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Das Olympische Bildungsmagazin

update: Der Fuchs im Hühnerstall der Handball-Bundesliga

Weil es so schön eindeutig ist. Ganz klar. Unmissverständlich. Und weil das hier ein wenig diskutiert wurde. Kaum sind drei Tage vergangen, schon ist sie da, die Pressemitteilung des Präsidiums der Handball-Bundesliga. Im Original, ohne jegliche redaktionelle Änderung von mir. Ein Dokument aus dem real existierenden, hochprofessionellen Sportgeschäft.

Presseerklärung des Präsidiums der Handball-Bundesliga e. V.

1). Die Erklärung von Uwe Schwenker, Manager des THW Kiel, liegt bereits vor.

2). Ebenso die Erklärung der Gesellschafter des THW Kiel, die sich mit der Erklärung von Uwe Schwenker deckt.

3). Erklärung Zvonimir (Noka) Serdarusic: Wortlaut Herr Serdarusic: Ich habe weder selbst an einer Spielmanipulation teilgenommen … noch beschuldige ich irgendjemanden vom THW Kiel, so etwas getan zu haben. Ich habe auch keine Selbstanzeige gemacht.

4). Es gibt keine Selbstanzeige oder Anzeige. Weder bei der Staatsanwaltschaft Berlin noch bei der Staatsanwaltschaft Kiel. Es liegt auch sonst keine Selbstanzeige oder Anzeige diesbezüglich vor.

5). Die EHF hat keine Besonderheiten, bzw. Unregelmäßigkeiten bei der betreffenden Begegnung festgestellt. Befragt wurden in diesem Zusammenhang die Spielbeobachter und die Delegierten: Es ist kein manipulierter Spielverlauf festgestellt worden.

6). Erklärung der Schiedsrichter Miroslaw Baum und Marek Goralczyk: Die Schiedsrichter haben erklärt, dass sie zu keiner Zeit ein Spiel manipuliert haben und auch niemand einen Versuch unternommen hat, sie zu manipulieren.

Das Präsidium der Handball-Bundesliga e. V. hat alle Möglichkeiten der Befragung ausgeschöpft, die zur Sachverhaltsaufklärung beitragen können. Alle Befragten konnten keine tragfähigen Angaben machen oder Beweise vorlegen. Alle Informationen wurden geprüft. Weitere Informationen liegen nicht vor.

21 Gedanken zu „update: Der Fuchs im Hühnerstall der Handball-Bundesliga“

  1. Na immerhin kann man dank 3). fast erkennen, worum es geht. Aber nur, wenn man eingeweiht ist. ;)

    Wer macht mit beim Fremdschämen?

  2. Macht der „Pressesprecher“ seinen Job eigentlich ehrenamtlich? So nebenher zum Handwerksberuf?

    Klingt nämlich irgendwie so wie die Pressemitteilungen die die Vorstände von Dorf-Vereinen verschicken…

    Keine ausgebildeten/geschulten Kommunikatoren versteht sich.

  3. Hoffentlich beschäftigt die HBL einen verschwiegenen Teppichreinigungsdienst. Aber vermutlich wird sie da von anderen Sportverbänden gut beraten. Nicht dass noch jemand auf die Idee kommt, auch unter den Teppichen sauberzumachen.

  4. na, da hat wohl jemand in der Pressestelle Praktikum beim IOC gemacht, was? Oh Mann, haben die noch ne Stelle frei? Ein Arbeitsplatz erschien mir noch nie so gesichert als in einem Verband.

  5. Na dann ist ja alles zur vollsten Zufriedenheit aller geklärt und wir können uns jetzt wieder völlig unbeschwert dem Bejubeln deutscher Handballclubs, inbesondere dem ruhmreichem THW, hingeben…

  6. Es war wohl zu ruhig im Blätterwald. Da weicht die objektive Berichterstattung auch mal den Gehaltsrechtfertigungsversuchen. Aber am erstaunlichsten sind die Kommentare hier. Nur rumgepolter und aufspringen auf den Medien-machen-Stimmung-Zug. Hintergrundwissen? Null. Keine handfesten Beweise. Keiner hier war dabei. Keiner hier hat es gesehen. Aber alle wissen genau Bescheid. Deutsch.

  7. bliebe immer noch die frage, von wem matheis von den angeblichen spielmanipulationen erfahren hat und warum ihm eine schlichte erklärung von schwenker und serdarusic reicht. ich glaube einfach nicht, daß matheis, ehemaliger finanzvorstand von sap, aufgrund einiger aufgeschnappter gerüchte beim feierabendbier einen brief an schwenker schreibt. den er zudem so gut kennt, daß er ihn duzt, da hätte er ja auch anrufen können.

    und die hbl fragt da auch nicht nach, sondern begnügt sich mit den erklärungen. die denken sich vermutlich „wenn das nur drei tage in den medien ist, haben das die leute bald wieder vergessen.“ die taktik kennt man ja, wozu aufklären?

  8. Da weicht die objektive Berichterstattung auch mal den Gehaltsrechtfertigungsversuchen.

    Sei so lieb, und gib mir einen Hinweis auf die objektive Berichterstattung. Ich bin ja so neugierig.

  9. @gua•

    Na immerhin kann man dank 3). fast erkennen, worum es geht. Aber nur, wenn man eingeweiht ist. ;)

    < Spekuliermodus an:

    Ich habe weder selbst an einer Spielmanipulation teilgenommen … t

    teilnehmen ist ja nicht gleich wissen darüber…

    noch beschuldige ich irgendjemanden vom THW Kiel, so etwas getan zu haben.

    beschuldigen ist ja nicht gleich wissen darüber…

    Ich habe auch keine Selbstanzeige gemacht.

    … wissen darüber…>Spekuliermodus aus

    So in etwa(bin kein Insider)?

  10. Pingback: Michael Schmidt

  11. Das habe ich eher auf den Leser dieser „Mitteilung“ bezogen. Das die da erwähnten nichts wissen und sowieso ist klar. ;)

  12. Pingback: update: Der Dopingkontrollfall Hoffenheim : jens weinreich

  13. der spiegel legt nach:

    Insgesamt, so soll es Serdarusic gesagt haben, seien für das Finale 96.000 Euro gezahlt worden.

    Das bestätigte auch der Beiratsvorsitzende der Rhein-Neckar Löwen, Dieter Matheis, dem SPIEGEL in einem schriftlichen Statement.

    mmmh… was ich an dem ganzen theater immer weniger verstehe: das verhalten der rhein-neckar-löwen. wollten sie mit ihren erkenntnissen nur ein bisschen in sachen karabatic nachhelfen und wurden dann durch die öffentlichwerdung überrumpelt? die hbl weiß von gar nix, aber 2 tage später geben sie’s dem spiegel schriftlich?

    zugegeben, warum serdarusic und schwenker im vertraulichen (handballfamilien)gespräch offenbar alles so freimütig zugegeben haben sollen, verstehe ich auch nicht. es sei denn, die beweislage der „löwen“ war wirklich erdrückend. aber dann wären wir auch schon wieder bei punkt 1…

  14. Das überrascht mich jetzt aber sehr :)

    cf: Zu Deinen Fragen: Ich kann nur aus meiner Erfahrung sprechen: Im Vergleich zu größeren Übertätern im Weltsport haben wir es hier mit absoluten Amateuren zu tun. Handball ist in Deutschland, nicht nur dort, immer noch vergleichsweise amateurhaft organisiert. Das verleiht dem Sport ja auch einen gewissen Charme.

  15. na gut. amateure mögen unprofessionell agieren — grundsätzlich nachvollziehbar sollte ihr handeln ja aber trotzdem sein…

    insofern scheint mir die kernfrage der geschichte zu sein, auf welche weise, sprich: von wem die löwen kenntnis von der geschichte erlangt haben. warum ausgerechnet die löwen? und nicht beispielsweise flensburg, die ja konkret betroffen gewesen wären? die schlüssigste antwort darauf scheint mir den namen serdarusic zu tragen. zumindest wenn der dilettantismus im handball keine biblischen ausmaße hat, muss die information ja höchstwahrscheinlich von einem damaligen (und jetzt ehemaligen) kieler kommen.

    jedenfalls scheint es mir die einzig plausible möglichkeit zu sein, dass serdarusic bei den löwen unterschreibt mit der zusage, dass man sich um die verpflichtung von karabatic bemühen werde. im rahmen des heftigen transfer-scharmützels tritt er dann (womöglich natürlich) an seinen neuen arbeitgeber heran und sagt, passt auf, vielleicht lässt sich ja ein bisschen nachhelfen, ich habe da noch ein paar informationen im nähkästchen, die die kieler bestimmt kompromißbereiter machen.

    nur dass er sich da verrechnet und die löwen nicht so reagieren, wie er sich das gedacht hatte — sondern ihm stattdessen den rücktritt „aus gesundheitlichen gründen“ nahe legen. jetzt wissen die löwen zwar im prinzip bescheid, wissen aber natürlich, dass so ein skandal, wenn er bekannt wird, dem ganzen handball enorm schadet — also eiert man rum zwischen ein bisschen omerta und der schriftlichen nachfrage beim thw. der folgende eiertanz ließe sich dann wieder ganz gut über die amateur-schiene erkären…

    so oder so ähnlich eben… ;-)

  16. die hbl weiß von gar nix, aber 2 tage später geben sie’s dem spiegel schriftlich?

    Da ist die berechtigte Frage, ob Herr Matheis als Vertreter er HBL gehandelt hat oder als Beirat des Handballvereins. Das ist das Problem, wenn die handelnden Personen mehrere Positionen innehaben und nicht zufällig ein Schild hochhalten, in welcher Funktion sie gerade unterwegs sind.

    Aus dem zitierten SpON-Artikel:
    Bei dem Treffen in Serdarusics Haus in Kiel soll dieser auch Belege und Kontoauszüge […] präsentiert haben.

    Vermutlich stand als Verwendungszweck so etwas wie „Allgemeine Dienstleistungen“ drauf. :)
    Als Beobachter frage ich mich, warum bei einer solchen Beweis- respektive Indizienlage die Staatsanwaltschaft nicht einmal ermittelt und das Haus von Serdarusic durchsucht hat. Liegt es daran, dass es die Staatsanwaltschaft Kiel war, deren Mitarbeiter nach Dienstschluss den schwarz-weißen Fanschal des THW umhängen? Doch wohl kaum.

    Das einzige, was derzeit wohl als gesichert gelten kann, ist die Tatsache, dass Köpfe rollen werden. Nur welche, das steht noch nicht fest.

  17. das ist ja wirklich sehr aufschlussreich – wenn es denn tatsächlich stimmen sollte… aber ich hab’s ja gleich gesagt:

    Serdarusic habe daraufhin etwas geheimnisvoll gesagt, er kenne vielleicht einen Weg, den Spieler umsonst zu bekommen.

    …wobei ich — auch wenn ich mich da wiederholen sollte — über die dort geschilderte offenherzigheit der beteiligten kieler nach wie vor ein bisschen erschüttert bin. im grunde genommen kann ich mir das nur so erklären, dass sie ihre zusätzlichen schiedsrichtervergütungen als völlig selbstverständlich empfinden…

  18. Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (24): “Die Könige von Kiel” : jens weinreich

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