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Das Olympische Bildungsmagazin

Россия 2018: готова вдохновлять

Vielleicht war ich dieser Tage nur am falschen Ort und muss deshalb immer noch sagen, was ich seit einigen Monaten behaupte: Russland ist und bleibt der Favorit auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2018, wenn Sepp Blatters ehrenwerte Tafelrunde am 2. Dezember entscheidet. Wie heißt es so schön auf Neurussisch in der Bewerbungsbroschüre: Ready to inspire (готовa вдохновлять).

Alles ist gerichtet, wie damals, im Juli 2007 in Guatemala, als Wladimir Putin mit seinen Oligarchen mal eben die Olympischen Winterspiele 2014 für Sotschi akquirierte. Diesmal will er die WM, und wieder geht es um viele Milliarden, die seine Kumpane umsetzen können. Etliche Ganoven aus dem Fußball-Business werden auch genug abbekommen, keine Sorge.

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Kürzlich saß ich beim IOC-Termin mit jemandem an einer Bar in Acapulco, der mal eben auf sein Zimmer verschwinden musste, um für die Russen ein Papier zu schreiben, wie sie Rassismus auf ihren Fußballplätzen zu bekämpfen gedenken. Ein anderer witzelte: Kopier doch einfach den Kram von der FIFA-Webseite, das merkt keiner. Vorgestern hat mir nun ein Tycoon mit wundervollem russischen Galgenhumor Stories darüber erzählt, wie er in Sotschi ein Millionenprojekt gestemmt hat, direkt zwischen den herrschaftlichen Anwesen von Putin und Oleg Deripaska, ohne die Hoheiten und deren Entourage mit zuviel Baulärm und Dreck zu vergraulen, was sich einigermaßen halsbrecherisch-kurios gestaltete. Diese und andere Geschichten gebe ich gewiss später mal weiter.

Für mich persönlich ist Russland auch deshalb die spannendste Destination für das 2018er Turnier, überhaupt keine Frage.

Aber man soll nie nie sagen. Vielleicht liege ich völlig falsch, denn letztlich ist es ja so: Ich habe zuletzt während der WM in Südafrika ein wenig WM-Bewerberatmosphäre geschnüffelt. Seither ist viel passiert, weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit, wer kann schon sagen, ob nicht doch andere Strömungen wirken. Es ist immer wichtig, in den letzten Wochen vor Ort den Puls zu fühlen, sonst kann man sehr schnell die Übersicht verlieren. Als letzter großer Termin steht ab Samstag die Soccerex in Rico Teixeiras Wohnzimmer an, in Rio de Janeiro. Danach bewegt sich der Tross so langsam aber sicher wieder in die Schweiz.

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Alimsan Tochtachunow, den ich die Tage leider nicht treffen konnte, wird sich gewiss auch freuen über neue Verdienstmöglichkeiten nach dem 2. Dezember.

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Hier muss noch der so genannte Evaluierungsbericht der FIFA für die WM-Bewerber 2018 und 2022 nachgetragen werden, im Original auf www.fifa.com und etwas lesefreundlicher (es empfiehlt sich die Fullscreen-Ansicht):

Nachtrag, 21.50 Uhr: Die FIFA hat nun auch einzelne Evaluierungsberichte zur Verfügung gestellt.

 

10 Gedanken zu „Россия 2018: готова вдохновлять“

  1. Falls Ralf das noch nirgendwo verlinkt hat:

    Doping im Fußball: Interview (auf französisch) mit Jean-Pierre de Mondenard.

    -> Dopage dans le football. La loi du silence. (Jean-Claude Gawsewitch, 380 p., 19,90 euros).

  2. Mich irritiert irgendwie eine wenig, daß sich Südkorea und Japan bewerben. Quatar ist ja auch eher ein Witz – aber womöglich nicht ganz chancenlos. Und solange sie München nicht die Winterspiele wegnehmen …

  3. Man kann es ihnen halt nicht verbieten. Die WM 2018 geht nach Europa, die 2022 vielleicht in die USA oder nach Australien – danach steht China auf der Tagesordnung. Dann wäre für Japan oder Korea erst wieder frühestens 2034 eine Möglichkeit. Warum so lange warten?

    Eine Chance haben beide nicht, das ist klar.

  4. Ich bin überrascht, dass Australien in den Executive Summaries ziemlich gut wegkommt. Auch sehr bezeichnend, dass der einziger Punkt, der von allen Bids den Anforderungen entsprechend präsentiert wurde, das Einreichen von Konzepten für „social and human development and environmental protection iniatives“. Die Konzepte für Transport, Sicherheit und Unterbringung mögen bei manchen Bewerbern fragwürdig sein, aber die heile FIFA(TM)-Welt ist sozial und grün!

  5. Es klingt so, als seien die Planungen der Australier schon ziemlich komplett und gut fortgeschritten während Japan (die ich unter den asiatischen Bewerbern vorn erwartet hätte) doch noch einige Lücken (begrenztes Angebot an Trainingszentren) und Unzulänglichkeiten (Budget ohne weitere Hintergrundinformationen, politische Garantien) aufzuweisen hat.

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