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Das Olympische Bildungsmagazin

Südafrika, Tag 5: Jack Warner sagt …

JOHANNESBURG. Es gab vereinzelte Nachfragen: Nein, mein Guesthouse wurde heute Nacht nicht überfallen und ich auch nicht ausgeraubt. Keine Sorge. Ich würde mich jetzt auch nicht unbedingt von diesen Zwischenfällen kirre machen lassen, weder hier noch in Deutschland. Es gibt verschiedene Wahrheiten über Südafrika und diese WM-Tage. Das sagt sich als Nichtüberfallener, der bislang nur mit Staus, exorbitanten Kosten und zähem Datenfluss zu kämpfen hat, aber schon wieder an seinem Arbeitsplatz an einer Bar des gut bewachten FIFA-Hotels sitzt, natürlich leicht daher. Es gibt im Leben immer einige Wahrheiten. Wer wüsste das – Achtung, abrupter Übergang – nicht besser als die FIFA-Skandalnudel Jack Warner.

Jack, Boss der Konföderation CONCACAF (Karibik, Nord- und Mittelamerika), ist nicht nur Geschäftemacher und Sepps Stimmenbeschaffer, seit kurzem ist er auch Arbeits- und Transportminister von Trinidad & Tobago. Ich freue mich deshalb sehr, dass Jack Warner den Auftakt macht zu einer Reihe von Grußbotschaften zu Beginn der Blatter-Festspiele in Südafrika. Voilà:

[youtube 0mpRWJRcSp0 nolink]

Es folgen heute etliche weitere Notizen. Kurze Pause zum Durchschnaufen.

Muss wohl dazu sagen, dass mich Jack ganz offensichtlich nicht erkannt hat. Kein Problem, Lasana Liburd und Andrew Jennings haben ihm mehr Sorgen bereitet. Ich hatte auch meine Gefechte mit Jack, er hat mir mehrfach klargemacht, was er von mir hält, nur ausnahmsweise etwas galanter als der ehemalige FIFA-Mitarbeiter, der mir gestern Abend freunclich-resolut mitteilte: „I don’t even give a shit on you!“

Danke, sehr freundlich.

Diesmal hat mich Jack nicht erkannt. Ich denke, das liegt zum einen daran, dass ich fetter geworden bin, zum anderen an der Kamera. Meine bescheidene Erfahrung mit der Handycam und aus einigen Jahren TV-Tätigkeit: Die Menschen, selbst Funktionäre und Ganoven, benehmen sich immer anders, wenn die Kamera läuft. Ich meine, zu Andrew Jennings hat Jack einst gesagt, er sei Abfall, auf den er nicht mehr spucken würde, go, fuck your mother, und andere hässliche Sätze. Zu mir war er ausgesucht höflich, wenngleich es in ihm grübelte, wer dieser Hurensohn sei, der ihm da Mikro und Optik vors Gesicht hält.

Sitze gerade beim Sushi, bereit zur nächsten Schicht. Im TV läuft noch einmal der Umzug von Bafana Bafana heute Mittag hier in Sandton, weshalb ich Trottel 90 Minuten im stehenden Taxi verbracht habe. Dennoch: Extrem beeindruckende Bilder. So sähe in Deutschland die Parade von Weltmeistern aus. Hat das jemand gesehen?

10 Gedanken zu „Südafrika, Tag 5: Jack Warner sagt …“

  1. Ich weiß nicht, ob das jetzt verrückt klingt: Genieß die Zeit da unten während der WM! Trotz Arbeit. Trotz Korruption. Trotz Infrastrukturproblemen. Trotz Bloggen. Ich wünsch Dir viel Spaß!

  2. It makes us so proud. Well, I mean, the message to the world cup by one of the Vice-Presidents.

    Ich hoffe, die Sinntiefe der Botschaften nimmt nach dem Eröffnungsspiel zu. ;)

  3. Hast du den ehemaligen FIFA-Lakaien, wie einst das UDIOCM, als erstes gefragt, ob er jemals gedopt hat oder warum die freundlichen Worte?

    Und danke dafür, dass du noch was zu dieser Grußbotschaft geschrieben hast. Ich hatte mich schon gefragt, warum Jack so freundlich zu dir war. :)

  4. Bis hierher bin ich schon gekommen und freue mich doll auf alles Weitere.

    #nurmalso: Ich bin richtich häppi, weil der Seitenaufbau überhaupt kein Problem ist ohne Sepp, mit wäre bei 650 kbit/s in der deutschen Provinz bitter geworden. Als ältere Person ,) bin ich auch ziemlich dankbar für die Buchstabengröße. Mit augenblicklichem Gipsfuß ist das ein echter Trost; wenn ich schon nicht, wie sonst, ‚mitspielen‘ kann: Mitlesen wird fein.

    Viel Spaß Dir, viel Erfolg, tolle Menschen und Erlebnisse – möge es sich lohnen. Für mich bestimmt.

  5. Tja, würde mich mal interessieren, wieviele Fans und Journalisten in Deutschladn während der WM ausgeraubt wurden (wobei da wahrscheinlich Waffe an den Kopf pressen eher selten war), aber da hat ja dann niemand drüber berichtet…

    (Lässt sich natürlich auch leicht sagen als jemand, der 3 1/2 Wochen Mietwagen Südafrika ohne eine einzige brenzlige Situation erlebt hat )

  6. lieber jens weinreich,

    zunächst die besten wünsche nach SAF und danke im voraus für eine exzellente und unterhaltsame sportpolitische berichterstattung..
    zweitens vielen dank dafür, daß Sie das gesicht des herrn blatter heruntergenommen haben. blatter lieferte keine zusätzlichen informationen, verlangsamte aber sehr unschön den aufbau Ihrer website.

    am 09.06 2010 sendete das ZDF nach der prime time ein Auslandsjournal XXL zum thema Fußball als Geschäft Fußball als Geschäft, das heute in der mediathek – verschämt versteckt (und um passagen über englische traditionsclubs in investorenhand gekürzt) – nachzuschauen ist.

  7. So übel ist’s doch am Kap gar nicht: 37 Morde/100.000 Einwohner im Jahr. Weitere teils interessante Infos grafisch wie immer nett aufbereitet in Mit offenen Karten bei arte.

    Viel Spaß, bleib gesund.

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