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Das Olympische Bildungsmagazin

Sepp, ganz stolz: WM-Freitickets für Barack Obama

Ach, ich freue mich so für Sepp und Jack. Endlich mal im Weißen Haus. Fehlt nicht mehr viel bis zum Friedensnobelpreis, den der Chefaltruist der Weltreligion Fußball dann nach der WM 2010 in Südafrika bekommen mag. Ich hätte dieser Tage gar keine Screenshots machen müssen von der FIFA-Webseite*, denn wie ich beim Durchsehen der Emails dieser Woche sah, hat die FIFA freundlicherweise ein Foto zur freien Verfügung geschickt:

Auf FIFA.com findet sich noch dieses nette Gruppenbild:

Mir gefällt am meisten, dass neben Jack Warner, Spitzname „Jack the Ripper“ (3. v.r.) auch Generalsekretär Jérôme Valcke (2. v.l.) mit aufs Bild durfte. Warner ist jener Ehrenmann, den Andrew Jennings als „FIFA’s serial kleptomaniac“ bezeichnet. Valcke, das ist jener Hauptamtliche, der sich nach einem Urteil eines U.S. District Courts nicht wundern darf, wenn man ihn als Serienlügner titulieren würde, oder? Jedenfalls äußerte sich damals der Staatsanwalt so:

„We have learned about the six degrees of prevarication, white lies, commercial lies, bluffs, pure lies, straight untruths and perjury. “

Mr Valcke even lied when testifying about his lies. But in FIFA’s world that’s OK.“

Ich hatte das Dokument, in dem die vielen Unwahrheiten aufgelistet werden, schon einmal verlinkt im Beitrag „Gericht rügt FIFA …“ Aber okay, das ist lang her, inzwischen arbeitet Valcke bestimmt top-korrekt. Und im Weißen Haus, nun ja, sind schon ganz andere Serienlügner ein und aus gegangen.

Die FIFA erklärt zum Treffen beim Fußballfan Obama:

Joseph S. Blatter lädt US-Präsident Barack Obama zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010TM nach Südafrika ein.

Washington/Zürich: FIFA-Präsident Joseph S. Blatter ist zu Wochenbeginn von US-Präsident Barack Obama im Weissen Haus empfangen worden. Mit dem Besuch in Washington endete die viertägige Nordamerika-Reise des FIFA-Präsidenten. Zu der von Joseph S. Blatter angeführten Delegation gehörten Jack Warner, FIFA-Vizepräsident und Präsident der CONCACAF, Jérôme Valcke, FIFA-Generalsekretär, sowie Sunil Gulati, Präsident des US-amerikanischen Fussballverbands. Während seines USA-Besuchs führte der FIFA-Präsident zahlreiche Gespräche mit Vertretern aus Sport und Politik und besuchte zusammen mit  FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke das Finalspiel des Gold Cup 2009 im Giants Stadium in New York. Beim Treffen im Weissen Haus lud er Barack Obama offiziell zur FIFA Fussball-WM 2010 nach Südafrika ein.

Joseph S. Blatter überreichte dem US-Präsidenten ein persönlich signiertes Zertifikat, mit dem Obama und seine Familie zu allen Spielen der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010TM in Südafrika eingeladen sind. Barack Obama will nun prüfen lassen, wann es ihm möglich sein wird, die kommende Fussball-WM zu besuchen. 

Der amerikanische Präsident brachte im Gespräch mit Joseph S. Blatter unter anderem die Kandidatur der USA für die Ausrichtung der FIFA Fussball-WeltmeisterschaftTM 2018 oder 2022 zur Sprache. Barack Obama anerkannte im Weiteren die Arbeit der FIFA und von FIFA-Präsident Joseph S. Blatter. Er lobte speziell die Bemühungen der FIFA rund um die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika, die auch gemeinnützige Arbeit, Bildung und Projekte im öffentlichen Gesundheitswesen einschliessen. Joseph S. Blatter schenkte dem US-Präsidenten zudem einen Ball vom Finalspiel des Konföderationen-Pokals, der vergangenen Juni in Südafrika ausgetragen wurde. Die USA unterlagen im Finale Brasilien 2:3. 

Angeregte Gespräche mit Schweizer Botschaftern

Unmittelbar nach dem Besuch im Weissen Haus traf sich Joseph S. Blatter mit dem Schweizer Botschafter in den USA, Urs Ziswiler. Der Empfang, an dem auch der Präsident des amerikanischen Fussballverbands, Sunil Gulati, teilnahm, fand in der Residenz des Botschafters in Washington statt. Die Gespräche drehten sich um den Besuch des FIFA-Präsidenten im Weissen Haus sowie um schweizerische Sportpolitik. Tags zuvor war der FIFA-Präsident in New York bereits mit dem Schweizer UNO-Botschafter Peter Maurer zusammengetroffen. Im Gespräch ging es unter anderem um Entwicklungsprojekte mit Hilfe des Fussballs, die die FIFA weltweit – und besonders auf dem afrikanischen Kontinent – umsetzt und dabei auch von den Vereinten Nationen unterstützt wird. 

Fussball in den USA immer populärer

Bei einem Treffen am Samstag in New York mit CONCACAF-Präsident Jack Warner und US-Verbandspräsident Sunil Gulati diskutierte Joseph S. Blatter angeregt das Potenzial für die Weiterentwicklung des Fussballs in den USA. Der FIFA-Präsident unterstrich dabei die Wichtigkeit, eigene Stadien für den Fussball zu haben. Die bestehenden amerikanischen Stadien seien oft zu gross. Zudem sprach sich Blatter dafür aus, den US-Spielkalender dem internationalen Spielkalender anzupassen. So könnten mehr amerikanische Spitzenspieler dazu gebracht werden, in der heimischen Liga zu spielen. Derzeit sind zahlreiche der amerikanischen Topspieler in Europa unter Vertrag. 

Grosse Resonanz in den US-Medien

Das Echo auf den viertägigen USA-Besuch des FIFA-Präsidenten war in den nordamerikanischen Medien enorm. Das Finale des Gold Cup 2009 zwischen den USA und Mexiko, das vergangenen Sonntag im New Yorker Giants Stadium (New Jersey) ausgetragen wurde und 0:5 endete, förderte das Interesse zusätzlich. 

Offizielle Erklärung des Weissen Hauses: (veröffentlicht am 27. Juli 2009 durch das Office of the Press Secretary)

Readout of the President’s Meeting with FIFA President Joseph Blatter 

„The President welcomed FIFA President Blatter to the White House and urged Mr. Blatter to give strong consideration to the US bid to host the World Cup in either 2018 or 2022. During the half-hour meeting in the Oval Office, President Obama complimented FIFA on their efforts to incorporate community service, education and public health projects into their plans for staging the 2010 World Cup in South Africa. President Obama thanked Mr. Blatter for inviting him to attend next year’s event and said he hoped his schedule would allow him to do so. The President also thanked Mr. Blatter for the soccer balls that he brought with him as gift for the President’s soccer-playing daughters.“

* Ich werde ab jetzt die Abkürzungen für Sportverbände und Organisationen in Großbuchstaben ausschreiben. Ich denke, dass bin ich Sepp und Jack the Ripper schuldig. Ist eine Frage des Respekts.

13 Gedanken zu „Sepp, ganz stolz: WM-Freitickets für Barack Obama“

  1. Argh, wieso denn habe ich bis eben geglaubt, dass der Rauschebart Chuck Präsident des US-amerikanischen Fussballverbandes / Präsident des amerikanischen Fussballverbandes / US-Verbandspräsident sei?
    Ich bin da so raus, finde es mit jetzt korrigierten Wissen aber trotzdem nicht gut, dass Chuck da anscheinend nicht dabei war.

  2. Das mag daran liegen, dass Chuck selbst in den USA nicht vorzeigbar ist. Manche haben schon versucht, ihn völlig abzusägen, vergeblich, denn seine Vernetzung mit Jack und der FIFA ist zu gut. Manch Ami hat es vergeblich versucht, ins FIFA-Exko zu kommen. Das geht aber nicht, weil die Exko-Plätze in der CONCACAF-Vollversammlung gewählt werden – und hier gebietet Jack über all 35 Stimmen.

    Noch kurz der Steckbrief von Chuck auf FIFA.com:

    Nationality: USA
    Date of Birth: 26.04.45
    Mother tongue: English
    Other languages: Spanish
    Place of Residence: New York City

    Confederation represented
    CONCACAF

    FIFA Ex-Co member since 1996

    Other functions in football
    General Secretary of CONCACAF

    Occupation
    Football Executive

    Professional career
    Current and Past Positions: General Secretary of CONCACAF; Commissioner of the American Soccer League; Executive Vice President of the US Soccer Federation; Corporate Executive and Marketing Consultant.

    Hobbies
    Technology, video, internet, finance.

    What does football mean to you?

    Football means unity and teamwork. Individual and collective efforts joined to achieve common objectives. A slice of life.

    Which football club did you support as a child?

    Manchester United

    Did you ever have an idol in football?

    Yes, but not a player, a majestic symbol of elegance in our sport, Dr. Joao Havelange.

    What is your fondest footballing memory?

    Mexico winning the Confederations Cup in 1999.

    What has been your biggest disappointment in football?

    Losing a player, Marc-Vivien Foé, while I was Chairman on the 2003 Confederations Cup in France, due to a congenital heart defect during the semi-final match in Lyon. Death should never be a consequence of our game.

  3. Dass Barack in diesen Tagen Zeit hat finde ich schon sehr erstaunlich. Doch was tut man nicht alles für die Herren, die eventuellin der Großfamilie ein gutes Wort für einen einlegen könnten. Ob Barack und sein Team schon die private Nummer von Jacky haben?

    @Jens: eine administrative Anmerkung

    Aber okay, das ist lang her, inzwischen arbeit Valcke bestimmt top-korrekt.

    eventuell tut ein et dem Arbeiter gut.

  4. @ Jürgen: Wir werden leider nicht jünger.

    @ andreas: Das et tut Valcke in der Tat gut. Gerade habe ich ihn übrigens auf Phoenix gesehen, wie er der Welt erklärt, wie wichtig und toll die WM 2010 ist.

  5. @Jens: also den schönen Spruch Be happy and pay the deficit in einer 40-Minuten-Fassung vom Band gelassen? Es haben bestimmt alle im Anschluss applaudiert und sich gefreut, oder?

    Was ich mich ja frage: Was würde mit den Tickets passieren, wenn Obama doch nicht kann? Also, im Falle einer Megakrise im Land, die nicht virtuell von Südafrika aus gelöst werden könnte (gibt es noch andere Entschuldigungen, nicht zum tollsten Fest der Welt zu kommen … Superbowl oder die NBA Finals?). Ob man – wenn man entsprechende Kontakte hat – schon Tickets für die Präsidentenlounge bei den Warner Bros. reservieren kann?

  6. Pingback: Sepp, zu Gast bei Putin: “I am really glad that you greet me as a friend” : jens weinreich

  7. Thomas Kistner in der SZ: Korruption bei der WM – Vertrauliche Geschäfte

    War Match, der exklusive Ticketvermarkter der Fifa 2010, über einzelne Mitarbeiter selbst im Schwarzhandel tätig?
    […]
    Das nährt Zweifel am Aufklärungswillen der Fifa. Die versetzt zwar ihre Ausrichterländer vor und während einer WM mit Heerscharen von Juristen und Marketendern in den Ausnahmezustand, zugleich aber füllen sich Funktionäre diskret die Taschen.

  8. Thomas Kistner und Claudio Catuogno in der SZ: DFB-Mann im Fokus

    Jedoch handelt es sich bei den Beschuldigten laut einer Sprecherin der Münchner Behörde ‚um einen DFB-Mitarbeiter sowie um einen Mitarbeiter aus dem Bereich des Ticketvermarkters‘. Den beiden werde vorgeworfen, 70000 WM-Tickets aus Kontingenten des DFB und der Vermarkterfirma herausgelöst und einem Schwarzmarkthändler gegen Provision verkauft zu haben.
    […]
    Gerade die Kooperation bei der WM 2006 stand dafür, dass über Personalisierung der Tickets und andere Maßnahmen der Schwarzmarkthandel erschwert werden sollte – zum Unmut übrigens mancher Fifa-Offizieller, die sich mit dem Privatverkauf von WM-Kontingenten gern die eigene Tasche füllen.

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