Zum Inhalt springen

Das Olympische Bildungsmagazin

Was vom Tage übrig bleibt (13): „kreative ideas“

Lange keine Lesebefehle ausgesprochen. Das wird sich wieder einpegeln. Wer aufmerksam die Kommentare verfolgt, bleibt Dank Ralf ohnehin auf dem Laufenden. Ralf verpasst (kaum) einen wichtigen Beitrag.

Eines meiner Lieblingsthemen: Die Wirtschaftlichkeit von Mega-Events:

Wir werden in den nächsten Jahren oft über dieses Thema diskutieren. München will ja die Winterspiele 2018. Deutsche Sportpolitiker entwickeln traditionell erstaunliche Fähigkeiten und kreative Ideen darin, die wahren Kosten und Hintergründe von Olympiabewerbungen zu verschleiern und die Öffentlichkeit in die Irre zu führen. Berchtesgaden, Berlin und Leipzig sind Beispiele. Auch die tatsächlichen Kosten der Fußball-WM 2006 sind nie so transparent gemacht worden, wie es sich gehört.

  • Michael Reinsch in der FAZ über die Arbeit internationaler Dopingfahnder: Statt FBI-Agent Detektiv von Monte Carlo
  • Nicht nur Ralf ist der neue Wada-Bericht aufgefallen, in dem u. a. die Versäumnisse von fünf der 35 olympischen Weltverbände aufgeführt werden, auch AP meldet es, die New York Times ebenfalls, Steroid Nation geht ohnehin darauf ein (WADA puts 5 Olympic sports on notice that out-of-competition testing is substandard: Volleyball, handball, wrestling, gymnastics, and pentathlon).
  • Frank Ketterer und Thomas Kistner in der Süddeutschen Zeitung über den Triathleten Stephan Vuckovic und mögliches Epo-Doping: „Aus dem Gedächtnis: Der Orthopäde Martin Engelhardt verdächtigt den Triathleten Stephan Vuckovic, Silbergewinner von Sydney 2000, des Epo-Dopings

Ach ja, Vuckovic streitet alles ab. Ach ja, und hier der im SZ-Beitrag erwähnte Email-Verkehr zwischen Vuckovics ehemaligen Laufcoach Thomas Springstein (Mehrfach- und Langzeit-Dopingtrainer, „Trainer des Jahres“ im DLV) und dem spanischen Dopingarzt Miguel Peraita:

Nachtrag am 4. Dezember: Laut dpa hat Martin Engelhardt seine Äußerungen widerrufen (siehe Kommentare).

54 Gedanken zu „Was vom Tage übrig bleibt (13): „kreative ideas““

  1. „We have new things for next year to replace Material, very interesting.“

    Material war das Codewort für Epo. Ein neuer Stoff, womöglich unverträglich. – Gilt selbstverständlich nicht für Vuckovic. Der hat ja damit nichts zu tun.

  2. Passend hierzu:

    3athlon.de: Kommentar: Recherche ohne Kommunikation, Kontaktlosigkeit der DTU-Präsidenten Müller-Ott, Düro und Wisser sorgt für Eklat

    „Ganz unabhängig bleibt einem als Betrachter ein mehr als fader Beigeschmack im Mund kleben und die entsprechenden Verbandsfunktionäre sollten die moralischen Grundsätze und Glaubwürdigkeit ihrer Sportpolitik hinterfragen.“

    http://www.3athlon.de/news/2008/12/0312_.vuckovic_kommentar.php

  3. Uff, ich finde das Englisch in dem die beiden kommunizieren birgt beträchtliche Risiken für die Gesundheit von der Athleten. Da passiert schnell mal ein Mißverständnis und die Dosierung des „Materials“ ist verpatzt. Arme G.

    Aber spannend zu lesen…

  4. Kann sie gar nicht gewesen sein, denn der gings in diesem Jahr (2001) gut. Bestimmmt hatte Springstein ne Katze, die im Vorjahr eine Bandscheiben-OP hatte und dann das neue „Material“ besser vertragen hat als … wer auch immer.

  5. @ha: die briefe/faxe sind aber doch auf 2000 datiert?

    „Grit Breuer, Welt- und Europameisterin über 400 Meter, wurde am Donnerstag in München an der Bandscheibe operiert. In der Alpha-Klinik behandelte Dr. Thomas Hoogland in einem operativen Eingriff bei der 28-jährigen Mecklenburgerin einen Bandscheibenvorfall.

    Anschließend wurde bei der Weltklasse-Athletin, die wegen großer Rückenbeschwerden ihre dritte Teilnahme an Olympischen Spielen für Syndey absagen musste, durch Chirurg Dr. Jürgen Toft auch eine Operation am Knie durchgeführt. Beide Eingriffe verliefen erfolgreich.

    zuletzt aktualisiert: 14.09.2000 – 15:49

    (http://www.rp-online.de/public/article/sport/295072/Grit-Breuer-an-Bandscheibe-operiert.html)

    schon gemein, dieses internet. voll transparent und so.

  6. entschuldigung, das zitat aus der rp endet natürlich nach der datumsangabe. alles weitere von mir. nur, falls das internet jemanden verklagen möchte.

  7. @linksaussen
    mail von 2000, new material for next season, 2001 – für G. und vielleicht andere im Springstein-Zoo. Kann ja sein, dass das einer nicht vertragen hat, ein guinea pig oder so. Muss nicht.

  8. @Plus für linksaussen:
    Grit Breuer, nicht G., war im Juni 2001, gut drauf, prima Zeiten über 400, also eine Massenseuche war es nicht. Wäre auch zu schön, zu einfach.

  9. „Alpha-Klinik“? Ist es denn in der Medizin ein Wert der oder das Erste zu sein? Das muss doch ein Fehler sein.

    Und überhaupt: was heisst hier Kosten der Fussball-WM? Die wurde doch von Sponsoren bezahlt. Und das Münchener Stadion komplett und ausschließlich vom FC Bayern…

  10. @ sternburg: Willst Du mich jetzt bitte nicht mit ironischen Bemerkungen stören? Das Leben ist ernst, ich sitze gerade im Sportausschuss des Bundestages. In dieser Minute spielt sich dies ab:

    Wada-Vorstand Armin Baumert sagt: „Ein Dankeschön an Sie, Parlamentarier. Helfen Sie uns weiter auf dem Weg in die Zukunft!“

    Sportausschuss Peter Danckert (SPD), gnädig gestimmt, trotz der heutigen Entscheidung im Fall Busch: „Wir freuen uns, dass unsere Arbeit zusammen mit dem Bundesinnenministerium natürlich gewürdigt wird.“

  11. um die hier gerade im entstehen begriffene trübe stimmung (vulgo: politik) ein bisschen aufzulockern:
    lustig finde ich ja die adressen der beiden eBrieffreunde – „top.speed“ & „dynamed“. da muss man schon einen großen eimer drunter stellen, um die austretende seriosität auffangen zu können. aber für den austausch von „kreative[n] ideas“ braucht es das wahrscheinlich…

  12. Zuerst mal danke für den verlinkten abschlußbericht zur WM. Die ersten knapp 100 Seiten triefen ja gerade von deutscher Gründlichkeit, da brauch ich mir kein Rückblick-Buch „Sommermärchen: Daten, Fakten, Bilder“ aus der Krabbelkiste kaufen.

    @cf: ich empfehle zur weiteren Erheiterung in diesem Zusammenhang dynamed.de – „Logistik, Transport, Service im Gesundheitswesen“

    @sternburg: laß den Hausherrn endlich wieder arbeiten und komm zurück in die aas-Krabbelgrubbe ;-)

  13. jens, wie war der erste kontakt mit dem Sportausschuss nach der verbreiteten PM des DFB? Irgendwelche Kommentare der Parlamentarier?

  14. @Sternburg/Linksaussen
    Die ominöse 5-Sterne Alpha-Klinik hier in München geisterte ja auch regelmäßig durch die Presse. Inzwischen insolvent wurden dort angeblich Rücken-OPs vorgenommen, die medizinisch völlig überflüssig waren. U.a. Adnan Kashoggi ließ sich dort z.B. sein Knie auf Vordermann bringen.

  15. dpa-Meldung, veröffentlicht u. a. hier:

    Ehrenpräsident Martin Engelhardt von der Deutschen Triathlon-Union (DTU) hat seine Dopingvorwürfe gegen den olympischen Silbermedaillen-Gewinner von Sydney, Stephan Vuckovic, widerrufen. Das bestätigte der Rechtsanwalt des 36-jährigen Reutlinger Triathleten, Manfred Lehner aus Heidelberg, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Herr Dr. Martin Engelhardt hat sich nach anwaltlicher Aufforderung mit schriftlicher Erklärung vom 3.12.2008 verpflichtet seine Falschbehauptungen zukünftig nicht mehr aufzustellen und sich einer Vertragsstrafe unterworfen“, sagte Lehner. Auf Engelhardt käme eine Schadensersatzklage zu.

  16. Wow, mittlerweile verstehe ich sogar die Juristerei innerhalb dieser Meldung! Dank dieses Blogs habe tatsächlich ein („gefährliches“) Halbwissen zu Verpflichtungen, Schadenersatz, anwaltlichen Aufforderunge, Unterwerfungen, Widerrufen…..bin gespannt, was ich demnächst noch lerne. Danke.

  17. Dr. Martin Engelhart hatte keine andere Wahl als zu widerrufen – zumal seine Zeugen Dr. Müller-Ott und Dr. Marka seine Version nicht bestätigten. Auf jeden Fall hat der Verband sich nicht mit Ruhm bekleckert und unter der Führung von Herrn Dr. Müller-Ott wurden schon einige Dopingfälle unter den Tisch gekehrt bzw. versucht diese zu vertuschen (siehe u.a. Thomas Braun). Und überings ratet mal welcher Telekom-Arzt das Tri-Team-Dubai (das erfolgreichste Triathlon-Team der Welt) betreut hat?

  18. Den Vuckovic muss man doch verstehen: Dieses „Gedächtnisprotokoll“ (juristisch: unbegründete Tatsachenbehauptung) hat ihn nun erneut in die Nähe eines Springstein gerückt, quasi in die gefühlte Nähe zu einem Volkszudoper, als der S. zu Unrecht verdächtigt worden ist. Und das ausgerechnet mit einem Vorfall in Karlsbad, diesem wegen der heilenden Kraft der Legionellen im Quellwasser beliebten Kurortes …

  19. @Jens: keine Angst, den kriegt man vermutlich nichtmal mit einer ganzen Karavane von Brauereikutschen, vollgeladen mit ebenselbigem Export, für längere Zeit hier weg.

    Aber wenn du den DSV./.Seppelt-Text mal als Lesebefehl reinpackst, hat er wenigstens was sinnvolles zu tun ;-)
    (ja, dieses Internetgedingens ist fies und vergißt nix)

  20. Hm, Thomas, kann schon stimmen (das mit der Karawane). Probieren könntest du es andererseits trotzdem…

  21. Stephan Vuckovic: Stellungnahme

    3 Ärzte haben mir unabhängig voneinander bestätigt, dass ich im Sommer 2001 EINDEUTIG an einer Legionellose erkrankt bin und dass jedes Gutachten dies bestätigen würde. […] Außerdem veröffentliche ich noch den letzten Brief meines Anwalts an die DTU, damit die Öffentlichkeit auch die Chance hat meine Seite der Geschichte zu erfahren.

  22. SZ: Ein unbequemer Zeuge – Eidesstattliche Erklärung des Ex-Triathlon-Geschäftsführers bringt Bewegung in Affäre Vuckovic

    [Jörg] Barion, in Karlsbad 2001 als DTU-Delegierter dabei, bekundet seine Erinnerung so: Als Vuckovic in die Klinik gebracht worden war, habe ihm Müller-Ott vertraulich mitgeteilt, dass „Vuckovic möglicherweise nicht sauber sei, auch wohl schon in Sydney 2000 nicht“. […] Mehr Details habe Müller-Ott nicht gegeben, um ihn „als hauptamtlichen Geschäftsführer zu schützen“. […] Engelhardt würde das regelrecht befeuern, er fordert die Athleten-Partei heraus: „Dann würde ich weitere Zeugen nennen!“

  23. Reutlinger General-Anzeiger: Der fliegende Vuckovic

    »Ich bin es leid, mich zu dieser Lüge zu äußern«, verwies der Mann mit dem Kopftuch auf den Abschlussbericht der Expertenkommission zur Aufklärung von Dopingvorwürfen gegenüber Ärzten der Abteilung Sportmedizin des Universitätsklinikums Freiburg. […] »Wenn einer da immer noch Zweifel hat, dann tut er mir leid.«

  24. Kistner/Kettererin der SZ: Verfrühte Freude – Kurz vor der Verjährung wird die Triathlon-Union doch noch in der Causa Vuckovic aktiv

    Dass Vuckovic und Röcker in den Neunzigern für die TSG Reutlingen starteten, was etwa der Reutlinger Generalanzeiger am 30. Juni 1994 dokumentiert, habe er nicht gewusst, er habe keine Belege. Klar ist für Schäfer aber: „Dass Vuckovic unseren Bericht als Freispruch ansieht, ist völlig neben der Sache. Wir sind nur der Rolle des Arztes nachgegangen.“

    Reutlinger Generalanzeiger: DTU beugt sich Druck der Nada – Anhörung im Fall Vuckovic

  25. Warum sich der Anwalt von Vuckovic Lehner nicht um eine Aufklärung bemüht, sondern auf Verfahrensfehler hinweist ist noch ein Geheimnis in diesem Prozess. Die Zeit drängt, bis zum 21.6. muss die Anhörung abgeschlossen sein. Nun ist die Zusammenarbeit mit einem Kinderdoper wie Springstein noch keine Straftat, dennoch könnte auch hier eine Erklärung des Athleten weiter helfen. Sprinstein hat sich wenigsten höflich bei einem spanischen Arzt bedankt: „Es tut mir leid, dass ich die wichtigen Nachrichten von meinen Athleten so spät schreibe. […] Der Triathlet Stephan Wuckovic hat die Silbermedaille in Sydney gewonnen. Das war eine große Überraschung in meiner Arbeit und ich muss sagen: SEHR, SEHR HERZLICHEN DANK für Ihre kreativen Ideen.“
    Dieser Pereitas hat auch die Höflichkeit gelernt:
    „Wir wussten schon von Vucovich und den Mädchen. GROSSARTIG. […] Wir haben neue Dinge für das nächste Jahr, um das Material (in der Szene übliches Synonym für das Blutdoping-Hormon EPO, d. Red.) zu ersetzen, sehr interessant.“

    Ein bisschen Höflichkeit würde auch dem Athleten Vuckovic gut tun. Einfach die umstrittenen Laborwerte offenlegen und seine offensichtliche Leichtsinnigkeit in Bezug auf die Trainerwahl zu erklären-im Sinne eines sauberen Sportes!

  26. @Ralf: Vielen Dank fuer den Link, ein gutes Beispiel fuer schlechten Journalimus. Der Jurist fragt: Wer will was von wem woraus? (Das „woraus“ fragt nach der Anspruchsgrundlage.) Der Journalist hat andere W-Fragen, oder?

    Prozess, schoen, aber was fuer einer ist es? Privatklage oder Zivilrecht? Unterlassung oder Schadenersatz? Irgendwelche Daten, die der Leser nachpruefen kann? Termine, Summen, Anwaelte?

  27. @ nocheinjurist:

    Wenn ich hier manchmal irgendwelche Schnipsel verlinke, ist dies manchmal auch mit der Hoffnung verbunden, daß der Hausherr oder einer seiner mitlesenden Kollegen etwas mehr Licht ins Dunkel bringen…

  28. Reutlinger General-Anzeiger: Strich unter schlechte Erfahrungen

    Für Vuckovic wird das Rennen auf Hawaii der letzte Auftritt für seinen Heimatverein, die TSG Reutlingen. Er nimmt für die kommende Saison »ein gutes Angebot von Crailsheim« an. Unbestätigte Doping-Verdächtigungen hatten zum vereinsinternen Zwist mit seinem Team-Kollegen Göhner geführt, denen der wohnhafte Stuttgarter damit aus dem Weg geht.

  29. sport inside-Manuskript: „Verdächtiger Dreikampf“

    Informant:
    „Mir haben hochrangige Trainer erzählt, dass Ärzte sie ansprechen und ihnen eben Methoden und Kosten sowie Nebenwirkungsfreiheit, auch keine positive Kontrollgefahr versprechen, wenn sie das machen. Nach dem Motto: ‚Sag mal deinem Schützling: bei mir können sie das einkaufen.‘ Das kriegst Du mit, wenn Du an der richtigen Stelle das Ohr aufhältst.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

What they say
"I give a shit on you!
I shit on German media!"
Husain Al-Musallam
President World Aquatics
and Co-Conspirator #3
coming soon
fund journalism
FIFA Watch
best of