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Das Olympische Bildungsmagazin

Lust und Frust: Olympische TV-Milliarden

Route de Vidy 9, CH-1007 Lausanne – ist die Adresse des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Alljährlich fliegen in der Vorweihnachtszeit die Mitglieder des IOC-Exekutivkomitees zu ihren Jahresendsitzungen ein.

Das mit den Jahreszeiten kriegt Google übrigens nicht hin, wie man sieht, auf Google Maps ist noch Sommer, und der neue Anbau zwischen altem und neuem Teil des IOC-Headquarters ist auch noch nicht zu sehen. Ich werde morgen Fotos nachreichen.

Ich bin via Genf gerade in Lausanne angekommen, diesmal im Hotel City nahe der IOC-Absteige Palace, wo ich mich gleich mal an der Bar umschauen werde. Zur Einstimmung ein Beitrag zur seit einer Woche wieder heiß diskutierten Frage der olympischen TV-Vermarktung.

Mich interessiert dabei weniger, welche Rekordsummen das IOC für die Winterspiele 2014 (Sotschi) und die Sommerspiele 2016 (werden im Oktober 2009 zwischen Madrid, Rio de Janeiro, Tokio und Chicago vergeben) erlösen kann. Dazu später einmal mehr. Ich konzentriere mich zunächst auf die Erwartungen der Sportverbände und unterlege die Geschichte, die ich in verschiedenen Medien veröffentlicht habe, mit einigen IOC-Statistiken.

(Ich weiß, dass die Zahlen je nach Browser mitunter schlecht zu lesen sein werden, kann das aber im Moment leider nicht ändern.)

Die olympischen TV-Erlöse:

Broadcast Revenue History - Olympic (Summer) Games, Rome 1960 ($1.2m) - Beijing 2008 ($1.7bn)

TV-Erlöse für Olympische Sommerspiele

Broadcast Revenue History - Olympic Winter Games, Squaw Valley 1960 ($50k) - Vancouver 2010 ($1.3bn)

TV-Erlöse für Olympische Winterspiele

Das IOC ist spät dran und steht aus vielerlei Gründen unter Druck. Das ist die olympische Welt nicht mehr gewöhnt: 1995/96 beispielsweise wurde in einer sagenhaften Schacherei die amerikanischen Rechte (NBC) und europäischen Rechte (EBU) in zwei Paketen bis 2008 vergeben.

Seit der vergangenen Woche wissen wir nun, dass die European Broadcasting Union (EBU) erstmals seit einem halben Jahrhundert nicht kollektiv bedacht wird. „Geld gegen Gemeinschaft“, die Rechte werden auf den europäischen Territorien einzeln vermarktet, so wie es einst die ISL mit Kirch bei der Fußball-WM 2002 und ansatzweise – bis zum Konkurs, dann wurde der Job von Infront übernommen – auch für 2006 erledigt hat.

Auf diese Weise will das IOC eine Milliarde erlösen, wobei die EBU nur 625 Millionen geboten hat. ARD und ZDF könnten später doch noch an die Bilder kommen. Aber nur, wenn sie den Zwischenhändlern, im Gespräch sind die Agenturen Infront und Sportfive, einen deutlich höheren Preis zahlen, als sie bisher zu zahlen bereit sind.

Im olympischen Sport wird die Abkehr vom alten Partner EBU durchaus mit Skepsis aufgenommen.

Das IOC gibt sich in der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise nicht mit der bisher üblichen, rund 30-prozentigen Steigerungsrate zufrieden, sondern strebt sogar 50 Prozent und mehr an. Nicht jeder ist darüber glücklich. So sagt das IOC-Mitglied Walther Tröger:

Wer die Fernsehrechte vergibt, muss in erster Linie dafür sorgen, dass jeder Zugang hat, und erst in zweiter Linie dafür, dass er Geld bekommt.

Allein in Deutschland wird der Spitzensport im kommenden Jahr über Bundesministerien mit fast einer Viertel Milliarde Euro aus Steuermitteln gefördert. Tröger glaubt, daraus leite sich eine gewisse Berechtigung ab, dass die Fernsehrechte für moderate Summen an die öffentlich-rechtlichen Sender gehen und der Steuerzahler nicht ein zweites Mal geschröpft wird: „Das ist eine politische Frage.“

Das IOC wolle mit höheren Fernseheinnahmen die sich abzeichnenden Mindereinnahmen im Sponsorenprogramm ausgleichen, glaubt Tröger. Zuletzt hatten mit Lenovo, Eastman Kodak, Manulife Financial Services sowie Johnson & Johnson vier Firmen ihren Rückzug aus dem TOP-Sponsorenprogramm verkündet, das für 2009-2012 nur noch neun Partner umfasst. IOC-Marketingchef Gerhard Heiberg hat mehrfach verkündet, man wolle demnächst zwei weitere Sponsoren gewinnen.

IOC-Vizepräsident Thomas Bach (UDIOCM), der an den Verhandlungen beteiligt ist, sieht keinen Grund zur Beunruhigung:

Wenn die EBU jetzt nicht mehr dabei ist, heißt das doch nicht, dass öffentlich-rechtliche Sender nicht dabei sind. Es gilt ja auch der Ausschreibungsteil, der frei empfangbares Fernsehen zur Auflage macht. In Deutschland müssen mindestens 200 Stunden im freien Fernsehen übertragen werden.

Die TV-Ausschreibung entspräche europäischen Richtlinien. Wäre das EBU-Angebot, das deutlich geringer als das der verbliebenen Interessenten war, berücksichtigt worden, wäre das IOC in Brüssel wegen Begünstigung zerpflückt worden.

Die meisten der 35 olympischen Weltverbände (28 im Sommer, 7 im Winter) könnten ohne ihren Anteil an den IOC-Fernsehverträgen nicht existieren. Während etwa der olympische TV-Anteil des Fußballverbandes Fifa weniger als ein halbes Prozent am Fifa-Etat ausmacht, beträgt er im Bogenschießen, Segeln und Softball rund 85 Prozent.

Ulrich Feldhoff, kürzlich als Präsident des Kanu-Weltverbandes (ICF) zurückgetreten und zum Ehrenpräsidenten ernannt, beziffert den Olympia-Anteil an den ICF-Einnahmen auf 75 Prozent. Josef Fendt, Präsident des Rodel-Weltverbandes (FIL), überschlägt rund 80 Prozent. Und Fünfkampf-Weltpräsident Klaus Schormann spricht für seine UIPM „auf Cash-Basis“ von zwei Dritteln.

Das kommt alles in etwa hin, wie diese Statistik beweist: Die Einnahmen der Sommerverbände aus der IOC-TV-Vermarktung im Verhältnis zu ihren Gesamteinnahmen. Stand ist Athen 2004 – für Peking kenne ich noch keine Daten, aber man darf davon ausgehen, dass sich die Zahlen eher zugunsten des IOC-Anteils verschieben.

Percentages of IF income from Olympic revenues (2000-2003)

IOC-Anteil am Budget der einzelnen olympischen Sportverbände — und deren eigene Einnahmen durch Marketing und Fernsehrechteverkauf

Wer glaubt, mit höheren Olympiaeinnahmen für die Zukunft gewappnet zu sein, könnte ein Waterloo erleben, sagt Feldhoff:

Denn wenn die Öffentlich-Rechtlichen nicht mehr die Olympiarechte haben, werden sie vielleicht kaum noch an Weltmeisterschaften interessiert sein. Wenn ich aber in den vier Jahren zwischen den Olympischen Spielen gar keine TV-Präsenz habe, kann ich keine nennenswerten Drittmittel akquirieren. Kein Sponsor interessiert sich für eine Sportart ohne TV-Präsenz. Das ist ein Teufelskreis.

Josef Fendt sieht das ähnlich:

Wir würden schon gern mehr Geld vom IOC bekommen. Aber das Geld allein ist es nicht. Wir haben bei unseren eigenen TV-Verträgen langfristig den Öffentlich-Rechtlichen den Vorzug gegeben, obwohl die Summe etwas weniger war, als uns von anderer Seite angeboten wurde.

Der Kanuverband hat seine Fernsehrechte am Weltcup und an Weltmeisterschaften bis 2012 für moderate Summen an die EBU verkauft, und zwar nicht weil der ehemalige Präsident Feldhoff seit Jahrzehnten mit dem jetzigen EBU-Chef Fritz Pleitgen befreundet ist. Partner des Rodel-Weltverbandes ist die Sporta, Rechteagentur von ARD und ZDF.

Auf diese Sender ist Fünfkampf-Boss Schormann nicht gut zu sprechen: Denn bei der WM 2007 in Berlin interessierten sich zunächst nur Regionalprogramme. „Erst nach den ersten Titeln für deutsche Athleten kamen auch ARD und ZDF“, ärgert sich Schormann noch heute. Er argumentiert deshalb reservierter als die Kollegen, steht aber vor demselben Dilemma:

Wenn wir zwischen den Olympischen Spielen im Medienbereich präsenter wären, könnten wir neue Sponsorenverträge bekommen und uns weniger abhängig von den IOC-Einnahmen machen.

Nach einer Erhebung der IOC-Programmkommission aus dem Jahr 2005 zu den 28 Sommersportarten haben drei Verbände (Segeln, Bogenschießen, Taekwondo) keine eigenen TV-Einnahmen, drei weitere (Schießen, Triathlon, Softball) nur minimale und zehn Verbände gerade Einkünfte in niedriger sechsstelliger Höhe. In der Hälfte aller Weltverbände werden Weltmeisterschaften nur in einigen Dutzend Ländern übertragen, wenn überhaupt:

TV-Reichweiten der Olympischen Sportverbände - Anzahl der Länder, in die die letzten WMs jeweils übertragen wurden

Globales TV-Interesse an den letzten WMs der einzelnen Verbände

Für Feldhoff wäre es optimal, die Olympiarechte in irgendeiner Weise an den Verkauf der WM-Rechte zu koppeln. Das aber scheint utopisch. Fendt erklärt, ihm wäre ein Olympia-Vertrag mit der EBU am liebsten und sichersten, dafür würde er sogar auf höhere Einnahmen verzichten. Tröger sagt: „Man muss auch mal Nein sagen können.“ Sie alle erkennen die Gefahr: Kurzfristig profitieren die kleinen Verbände von höheren olympischen TV-Einnahmen. Langfristig aber droht vielen Föderationen das Aus. Feldhoff:

Viele haben noch gar nicht kapiert, was da auf uns zu kommt.

Zum Abschluss noch eine Statistik aus Athen (Sommerspiele 2004), so teuer sind die TV-Produktionskosten für die einzelnen Sportarten:

TV-Produktionskosten (absolut & pro Wettkampftag) für die einzelnen Sportarten/IFs

Am leichtesten zu stemmen: die Übertragungskosten für die Gewichtheber ($58k pro Tag), bei den Leichtathleten braucht es fast eine halbe Million ($478k pro Tag).

Wer mag, kann einen Teil der O-Töne auch hören:

:

62 Gedanken zu „Lust und Frust: Olympische TV-Milliarden“

  1. Interessant wäre, welche Sportverbände denn bei Infront bzw. Sportfive unter Vertrag sind. Diese dürften sich dann einer „olympischen Sonderbehandlung“ des Rechteinhabers sicher sein. Möglicherweise auch eine Konfliktlinie.

  2. Moin,

    ich zitiere mal kurz:

    „IOC-Vizepräsident Thomas Bach (UDIOCM) sieht keinen Grund zur Beunruhigung. „Wenn die EBU jetzt nicht mehr dabei ist, heißt das doch nicht, dass öffentlich-rechtliche Sender nicht dabei sind […] Deutschland müssen mindestens 200 Stunden im freien Fernsehen übertragen werden.â€?

    Die Frage, die ich mir hier sofort gestellt habe, sind die 200 Stunden reine Sportübertragung oder zählt hierzu auch die „Show“ drumherum – sprich Interviews, Diskussionen und urst notwendige Showanteile mit JBK?

    Gruß aus Nürnberg

    TL

  3. Ich fände es mal sehr gut, wenn die olympischen Spiele NICHT im öffentlich rechtlichen kommen würden.
    Immer dieser Pseudodruck „wir MÃœSSEN es allen zeigen, egal was es kostet“ ist doch lächerlich.
    Dann kommts eben mal nicht in den öffentlichen, na und? Es geht doch bei den Hauptsportarten eh nur noch darum, wer das beste Doping-Verdeckungsmittel gefunden hat und wer seine Kontrollbehöre am besten im Griff hat.

    Bei der Bundesliga gings auch mal anders, bis dann die privaten Pleite gingen, weil die Fernsehrechte eben schlicht nicht soviel wert waren, wie vorher bezahlt wurde.
    Vielleicht würden auch die Sponsoren und Exklusivpartner ein bisschen mehr Druck ausüben, da deren Werbung in den Stadien keiner mehr zu sehen bekäme.

    Insgesamt würde weniger Geld in diesem ganzen Bereich alles besser machen. Die angedrohten Strafen würden nicht mehr so lächerlich im Vergleich zu den Verdienstmöglichkeiten bei Doping stehen.

  4. Die Argumentation, dass ohne TV-Rechte an den Olympischen Spielen auch der vierjährige Zwischenraum (also die eigentliche Olympiade im Wortsinn) unattraktiver für die entsprechenden TV-Anstalten wird, ist wohl nicht völlig von der Hand zu weisen, aber ich bin dennoch immer skeptisch, wenn einzelne Sportarten nach Fernsehzeiten schreien.
    Sportveranstaltungen, die nicht mal ihre Tribünen oder Hallen füllen können, müssen auch nicht zwangsläufig ins gebührenfinanzierte Fernsehen. Wie hoch ist denn der kulturelle Verlust, wenn plötzlich niemand mehr Judo beider Geschlechter in je 7 Gewichtsklassen zeigen würde?

  5. Pingback: Lausanne im Regen : jens weinreich

  6. – Weil die Sponsoreneinahmen weltweit zurückgehen, will man dies über Mehrerlöse beim Verkauf der Ãœbertragungsrechte ausgleichen. Wie verblendet muss man für so ein Vorhaben sein? Woher glauben die Sporttechnokraten denn, woher ihre märchenhaften Einnahme so stammen?

    IOC-Vizepräsident Thomas Bach (UDIOCM) sieht keinen Grund zur Beunruhigung. „Wenn die EBU jetzt nicht mehr dabei ist, heißt das doch nicht, dass öffentlich-rechtliche Sender nicht dabei sind�, sagt Bach, der an den Verhandlungen beteiligt ist. „Es gilt ja auch der Ausschreibungsteil, der frei empfangbares Fernsehen zur Auflage macht. In Deutschland müssen mindestens 200 Stunden im freien Fernsehen übertragen werden.�

    Sicher, „frei empfangbar“ ist ja quasi das gleiche, wie „öffentlich-rechtlich“. Natürlich. Aber was heisst eigentlich „200 Stunden“? Bedeutet das, man könnte die ersten Qualifizierungsrunden im Bogenschießen, Damengewichtheben und Taek Won Do im Frühstücksfernsehen versenden, und der Rest landet bei Premiere? Und überhaupt: wenn ich den Rundfunkstaatsvertrag (bei § 4 klicken) richtig verstehe, _müssen_ die _gesamten_ Olimpischen Spiele im frei empfangbaren Fernsehen übertragen werden. Sommer- wie Winterspiele. Möchte man parallel noch im Pay-TV übertragen, definiert sich „frei empfangbar“ sogar als mit einer technischen Reichweite von mindestens 66 % ausgestattet.

    – Ohne Wasserzugang, neben dem Campingplatz und der Schnellstraße? Da hätte ich vom IOC irgendwie mehr Stil erwartet.

  7. Korrekt ist es ja so: Tröger spricht von Mindereinnahmen im Sponsoringbereich, ihn habe ich indirekt zitiert. Im IOC-TOP-Programm ist davon nichts zu spüren, denn die künftigen neun Partner zahlen insgesamt mehr als die derzeitigen zwölf. In den Programmen der Olympiaausrichter, besonders London und Sotschi, sind die Probleme allerdings alarmierend. Hier wird es reinschlagen, so sieht es derzeit aus.

  8. Jetzt schlagen die Domain-Spammer im Blog auf, die mit einer sinnlosen Aussage einfach mal ihre Domain „umts-karte-bestellen.de“ verlinkt wissen wollen.

  9. tja… das ist dann wohl der preis des erfolgs – aber warum eigentlich müssen sich domain-spammer grundsätzlich immer im stile einer automatisch aus dem japanischen übersetzten bedienungsanleitung ausdrücken? geheimer ehrenkodex?

  10. Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (14) : jens weinreich

  11. Ja, mit Ausnahme der großen Märkte allerdings:

    (excluding France, Germany, Italy, Spain, Turkey and the United Kingdom)

    Hat also nicht wirklich Bedeutung für Deutschland. Alles bleibt wie es Anfang Dezember war. Nur dass sich das UDIOCM nach harmlosen Äußerungen von Herres & Co. etwas echauffiert hat und das Wörtchen Erpressung ins Spiel brachte. Huch!

    Die Pressemitteilung des IOC von vorhin:

    IOC agrees European broadcast rights contract for 2014 and 2016 Olympic Games

  12. Pingback: Und es sprach Hassan Moustafa (2): „Wir sind ein sauberer Sport” : jens weinreich

  13. Pingback: Olympias Programmreform: “transparent, fair, kristallklar”? : jens weinreich

  14. Handelsblatt: ARD und ZDF greifen nach Olympia

    „Chicago mit acht Stunden Zeitunterschied wäre für uns ausgesprochen ungünstig“, heißt es beim ZDF. […] Sollte Sky den Zuschlag erhalten, würden die Spiele in Deutschland unter Ausschluss von Millionen Zuschauern stattfinden. Der Bezahlsender zählt derzeit gerade einmal 2,4 Millionen Abonnenten.

  15. Jürgen Kalwa auf American Arena:
    Murdoch: Mit Olympia verdient man kein Geld

    Denn nach Jahren einer kontinuierlichen Zusammenarbeit mit NBC und ständig steigenden Einnahmen aus dem amerikanischen Fernsehrechtetopf hatte man im IOC den Eindruck gewonnen, es wäre an der Zeit, die Lizenzen wieder über miteinander konkurrierende Gebote zu verkaufen und gleichzeitig auf solche Pakete wie den langjährigen Vertrag mit der EBU und den darin automatisch im Paket bedienten öffentlich-rechtlichen Stationen in Europa zu verzichten. Die Kalkulation war simpel: Konkurrenz belebt ja angeblich das Geschäft.

    Was sie allerdings auch belebt, ist die Phantasie der IOC-Leute, deren wirtschaftliche Existenz fast völlig auf den Einnahmen aus dem Fernsehgeschäft basiert.

  16. SZ: TV-Quoten der Woche – Was lief, was floppte?

    Dumm nur, dass Olympia die Kassen von ARD und ZDF bislang kaum klingeln lässt – und dass, obwohl attraktive Wettbewerbe wie das Damenwettschießen am Vorabend und damit in der knapp bemessenen Werbezeit der Öffentlich-Rechtlichen zu sehen war. Unisono beklagen die TV-Spotverkäufer von ARD und ZDF die Buchungsflaute.

  17. ARD-Intendantin Monika Piel im SZ-Gespräch: „Wir brauchen den Spitzenfußball“

    SZ: Braucht die ARD die Fußball-Bundesliga? Sie kostet ungefähr 100 Millionen Euro im Jahr.

    Piel: Ja, wir brauchen den Spitzenfußball. Das hat etwas mit Gebührenakzeptanz zu tun. Wer die Gebühr zahlt, möchte auch seinen Lieblingssport sehen. Es ist eines der Programmangebote, bei dem wir auch junges Publikum erreichen.

    SZ: Halten Sie es bei den anstehenden Verhandlungen über Olympia für möglich, dass die ARD auf ganze Spiele oder auf Teile der Spiele verzichtet?

    Piel: Ja. Das ist eine reine Geldfrage.

  18. Schön, dass sich die Leichtathleten nicht alles gefallen lassen. In unseren Nachbarländern wird live übertragen. Die ÖR Anstalten dort haben offenbar einen angemessenen Deal gemacht. Frau Piel will unbedingt beim Ankauf von Sportrechten sparen, schließlich muss der Europäische Schlagerwettbewerb finanziert werden. Im Sport erfüllen ARD/ZDF ihren öffentlich-rechtlichen Auftrag jedenfalls schon lange nicht mehr. Früher war die Sportschau eine Sportschau. Heute ist sie eine Fußballschau u.a. mit „Knallern“ wie Wacker Burghausen gegen Gütersloh. Im Berufsboxen schließt ARD einen langfristigen Vertrag mit den Deutschen Profiboxstall Sauerland u.a. mit den Boxern Povetkin und Valujev. Vertragsvolumen vertraulich, aber mit Ãœbertragungsgarantien für 12 Kämpfe p.a.. Auch dafür zahlen die Bundesbürger GEZ Gebühren. Leider ist der DOSB in diesen Fragen, vorsichtig ausgedrückt, sehr zurückhaltend und die Lobbyarbeit der Rundfunkräte des Sports ist eine Enttäuschung. Als Sportfan, der in seiner Jugend das Glück hatte noch richtige Sportarten im TV zu sehen, ist das Sportprogramm in ARD/ZDF teilweise eine Zumutung. Höhepunkt: ZDF „Sport aus aller Welt“ mit Kamelrennen, Schlamm-Ringen und Unterwasser-Hockey während am gleichen Wochenende im richtigen Sport von Deutschen Athleten Welt- und Europäische Jahresbestleistungen erbracht werden. Davon gibt es aber nicht einmal eine Wortmeldung. Das ist nicht angemessen.

  19. Frank Hellmann und Susanne Rohlfing in der FR: ARD muss am Sport sparen

    Die neue ARD-Chefin Monika Piel drohte bereits zu Jahresanfang damit, auf die Übertragung der Olympischen Spiele 2014 und 2016 in Sotschi und Rio zu verzichten. „Das ist eine reine Geldfrage.“ Das IOC hatte einen Preis von 180 Millionen Euro aufgerufen, nur rund 100 Millionen wollen ARD und ZDF zahlen. Folge: Die Verhandlungen liegen auf Eis.

    Heinz Peter Kreuzer für den Deutschlandfunk: Poker um die Ãœbertragungsrechte – Leichtathleten bangen um ihre TV-Präsenz

  20. Robert Kempe für den Deutschlandfunk: Debatte um ungeklärte Live-Berichterstattung der Leichtathletik-WM – Sportausschuss tritt unter Ausschluss der Öffentlichkeit zusammen

    Bei der Debatte um die Leichtathletik stellt sich indes die Frage, ob die Vorsitzende des Sportausschusses Dagmar Freitag, SPD, in einem Interessenkonflikt steht. Da sie zugleich auch Vize-Präsidentin des Deutschen Leichtathletikverbandes ist. Einen Interessenkonflikt will Dagmar Freitag aber nicht erkennen.

    „Ich habe die Sitzung geleitet wie ich jede andere Sitzung geleitet habe und ich lege ja auch die Tagesordnung nicht alleine fest. Also es war für mich ein Tagesordnungspunkt wie jeder andere auch.

  21. Man kann der IAAF nun wirklich nicht vorwerfen, dass sie eine Sportrechteagentur zum Verkauf der TV-Rechte einsetzt. Jeder internationale Sportfachverband macht das. Bei Sauerland sieht das anders aus. Er leitet keinen Boxverband, sondern ist Impresario. Der macht das selber. Außerdem sind die Summen für eine weltweite Sportorganisation, die u.a. die Preisgelder ihrer Athleten aus diesen Einnahmen bezahlt, im Vergleich zu allen anderen genannten Rechtepaketen geradezu bescheiden. In der Leichtathletik werden Athleten aus 42 Disziplinen mit Preisgeldern bedacht. Medaillengewinner kommen aus fast 40 Nationen. Das sollte man bedenken, wenn man die Situation beurteilt.

  22. Die IAAF hatte für wahrscheinlich wenig Geld jede Menge Sendestunden bei Eurosport. Im letzten Jahr fand zumindest im deutschen Fernsehen mit Ausnahme der EM die Leichtathletik nicht statt. Ob die IAAF mit einer solchen Politik langfristig die Preisgelder sichern kann, möchte ich bezweifeln. Ich kann allerdings nicht beurteilen, wie die Entwicklung in anderen europäischen Ländern ist.

  23. Meines Wissens ist Eurosport aber auch nur in der deutschsprachigen Variante kostenlos. Wenn dort viel Leichtathletik kommt/kam, wurde also auch nur ein begrenzter Markt bedient.

    Ansonsten freue ich mich ein bisschen darüber, dass die Fernsehanstalten in Deutschland die WM blocken, weil das Zeitzonen-Problem solcher Großveranstaltungen dadurch vielleicht mal etwas ernster genommen wird.
    Nicht, dass Leichtathletik nicht in Asien betrieben werden dürfte, aber warum sollen europäische Sender für so unattraktive Tageszeiten viel Geld bezahlen?

    Für die Winterspiele 2018 ist dieses Problem noch weit drängender, denn dort ist der ernstzunehmende TV-Markt noch viel kleiner und noch viel europäischer.

  24. dpa: IOC-TV-Poker: Das Warten auf die Milliarden

    180 Millionen Euro sollen allein in Deutschland rausspringen. Das Angebot von ARD und ZDF lag nach dpa-Informationen aber nur bei 100 Millionen. Kurz vor Weihnachten wurden die Verhandlungen abgebrochen, inzwischen laufen wieder «Gespräche auf Arbeitsebene».
    […]
    Die Verhandlungen für Europa führt IOC-Vizepräsident Thomas Bach, der ursprünglich schon bis Oktober 2009 die wesentliche Arbeit getan haben wollte.

  25. Jörg Winterfeldt in der Berliner Zeitung: Kieselsteine statt Diamanten

    ARD und ZDF dürfen sich bestätigt fühlen. Nach viel Tamtam hatten sie neulich mit ihrem Poker um die Fernsehrechte für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft vom 27. August bis 4. September in Südkorea Erfolg. Da sie sich erst in letzter Minute mit der Agentur IEC des Weltverbandes IAAF auf eine Liveübertragung einigten, sank der Preis um mehr als die Hälfte auf geschätzte gut drei Millionen Euro.

    Achim Dreis in der FAZ: „Immer mal was Neues schaffen“

    Georg Gulde in der BadZ: Wie liftet man eine „alte Dame“?

  26. Jörg Winterfeldt in der Berliner Zeitung: Förderer verschwunden

    Das IOC hat sich daher umgehend bei Ebersols Sender über dessen Ausrichtung rückversichert. IOC-Chef Jacques Rogge hat am Donnerstag gleich mit Comcast-Chef Brian Roberts und zwei Vorständlern am Telefon konferiert: „Sie haben gesagt, dass sie zum Bieten kommen werden, und dass Dicks Rücktritt absolut nichts mit dem Bieten zu tun hat.“

  27. nolympia.de: Die öffentlich-rechtlichen Sport-Sender

    Die Übernahme der Politik und der öffentlich-rechtlichen Sender durch die Sportfunktionäre und Sportverbände des Spitzensports geht weiter. Das Geschäftsmodell wird ständig ausgedehnt. Die Politik spielt mit. Steuerzahler und Gebührenzahler der öffentlich-rechtlichen Fernsendeanstalten bezahlen letztlich die (hohe) Rechnung.

    Und die Sport-Event-Fun-Fraktion gewinnt täglich.

  28. Heinz Peter Kreuzer für den Deutschlandfunk: mp3-Datei:

    Rennen um die olympischen Fernsehrechte für den US-Markt
    Sendezeit: 27.05.2011 22:57
    Autor: Kreuzer, Heinz Peter
    Programm: Deutschlandfunk
    Sendung: Sport
    Länge: 02:06 Minuten

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