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Das Olympische Bildungsmagazin

Gerhard Treutlein: „Wer die Vergangenheit verdrängt …“

Auch wenn das jetzt arg nach PR klingen mag, aber es ist, wie es ist: Dieses Blog – „don’t mix politics with games!“ – wird zunehmend von Akteuren im sportpolitischen Business frequentiert, darunter sind einige Kommunikationsherrscher. Und das ist auch gut so. Sollen sie mitlesen in Frankfurt am Main und Zürich und Berlin und München. Sie können etwas lernen – über Öffentlichkeit.

Helmut Digel lässt übrigens Grüße ausrichten, hat sich über die Veröffentlichung und die Diskussion seines Beitrags gefreut, mag aber nicht selbst mitdiskutieren, weil ihm das neue Medium etwas zu anonym erscheint. Als anonymer Blogger verstehe ich das natürlich und rufe ihm herzlich zu: Herr Digel, nur Mut, das Internet beißt nicht! Auch Andreas Krieger hat sich kürzlich mit einem bemerkenswerten Kommentar gemeldet.

Gestern Abend schrieb nun ein anonymer „Gerhard“ einen Kommentar, dessen Klarname sich unschwer erarbeiten ließ: Prof. Gerhard Treutlein, einer der wenigen verdienstvollen Dopingaufklärer, die dieses Land hervor gebracht hat, Autor mehrerer wichtiger Bücher, die hier immer wieder genannt wurden (etwa der beiden Bände „Doping im Spitzensport“, gemeinsam mit Andreas Singler; oder: „Doping-Prävention in Europa“ mit Giselher Spitzer und Wolfgang Knörzer) und Initiator des Heidelberger Zentrums für Dopingprävention.

Gerhard Treutlein ist in einem Atemzug mit Brigitte Berendonk und Werner Franke und Udo Ludwig und Hajo Waldbröl und Thomas Kistner und Grit Hartmann und Herbert Fischer-Solms und einigen anderen zu nennen.

Ich fand, der Kommentar von Gerhard Treutlein ging etwas unter, weshalb ich ihn darum bat, den Beitrag hier noch einmal in voller Länge zu veröffentlichen. Treutlein bezieht sich direkt auf einen Text von Anno Hecker in der FAZ, der hier bereits diskutiert wurde. Flink noch zwei Lesebefehle, dann der Kommentar von Gerhard Treutlein, zusammen ergibt sich ein Bild:

Gerhard Treutlein:

Wer die Vergangenheit verdrängt, wird immer wieder von ihr eingeholt.

Anno Hecker packt das heiße Eisen an, wird er etwas bewirken? Im Prinzip ist spätestens seit 1976/77 alles klar, für die Insider schon seit 1969 (Artikel von Brigitte Berendonk in „Die Zeit“) bzw. seit 1970 (Artikel von Robert Hartmann in der FAZ), für andere noch früher (vgl. de Mondenard).

Das Sportsystem hat schnell gelernt, dass Verdrängen, Verschweigen, Sich-Tot-Stellen, hartnäckig die Einzelfalltheorie vertreten (Individualisierung der Dopingproblematik nach Bette) und Kritiker rausdrängen (Dropout-Problematik) zunächst einmal „am besten“ weiterhilft. Dopingfreunde wurden gehätschelt, Dopinggegner wie Kofink oder Munzert rausgemobbt. Stellen und Nominierungen gingen in erster Linie an Dopingfreunde, Dopinggegner schauten in die Röhre. Wer spricht heute über deren entgangene Chancen, etwa der Herr Killing oder die 20 Athleten in ihrem unsäglichen Brief zum Fall Goldmann? Wer bekommt bis heute Auszeichnungen, Einladungen, Registrierung auf Ehrengastlisten etc. – etwa die Dopinggegner?

Wer die Vergangenheit verdrängt, wird immer wieder von ihr eingeholt.

Weitere Klarheit wurde für Westdeutschland mit der Untersuchungskommission von 1976/77 geschaffen (Vorsitzender Ommo Grupe), mit der Reaktion von DSB und DLV eines Schweigegebots für das Dopingthema. Leute wie Eberhard Munzert, der nach dem Tod von Birgit Dressel aufräumen wollte, wurden aus dem System rausgemobbt (laut Aussage von Munzert unter Federführung des Juristen und verurteilten Dopers Spilker, heute Vizepräsident und Rechtswart des LSB Thüringen) und des Stuttgarter Polizeipräsidenten Sturm.

Die Untersuchungskommissionen von Reiter und von Richthofen (1990/91) war zwar ergiebig, ihre Ergebnisse wurden kaum beachtet, denn „Einzeltäter“ wie der DLV-Präsident Helmut Meyer hatten das DDR-Know-How spätestens seit Anfang 1990 an Land gezogen in Form von Referenten bei Lehrgängen und der Anstellung von Trainern, denen dann eine „unabhängige“ Juristenkommission eine „günstige Sozialprognose“ ausstellte – woher wussten Leute wie Meyer schon Anfang 1990 wer die relevanten Forscher und Trainer der ehemaligen DDR waren?

Der DDR-Dopingarzt Riedel wurde nach seiner Flucht zunächst in Paderborn versorgt, dann zum Professor in Bayreuth gemacht (prominente Personen waren da jeweils am Werk, es galt schließlich westdeutsche Medaillenchancen zu erhöhen, Gutachter u.a. der Freiburger Sportmedizinpapst Keul und ein weiterer Sportmedizinpapst, der noch heute eine wesentliche Rolle spielt).

Und immer nach dem Motto „weiter so, Kopf in den Sand und so tun als ob nichts sei“ wurde weitergewurstelt. Jüngere Leute, die nachkamen, wurden erfolgreich „sozialisiert“ frei nach dem Olympiasieger Rolf Dannenberg 1984 „Ethik und Moral, was soll das Gebrabbel und Gesabbel, es geht doch um Medaillen“ – Bette und Schimank nennen das „Anpassung durch Abweichung“. Und den engagierten Vertretern des sauberen Sports an der Basis in den kleinen Vereinen wurde das Lied vom „sauberen Sport“ und vom „Ehrenamt“ gesungen (was für schöne Sonntagsreden wurden bei Verbandstagen geschwungen).

Längst ist bekannt, dass der Wille zu Konsequenzen angesichts des umfangreichen bereits vorliegenden Wissens zum Doping in Ost und West in der Vergangenheit weitestgehend fehlt.

  • Warum sollte auch nach vier Jahrzehnten weitgehender dopingbegünstigender Inaktivität sich etwas ändern?
  • Warum sollten die Mittäter und Mitwisser der früheren Jahre jetzt plötzlich auspacken – nur weil ein 500.000-Euro-Forschungsprojekt ausgelobt ist?
  • Sollte das Bundesinstitut nun plötzlich die Unterlagen früherer Sportmedizinforschungsprojekte, die man leicht als Dopingforschung bezeichnen kann, zur Einsicht freigeben?
  • Sollten der DOSB und Fachverbände plötzlich Unterlagen aus früheren Jahren wiederfinden oder z.B. die Akten der verschiedenen Untersuchungskommissionen für die Forschung (und auch für Journalisten) freigeben?
  • Sollten plötzlich Akteure in das Stadium der Altersweisheit gelangen und Verantwortung für ihr früheres Tun übernehmen?

Verantwortung übernehmen auch dafür, dass der Spitzensport immer wieder als Modell/Vorbild für den Schulsport hingestellt wurde (und zugleich wurde die Relevanz des Schulsports verringert): Wer’s glaubt, wird selig.

Die Mächtigen der früheren Jahre sind immer noch mächtig oder haben mächtige Schüler, die bei Stellenbesetzungen kräftig mitmischen und dafür sorgen, dass die „richtigen“ Personen Stellen bekommen.

  • Oder wie soll das Bundesinstitut für Sportwissenschaft, das selbst einige Leichen im Keller haben dürfte, für eine sinnvolle Vergabe eines solchen Forschungsauftrags sorgen können?
  • Wer hat 2002 dafür gesorgt, dass Leute wie Clasing (Mitarbeiter von Klümper) oder Huber (selbst Doper und Mitarbeiter von Keul) an maßgebliche Stellen in der NADA gelangten?
  • Und sind alle Altlasten in den Gremien der NADA wirklich „entsorgt“? Ich wüsste da zumindest noch einen, dessen Namen ich nicht nennen darf, da ich sonst eine Klage am Hals hätte (ich meine nicht Armin Baumert).

Fragen über Fragen. Wenn wir überhaupt eine Chance auf eine etwas bessere Zukunft haben wollen, dann über verstärkte Präventionsbemühungen, die Unterstützung hierfür fällt aber bisher knapp aus.

Augen zu und durch – das Motto wird – leider – auch weiterhin Bestand haben. Wie sagte Werner Franke 1990: Wer nichts verändern will, setzt Kommissionen ein. Statt einer Kommission wird heute ein Forschungsprojekt ausgelobt (und vergeben durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft, dessen eigene Rolle bei der Dopinggeschichte dann auch zu klären wäre) – welche Konsequenzen sollen daraus abgeleitet werden?

94 Gedanken zu „Gerhard Treutlein: „Wer die Vergangenheit verdrängt …““

  1. Ja Andreas, Herr Treutlein gehört eher zu den bescheidenen Menschen. Doch ich entsinnne mich gern einer gemeinsamen Olympiafahrt über den Peloponnes und vielen interessanten, ja emotionalen Hintergrundgeschichten. Als Bus-Nachbarn gingen uns nie die brisanten Themen aus. Ja und so mittendrin zwischen seinen emsigen Heidelberger Studenten erlebte ich ihn von seiner couragierten Seite, voller Tatendrang.

  2. Bringen wir es doch mal auf den Punkt: In den letzten 30 Jahren wurde im Sport in Deutschland gelogen, gedopt, geschädigt, betrogen, vertuscht, ausgegrenzt. Und alles geschah mit staatlicher Beteiligung und Finanzierung.

    Wenn man die täglichen Sonntagsreden der Sportfunktionäre hört, packt einen nur die Wut. „Schwarze Schafe…null Toleranz…Dopingbekämpfung stärken“, die Realität sieht anders aus. Welcher Sonntagsredner hat den langjährigen Olympiaarzt Georg Huber denn je befragt, was denn wirklich geschehen ist? Welche eigenen Anstrengungen hat der Sport denn wirklich unternommen?

    Anno Hecker und Gerhard Treutlein haben wirklich ein heißes Eisen angepackt. Ich bin etwas irritiert, dass es – auch in diesem Blog, Ausnahme ist der Hausherr selbst – bisher kaum Reaktionen, Kommentare, Ergänzungen und Kritik gibt. Denn Anno Hecker äußert ja die Vermutung, dass der „bis zumindest 2000“ sportlich erworbene Lorbeer endgültig welken könnte.

  3. Solange ich den halbherzigen „Kampf“ gegen Doping in Deutschland verfolgen kann, verfolgt mich auch das Gefühl, dass irgendwo die unausgesprochene Übereinstimmung herrscht: So weit und keinen Schritt weiter.
    Immer, wenn komplexere Ansätze als die Einzeltäterthese aufflammen, werden sie schnell zum Strohfeuer.
    Der Anti-Doping-Protagonisten gibt es in der Summe schon einige und das sind keine Leichtgewichte. Ihr Problem scheint das der Königskinder zu sein. Weshalb gibts kaum Synergie auf dem Weg zurück zum sauberen Sport, wenn es denn ihn jemals gegeben hat.
    Die Verstrickungen werden immer größer und undurchsichtiger. Das ist doch ein Flächenbrand.http://www.rp-online.de/public/article/sport/wintersport/biathlon/669720/Weltverband-sperrt-russische-Biathleten.html
    Haben wir überhaupt noch Zeit, ihn zu stoppen ?
    Weshalb das Zögern ? Die Dinge sind doch klar. Gerhard, den ich aus Respekt jetzt sieze, und Prof. Bette und viele andere sind doch nicht auf einsamer Flur. Allerdings machen sich die Funktionäre und Bundestrainer und andere Vertreter des aktiven Sports mit deutlichen und aufklärenden Statements rar. Und es den ertappten Regelbrechern alleine ausbaden oder aussitzen zu lassen, ist nicht die feine englische Art, geschweige denn die Lösung.

  4. @mb
    Du beschreibst doch die Gründe für die Ermüdungserscheinungen. Neuer Höhepunkt: Der Umfaller und Vorsitzende des Sportausschusses stellt, begleitet von Medien und sonstigen Akteuren, von denen man das nicht erwartet, sein Buch namens „Kraftmaschine Parlament“ vor, in dem er sich laut Ankündigung besonders dem Doping widmet, weil „die Debatte um Verfehlungen im DDR-Sport“ seit Jahresbeginn „neu entfacht“ worden sei.

    Der Mann ist seit acht Jahren im Sportausschuss, also Kontrolleur des Spitzensports. Seither gibt es diese Debatte und eine weit über den DDR-Sport hinaus reichende. Getan hat dieser Sportausschuss-Vorsitzende bekanntlich zuletzt in Sachen Radsport nichts. Dennoch: Eine solche unerträgliche Propaganda wird immer noch wie ein ernst zu nehmendes Ereignis behandelt. Es mag zu radikal sein – aber ich halte das für ein Zeichen unerträglich weit reichender geistiger Korruption.

    Trotzdem gut, nicht aufzugeben. Glück auf also, lieber mb.

  5. Pingback: Lesestoff am 06. Februar 2009 « Der Ballkönig

  6. Wer die Öffentlichkeit über seine eigene Dopingvergangenheit belügt, hat keine Amnesie Amnestie verdient. Und ist auch kein glaubwürdiger Protagonist für einen „dopingfreien Sport“.

  7. Danke,Herr Dankert,das sind ja erste Anzeichen dafür,dass Deutschland aus dem Antidopingdelirium(tremens) wieder erwacht und der Rechtsstaat wieder im Sport Einzug hält.

  8. Die Amnestie ist doch sowieso schon seit 1990 gegeben, für Westdeutschland schon viel früher, oder welcher von den Oberdopern in Ost und West wurde denn völlig ausgeschaltet? Der verurteilte Doper Spilker ist Vizepräsident des Landessportbunds Thüringen, Goldmann konnte bald zwei Jahrzehnte als Bundestrainer im vereinigten Deutschland arbeiten u.a.m. Goldmann kann ja auch weiter als Trainer arbeiten, aber er sollte nicht als Bundestrainer bezahlt werden u.a. mit meinen Steuergeldern. Wer spricht den genauso veständnisvoll wie von den armen Goldmännern von all den Geschädigten oder von den im Lauf der Jahrzehnte Rausgemobbten,, weil sie nicht zum Doping bereit waren? Wer kam z.B. alles nicht in die Nationalstaffel über 4x100m, bloß weil die Bereitschaft zum Dopen fehlte? Wer wird zu den Festveranstaltungen und zu Meisterschaften eingeladen und sitzt auf der Ehrentribüne, primär diejenigen, die sich für sauberen Sport eingesetzt haben oder eher die Dopingfreunde??? Mit der Vergangenheit wird immer noch nicht ehrlich umgegangen. Solange Menschen, die sich um die Bekämpfung von Doping und den Schutz von Jgendlichen verdient gemacht haben wie Franke/Berendonk oder Meutgens in Deutschland, de Mondenard in Frankreich oder Donati in Italien als Feinde des Sports präsentiert werden, herrscht Heuchelei vor und ist nur geringes Interesse an sauberem Sport erkennbar.

  9. @Gerhard
    Es ist trotzdem wichtig, eine Amnestie zu fordern – um das zu verstellen, was Sie ganz richtig bemerken …

    Man kann sich nur wundern, auch über sonstige verrutschte Maßstäbe:

    Es beginnt mit Danckert: Eine Propagandaschrift des aktivsten Dopingbekämpfers aller Zeiten, nur verbal allerdings, zum Auftakt des Superwahljahres 09 wird als Diskussionsangebot ernst genommen und propagiert.

    Das FAZ-Zitat des Sporthilfe-Chefs: Ist Vergleichbares eigentlich bisher als normal durchgegangen?

    Gerd Jacobs: Ein „habe-keinem-geschadet“-IM wird zum lupenreinen Dopingopfer hochgejazzt – von Journalisten (die sonst für alles andere als Nachsicht gegenüber IMs bekannt sind), aber laut „FAZ“ um diese IM-Vita wissen und schweigen. Womöglich wissen sie auch, dass dieser Athlet die Ausnahme war, einer, der zu aktiven Zeiten wusste, dass er Dopingmittel bekam (wenn auch nichts über mögliche Folgeschäden), und womöglich haben sie sogar mitbekommen, dass er beim Dopingopfer-Hilfeverein über einen Anwalt eine vierfache Entschädigung *GELÖSCHT* versucht hat … Offensichtlich eine zu komplizierte Angelegenheit, um einen lügenden Dopingtrainer, der das verdient hat, redlich und ohne Lüge seiner Lügen zu überführen.

    Immerhin: In solchen Debatten kommt die Wirklichkeit des deutschen Sports an, in jeder Hinsicht.

  10. @Gerhard,
    diesen „Oberdoper“ gibt es doch gar nicht.Der ist doch vom Dopingsystem selbst erfunden worden,um sich zu schützen.Nach Prof. Bette sind dies schon Politik,Sportführung,Medien,Ärzte ,Trainer, Sportler und die Konsumenten.Wer gut zum System war,wurde selbstverständlich vom System auch wieder aufgenommen.
    Am besten drückte dies Robert Lechner,systemübergreifend aus,“Ich fühlte mich wie ein Auserwählter“Kann man ihn deswegen menschlich verurteilen?
    Als Donati 2007 bei Poschmann sagte,Doping gibt es doch nicht nur im Radsport,die stehen nur mehr im Rampenlicht,hat doch keiner zugehört.
    Donati beschäftigte sich mehr mit den Ursachen und Hintergründen für Doping,wurde angegriffen,arbeitete aber zuletzt für das IOC und seitdem hat sich doch was in der Kontrolltätigkeit getan?Er war, glaub ich ,nie in der „Einzelverfolgung“ tätig.
    Ein Rezept ,wie geht man mit der Vergangenheit um,habe ich auch nicht zu bieten.Hauptsache es bleibt verhältnismäßig.
    Herr Scharping macht es auch richtig,wenn er sagt,es war doch gang und gäbe,da lasse ich es doch nicht zum Suizid kommen bei unseren Mitarbeitern.
    Bei der Vereinigung der beiden NOK anfang der 90iger,wäre eine Entschuldigung für die Dopingpraxis angebracht gewesen und die Politik hätte ohne wenn und aber die Verantwortung für alle Dopingbeschädigten in Ost und West übernehmen müssen,aber vielleicht wird das noch.
    Ansonsten würde ich den aktuellen Sport nicht weiter beschädigen,Coubertin hätte das auch nicht gewollt;-)

  11. Ansonsten würde ich den aktuellen Sport nicht weiter beschädigen

    Bezieht sich diese Aussage auch auf aktuelle Dopingvergehen?

  12. Ralf ,natürlich nicht,jetzt,wo das IOC endlich etwas testen läßt,hoffentlich hält das an,wird jeder nach den gültigen Regeln behandelt und gesperrt.
    Schön wäre es noch,wenn die Presse nur offiziell informiert würde und der Sportler nicht vorm Sporturteil zum Kriminellen geschrieben wird.

  13. zu Walter
    Was ist verhältnismäßig und wer entscheidet darüber, was verhältnismäßig ist? Die Dopingfreunde? Oder wie es ein Kollege und hoher Sportfunktionär sagte: Wenn sich die Dopinggegner anständig verhalten, dann werden sie auch gehört. Also braucht nur entschieden werden, dass sie sich nicht anständig verhalten, dann braucht man sie auch nicht zu hören.
    Oberdoper – natürlich gibt es welche, aber als Teil von dopingfreundlichen Strukturen. Ich selbst bin kein Athlöetenjäger, in keiner Weise, aber die Leute im Umfeld, die AthletInnen in Versuchungssituationen bringen und auch verführen (zumal wenn sie Minderjährige gedopt haben), gehören aus dem Verkehr gezogen, ebenso diejenigen, die eine Veränderung der Strukturen (Verhältnisprävention) behindern.
    Übrigens: Donati hat nicht für das IOC gearbeitet sondern eine Studie für die WADA gemacht. Und die Art und Weise, wie versucht wurde, ihn in Italien kalt zu stellen, können Sie bei Singler/Treutlein, 2006, 337 – 356 nachlesen. Donati hat im Auftrag der vorherigen italienischen Regierung flächendeckende Präventionsmaßnahmen (Bündelung von Nikotin, Alkohol, Drogen, Doping) vorbereitet. Mit der Regierung Berlusconi wurde alles auf Eis gelegt.

  14. Vielleicht verwechselt Walter bloß Donati mit Francesco Conconi. Denn Conconi, oder auch: Professor Frankenstein, ein Blutdoper vor dem Herrn, hat jahrelang für das IOC gearbeitet. Hat mit IOC-Mitteln Blutdopingforschung betrieben.

  15. Jens,wie könnte ich die verwechseln.
    Das ist Donati:

    Sind Sportler wie Basso nur Spielfiguren in einem System?

    Ja, natürlich ist er eine Marionette. Es ist ein entscheidender Fehler, die Aufmerksamkeit auf die Athleten zu fokussieren. Man gerät in eine Falle, die jahrelang vom internationalen Sportsystem ausgenutzt wurde. Dies System zielt darauf ab, dass möglichst wenige Leute erwischt werden, und wenn überhaupt, lediglich die Athleten – nie Trainer, Sportärzte oder Führungskräfte des Systems. Es ist eine perfide Strategie, bei der die Medien und die Regierungen Komplizen sind. Durch sie hat sich eine Generation im Sportsystem verwurzelt, die unehrlich und korrupt ist und die mächtigsten Positionen eingenommen hat.

    Gibt es nach Ihren Erkenntnissen Staatsdoping noch immer?

    Es existiert noch. Die gesamte Sportgeschichte ist nationalistisch gekennzeichnet, der Sport wurde im Dienste von Diktaturen ausgenutzt. Auch heutzutage ist der Sport häufig ein Instrument der Scheinpolitik von demokratischen Systemen. Auch sie bauen darauf, dass ihr Image durch sportlichen Erfolg stärker glänzt, auch sie könnten einen scheinbaren Nutzen sehen im Doping, um die Leistungen und die Ergebnisse zu Gunsten der eigenen Nation zu verbessern. Der Schlüsselpunkt ist, dass das Sportsystem sein Dopingproblem nicht zu verbergen vermag, ohne dass es ein schweigendes Komplizentum der Regierungen gäbe. Ich befürchte, es gibt dieses Komplizentum noch immer – auch wenn es durch die Dopingskandale leicht erschüttert worden ist.

    Das ist Donati über Conconi(hat der nicht mit Huber in der med.Kommission gesessen?)

    Sie monieren, dass sich die Testmethoden seit den 80er-Jahren praktisch kaum weiterentwickelt haben gegenüber den immer mehr verfeinerten Dopingmethoden. Wie kann dieses Dilemma gelöst werden?

    Die medizinische Kommission des IOC hat erst mit enormer Verspätung im Vergleich zur Markteinführung neuer Medikamente mit Dopingwirkung Forschungen zur Entwicklung von Testmethoden für ihre Entdeckung gefördert. Beispiele sind Epo (Erythropoetin, d.Red.) und HGH (Wachstumshormon, d.Red.). Epo tauchte bereits Ende der 80er-Jahre auf – und was machte die IOC-Kommission? Sie beauftragte Professor Conconi mit der Erforschung (lacht). Es gibt nur zwei Interpretationsmöglichkeiten: Entweder war das IOC total unfähig – oder es war in das Dopingsystem bereits zu stark verwickelt.

    Es wird wohl immer problematisch bleiben,Täter mit ihrer eigenen Aufklärung zu beauftragen.
    In anderen Familien würde das auch nicht funktionieren.

    http://www.morgenpost.de/printarchiv/sport/article200484/Staatsdoping_gibt_es_immer_noch.html

  16. @Gerhard,
    ich denke,das IOC hat den Wandel eingeleitet und sie nennen es Nulltoleranz.Da kann man, ob der Vergangenheit, drüber lächeln oder nicht,mehr ist für sie nicht drin,schließlich herrscht nicht bei allen Mitgliedern Demokratie.Ursache war,so denke ich ,Frankreich mit seiner Vorgehensweise gegen das EPO-Doping.Das angenehme an Frankreich ist,dass sie anderen Ländern nicht vorschreiben,was gut für uns ist,sie haben einfach eingegriffen und selbst Virenque ging es nach 1998 gut.Und das IOC hat sogar 2001 einen EPO Test eingeführt,nach 15 Jahren!Die meisten Menschen,gut in der medialen Landschaft informiert,wußten gar nicht,dass EPO gar nicht kontrolliert werden konnte.
    Ende August 2007 setzte sich Werner Franke ins Fernsehen und verkündete den größten Sportbetrug aller Zeiten der Weltsportgeschichte,hat sich die Welt deswegen schneller gedreht?
    Sein größter Sportbetrug ist in aller Ruhe weiter gefahren und hat alle drei großen Rundfahrten gewonnen.
    Das IOC arbeitet langsam,ist nicht nachtragend aber vergißt, glaube ich, nie.Da gibt es neben wirtschaftlichen auch völkerrechtliche Dinge zu beachten.
    Heute verkündet die IBU drei Dopingfälle für Rußland,der Chef sagt im Interview,das Dopingmittel wird laut Protokoll noch nicht bekanntgegeben,die Tagesschau verkündet aber gleich,es war EPO.Warum nehmen wir die internationalen Regeln nicht ernst?

    Donati hat zwar für die WADA diese Studie erarbeitet,konnte leider noch keine deutsche Fassung lesen,da stehen brisante Sachen drin,hat aber im weitesten Sinne doch für das IOC gearbeitet.Ich nehme an,die habens bezahlt?

    Donati redet an keiner Stelle vom“Oberdoper“,für ihn war der stets das „System“.(siehe oben in der Morgenpost)

  17. @ Walter:

    Ich verstehe unter dem Begriff „Oberdoper“ diejenigen, die ohne Zustimmung (der Eltern und der Kinder) Dopingmittel an Kinder verabreicht haben, sowie diejenigen, die sich nicht an das Staatsplanthema 14.25 gehalten und stattdessen mit höheren Dosierungen experimentiert haben.

  18. manager-magazin.de: Die schwere Last mit dem System Ost

    Sporthistoriker Hans-Joachim Teichler, Professor an der Universität Potsdam, spricht von einem Dilemma: „Wenn Trainer nach der Wende Doping zugegeben haben, wurden sie nicht eingestellt. Eine Falle, die zum Lügen zwingt“ […] Teichler […] spricht von einem „unglaublichen Skandal“, dass beispielsweise Sportärzten, die durch die Doping-Abgabe Menschen geschadet hätten, nicht die Approbation entzogen wurde. […] Bis heute gibt es keine fundierte Studie, die sich mit dem FKS befasst.

  19. Wenn es nicht bald zu einer ausgewogenen Auseinandersetzung mit Doping kommt, werden wir uns in Deutschland noch zwischen Ost und West den Ball hin und her schieben, wenn andere gar nicht mehr wissen, was eigentlich Doping mal war. Auf der einen Seite aufdecken und aufklären und auf der anderen vertuschen und schönreden,ist so etwas von peinlich und konterproduktiv. Daher auch die Quotation aus http://www.manager-magazin.de/sport/sonst/0,2828,605156-2,00.html,sonst geht das auch noch unter:
    „Doch nicht nur Teichler macht deutlich, dass auch im Westen gedopt wurde. „In der alten Bundesrepublik hat es Doping gegeben“, sagt Danckert, es dürfe nicht sein, dass dies im Halbdunkel bleibe. Die „FAZ“ zitierte unlängst einen Olympiasieger von 1984 zum Thema Doping-Praktiken in der Bundesrepublik: „Es war klar, dass es nicht ohne Pillen ging. Bei denen im Osten schien es etwas kontrollierter gewesen zu sein. Im Grunde waren wir auf gleichem Niveau. Was die Pillen betraf“, so der ehemalige Leistungssportler.

    Eine umfassende Aufklärung wird es zumindest im Westen nicht geben. Denn in einem Fall gab es nachweislich Unterschiede: In der DDR wurde Doping vom Staat geplant, durchgeführt – und akribisch aufgezeichnet. Diese Beweise fehlen im Westen. Und deswegen die Aufarbeitung, die auch im Westen nötig wäre.“
    Und die Stimmen mehren sich – selbst unter den ehemaligen Aktiven -, die eine Ost-West-aufklärung wollen. Warum schweigt denn dazu immer noch die zuständige staatliche Behörde?

  20. Ich glaube, ich bin im falschen Film! Es wurde doch schon seit vielen Jahren enorm viel zur Aufklärung des Westdopings geleistet, weitgehend oder völlig ohne staatliche Förderung – von wegen „diese Beweise fehlen im Westen“. Wir wissen genug: Der Skandal ist, dass sich aus dem Wissen praktisch keine Konsequenzen ergeben haben – wer sollte auch daran interessiert sein? Totschweigen und Vertuschen war zunächst die einfachere Lösung.

  21. @Gerhard
    Keine Sorge, lieber Prof., nicht alle vergessen, was Sie und Singler und Franke/Berendonk und Meutgens und andere über Jahrzehnte vorgelegt haben …
    Danckert ordnet sich klassisch ein in die Reihe der Vertuscher mit seiner Behauptung, es gebe keine Beweise im Westen. Zwei Fliegen mit einer Klappe: Gefeiert wird er von -zig Medien als eine Art Revolutionär. Eigenwerbung funktioniert also. Ärgerlich ist das auch unter anderem Aspekt: DDR-Kinderdoping wird auf diese Weise hübsch verkleinert.
    Das Amnestie-Gerede gibt es auch schon seit 1991. Verwunderlich, dass das allgemeine Diskursgeplapper so weit gediehen ist, dass er das so erfolgreich als Neuerfindung auf den Markt bringen kann. Im Fall Goldmann (Strafbefehl ./. Ehernerklärung) sollen ja aber irgendwie aktuelle Lügen amnestiert werden. Wahrscheinlich liegt darin das Neue.
    Da kann man wirklich zum Zyniker werden. Muss man aber nicht.

  22. Gerhard,
    es ist vor allem die Lösung des IOC mit ihrer Nulltoleranzpolitik,die bezieht sich evtl.auf die Vergangenheit?
    Vielleicht ist Herr Digel international nicht mehr im Geschäft,weil er die Dopingpraxis in Ost verbrecherisch und systematisch und in West verbrecherisch nannte?

  23. Gerhard, ich bin nicht sicher, ob Sie mit Ihrer Entrüstung mich gemeint haben. Wenn ja, dann war sie nicht nötig. Ich sehe das nämlich ähnlich wie Sie. Wir können uns doch eine kontroverse Betrachtung hier locker leisten. Deshalb wiederhole ich es immer wieder. Wenn sie als Sportler aus dem Osten – es gab auch viele saubere und trotzdem erfolgreiche – über die Jahre diese permanente Pauschalisierung miterlebt hätten, wäre Ihnen auch die persönliche Demütigung bewußt geworden, der viele unberechtigterweise ausgesetzt sind. Auch deshalb sind viele nicht mehr bereit, sich das anzuhören und sich an einer ehrlichen Aufarbeitung zu beteiligen.
    Und wenn dann mal einer wie Peter Danckert -da kann man zu ihm stehen, wie man will – sich kraft seiner gesellschaftlichen Stellung dazu äußert, kommt er auch gleich wieder unter Beschuss. Wenn wir keinen interdisziplären, gesamtgesellschaftlichen Konsens zur Dopingaufarbeitung und generellen Neubewertung der Rolle des Sports im Gemeinwesen finden, bleibt alles nur Stückwerk.Die Politik ist hier gefordert und sie versagt, noch immer.

  24. @Herbert
    Irrtum – es gab ab Mitte der siebziger Jahre keine „sauberen“ Sportler im Osten, jedenfalls nicht in den Kaderkreisen, die ab JEM aufwärts international starteten. Ausnahmen: Segeln, Gymnastik.
    Es gab ein Zwangsdopingsystem. Das die Sportler (auch die erfolgreichen) zunächst einmal zu Opfern von Staatskriminalität machte.
    Das ist inzwischen bestens belegt und alles andere Verharmlosung.

    (Es gab natürlich doch saubere Sportler im Osten – alle die, die die Pillen ins Klo gespült haben, an Hunde verfüttert, damit Blumen gedüngt oder ihren Omas zu kräftigerem Rentnerdasein verholfen haben usw. usf.)

  25. @ Herbert, Walter: Ich meine, es in der Goldmann-Diskussion schon mal erwähnt zu haben: Ich würde mir wünschen, wenn Sie etwas klarer argumentieren könnten. Entschuldigung, aber mal sind „die Medien“ schuld, ständig wird nach „dem Staat“ gerufen, der offenbar einen „interdisziplinären, gesamtgesellschaftlichen Konsens zur Dopingaufarbeitung und generellen Neubewertung der Rolle des Sports im Gemeinwesen finden“ soll. Jedenfalls verstehe ich das so, und da bin ich nicht der einzige, der das so versteht. Ein frisches Zitat: „Die Politik ist hier gefordert und sie versagt, noch immer.“

    Genau das ist es. Von der Politik ist da nichts zu erwarten, oder etwa doch? Als Journalist kann ich nur versuchen, Zusammenhänge darzustellen und Hintergründe aufzuhellen, ein wenig Transparenz zu schaffen. Wenn sich Politik dadurch beeinflussen lässt. Bitte. Aber weder als Journalist noch als mündiger Bürger stelle ich mich doch hin und warte auf die Eingebungen derer, die möglicherweise nie Eingebungen haben.

    Lesen Sie sich doch bitte mal meine Notizen vom Sportausschuss durch, ich denke, da bekommt man durchaus eine Ahnung vom Diskussionsniveau. Ich denke auch, dass in jenen Medien, die sich dieser Thematik über einen längeren Zeitraum angenommen haben, mehr oder weniger schon alle Argumente ausgetauscht sind – und zwar auf einem sehr hohen Niveau, über einen längeren Zeitraum betrachtet, keinesfalls verkürzt, einseitig und unehrlich, wie Sie gern unterstellen. Ich muss jetzt nicht noch einmal die Liste von Medienvertretern und Wissenschaftlern wie G. Treutlein, über dessen Beitrag wir hier ja auch diskutieren, wiederholen.

    Ich möchte übrigens gar keinen gesamtgesellschaftlichen Konsens, um Gottes Willen: Was soll das denn sein? Ein Konsens, der mir von Klaus Riegert und Detlef Parr und Peter Danckert aufgezwungen wird? Ein Konsens, der sich an ehemaligen Dopern wie Goldmann orientiert, die für ihre Feigheit, ihr Schweigen, ihre Lügen auch noch belohnt werden?

    „Permanente Pauschalisierung“? Die Lügner und Verdränger haben sich doch längst ihre Parallelwelt geschaffen, in die derlei Themen kaum dringen. Sehr viele ostdeutsche aber auch viele westdeutsche Journalisten haben ihnen dabei geholfen, Politiker ebenso, die übrigens, das darf man angesichts der tollen Initiative vom Dienstag eingangs des Wahljahres auch mal sagen, auf ihre Wahlkreise u. a. im Spreewald schielen. Und wenn ich dann noch oben den Link zu SpOn/Manager-Magazin lese, in dem sich ein Professor aus Potsdam beklagt und als Kritiker auftritt – dann kommt mir angesichts der Tatsachen und der vergangenen 20 Jahre doch die Galle hoch, um es freundlich zu formulieren.

    Ja, auch jene Professoren in Göttingen, Hannover, Potsdam und anderswo, die ihre so genannten wissenschaftlichen Arbeiten oftmals gemeinsam mit Zeitzeugen aus dem Täterkreis erstellten, sind mit Schuld an den gegenwärtigen Zuständen. Und zwar gewaltig. Aber sie werden ja gewissermaßen abgestraft, kaum jemand hört noch auf sie, sie werden kaum noch gefragt, und wenn viele von ihnen demnächst in den Ruhestand gehen, schlafen auch die Professuren ein. Schauen Sie sich doch mal um, an welchen Unis in den nächsten Jahren noch Zeitgeschichte des Sports behandelt wird.

  26. Helmut Digel war Ende letzter Woche bei einer Tagung in Bad Boll dabei. Dort hat er rausgelassen, dass er im Besitz von 30 Aktenordnern des Untersuchungsausschusses von 1976/77 (Leiter Ommo Grupe, Schriftführer Helmut Digel und Jan Kern) ist. Laut Reiterkomission von 1991 ist spätestens (!!)seit diesem Untersuchungsausschuss von 1976/77 klar, dass es umfangreiches Doping in Westdeutschland gab. Daraus ergeben sich folgende Fragen:
    – Es gibt offensichtlich zum Doping in Westdeutschland schriftliche Unterlagen verschiedener Kommissionen. Wer bekommt Zugang zu diesen Unterlagen?
    – Die Unterlagen zur westdeutschen Testosteron-Pro-Doping-Forschung der 80er Jahre (vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft gefördert) wurden offensichtlich vernichtet. Wer gab den Auftrag zur Vernichtung, wer führte die Vernichtung durch (etwa ein Mensch, dessen Name ich nicht nennen darf)?
    – Wer ist an der Verbreitung der Behauptung, zum westdeutschen Doping gäbe es keine Beweise, so interessiert und so effektiv, dass es die Öffentlichkeit auch noch glaubt?
    – Wie ist es wissenschaftlich einzuordnen, dass ausgerechnet Stellen und Institutionen wie das Bundesinstitut für Sportwissenschaft, die wohl eine hoch belastete Doping-Vergangenheit haben, für die Vergabe und Betreuung eines Forschungsauftrags zuständig sein sollen, der u.a. genau ihre Vergangenheit aufdecken soll?
    – Und wie ist es möglich, dass eine Person wir Dr. Müller-Platz, der seit vielen Jahren für die Dopingthematik im BISp zuständig ist und in dieser Zeit keine kritische Aufarbeitung der westdeutschen Dopinggeschichte in Gang gebracht hat, offensichtlich nach wie vor für die ganze Dopingthematik zuständig ist? (Die Namen Singler und Treutlein ist ihm so ein Greuel, dass er sie selbst bei Berichten über Dopingprävention negiert = Sportwissenschaft!).

    Fragen über Fragen, die Antworten sind eigentlich klar und ohne kritische Sportjournlisten – von denen es zum Glück einige wirklich gute gibt – wäre kaum etwas herausgekommen. Diese Journalisten kriegen auch Prügel, deshalb ein herzliches Dankeschön an sie, dass sie diese Arbeit des investigativen und kritischen Journalismus leisten!

  27. Herr Gerhard, die Verlinkung in Ihrer Namenszeile lautet
    http://www.contra-doping.deZuWalter/
    da macht vermutlich nicht nur mein Browser nicht so recht mit (vermute ich einmal von der ungewöhnlichen Form her: Der Zusatz zwischen ‚de‘ und ‚/‘ setzt, soweit mir bekannt ist, die http-Adresse in ein funktionsunfähiges Format).

  28. @ Pecas: Jetzt ist wieder richtig verlinkt zum Heidelberger Projekt von Gerhard Treutlein & Co.

    @ Gerhard: Schlimm genug, dass Digel – wie er jetzt großspurig von sich gibt – schon 30 Jahre in Besitz derartiger Unterlagen ist. Schade, dass er nie Zeit und Muße gefunden und den Willen aufgebracht hat, uns an seinem Herrschaftswissen teilhaben zu lassen. Da lässt sich jetzt hübsch schwadronieren. Das ist auch so ein Punkt, den ich nicht verstehe, aber vielleicht verstehe ich das doch: Welcher Wissenschaft, welcher Aufklärung, welcher Transparenz war dieser Wissenschaftler/Sportfunktionär denn 30 Jahre lang verpflichtet, wenn er sich jetzt hinstellt und sich mit diesen Insider-Infos brüstet.

    Apropos Bad Boll, ich glaube, wir haben uns darüber, ich jedenfalls, schon mal lustig gemacht: Da schmorten die Altvorderen wieder im eigenen Saft. Unbemerkt von der Öffentlichkeit. Glück auf!

  29. ha, weshalb irre ich mich, wenn ich genau weiß, dass es auch andere Sportler gibt, die nicht in das Bild der systematisch Gedopten passen und denen mit der Pauschalisierung Unrecht getan wird ? Sie erwähnen doch selbst, dass es bis Mitte der 70er Jahre kein DDR-weites Zwangsdoping gegeben hat und verschiedene Sportarten auch später davon nicht betroffen waren.
    Ich will ja gar nicht Recht haben, sondern nur meine Meinung, die auf Tatsachen beruht, vertreten dürfen.

  30. @ Herbert: Und? Was soll uns das sagen? Hat jemand behauptet, Täve Schur wäre mit OT gedopt gewesen? Hat jemand behauptet, der Staatsplan 14.25 wäre, sagen wir: 1954 oder 1964 verabschiedet worden? Das hat niemand behauptet. So weit zu den Fakten. Kommen Sie mir doch bitte nicht immer mit „Pauschalisierungen“. Werden Sie vielmehr, bitte, mal konkret.

  31. Jens, sie müssen sich nicht entschuldigen, wenn Sie meine Argumente nicht als klar empfinden. Es stimmt, ich sehe die Verantwortung und zugegebenermaßen auch die Schuld an der zweifelsfrei unbefriedigenden Dopingaufarbeitung nicht nur bei einer Gruppe. Und ich sehe auch keinen Grund zu behaupten, dass die Journalisten oder die sportwissenschaftliche Elite in der Aufklärung den besten Job machen.

    Wer wäre denn Ihrer Meinung am besten geeignet, die Aufklärung zu koordinieren und verantwortungsvoll zu einem tragbaren Ergebnis zu führen ? Ich denke wirklich nicht, dass jede Gruppe sich nur einzeln und aus ihre Sicht damit befassen soll. Ich empfand z.B. die Bonner Dopingkonferenz als einen guten Schritt. Aber wenn das abschließende Papier nur Papier bleibt, dann ist es …
    Und Schuldzuweisungen ereichen doch immer das Gegenteil ihrer Absicht. Der andere macht es genauso und die Kommunikation ist beendet.
    Konflikte, auch der Dopingkonflikt, so marginal er doch auch ist,können doch immer nur mit der Beteiligung möglichst vieler Involvierter und Betroffener gelöst werden. Dass sich dabei einige nicht einlassen wollen oder gar quer stellen, ist keine Überraschung.
    So ist zumindest mein Verständnis für den Weg einer von der Mehrheit des Gemeinwesens getragenen Lösung zu verstehen. Wo wir wieder bei der Frage wären, wer die Probleme wohl bündeln kann ? Die akademische Elite und der Sportjournalismus spielen sicher eine hervorragende Rolle, können aber eine Lösung nicht alleine auf dem Weg bringen.

    Die Formulierung „permanente Pauschalisierung“ meinte ich im Zusammenhang mit der ungerechtfertigten Verunglimpfung aller ostdeutschen Sportler als Doper.

  32. Pingback: Angela Merkel: Dopingbekämpfung als Kernelement der Sportpolitik : jens weinreich

  33. @Herbert
    Sie verstehen etwas nicht: Kein Sportler wird gedemütigt durch die, die das Zwangsdopingsystem beschreiben. Die „Demütigung“ lag im Missbrauch und in der pharmakologischen Manipulation.

    Ihr Wissen über ungedopte DDR-Spitzensportler ab 1974 außer in den genannten zwei (laut Manfred Höppner, Vize des Sportmedizinischen Dienstes der DDR waren es nur diese) Sportarten sollten Sie bald mit der Welt teilen. Es hätte exklusiven Wert. Bekannt sind die, die rausgeflogen sind, weil sie sich verweigert haben.

  34. Dann frage ich nochmal,was wäre aus Helmut Digel geworden,wenn er diese Akten aus verschiedenen Kommissionen vor 20 Jahren veröffentlicht hätte?

    Interessiert mich wirklich!
    Was in der DDR passiert wäre,brauchen wir wohl nicht erörtern;-)

  35. ha, Sie haben Inhalt und Sinn meiner Bemerkung verändert. Das hätte aber nicht sein müssen.
    Ich belasse es dabei, obwohl es mich schon ärgert.

  36. Herbert, was habe ich falsch verstanden? Bitte um Aufklärung. Hatte mich darauf bezogen:

    Wenn sie als Sportler aus dem Osten – es gab auch viele saubere und trotzdem erfolgreiche – über die Jahre diese permanente Pauschalisierung miterlebt hätten, wäre Ihnen auch die persönliche Demütigung bewußt geworden, der viele unberechtigterweise ausgesetzt sind.

  37. ha,damit meinte ich, dass das in der Öffentlichkeit u.a.durch die Medien verbreitete Bild, im DDR-Sport wurde permanent und umfassend gedopt, der nachhaltige Eindruck entstanden ist und sich gar verfestigt hat, dass alle DDR-Sportler unabhängig vom Zeitpunkt ihrer sportlichen Karriere und Sportart gedopt waren. Das meine ich mit Pauschalisierung. Ich kann mich noch persönlich sehr gut erinnern, als in den sportlichen Gremien nach der politischen Wende sofort die Doping-Frage im DDR-Sport neben der Stasi-Problematik prioritär und regelmäßig behandelt wurden. Zum Doping im Sport der alten BRD habe ich damals kein Wort gehört. Das kann doch kein Zufall sein. Viele ostdeutsche Sportler haben sich dadurch persönlich zu unrecht behandelt gefühlt. Und ich weiß, worüber ich rede.
    Dass diese Fragen unbedingt diskutiert und geklärt werden mussten, unterstützte ich ausdrücklich. Jedoch waren die Art und Weise des Umgangs mit der Doping-Problematik im deutschen Sport von Anbeginn nicht differenziert genug. Der dadurch einseitig vermittelte Eindruck in der Öffentlichkeit wurde auch später, als die Tatsachen durch die bekannten Rechtsverfahren auf dem Tisch lagen, nicht angemessen korrigiert und hat sich gar verfestigt.Dafür gebe ich vor allen den Medien die Verantwortung. Ich würdige gleichzeitig, die auch hier besprochenen Verdienste der Protagonisten in der mutigen Wahrheitssuche vis-a-vis der Dopingvergangenheit sowohl in Ost als auch in West, auch die der Sportjournalisten. Obwohl ich auch hier differenziere.
    Und ich möchte auch nicht in die Ecke eines politisierenden, Tatsachen ignorierenden anonymen Posters gestellt werden. Der Prozeß des Umgangs mit der deutschen Doping-Problematik in und gegenüber der Öffentlichkeit bedarf Korrekturen und Klarstellungen. Die sind auf dem Weg, zögerlich zwar, aber dennoch. Und dazu brauchen wir die Experten aller Genre und besonders die Medien. Meine Auffassung zur Politik habe ich ja schon geschrieben.
    Noch habe ich Hoffnung, dass die entstandene Schieflage beseitigt werden kann.
    Wir warten auf die Ergebnisse der Evaluierungs- und Dopingkommissionen zur Freiburger Uni-Klinik, übrigens schon lange.
    Über die internationale Kompenente des Umgangs mit Doping haben wir dabei noch gar nicht nachgedacht. Allerdings kann man sich als einzelnes Land da auch schnell verheben.

  38. Herbert, es liegt mir fern, Sie in irgendeine Ecke zu stellen. Ich bin aber anderer Meinung: Nichts, was wir über Doping in der alten Bundesrepublik und in der Gegenwart noch erfahren werden, wird das ab Mitte der siebziger Jahre systematische Zwangsdoping a la DDR, das bei Zwölfjährigen im Schwimmen begann und im Turnen noch früher, toppen. Es sei denn, Sie sehen nach China, in eine Diktatur. Bei mir kommen – ich kann mich täuschen – Ihre Parallelen als Relativierung an.
    Übers westdeutsche Doping liegt überdies eine Menge vor, worauf Gerhard in diesem Blog hingewiesen hat. Weder Sportfunktionäre noch Sportpolitiker haben daraus jemals Konsequenzen gezogen. Schon immer gab es, wie nun wieder bei Goldmann sichtbar, ein selbstverständliches Integrationsprogramm für Dopingexperten, ob Trainer oder Ärzte. Das ist unzählige Male beschrieben und gesagt, Thema seit nunmehr fast 40 Jahren – nimmt man Brigitte Berendonks „Zeit“-Artikel aus dem Jahr 1968 (oder 67?) als Beginn einer „Debatte“. Seither herrscht der nahezu „gesamtgesellschaftliche Konsens“, den Sie wünschen: Was immer auf den Tisch kommt, es bleibt folgenlos. Die Bundesrepublik passt sich internationalen Regelungen an – umgekehrt war es nie, bei allen gegenteiligen angemaßten Behauptungen einer Vorreiterrolle. (Ausnahme vielleicht nach Frankreich: die Präventionsanstrengungen der letzten Jahre – allerdings von wenigen Aufklärern wie Treutlein eher gegen den Willen der Sportorganisationen durchgesetzt und von diesem zum Teil als Alibi benutzt, siehe BDR.)
    Ginge es nicht zuerst um internationale Erfolge, hätten wir längst ein Antidopinggesetz, und zwar ein vom Sport gewünschtes, und kein geändertes Arzneimittelgesetz, dann hätten wir eine NADA, an deren Spitze nicht eisntige Leistungsfetischisten stehen, dann hätten wir einen Sportausschuss, der dem BDR die Fördergelder gekürzt hätte usw. usf.

  39. ha,
    es kann ja sein,dass Sie noch eine Rechnung mit dem Dopingsystem Ost offen haben,gehen Sie aber lieber davon aus,das es den minderjährigen Schwimmern und Turnern nirgendwo auf der Welt besser ging als in der DDR.
    Wie es ausschaut gibt es auch nirgendwo Konsequenzen,Herbert,Deutschland wird sich schon beim Versuch daran verheben.
    Frankreich wollte ab 1998 einfach nicht mehr auf einen Test für EPO warten und hat gehandelt.
    Deutschland wurde mit der öffentlichen Zerfleischung eines Jan Ullrich zwischenzeitlich belustigt und der ehemalige Leistungsfetischist an der Spitze der NADA wird 2007 mit der Meinung abgedruckt,Deutschland wäre im Antidopingkampf weiter,wenn nicht so viele Leute an Jan Ullrich hängen würden.
    http://www.radsport-news.com/sport/sportnews_44701.htm

  40. ha,
    es kann ja sein,dass Sie noch eine Rechnung mit dem Dopingsystem Ost offen haben,gehen Sie aber lieber davon aus,das es den minderjährigen Schwimmern und Turnern nirgendwo auf der Welt besser ging als in der DDR.
    Wie es ausschaut gibt es auch nirgendwo Konsequenzen,Herbert,Deutschland wird sich schon beim Versuch daran verheben.
    Frankreich wollte ab 1998 einfach nicht mehr auf einen Test für EPO warten und hat gehandelt.
    Deutschland wurde mit der öffentlichen Zerfleischung eines Jan Ullrich zwischenzeitlich belustigt und der ehemalige Leistungsfetischist an der Spitze der NADA wird 2007 mit der Meinung abgedruckt,Deutschland wäre im Antidopingkampf weiter,wenn nicht so viele Leute an Jan Ullrich hängen würden.Auch eine Lösung.
    http://www.radsport-news.com/sport/sportnews_44701.htm

  41. ha, das Thema ist viel zu ernst, um es zu verniedlichen. Das tue ich auch nicht. Ohne es zu relativieren, möchte ich es in den Gesamtkontext setzen. Wir dürfen nicht die USA, die Ostblockländer, allen voran die damalige UdSSR vergessen, wenn wir über Doping bis 1989 sprechen.
    Und ihr Hinweis “ Übers westdeutsche Doping liegt überdies eine Menge vor, worauf Gerhard in diesem Blog hingewiesen hat. Weder Sportfunktionäre noch Sportpolitiker haben daraus jemals Konsequenzen gezogen.“ spricht ja Bände. Wie sagte Herr Scharping so schön: „Es war Gang und Gäbe“, als er zu den Praktiken im deutschen Radsport gefragt wurde. Dass man sich verar**** vorkommt, wenn man erfährt wie normalerweise mit dem Thema in den ÖR umgegangen wird – nämlich zu recht kompromisslos – kann da aber nicht übel genommen werden.

  42. Wann wird endlich damit aufgehört zu beklagen, es ginge bei der Dopingaufklärung gegen die Ossis??? Relevante ossis waren auch nicht damit zufrieden, als wir z.B. genügend zum Westdoping aufgedeckt haben. Das bedeutete nämlich, dass damit ein Jammerargument aus der Hand geschlagen wurde. Es geht nicht um Ost oder West sondern um sauberen oder dreckigen Sport. Der dreckige Sport war und ist weit verbreitet; seine „Perfektionierung“ ist in einer Dikatur leichter als in einer offenen Gesellschaft – in der Diktatur ist die Mauer des Scheigens leichter herzustellen. Und welcher Märchenonkel hat erzählt, minderjährigen Turnern und Schwimmerinnen sei es nirgends besser gegangen als in der DDR? Definieren Sie bitte mal „besser“! Es geht insgesamt um die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen, um die Zukunft unserer Gesellschaft. und den Wert einer Gesellschaft kann man nur sehr unvollkommen über die Medaillenzahl nachweisen!

  43. Gerhard,
    ich bin vollkommen Ihrer Meinung ,Doping ist verbrecherisch,vor allem bei Kindern.Und ich bin auch der Meinung mit diesen Ost-West Vergleich aufzuhören.Diese Verschleierung der wahren Ursachen von Doping kommt eher aus der Ecke der nicht verdauten sportlichen Übermacht der DDR Sportorganisationen.Diese setzten sich doch hauptsächlich mit Amerikanern und Russen auseinander. Die “ Waffengleichheit“ wurde doch sogar in der medizinischen Kommission des IOC gemeinsam mit Conconi abgesprochen. Ob Diktatur oder Demokratie, Voraussetzung für Doping war stets die mangelnde oder fehlende Kontrolle von Doping ,verbunden mit der fehlenden Unabhängigkeit der Kontrolleure.Und das war stets gewollt?
    Ich bin nur dafür Ursache und Wirkung auseinander zuhalten.
    Sauber oder dreckig hört sich für mich zu schwarz-weiß an.
    Ich denke gerade mit den neuen Ansätzen im Radsport,mit funktionierenden Tests und dem Blutpass wird es sauberer?
    Meine Meinung zu Kinderdoping habe ich gesagt,dazu habe ich aber kaum was gelesen.Irgendwann hat doch das IOC das Mindestalter erhöht.Hatte das etwas damit zu tun?
    In einer Diktatur ist übrigens nichts leichter.Z.B.keine Chance für Breitensportler, an Doping zu gelangen.
    Die Doppelmoral wirkte auch in Ost und West gleich,die Sportler dachten doch stets( nach Instruktion durch ihre Funktionäre) ,sie wären Auserwählte.
    Dabei wurden sie für den Medaillenspiegel mißbraucht.

  44. Nicht zu vergessen: Mit einer Aufarbeitung des DDR-Staatsdopings hätte auch die des westdeutschen Privatdopings einhergehen müssen.

    hannnns,

    das ist der beste Satz aus dem Artikel;-)
    Wer hat denn das bestellt?

  45. Das von 1990 an Epo im Hochleistungssport und Breitensport zur Leistungssteigerung verwendet wurde und jährlich Sportler an Herzversagen sterben hat bis 1998 keinen Sportjournalisten interessiert. Ich habe Grit Hartmann lange vor `98 auf das Problem hingewiesen. Intererssiert hat das nicht. Heute verkauft sich das Thema besser, und DDR Doping geht immer.
    Ist auch einfacher, in Protokolle zu schauen, die jemand als Meldung nach oben geschrieben hat. Und Ihr objektiven Journalisten, schreibt es ab.
    Euch interessieren die Menschen nicht. Ihr diffamiert.

  46. @ Jan: Es stimmt einfach nicht, was sie schreiben. Spätestens seit der Spiegel-Geschichte „Schlamm in den Adern“ ist das Epo/Blutdoping-Thema unter deutschen Sportjournalisten angekommen – seit Juni 1991 also.

    Darin findet sich auch dies:

    Sportarzt Professor Joseph Keul, mehrfach Chefarzt bundesdeutscher Olympia-Mannschaften, rühmt der Droge nach, sie sei „bei richtiger Anwendung ungefährlich“ und könne „das Höhentraining durchaus ersetzen“. Keul, der früher schon zum Anabolika-Konsum ermuntert hatte, ist sich mit dem obersten deutschen Radfahrerarzt Georg Huber einig. Der sagt: „Ich glaube nicht, daß man mit physiologischen Mengen von EPO einen Schaden setzen kann.“ (…)

    Offiziell gibt es in Deutschland auch keine EPO-Dopingtoten. Zwar sind 1990 beispielsweise vier junge deutsche Radrennfahrer, die als „Kader“ galten, überraschend schnell gestorben. Nein, nein, nicht an EPO, schwört Radarzt Huber, sondern am kranken Herzen.

    1992 hat es bereits eine Dauer-Diskussion darüber gegeben, wenngleich nur unter den üblichen Verdächtigen (Journalisten). Es ist Unsinn, grober Unsinn, es ist absolut unwahr zu behaupten, „das Thema verkaufe sich besser“, wenn es um DDR-Doping gehe. Aber derlei Nonsens ist halt nicht aus der Welt zu schaffen.

    Für Feinschmecker, zur Erheiterung (wegen Conconi): Ein Blutdoping-Text von mir von „vor 98“, als es noch keinen Sportjournalisten interessiert hat, wie Jan schreibt.

  47. @ Walter: Wollen Sie es eigentlich nicht begreifen? Es hat immer Aufarbeitung des „westdeutschen Privatdopings“ gegeben. Von Journalisten, von Wissenschaftlern wie Gerhard. Von einer Minderheit – so wie auch nur eine Minderheit derjenigen, die von Berufs wegen daran Interesse haben müsste, an einer Aufarbeitung des DDR-Dopings und überhaupt des gesamten Dopingproblems interessiert ist. Zum Westdoping nenne ich nur mal einige Namen, die hier noch nicht gefallen sind: Vandenhirtz, Justen & Co., aufgedeckt durch die SZ 1993, wenn ich mich nicht irre.

    Manche versuchen eben, ihren Job zu machen. Manche nicht. So einfach ist das. Das wird nie anders sein. Wie oft soll ich mich noch gegen diesen immer wieder vorgebrachten Nonsens wären, es müsste jetzt aber schleunigst mal eine objektive, staatlich koordinierte und von oben angeordnete aufklärende Diskussion geben. Bitte nicht mehr so einen Unsinn verbreiten! Mit Verlaub: Ich kann es nicht mehr hören! Dass wir hier diskutieren und nicht woanders, das hat schon seinen Grund.

  48. Um einen womöglich die Debatte insgesamt wieder leicht entspannenden Wettbewerb um die Übersetzung jenes schweizer Wortes anzuregen, erlaube ich mir, diesen

    Grund

    im letzten Kommentar von JW versuchsweise einmal im (gesamtdeutschen) Bünzlitum zu vermuten.
    (Vgl. die schweizer Kommentare zu dem Vorgang http://jensweinreich.de/?p=2930

  49. Sorry, nee, das mit dem Link hat nicht hingehauen und ist irreführend: Ich meinte den Beitrag „Korrupter geht’s nicht mehr“.

  50. Spätestens seit der Untersuchung von Sandro Donati zum Epo-Doping (1994) war auch hierzu alles klar und zugleich eine Bestätigung des von Jens Weinreich erwähnten Spiegel-Artikels von 1991. Die Donati-Studie wurde vom CONI-Präsidenten Pescante (war 2006 Konkurrent von Bach bei der Wahl zum IOC-Vizeprsädienten) unter Verschluss gehalten; unter ungeklärten Umständen kam sie 1996 zu „Equipe“ und wurde dort veröffentlicht. Eine Folge war die Einführung des Hämatokritwerts.

    Laut dem früheren Rennstallleiter von Peugeot, Cyril Guimard, hatten die Radprofis das Gesundheitsproblem seit 1994 im Griff (Mittel: Blutverdünnung), es gab dann kaum noch Todesfälle. Wohl nicht ohne Grund haben die deutschen Ärzte Kindermann (1995 Stephane Franke in Göteborg bei der WM), Birnesser und Wegner (Stephane Franke und Damian Kallabis bei der EM 1998) HES gespritzt. Durch Intervention von Dr. K.H. Graff wurde HES kurze Zeit später verboten.
    Solche Dinge wurden immer zuerst durch Journalisten veröffentlich, und zwar unabhängig davon, ob es sich um Doping in Ost oder West handelte. Wer behauptet, es sei immer gegen den Osten gegangen, sollte einfach mal frühere Artikel und Bücher lesen.

    Vandenhirtz war zweimal auffällig mit Minderjährigendoping West – er blieb stellvertr. Vorsitzender der Schwimmtrainervereinigung. Christel Justen (Weltrekordlerin, ohne ihr Wissen gedopt) starb im Alter von ca. 45, Uwe Beyer (Bronzemedaille 1964) und Ralf Reichenbach ((über 21.50 Kugel) ebenso. wen hat das längerfristig interessiert? Welche Konsequenzen wurden daraus gezogen? Etwa dass ein Herrn Clasing, der mit Klümper zusammen gearbeitet hatte und als Sprecher der Fachverbandsärzte zum pragmatischen Umgang mit der Anabolikaproblematik aufgerufen hatte, später nicht stellvertretender Vorsitzender der NADA werden durfte? Oder ein Herr Huber, über den zumindest mit Gerüchten alles klar war, nicht Mitglied der medizinischen Kommission der NADA werden durfte?
    Es gibt zwei Probleme: Das schnelle Vergessen von Fakten und die fehlende Bereitschaft zur Konsequenz, deshalb haben wir heute diese unsägliche aber notwendige Diskussion. Wer die Vergangenheit verdrängt …

  51. Jan:

    Ich habe Grit Hartmann lange vor `98 auf das Problem [mit EPO] hingewiesen.

    Ein anderer(?) Jan hat Grit Hartmann mal das folgende erzählt:

    Das, was mir gegeben wurde, hab’ ich an meinen Hund verfüttert, und der ist 17 Jahre alt geworden.

  52. Kein Programmhinweis auf die gerade laufende phoenix-Sendung „THEMA: Doping im Sport“ hier? Komisch.
    (Die Sendung läuft noch bis 12 Uhr und gerade lauft eine Doku über Katharina Bullin und danach kommt eine Diskussionsveranstaltung zum Thema „Hauptsache Sport: Keine Gnade für Doper?“.)

  53. Pingback: Hinweis zur Dopingdiskussion … : jens weinreich

  54. Gerhard,
    vielen Dank für diese Zusammenhänge.Ich sage es nochmal deutlich,ohne Sie und die anderen genannten würden wir nicht über Doping reden.
    Ich meine doch nur,dass nicht für alle Ewigkeit der Weg das Ziel bleiben soll.Sie nennen es Konsequenzen,ich nenne es Schlußfolgerungen.Wann werden sie endlich öffentlich ausgesprochen.
    Wieviele Fakten sollen noch zusammengetragen werden?
    JW,
    zuerst,ich will es begreifen,aber es fällt mir schwer.Ich habe auch nicht an der Aufarbeitung gezweifelt,sondern an diesen“ westdeutschen Privatdoping
    Anscheinend darf die Wahrheit nicht so krass genannt werden.Donati sagte,Staatsdoping gibt es immer noch.
    Ich bin immer noch der Meinung,eine Entschuldigung durch den DOSB für seine beiden VorgängerNOKs wäre langsam angebracht und die staatliche Zusage,das alle Dopingopfer,auch West,Anspruch auf Entschädigung haben.Das wäre für mich der nächste praktische Schritt,was die Vergangenheit betrifft.Inwieweit die Vergangenheit dann auch ncoh öffentlich ausgebreitet wird,hängt sicherlich auch von internationalen Gegebenheiten ab.Da sehe ich die Gefahr,dass wir an führender Stelle nicht mehr gefragt sind,in der internationalen Sportaristokratie.
    Wie sagte Herr Scharping bei Poschmann so schön“Das wird in ganz anderen Gremien behandelt,es war doch gang und gäbe…“

    Jan,
    da würde ich auch differenzieren,aber der breite Mainstream weiß,was gerne gelesen wird,da ging Ullrich sehr gut,DDR Doping und Stasi will auch jeder wissen und China geht auch immer gut;-)Privatdoping wird nicht so oft gedruckt, macht schließlich jeder.
    Das ist auch gut:

    «Es ist nicht ganz nachvollziehbar. Ich weiß nicht wie es wäre, wenn bei uns so ein Fall auftreten würde, ob wir da noch so gut gelaunt wären», sagte die 22 Jahre alte Sportlerin aus dem bayerischen Wallgau.

    Neuner kritisierte das Verhalten der russischen Skijäger: «Ich kann nicht in diese Menschen reinschauen. Ich weiß nicht, was die denken und was die für eine Einstellung zu dem Ganzen haben. Ich finde es einfach nur total enttäuschend und schade. Es ist schon ganz schön krass, dass die alle so tun, als wäre nichts gewesen.»

    Die Angst der Magdalena kann ich nachvollziehen, nur Sport sollte eigentlich Spass machen?

  55. Hoffe, das kommt jetzt nicht als Werbung für ein Uralt-Buch an, der Genauigkeit halber sei das aber hier gesagt, da ich angesprochen worden bin:

    @Jan
    Sie haben mich darauf hingewiesen, richtig, aber nicht nur mich, denn es ist nachzulesen, was Sie damals, 1996, gesagt haben. Eine Menge:

    … wenn die Italiener wüssten, wie deren Radsportler zu ihren Erfolgen kommen, dann wäre der italienische Radsport an letzter Stelle der populären Sportarten. Es wird in Italien vertuscht wie heute im deutschen Radsport. Ich hab immer gesagt, die deutschen Redsportler sind deshalb so schlecht, weil sie nicht in denselben Apotheken einkaufen wie Italiener, Franzosen und Spanier.

    Die Entgegnung lautete, bezogen auf Team Telekom, dass sie nicht mehr schlecht sind. Ihre Antwort, die den Unterschied zum DDR-System meinte und das Wort Epo enthielt:

    Heute kannst Du als Sportler immer selbst entscheiden. Wenn jemand mit einer Spritze in Dein Zimmer kommt, und er sagt Dir nicht, was sie enthält, kannst du als erwachsener Mensch immer Nein sagen. … Diese Dinge (die jetzt ablaufen), sind mit dem, was ich in der DDR erlebt habe, nicht zu vergleichen. Beispielsweise kannst du unmittelbar vor dem Rennen Cortison nehmen, und du kannst es so abschwächen, dass es bei der Dopingkontrolle nach der Etappe schon nicht mehr nachweisbar ist. Oder Epo, das jetzt reingekommen ist, womit du die Anzahl der roten Blutkörperchen erhöhen kannst. Der Nachweis wäre extrem teuer, so dass ihn sich die Internationale Föderation nicht leistet. Das wird alles zugedeckt, und es ist noch schlimmer als in der DDR. Jedenfalls vom Ausmaß her. Nur, du kannst es ablehnen. Aber es gibt wahrscheinlich nicht viele, die das tun.

    Die Differenz, was „schlimmer“ sei, muss ja nicht ausgetragen werden. Und, Jan, Ost-West gegeneinander auszuspielen und von „Diffamierung“ zu sprechen, bringt doch nun wirklich nichts. Wenn Sie es konkret meinen, dann sagen Sie’s mit Namen und Adresse.

  56. @ Ein bisschen Werbung darf schon sein, denn es ist ein sehr gutes Buch. Titel: „Goldkinder – die DDR im Spiegel ihres Spitzensports“. Erschienen 1997 im Forum Verlag Leipzig.

    Das Interview, aus dem GH gerade zitiert hat, ist ein Interview mit dem Olympiasieger und ehemaligen Profiradfahrer Jan Schur.

  57. @JW,
    dank Phoenix habe ich wieder etwas begriffen,Privatdoping hieß das doch nicht.Herr Dankert nannte es Ost-staatlich angeordnetes Doping und West-staatlich geduldetes Doping.
    Und wer hat gezahlt?

    Die Assimilation von zuvor vom Sportsystem behandelter Sportler nach Karriereende heißt Rollback,sagte Frau Geipel.

    Und was wollte uns Herr Frommert sagen?

  58. notabene: den namen vandenhirtz las ich eben zum ersten mal, googelte kurz den namen, las von der justengeschichte und stieß dann darauf, daß eben jener claus vandenhirtz (ich nehme an, daß das kein namensvetter ist) beim dsv, fachsparte schwimmen, noch immer als vertreter der dstv, also der deutschen schwimmtrainervereinigung, geführt wird. siehe hier: http://www.dsv.de/ourfiles/datein/Regelwerke/Regelwerke%202008/FSSchwimmen2008.pdf

    und wenn ich nicht schon so viele ähnliche geschichten hier und anderswo gelesen hätte, wäre mir jetzt wohl schlecht.
    für weiterführende links zu diesem fall wäre ich dennoch dankbar.

  59. beim durchlesen der artikel und beiträge und dem querlesen der foren auf sport1.de, spox.de und eurosport.de befällt mich eine enorme, traurige müdigkeit. dass sich seit über 60 jahren bekanntermaßen nichts geändert hat (es wird weiterhin systematisch gedopt und das ganze indirekt oder direkt durch den staat gedeckt (also eigentlich durch uns oder unser steuer-geld) – nicht nur im biathlon und russland), wäre noch kein grund den kopf hängen zu lassen. aber ganz offenbar entstehen mehr und mehr öffentlichkeiten, die ohne nennenswerte berührungspunkte nebeneinander existieren können und deren akteure nur in abhängigkeit ihres statuses zur einen oder anderen öffentlichkeit gehören. auf dieser seite z.b. die aufgeklären, empörten, geschädigten, engagierten dopinggegner, auf den w.o. genannten websites die beschwichtigenden, argumentationsresistenten dopingleugner (im fussball kann gar nicht sinnvoll gedopt werden) oder dopingbejaher (wieso eigentlich nicht, wenn alle dopen dürften, wär doch wieder alles gleich). und dann gibt es natürlich auch noch die akteure, denen leistunsgsport gerade mal vollkommen egal ist. aus welchen gründen auch immer.

    weshalb mich diese müdigkeit so gefangen hält, liegt auch an dem umstand, dass mein sohn, jetzt noch als steppke, in einer handball-mannschaft trainiert, deren trainer ich bin. wenn er sich entwickelt, selbständig wird, eigene entscheidungen trifft und vielleicht spitzensportler werden möchte, kann ihn das gleiche schicksal ereilen, wie frank nowak. soll ich meinen sohn also vom sport fernhalten? weil die trennschärfe zwischen doping im profisport und doping im amateursport immer geringer wird?

    ziemlich ratlos
    derde

  60. @linksaußen
    für weiterführende links zu diesem fall wäre ich dennoch dankbar.

    hier Seiten aus Singler/Treutlein: Doping im Spitzensport‘ mit den entsprechenden Hinweisen auf Zeitungsartikel
    link

    und hier ein Ausschnitt aus dem zitierten FAZ-Artikel vom 15.1.1993:

    „Der frühere sportliche Leiter des ASV Aachen 06, Rainer Schulze-Rettmer, habe indes, laut „Aachener Nachrichten“, schon 1977 Doping durch Vandenhirtz aufgedeckt. Er habe damals die vom Trainer an eine Schwimmerin verabreichte Kapsel untersuchen lassen. Von Professor Donike sei diese als Dianabol analysiert worden. Donike sagte gegenüber den „Aachener Nachrichten“: „Schon bei einer Einnahme im Milligramm-Bereich kommt es zu Bartwuchs, oder die Stimme wird tiefer.“ Genau das beobachtete Schulze-Rettmer. „Mir vertrauten sich mehrere Schwimmerinnen der von Vandenhirtz betreuten Mannschaft an. Manche hatten bereits eine tiefe Stimme und Bartwuchs. Jede, die sich weigerte, die Mittel zu nehmen, wurde von ihm aus der Mannschaft ausgeschlossen.“
    (…)
    Im ARD-Morgenmagazin leugnete Vandenhirtz nicht, Anfang der siebziger Jahre mit Dopingmitteln experimentiert und seinen Schwimmern regelmäßig Anabolika verabreicht zu haben. Er verwies jedoch darauf, daß diese Präparate damals noch nicht auf der Verbotsliste standen. Zudem seien die Einnahmen „nur mit Einverständnis der Eltern“ erfolgt. Damit widersprach Vandenhirtz bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit Bekanntwerden der Vorwürfe der Aussage seiner einst besten Schülerin Christel Justen, die sich vom Trainer getäuscht fühlt.“

  61. Und wen lässt die DOSB/DOG-Zeitschrift „Olympisches Feuer“ (Ausgabe 1/2009, mit Stand 25.2. noch nicht online bei http://www.dosb.de) zum Thema Dopingaufarbeitung zu Wort kommen? Nein, nicht etwa Gerhard Treutlein oder Andreas Krieger, sondern, na klar, Helmut Digel wiederholt seinen schon bekannten Beitrag aus der DOSB-Presse. Ich nenne das eine In-sich-diskussion.

  62. NZZ: Wie zu Sowjetzeiten

    Obschon in den späten 1980er Jahren […] die sowjetische Föderation, die Rote Armee und der frühere DDR-Anabolika-Produzent Jenapharm (Hauptprodukt Turinabol) ein gemeinsames Gen-Forschungsprojekt betrieben. Dabei soll es auch um implantative Wachstumshormone und Blutdoping gegangen sein.

  63. Da hat der Kollege K.Bl. aber tief im Archiv gewühlt. Einige Sätze wurden so ähnlich schon vor beinahe zwei Jahrzehnten formuliert. Aber das bleibt bei diesem Thema natürlich nicht aus.

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  68. Heute in Heidelberg:

    Symposium Dopingprävention und Festakt anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande an Prof. Dr. Gerhard Treutlein

  69. PH Heidelberg: Interview mit Prof. Dr. Gerhard Treutlein

    Für mich bedeutet es die Anerkennung einer jahrzehntelangen ehrenamtlichen Arbeit, nicht nur im Bereich der Dopingprävention. Und zugleich auch die Anerkennung der Arbeit derjenigen – Mitarbeiter, Journalisten und andere mehr -, die mit mir zusammen für das Ziel eines „glaubwürdigen, sauberen und fairen Sports“ arbeiten.

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  71. Daniel Drepper in der „Zeit“: Dopingexperte beendet Mitarbeit an Forschungsprojekt

    Selbst Treutlein will nach einem Gespräch zu seinem Rückzug nicht zitiert werden. Der pensionierte Professor steckt in einer Zwickmühle. Einerseits würde er vermutlich gern seine Meinung sagen. Zu viel hat er in den letzten Jahrzehnten erlebt, zu oft ist der unermüdliche Doping-Gegner enttäuscht worden. Andererseits arbeitet Treutlein mit der Deutschen Sportjugend seit Jahren deutschlandweit an Informationsbroschüren zur Dopingprävention, hält Vorträge, hilft bei der Erstellung von CDs und DVDs. Zu viel Kritik könnte da schnell nach hinten losgehen und selbst dieses zarte Pflänzchen Doping-Prävention gefährden.

  72. FR: Reformer im Vakuum

    Das Wort Dopingprävention benutzt Gerhard Treutlein nicht gern. „Wir müssen weg von diesem Begriff“, sagt der emeritierte Heidelberger Professor für Sportpädagogik.

  73. Grit Hartmann für dradio.de: Zwischen „Maßhalten“ und „Wachstumsorientierung“

    In die Dopingbekämpfung fließen wie bisher nur 3,3 Millionen Euro. Die Prävention wird erneut mit dem Kleinstbetrag von 300.000 Euro abgespeist – genauso viel spendiert das BMI für die Frauen-Fußball-WM. Damit entpuppt sich der im letzten Herbst großspurig verkündete „Nationale Dopingpräventionsplan“ als Etikettenschwindel.

  74. Dopingprävention – unnötig? Sterben müssen wir eh alle! Das kann man zumindest aus den Worten des zweimaligen Tour-de-France-Siegers Laurent Fignon im Vorwort der französischen Ausgabe seines Buchs ableiten, das er im November 2009 geschrieben hat. Laurent Fignon ist im Alter von 50 Jahren an Krebs gestorben. Er war bei der Tour de France 2010 noch als Kommentator dabei. Im Vorwort seines Buchs „Nous étions jeunes et insouciants“ (wir waren jung und unbekümmert) (Paris Juni 2010) schrieb er auf S. 15:

    „Sterben ist unvermeidlich. Normalerweise denkt man nicht daran …. Ich erinnere mich an die ersten Interviews zu meiner Krankheit, wo ich gesagt habe: „Ich habe keine Angst vorm Sterben“ Viele haben mich da wohl für verrückt gehalten. …. Wenn ich mein Leben betrachte, wenn ich den durchschrittenen Weg in seinem ganzen Umfang betrachte, kann ich nur unterstreichen, dass ich die wunderbare Chance hatte das zu finden, wofür ich talentiert war und dass ich gut davon leben konnte, aus Leidenschaft, aus Vergnügen, uneingeschränkt. ..Ich habe phantastische, wunderbare Jahre erlebt. Wenn ich dazukomme, in Ruhe darüber nachzudenken ….also seht, darum kann ich sagen, ich habe keine Angst vorm sterben. Alle Menschen müssen eines Tages sterben. Wenn mein Leben demnächst zu Ende sein sollte, dann hätte ich die unverhörte Chance ohne Bedauern zu gehen. Zu jung, sicherlich, aber ohne Bedauern. Ich hatte das schönste Leben, das man sich vorstellen kann. Ich kann nichts anderes dazu sagen.“

    Zwar hat Fignon selbst einen vagen Verdacht zum Zusammenhang zwischen Krebs und Doping geäußert. Und Krebs ist bei Radprofis überdurchschnittlich häufig, laut Dr. de Mondenard haben Radprofis (Teilnehmer der Tour de France in den vierziger, fünfziger und sechziger Jahren) eine um 20 Jahre niedrigere Lebenserwartung als als solche vor dem zweiten Weltkrieg. Und Richard Virenque beim Prozess in Lille (2000), konfrontiert mit Expertenmeinungen zu Nebenwirkung von Dopingmitteln, sagte, wenn er das alles früher gewusst hätte, hätte er sich eine gesündere Sportart ausgesucht. – nur, die Sportart kann sehr gesund sein, aber nicht die Art des Bettreibens durch viele Profis.
    Die Worte Fignons werden aber junge Sportler in ihrer Meinung bestärken, dass sie nur an das hier, jetzt und heute zu denken brauchen, die Krankheitskosten zahlt ja die Krankenkasse, die Beerdigungskosten die Sterbeversicherung. Und die Geldgeber für den Spitzensport, Staat, Sponsoren usw. können sich beruhigt zurücklehnen, sich auf die individuelle Verantwortung berufen. Na ja, ein bisschen Dopingprävention muss dann trotzdem sein. Dafür gibt das BMI dann 300.000 Euro, in Deutschland insgesamt vielleicht 1 Million Euro. Spitzenverdiener in der Fußball-Bundesliga sollen bis zum Dreifachen dieses Betrags monatlich verdienen. Da ist die Empörung vo Profis dann schon fast verständlich, wenn ein mies bezahlter Kontrolleur morgens um 7 Uhr vor der Tür steht und sich erlaubt, zur Kontrolle zu bitten.

  75. Laurent Fignon

    In seiner Autobiographie beschreibt Fignon jene Jahre als eine Zeit des Rausches. Amphetamine, Kokain, Kortison. Man nahm, was man kriegen konnte, nicht nur der besseren Leistungsfähigkeit wegen. Jung und unbekümmert eben.

    Und Fignons Leistungen wurden auch nicht besser, sondern viel schlechter, vor allem aber wegen diverser Verletzungen. Einmal noch wollte er bei der Tour ganz vorne mitfahren, und das tat er dann auch.

    Vor dem abschließenden Zeitfahren in Paris hatte Fignon 50 Sekunden Vorsprung auf den US-Amerikaner Greg LeMond. Gehandicapt durch eine Entzündung am Gesäß verlor Fignon entgegen seinen Erwartungen 58 Sekunden und damit die Tour.

    Acht Sekunden, so gering war der Abstand zwischen Triumph und Enttäuschung weder davor noch danach. Seit damals waren diese acht Sekunden stets sein Begleiter. Immer das Scheitern, nie seine Kämpfe, seine Siege, seine Attacken.

    „Ah, ich erinnere mich an Sie: Sie sind derjenige, der die Tour um acht Sekunden verloren hat“, zitiert Fignon einen hundertmal gehörten Satz. „Nein, Monsieur, ich bin derjenige, der die Tour zweimal gewonnen hat.“

    Radsport an sich und Doping en principe

    Mit seiner Aussage über den Radfahrerberuf verstörte Fignon, der an der Sorbonne Veterinärmedizin inskribiert hatte, die Fans vielmehr: „Man lebt nicht, man vegetiert. Man ist ein Mensch, der fährt, isst, schläft, der sich erholt, sich aber intellektuell nicht weiterentwickelt.“

    In seiner im Vorjahr veröffentlichten Autobiografie, „Wir waren jung und unbekümmert“, schrieb er: „Ich habe den Ärzten offen gesagt, was ich genommen habe. Sie meinten, verglichen mit dem heute in Radsport-Kreisen Üblichen, ist das ein Witz und als Erklärung für meinen Krebs zu simpel.“
    Diese Meinung teilt Norbert Bachl, Leiter des Zentrums für Sportwissenschaften der Uni Wien. Zwischen der Einnahme von Amphetaminen und einer Krebserkrankung will der Mediziner keinen Zusammenhang herstellen. Bachl verweist aber darauf, dass alle anabolen Wirkstoffe, die ebenfalls zu Dopingzwecken missbraucht werden, als kanzerogen, also krebserzeugend, gelten.

    Fignon selbst wollte um den Zusammenhang zwischen Doping und Krebs wissen, musste aber gestehen: „Darauf weiß keiner eine Antwort.“ In 20 Jahren werde es Analysen geben, schätzte er kürzlich: „Ich wäre froh, dann eine Expertise abliefern zu können.“

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