrollmethode wird Doping weder verhindern noch die von Ihnen angeführten jugendlichen Doper davon abhalten. Doping wird nur dann zurückgedrängt, wenn jedem Athleten klar ist, dass Trainer, Funktionäre und alle anderen, die am Spitzensport beteiligt sind Doping mit allen Konsequenzen ablehnen. Alles andere ist „Schaufenster“. Das hilft Ihnen beim Finden eines Finanziers nicht, ist aber insgesamt gesehen wirksamer….

  24. Pingback: Sportwoche 11/11: Bin Hammam, Simon gegen Digel | Daniel Drepper

  25. Robert Kempe für den Deutschlandfunk: Wie viel ist Deutschland der Kampf gegen Doping wert? – Der Bund will die Anschubfinanzierungen für Nationale Anti-Doping-Agentur nicht verlängern

    Bisher wurde öffentlich immer nur über eine wegfallende Million diskutiert. Doch nach derzeitigem Stand sollen nach Aussage des BMI beide Anschubfinanzierungen – zwei Millionen jährlich – gestrichen werden.

    Viola von Cramon im Deutschlandfunk-Interview mit Astrid Rawohl: mp3-Datei:

    Viola von Cramon, Obfrau von Bündnis 90 / Grüne im Sportausschuss
    Sendezeit: 12.06.2011 19:29
    Autor: Rawohl, Astrid
    Programm: Deutschlandfunk
    Sendung: Sport
    Länge: 09:00 Minuten

  26. SPD: Sport kein Thema für den Innenminister

    Bei den Maßnahmen zur Bekämpfung und Vorbeugung gegen Doping schreibt die Bundesregierung die Haushaltszahlen seit 2009 einfach fort. Der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) droht mit diesem Haushaltsentwurf schon im kommenden Jahr eine unverantwortliche Kürzung um eine Million Euro.

  27. Grit Hartmann für den DLF: Feindseliges „gobbledygook“ – Kontroverse um die WADA-Finanzierung eskaliert

    Deutschland bezahlt im Moment keinen Cent mehr als 2002.
    […]
    Vorwürfen der Bundesregierung, die Wada habe nicht begründet, wofür sie mehr Geld brauche, sie sei nicht transparent, widerspricht Howman scharf. Zwei Prozent Plus würden lediglich die Inflation abfangen.
    […]
    „Wenn wir diese Hochniveau-Doper erwischen wollen, müssen wir dafür Geld ausgeben. Wenn wir darauf nicht vorbereitet sind – warum geben wir dann all das Geld aus, um die dummen Doper zu erwischen? Wir überführen die Dummen und sind glücklich, dass die Cleveren davonkommen.“

  28. Howman meint, ganz offensichtlich sei der Stellenwert des Antidopingkampfes gesunken.

    Vllt. sollte er mal überdacht werden. Vllt. zu viel Routine und zu wenig Scrutinising.
    Nicht damit warten, wie Richard Pound sagt, bis die Krise da ist. Vllt. ist sie schon lange da.

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