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Das Olympische Bildungsmagazin

Die miserable Erfolgsquote der Dopinganalytik – und die Erfolgsmeldung von BMI, NADA und BVA

Im Sportausschuss des Bundestages – dort also, wo echte Debatten kaum geführt werden und Kontrolle äußerst selten ausgeübt wird – geht es zur Stunde u.a. um einige Dopingthemen.

Nachdem sich die Parlamentarier und Sport-Lobbyisten, Volksvertreter mag ich wirklich nicht sagen, monatelang erfolgreich um einen Besuch in der olympischen Krisenregion München/Garmisch-Partenkirchen gedrückt und das Thema – jedenfalls nicht unter Einbeziehung der Olympia-Opposition – nie wirklich auf die Tagesordnung gerückt hatten, geruhten sie am vergangenen Sonntag/Montag in Bayern zu weilen. Jetzt, da die politischen Entscheidungen längst gefällt sind – eine Alibi-Veranstaltung, die zurecht medial unterging.

Heute in Berlin also u.a. diese Themen:

  • TOP 4: Neuere Entwicklungen bei Dopingnachweisverfahren / Verfahren bei Probenentnahme
  • TOP 5: Anti-Dopingbericht 2009
  • TOP 6: Sachstandsbericht zur zuwendungsrechtlichen Prüfung des BDR durch das BMI

Zu TOP 4 äußern sich der Mainzer Wissenschaftler Perikles Simon sowie die Chefs der Dopingkontrolllabore Köln, Wilhelm Schänzer, und Kreischa, Detlef Thieme. Die Argumentationen hier im Original, wobei wieder einmal Simon mit einer knallharten Analyse herausragt. Er argumentiert zum Beispiel:

  • … dass es nicht sinnvoll ist, so wie gegenwärtig weniger als 2% der im Dopingkampf eingesetzten Gelder für die Weiterentwicklung der Analytik auszugeben. Reines Steroiddoping, welches wir sehr gut nachweisen können, gab es vor 30-40 Jahren. Molekulares Doping und Doping mit Peptidhormonen ist heutzutage relevant. Hierfür haben wir noch keine suffizienten Nachweise. Die Anti-Dopinglaboratorien, die es weltweit gibt, alleine mit der Entwicklung der ganzen neuen, dringend notwendigen Nachweisverfahren zu beauftragen oder diese Entwicklung implizit „für umsonst“ zu erwarten, ist gescheitert. Es sind dringend in Zukunft Synergie Effekte mit der modernen Pharmakologischen, Molekularbiologischen und Genetischen Forschung und der entsprechenden Molekularen Diagnostik zu suchen, die an den Universitäten und in der Industrie hervorragend infrastrukturell in Deutschland entwickelt und ausgebaut sind. Oftmals ist Forschern gar nicht klar, dass man das, an was sie arbeiten, auch im Anti-Dopingkampf nutzen könnte.
  • … wird Forschungsgeld für die Entwicklung der Analytik geeignet – also z.B. durch eine korrekte Begutachtung über die DFG, oder international renommierte Gutachter, wie bei der WADA- bereitgestellt, dann kann man auch hoffen, dass neue, effektivere Verfahren entwickelt werden.
  • … im Hinblick auf die momentan miserable Erfolgsquote der Analytik wäre es sehr sinnvoll zu sehen, wie man die Ausgaben im Bereich der konventionellen Analytik deutlich senkt (30-40%), um die frei werdenden Mittel u.a. verstärkt für die Entwicklung einer deutlich suffizienteren Analytik sowie für andere Präventions- und Interventionsmaßnahmen zu verwenden. Alleine wenn man die Punkte (…) effektiv angeht, dürften diese 30- 40% auch in Deutschland eingespart werden können, ohne dass ein deutscher Athlet sich hierdurch „schlechter kontrolliert“ fühlt.
  • … Die großen Sportverbände tragen die „ finanzielle Hauptlast“ für die momentanen Kosten im Anti-Doping Kampf. Es müssten Strategien und Konzepte entwickelt werden, die großen Verbände zu motivieren bei den Punkten (…) mitzuarbeiten. Hierfür wäre es m.E. notwendig wissenschaftlich zu belegen, dass ein auf Dauer nicht effektiv genug geführter, oder eben auch ein unglaubwürdiger und schlecht konzipierter Anti-Dopingkampf zu finanziellen Schäden für die Verbände führt. Sollte dies nicht belegbar sein, oder auch gar nicht den Tatsachen entsprechen, so halte ich persönlich einen befriedigenden Anti-Dopingkampf im Spitzensport anhand von Dopinganalytik, leider auf dem derzeitigen Wissensstand nicht in absehbarer Zeit für realisierbar. Wir müssten hierfür noch mindestens 10 bis 50-mal effektiver werden, ohne Innovationen entwickeln zu können. Das ist nicht realistisch. Ich würde dann empfehlen verwendete Steuergelder im Anti-Dopingkampf auf die Dopingprävention, den Anti-Dopingkampf im Nachwuchsbereich und im Breitensport zu fokussieren und Doping im Spitzensport im wesentlichen über entsprechende Anti-Dopinggesetzgebung und scharfe Verfolgung mittels Durchsuchungen im Allgemeinen (emails, Häuser, Überwachung und Kontrolle von Finanztransaktionen) zu begegnen.
  • … ein auf nicht-analytischem Weg überführter Doper kostet zur Zeit nach nicht offiziellen Schätzungen nur etwa 30-50 Tausend US$. Diese Gelder sind somit im Moment schon 10mal effektiver eingesetzt, als Gelder für die Dopinganalytik. Sollten deutsche Juristen bezüglich dieser Vorgehensweisen Probleme sehen, so ist dies m.E. nicht praxisrelevant, da es im globalisierten Spitzensport reichen dürfte, wenn in ein paar Schlüsselländern diesbezüglich Umsetzungen erfolgen.

Die Unterschiede in den Notizen der drei Experten sind teilweise gravierend.

Die Ausschuss-Vorlage von Perikles Simon:

Die Ausschuss-Vorlage von Detlef Thieme:

Die Ausschuss-Vorlage von Wilhelm Schänzer:

Zum TOP 5 „Antidopingbericht 2009“ verweise ich auf meinen Beitrag im Deutschlandfunk …

:

… und auf diese überarbeitete Variante „Nur ein schwarzes Schäfchen“:

Über die so genannten Antidopingberichte der deutschen Spitzensportverbände gab es in den vergangenen Jahren scharfe Debatten. Für 2009 stellt die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) den Verbänden nun ein geradezu zauberhaftes Zeugnis aus. Daraufhin wird der Bund, der den Spitzensport mit insgesamt rund einer Viertelmilliarde Euro alimentiert, nur von einem Verband Fördermittel zurückfordern: vom nichtolympischen American Football Verband Deutschland (AFVD). Der Verband hatte seine aktuelle Antidopingordnung erst am 31. Oktober 2009 rückwirkend zum 1. Januar 2009 beschlossen. „Das wird als unzulässig angesehen”, heißt es in einem Schreiben des Bundesverwaltungsamtes (BVA), das die Rechtmäßigkeit der Bundesförderung überprüft hat. Deshalb soll der AFVD 700 Euro zahlen. In Auswertung der Antidopingberichte 2008 hatte der Bund im Frühjahr von 19 Verbänden rund 230.000 Euro Rückzahlungen verlangt.

Zur Genese dieser Dopingberichte: Bis 2007 hatte der Bund nie untersucht, ob die in den Bewilligungsbescheiden für Steuermittel erhobenen Forderungen in der Dopingbekämpfung umgesetzt wurden. Seit 2008 müssen die Spitzenverbände jeweils bis 31. März Selbstauskünfte zum abgelaufenen Jahr einreichen. Die NADA fasst die behaupteten Angaben zusammen, vergleicht ansatzweise mit ihren Unterlagen und gibt Empfehlungen an den Zuwendungsgeber Bundesinnenministerium (BMI). Das BMI lässt die Sachverhalte vom BVA prüfen. Eine Tiefenprüfung aller Verbände gab es nie – es finden nur stichprobenartige Checks statt.

Im Antidopingbericht 2007 ging es auch um Versäumnisse des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). Am Ende wurde der BDR sogar von der NADA gedeckt, und im Sportausschuss des Bundestages stimmten außer den Bündnisgrünen alle Fraktionen gegen einen Strafzoll und einen Fördermittelstopp. Derlei Maßnahmen gab es seinerzeit gegen den Deutschen Eishockey-Bund.

Unter dem neuen Innenminister Thomas de Maizière (CDU) ging der Bund nach den Antidopingberichten 2008 etwas energischer zur Sache: 19 von 60 Spitzenverbänden wurden Verstöße unterstellt und Rückforderungen zwischen ein und sechzehn Prozent der Fördermittel erhoben. Die Berichte sind allerdings nicht öffentlich. Wie etwaige Verfahren vor dem Verwaltungsgericht ausgegangen sind, bleibt unklar. Das BMI hatte das Thema Anfang 2010 verschleppt, um während der Olympischen Winterspiele in Vancouver keinen Schatten auf die Medaillen der Rodler, Bobfahrer und Eisschnellläufer fallen zu lassen – all diese Verbände wurden belangt.

Aktuell werden die Antidopingberichte 2009 verhandelt. Gemäß Bericht des BVA, haben sich nur sechs Verbände einer „vertieften Prüfung” unterziehen müssen: Turnen, Volleyball, Schwimmen, Triathlon, Gewichtheben und Karate; aber nicht die Skandalnudeln Radsport, Eisschnelllaufen oder Reiten. Das BVA entlastet elf Verbände, davon sechs olympische, ohne Beanstandungen – etwa Kanu, Handball sowie den Bob- und Schlittensportverband. 37 Verbände, davon 19 olympische, wurden „mit Hinweisen“ entlastet, wie es heißt: Dabei ging es um die Implementierung des NADA-Codes ins Verbandsregelwerk und um die Frage von Schiedsgerichten. Zu diesen Verbänden zählen Eishockey und Eisschnelllaufen.

Neun weitere Fachverbände, darunter fünf olympische, gingen in ein Anhörungsverfahren – auch Boxer, Eiskunstläufer, Gewichtheber, Judoka und der Skandalverband BDR, dessen belasteter Sportdirektor Burckhard Bremer am Mittwoch Thema im Bundestags-Sportausschuss ist. Im Amtsdeutsch heißt der Tagesordnungspunkt: „Sachstandsbericht zur zuwendungsrechtlichen Prüfung des BDR durch das BMI”. Es geht auch um rund 800.000 Euro Bundesmittel, mit denen Bremers Gehalt in den vergangenen Jahren gezahlt worden ist.

Von diesen neun Verbänden werden nur die American Footballer belangt, mit 700 Euro. 700 Euro von 229 Millionen Euro Gesamt-Bundesförderung im Jahr 2009. Leisten deutsche Verbände also Vorbildliches an der Doping-Front? Eine solche Interpretation wäre kühn und deckt sich nicht mit den Erfahrungen von Dopingaufklärern. Nachprüfbar sind die Vorgänge ohnehin nicht, denn die Unterlagen werden der Öffentlichkeit vorenthalten.

Zu TOP 6 (BDR, Burckhard Bremer) vielleicht später mehr.

Ich denke, zunächst sollte die Aufmerksamkeit Perikles Simon gehören. Siehe auch:


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52 Gedanken zu „Die miserable Erfolgsquote der Dopinganalytik – und die Erfolgsmeldung von BMI, NADA und BVA“

  1. War abzusehen, worauf BMI und DOSB abzielen – der Sportinformationsdienst berichtet aus dem Sportausschuss:

    „Erfreulich ist, dass Beanstandungen aus den Jahren 2007 und 2008 nicht mehr auftraten. Das zeigt, dass es einen Lerneffekt gegeben hat“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär Christoph Bergner aus dem für den Sport zuständigen Bundesinnenministerium.

    Auch beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zeigte man sich mit dem Ergebnis zufrieden. „Der deutsche Sport hat eindrucksvoll dokumentiert, dass ihnen der Anti-Doping-Kampf ein wichtiges Anliegen ist“, sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper.

    Ein Freund schrieb mir heute dazu:

    War doch klar, dass beim Antidopingbericht 2009 nichts mehr rauskommen würde: Bindung der Verwaltung an vorherige Prüfungsmaßstäbe usw.

  2. Danke für die Dokumente. Ich will mir nicht anmaßen, dazu Bewertungen abzugeben. Jedenfalls informativ und spannend.
    Ja, Prof. Simon ist schon mehrere Male „aufgefallen“. Sein wissenschaftlicher Stil imponiert. Prof. Schänzer weist auf zwei Dinge hin, die im gerade aktuellen Dopinggeschehen besondere Relavanz haben:

    * Weichmachernachweise (DEHP) im Urin können zurzeit nur ergänzend beim Nachweis von Doping herangezogen werden. Das ist besonders für den aktuellen Contador-Fall von Bedeutung.

    * Zur Bewertung verschiedener hämatologischer Blutparameter arbeitet zurzeit Sotas et al. ( wer auch immer das ist – Sottas, der ISU -Gutachter im Fall Pechstein ?) an einem statistischen Modellfall (Abnormal Blood Profil Score). Die anhand dieser Statistik berechneteten individuellen Grenzwerte können dann bei Blutproben die statistisch gesicherten Abweichungen auch indirekt, jedoch fundierter, ggf. als Dopingverstöße bewerten.

    Ist das nicht ein Fall für Klaas Faber ?

  3. Indeed, Sottas was an expert for the ISU.

    September 29, 2010, he stated the following on this site:

    „it is not possible to analyse the blood data of Mrs Pechstein with the model I developed, simply because the collection, transport and analysis of the blood samples did not follow the corresponding WADA protocols.“

    However, in an e-mail to Mrs. Pechstein’s lawyer (January 7, 2010), he wrote:

    „For your information, the Adaptive Model (and also its „little brother“ the 3rd generation approach) returned several atypical results (for both RET% and OFF-score), abnormal at a level high enough that these outliers cannot reasonably be explained by multiple testing.“

    I have repeatedly asked for the results because my calculations lead to a different conclusion: Mrs. Pechstein should have passed with her passport.

  4. @ Klass Faber

    Unfortunately, I can´t follow with my limited human mind how the responsibility of scientists can then allow conclusions with such dimensions. Following this information available at least a further explaination would be of value by Prof. sottas. Or missed I simply something ?

  5. Herbert,

    December last year, I stated in the Dutch press that some of these people should hand in their titles (just like athletes when caught doping). A few days later, I was described as a conspiracy thinker. A little while later, the Dutch doping authorities claimed that a certainty of 99.99% was pursued in the Pechstein case – without any underpinning.

    I am still waiting for a decent explanation. Instead, they all appear to be washing their hands in innocence.

    Of course, the same people continue to provide expert testimony in new cases. Different organizations, different ruling. You ask, we deliver.

  6. @ faber

    what do you think about the „old“ Sottas-models you already know? Are they good calculations combined with accurate logical conclusions?
    Obviously your model uses a different approach, hence different results. To me it sounds as if except the Pechstein case there were not much difference between your and Sottas results, doesn’t it?

    @ topic: Nicht nur die Arbeitslosigkeit ist gesunken, die Regierung hat auch das Doping viel wirksamer bekämpft, seht Ihr das denn nicht?! Was meckern die Experten: Es gibt doch neue Verfahren (wie auch immer entwickelt)…

  7. Berolin,

    Assessing ‚abnormality‘ is essentially outlier detection, a basic application area in statistics. Anyone can do it. N.B. There’s only a single parameter one really considered in this case and only a handful of measurements.

    It gets more complicated when analyzing Mrs. Pechstein’s data while accounting for interrelationships between parameters (i.e. multivariate instead of univariate). That would have been correct (instead selection bias took place), but let’s forget about that for the moment.

    Sottas overlooks a number of statistical issues, e.g. the multiple re-use of the model. Accounting for that complication requires wider ’normal‘ ranges than calculated with his software. I am still waiting for a response to the following article:

    N.M. Faber and B.G.M. Vandeginste
    Flawed science ‘legalized’ in the fight against doping: the example of the biological passport
    Accreditation and Quality Assurance, 15 (2010) 373-374.

    And, no, ‚abnormality‘ does not automatically lead to valid conclusions about ‚guilt‘. One needs to account for the context, most notably the prevalence of doping. A ‚positive‘ test for HIV in a monastery is more likely to be a ‚false‘ positive than the identical result in a high-risk area. One also needs a reliable estimate of test sensitivity. N.B. No reliable numbers for these two fundamental characteristics have been given in the Pechstein case, as far as I can remember.

    Most importantly, however, I tried to reproduce what Sottas might have done as early as February, 2009, and Mrs. Pechstein just passes with her data.

    Just correcting a single of many, many flaws would have made a decisive difference. That’s the ‚irony‘ of it all. It is so sub-level that my criticism looses credibility.

  8. Berolin,
    wenn ich alles richtig verstanden habe;-) dann gibt es lt.science director Rabin von der WADA den Longitudinal Pass der ISU und den Athlete Pass der WADA.
    ( verschiedene science and rules) ;-)
    Da die ISU statistisch mit dem Hamar Wert von Frau Pechstein nichts anfangen konnte, fragten sie den Sottas. Der stellte abnormale Werte fest und konstatierte anschließend, nach WADA Athlete Pass Betrachtung ist die Wahrscheinlichkeit einer Anomalie größer als Doping(es fehlte der Doping Experte der WADA,der das plausible Anwendungsscenario bewies)

    Die ISU verfuhr nach Longitudinal Pass weiter.
    Nach dem CAS Beschluß sprach Sottas noch vom Trugschluß des Anklägers , aber die Werte der Frau Pechstein könne er nicht in sein Programm eingeben, weil sie WADA Standards nicht entspräche. Er habe ja nur die Abnormalität der Werte feststellen sollen.

    Nun weiß ich immer noch nicht, wie er die Abnormalität feststellte.
    Klaas Faber sagte sinngemäß, wenn er die Berechnungen den führenden Statistikern der Welt vorlegen würde, fielen sie vor Lachen um.
    Hätte ein Statistiker gerechnet, gäbe es gar kein Verfahren.

    Bleibt nur anzumerken, dass das TAS für Frau Pechstein einen individuellen Reti Grenzwert von 2,8x(ich schau nicht nochmal nach) berechnete und sie verurteilte. Wenn die ISU logisch weiterdenkt, müßten sie ihren sauberen anonymen Skater gleich mit sperren, weil dessen Werte im gleichen Rahmen schwankten wie die der Frau Pechstein.

  9. @walter
    man könnte den fall freilich auch etwas anders darstellen:

    die isu misst bei pechstein zunächst einen stark erhöhten wert (woraufhin pechstein zunächst, nunja, „diskret suspendiert“ wird), kurz darauf dann einen viel geringeren. daraufhin expertet sottas, dass die schwankung nicht „normal“ sei, hält eine natürliche erklärung aber explizit für möglich.

    nun sagt die isu: die natürliche erklärung kann aber nur von pechstein selber kommen. also wird pechstein aufgefordert, sich einer entsprechenden untersuchung zu unterziehen (denn wer auf „natürliche ursache“ plädiert, muss uns — der isu — das qua ärztlichem attest beweisen, sonst könnte sich ja jeder selbst seine persönliche ausnahmegenehmigung schreiben, und wo kämen wir denn da hin?!). nun weigert sich pechstein aber über monate, die geforderte abklärung durchführen zu lassen — also sagt die isu: dann können wir keine ausnahme machen, also müssen wir eine nicht-natürliche ursache annehmen, also dopingverfahren.

    das nur, um hier auch noch einmal die (vermutliche) isu-logik zu protokoll zu geben.

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  11. @ Rick: Ich war nicht im Ausschuss, diese Berichte sind mir vorher zugeflogen. Zu TOP 6 sollte es eigentlich die eine oder andere Meldung geben, vielleicht in der FAZ von Michael Reinsch?

    Soweit es mir in Kürze erzählt wurde: Relativ betretenes Schweigen bei all jenen Sport-Lobbyisten im Ausschuss, die in der heißen BDR-Debatte im Herbst 2008 den Grünen Winfried Hermann und dessen Forderung nieder-krakeelt haben. Relativ zurückhaltender BDR-General Wolf. Relativ zurückhaltendes BMI – es geht um viel Geld. Vertagung auf Januar. Könnte sein, dass diesmal etwas passiert.

  12. Uihh danke für die schnelle Antwort-sehr interessant. Die Sache Bremer wäre noch von Interesse. Leider habe ich nirgends etwas zu diesem Thema gefunden. Sie waren meine Hoffnung :)

  13. Der Anti-Doping-Bericht 2007 hatte 140 Seiten. Der Anti-Doping-Bericht 2008 hatte 26 Seiten. Der Anti-Doping-Bericht 2009 hat 10 Seiten.
    Ich glaube also nicht, dass die Abgeordneten sich bis zum Ende dieser Legislaturperiode neue Archivordner bestellen müssen.

  14. Ergänzungen zu TOP 6:

    Eingangsstatement Hermann, der noch einmal die Prozesserfahrung mit Bremer skizzierte („Wir wissen seit vielen Jahren, dass Herr Bremer die Kritiker mit Klagen zum Verstummen gebracht hat“), BDR-Wolf kritisierte („Sie haben die Vorwürfe gekannt und die Fälle, und trotzdem ist er weiterhin beschäftigt worden“) und dem BMI Tatenlosigkeit vorwarf („Es handelt sich nicht um eine Kleinigkeit, Herr Bremer verdient ja nicht schlecht“).

    Wolf, wie der Hausherr richtig gehört hat, recht defensiv und mit wenig Verve, verwies auf komplizierte Lage und ein in der Erstellung befindliches Rechtsgutachten, das erst Mitte Dezember vorliegen soll – und das er Hermann („Mal sehen, wie unabhängig das wirklich ist“) zur Begutachtung durch einen eigenen Juristen anbot.

    BMI-Bergner wie meistens schwammig.

    Vertagung. Das war’s, zumal die Frau Vorsitzende zügig zum Ende zu kommen gedachte – es war recht spät geworden wegen TOP 4 und 5.

  15. Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (60): Bundes-Spitzensportförderung, Sportsoldaten, Staatssport, Doping/Bremer/BDR : jens weinreich

  16. Peter Samstag (CSB-Fraktionsvorsitzender im Garmisch-P. Gemeinderat): Offener Brief an die Bundestagsabgeordnete Frau Freitag

    Ich hatte eigentlich erwartet, dass der Sportausschuss des Bundestages […] nach Garmisch-Partenkirchen kommt, um die Olympiabewerbung Deutschlands zu unterstützen. Nach der Sitzung des Sportausschusses und auch nach der von Ihnen geleiteten Pressekonferenz bin ich davon allerdings nicht mehr überzeugt und glaube auch, dass Ihr Besuch hier nicht der Olympiabewerbung genutzt hat.

  17. Just a thought: why not submit athletes to a lie detector?

    http://www.isteroids.com/blog/lie-detector-tests-to-catch-dopers/

    Natural bodybuilding organizations like the World Natural Bodybuilding Federation and the Natural Physique Association boast that their form of bodybuilding is better than any bodybuilding type because it is drug free, and therefore promotes healthier lifestyle.

    And their way of ensuring their competitors are all natural and not some chemically-enhanced athletes? Polygraph testing.

    With hundreds of millions spent annually, it is hard to believe that, for example, an effective truth serum would not have been found by now.

  18. @Klaas Faber

    Imagine. Our world gets better, when athlets by all means are forced to tell nothing but the truth. I would be in favour, if functionaries, lawyers, coaches, sport journalists, members of juries, experts, expert witnesses, physisians ,… are treated with the same tools in the name of justice. If it´s not sufficient, one could even consider the introduction of torture. ;) ;) ;)

  19. Es gibt keinen effektiven Kampf gegen Doping. Es kann ihn gar nicht geben und das liegt daran, dass die angewandten Dopingmittel in ganz kurzer Zeit wieder aus dem Körper sind und damit nicht nachweisbar. Die Kontrolldichte wird trotz intelligenterer Auswahl der Überprüften nie die notwendige Anzahl der Proben erreichen. Viel zu teuer. Herr Simon und seine Kollegen wissen das, aber vielleicht haben Sie eigene Interessen.

  20. Natürlich KÖNNTE es einen effektiven Einsatz gegen Dopingmittel geben. Wer anderes behauptet reiht sich in die Reihe der Ignoranten und deren Meinung, dass Doping im Fußball nichts brächte, ein.
    Es bleibt wie immer die simple Frage nach den Gewinnern und Verlieren einer
    wirkungsvollen Gesetzgebung. Die Antwort ist eindeutig, gewaltige Gewinneinbrüche bei den Pharmafirmen und den Zwischenhändlern.
    Eine Lösung: Die entsprechenden Medikamente mit sogenannten Markern zu kennzeichnen, die Einnahme wäre auch Monate später locker nachzuweisen.
    Ein Problem gäbe es, das Ganze ist preiswert.

  21. @ TobiasL
    Ihre Behauptungen stimmen so nicht:
    1-Der „Dopingmarkt“ ist für Pharmafirmen finanziell uninteressant, da zu klein. EPO Präparate oder Insulin z.B. haben einen Jahresumsatz im zweistelligen Milliardenbereich. Da spielt der „Zusatzumsatz“ durch dopende Sportler (und seien es 500 000 oder mehr Athleten) weltweit keine wirkliche Rolle.
    2-Markierung von Substanzen: Wenn man so etwas macht, muss ein Präparat den Zulassungsprozess incl. aller klinischen Studien neu durchlaufen. Dieser Aufwand ist nicht gerechtfertigt, von den Kosten ganz zu schweigen.

  22. @anonymator

    Interessante Antwort, aber ich habe den Eindruck dadurch wird meine Vermutung gestärkt.
    Zu 1, die Zahlen sind leider nicht belegt. Ich fände es interessant Ihre Zahlen mit den Angaben vom Kriminolgen Dr. Matthias Braasch von der Justus-Liebig-Universität zu vergleichen. Der Umsatz beträgt seiner Recherche nach 15 Mrd. Euro, allerdings bei ALLEN Dopingmitteln. Es geht ja schon lange nicht mehr nur um EPO und Insulin.
    Zu 2, stimmt.

  23. @ Tobias L:

    Ad 1: Gerne, hier ein paar Zahlen mit einer fiktiven Rechnung für EPO: Gesamtumsatz EPO + Mimetika weltweit: Konservativ geschätzt: ca. 50 Milliarden Euro (steht sogar bei Wikipedia).
    Kosten einer EPO „Kur“ für den Athleten: ca 250 Euro (Quelle: Rote Liste, verschiedene Foren). Bei geschätzt 500 000 mit EPO dopenden Athleten (das ist sicher zu hoch gegriffen, aber egal, rechnen wir mit dieser Zahl und 1-2 „Kuren“ pro Jahr im Durchschnitt) macht dies 500 000 x 500 Euro = 250 000 000 Euro, also maximal gerade einmal 0.5% des Gesamtumsatzes (und, wie gesagt, 500 000 Athleten als Abnehmer für EPO ist sicher viel zu hoch geschätzt, da zum Vergleich z.B. die meisten Sportverbände weltweit nicht einmal so viele Mitglieder haben).
    Für die etablierten Pharmafirmen ist der Doping Markt also sicher uninteressant. Was aber sicher ist, ist dass der Schwarzmarkt (z.B. für anabole Steroide) natürlich einen ganz anderen Wert hat (und ich denke, Herr Braasch bezog sich in seinen Statements auf diesen Bereich). Das hat aber mit der Pharmaindustrie nichts zu tun, da die meisten Substanzen für diesen Markt aus Untergrundlabors stammen.

  24. Wolfgang Hettfleisch

    @mb
    Ist meines Erachtens sehr sinnvoll. Die Nada-Leute können berichten, wo sie mit ihrer Arbeit stehen, welche Schwerpunkte gesetzt werden usw. Experten wie Schänzer erläutern, welche Fortschritte die Analytik gemacht hat und welche neuen Herausforderungen durch die Anwendung neuer Dopingmittel bestehen bzw. vermutet werden. Nicht zuletzt trifft man (auch investigativ arbeitende) Kollegen, die man das Jahr über selten bis gar nicht sieht, und tauscht sich mit ihnen aus. Aktuell etwa über das schwierige Verhältnis von Antidopingkampf und Datenschutz.

  25. @wolfgang hettfleisch. danke für die schnelle antwort. Ich hatte allerdings gedacht, dass die PK zur Jahresbilanz der NADA diese Aufgaben erfüllt.

  26. Wolfgang Hettfleisch

    @mb
    Ja und nein. Der Kreis der Journalisten bei der Bilanz-PK, die ich erlebt habe, war recht überschaubar. Bei früheren Workshops war das ähnlich, diesmal war die Veranstaltung ungleich größer (geschätzte 60, 70 Kollegen). Inhaltlich ist ein Workshop tatsächlich mehr als Fortbildung ausgelegt. Statt der Vertreter der Aufsichtsgremien referieren hauptamtliche Nada-Mitarbeiter. Auch die können allerdings sterbenslangweilig sein.

  27. Christoph Becker in der FAZ: Athletenvereinigung legt Studie vor – Zweifel am Sinn von Dopingkontrollen

    So zeigten die Zahlen von 2009, die „auf Grund der mangelhaften Publizierung mit Vorsicht zu genießen seien“, dass für einen positiven Fund außerhalb des Wettkampfs 600 Kontrollen gemacht werden müssen, während es im Wettkampf 62 Kontrollen brauche, um einen Doper zu finden. Die Wada, aber auch die internationalen Sportverbände betonen immer wieder, dass Kontrollen außerhalb des Wettkampfs unerlässlich seien. Allerdings gibt es immer wieder anonyme Hinweise aus der Dopingszene, dass Dopingmittel im Training für einen langfristigen Aufbau benutzt werden, die noch nicht nachweisbar seien.

  28. Werner Franke im taz-Interview über Sportfans und Doping: „Dumme Kontrollen“

    taz: Was muss sich ändern?

    Franke: Man kann nicht mit angeheuerten Nichtwissern Kontrollen machen. Mein Vorschlag: Holt Leute wie Wengoborski zurück und lasst sie neue Kontrolleure gescheit ausbilden. Auch bei der Nada müsste sich einiges ändern. Der personelle Umbruch hat die Nada geschwächt. Außerdem hat sie auf die falschen Leute gesetzt. Bis 2007 durfte da einer mitwirken, der selbst Oberdoper war.

    taz: Sie meinen Dr. Georg Huber von der Uni Freiburg …

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  30. Michael Ostermann für sportschau.de: Viel Geld für fast nichts

    Im Jahr 2010 wurden in Deutschland bei 8.108 von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) durchgeführten Trainingskontrollen nur sieben Athleten positiv getestet. Das entspricht 0,086 Prozent, was Simon zu dem Schluss kommen lässt: „Irgend jemand betrügt dort.“ Der geringe Wert sei anders nicht zu erklären, meint der Wissenschaftler. Denn allein die statistisch wahrscheinlichen falschen positiven Kontrollen müssten zu einer Quote von rund 0,1 Prozent führen, sagt er.

    Stutzig macht auch, dass das Verhältnis bei Wettkampfkontrollen mit rund 1,2 Prozent positiven Tests deutlich besser ist, obwohl doch die angeblich intelligenten Kontrollen außerhalb der Wettkämpfe als das bessere Mittel gepriesen wird, um Doper zu überführen.

  31. Und die Pferde? Wurden die Pferde der Deutschen Reiterlichen Vereinigung denn wenigstens im gesamten Berichtsjahr 2010 im Wettkampf durch die NADA kontrolliert?

    Letztendlich eine spannende Frage: Müsste der Sportverband eine öffentliche Zuwendung zurückzahlen, wenn die NADA die Kontrollen gar nicht oder nicht ordnungsgemäß durchführt? Nicht auszudenken, wenn die NADA gegen den NADA-Code verstoßen würde.

  32. JW für SpOn: Nada-Jahresbilanz: Das Schweigen der Kontrolleure

    Nur bei vier von 7767 Trainingskontrollen wurden verbotene Substanzen nachgewiesen, dazu bei 57 von 1056 Wettkampftests.
    […]
    Die vier erfolgreichen Trainingstests – Erfolgsquote 0,05 Prozent – betreffen zwei Behindertensportler sowie die nichtolympischen Sportarten American Football und Squash.

  33. Pingback: Die miserable Erfolgsquote der NADA : jens weinreich

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