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Das Olympische Bildungsmagazin

gesagt ist gesagt: ARD nicht mehr live bei der Tour de France

Die Überschrift der ARD-Pressemitteilung ist etwas irreführend, denn sie lautet:

ARD beschließt Tour-Ausstieg

Tatsächlich will man offenbar nur aus der Live-Berichterstattung aussteigen. Mein Gott, war das eine schwere Geburt. Mal sehen, was die EBU und das ZDF dazu sagen. Bis zum Tour-Start 2009 ist noch viel Zeit.

Die ARD-Meldung:

Die ARD wird aus der Live-Übertragung der Tour de France aussteigen und sich darüber zeitnah mit dem ZDF und der EBU (European Broadcasting Union) verständigen. Das entschieden die Intendantinnen und Intendanten auf ihrer Klausurtagung in Köln. Der ARD-Vorsitzende Fritz Raff sagte: „Der sportliche Wert der Tour de France hat sich aufgrund der gehäuften Dopingfälle und der daraus gewonnenen Erkenntnisse erheblich reduziert. Damit ist auch der programmliche Wert stark gesunken.“ Die Intendantinnen und Intendanten sind der Meinung, dass eine breitflächige Übertragung in den öffentlich-rechtlichen Programmen auf absehbare Zeit nicht mehr zu rechtfertigen ist.

Ooops, als ich mich noch laut noch fragen wollte, was wohl diese beiden Sportsfreunde zum ARD-Beschluss sagen würden …

© Camera4

… kommt auch schon die nächste Meldung. „Ulle: Comeback nein, Abschiedsrennen ja“, meldet Eurosport als Nachricht von einem „Exklusiv-Interview“. Ulle plant also ein Abschiedsrennen.

„Das haben sich die Fans verdient – und auch ich habe es verdient, nach meinen großen Erfolgen auf diese Art und Weise abzutreten.“

An dieser Stelle kann ich es mir natürlich nicht verkneifen, einmal mehr auf eines meiner Lieblingsvideos zu verweisen:

130 Gedanken zu „gesagt ist gesagt: ARD nicht mehr live bei der Tour de France“

  1. „programmlicher wert stark gesunken“? heißt übersetzt: die quote reicht nicht mehr. vermutlich war das für die ard der entscheidende faktor.
    gesunkener sportlicher wert? die ard überträgt ja schließlich auch kirmesboxen, dtm-blödsinn und frauen-rodeln. so lange genug zuschauer einschalten oder deutsche erfolge gesichert sind (was ja meist zu ersterem führt)

    mal wieder vielsagend, daß die rolle der medien im doping-system nicht angesprochen, geschweige denn kritisch hinterfragt wird. von der distanz zwischen journalisten und sportlern mal ganz abgesehen, aber da hat die ard natürlich auch eine absolut reine weste. team telekom-sponsoring? ulrich-hagio-, entschuldigung, biographien? ullrich-privatverträge? uswusf…. war da was?

  2. Pingback: Entertainment-Life.de » Archiv » EIL: ARD steigt aus den Tour de France Übertragungen aus!

  3. Ist doch ein erfreulicher Anhaltspunkt, wenn die Fernbedienung (Einschaltquote) tatsächlich etwas entschieden haben sollte. Dann ist eben das die Lösung: Was die Doperriege allein nicht schafft, schafft ein zunehmend angeödetes Publikum.
    Und ein paar Bußübungen und sogar Recherchen gabs von der ARD schon auch …

  4. soll ich schreiben, dass es mir egal ist, ob die ard überträgt. dann halt ein anderer sender. vielleicht mal ohne gebührenfinanzierung.

  5. Kannst Du ruhig schreiben, ist mir ja auch total egal. Vor einigen Jahren hat mich das mehr interessiert, inzwischen lache ich nur noch drüber. Nee, nicht nur lachen, eigentlich schluchze ich auch über diese sich ständig wiederholenden unwürdigen Vorgänge. Es wird sich schon jemand finden, der überträgt. Außerdem vermute ich mal, ohne das belegen zu könne, es ist nur so ein Gefühl, dass es bis zum Sommer 2009 nochmal diskutiert wird, ob vielleicht nicht doch, weil sich ja soviel zum Positven verändert hat usw.usf.etc.pp…

  6. Ob die Tour in den Öffentlich-Rechtlichen läuft oder nicht, ist ja eher bedeutungslos. Wem sie wichtig ist, schaut sie auf Eurosport, wem sie nicht wichtig ist, der wird halt beim gepflegten Nachmittags-Zapping nicht darüber stolpern.

    Viel ekliger ist, dass die Nichtübertragung mit einem nicht vorhandenen Ethos bemäntelt wird. „linksaussen“ hat dazu in seinem Kommentar nichts gesagt, dem man widersprechen könnte.

    An den von „ha“ unterstellten kausalen Zusammenhang Doping -> angeödete Zuschauer -> Entscheidung per Fernbedienung glaube ich nur teilweise.
    Neben der deutschen Reinheits-Lust in allen Lebenslagen, ist das deutsche TV-Sport-Publikum in meinen Augen auch außergewöhnlich stark von deutschen Erfolgen abhängig (gemacht worden). Hierbei hat RTL (Tennis, solange Becker und Graf gesiegt haben; Skispringen, solange Schmitt und Hannawald gesiegt haben) Maßstäbe gesetzt, die von den Öffentlich-Rechtlichen fast 1:1 übernommen wurden. Im Falle des Skisprung-Kommentators Bartels sogar personell.

    Insofern kann man, ohne lange über Doping sprechen zu müssen, viel besser sagen: Als Ullrich siegfähig war, wurde übertragen, als er weg war, wurden die Übertragungen angezweifelt/abgestellt.

    Wessen Erinnerungsvermögen ins letzte Jahrhundert reicht, der wird mir zustimmen, dass die Alpinen Frauen um Seizinger, Gerg und Ertl auch an Wochentagen live übertragen wurden, während Skilanglauf oder Nordische Kombination nicht mal an Wochenenden eine ernsthafte Rolle spielten. Erst mit den deutschen Erfolgen unter Behle und Weinbuch (Gott, sind die Deutschen plötzlich eine Langlaufnation! Intensives, modernes Training! Leistungsstützpunkte! Die Evi hat nun mal ein ganz verrücktes Blutbild in der Höhe!) hat sich das – fast diametral – verändert.

    Ich nehme ziemlich hohe Wetten an, dass das so bleibt. Jens‘ Prognose für das nächste Frühjahr wird noch wahrscheinlicher, wenn Medienliebling Gerdemann bis zur Tour bei einer der wichtigen einwöchigen Rundfahrten ganz vorn dabei ist. Der ist nämlich aus der sauberen Generation.

  7. Hast Recht, Ralf. Mein erster Satz war zu persönlich. Muss also heißen: Für mich spielt es keine Rolle.
    Erst wenn der Rest von Europa durchdreht, und Eurosport als EBU-Anhängsel auch aussteigen muss, fühle ich mich betroffen.

    Aber große Befürchtungen hege ich da nicht: Der Giro, traditionell ohne deutsche ö-r Wahrnehmung, läuft ja auch problemlos.

  8. @arnesen
    Richtig, auf quotenbringende Erfolgsquoten hinzuweisen, die ja eventuell vielleicht doch mit dem D-Thema in Verbindung stehen. Trotzdem: Erstmals hat es eine Sportart fertig gebracht, sich derart selbst zu demontieren, dass der Druck nicht mehr nur ein moralischer ist. Mir reicht es, dass der Drogenzirkus nicht mehr aus Gebühren und hoffentlich bald nicht mehr aus Steuergeldern finanziert wird. Was die Einsicht voraussetzt, dass Nachwuchs, der ja angeblich schon im zarten Jugendalter Dynepo drückt, durch Geldentzug zu schützen ist.
    Außerdem könnte das ein Modell sein – müssen nur noch die Doper in anderen Sportarten auffliegen
    ;-)
    Ist aber mein optimistischer Tag heute. Schon klar.

  9. @ha
    Klingt jetzt vielleicht aggressiver als es gemeint ist, aber:
    Wenn du es für eine optmistische Idee hältst, dass das Auffliegen von Sportlern zu Desinteresse der Öffentlichkeit führt, dann darf ich wohl unterstellen, dass die Abschaffung des Leistungssports der für dich ideale Zustand wäre?

    Ich bin daran weniger interessiert, muss ich zugeben – ich oute mich einmal mehr als Konsument.

    Besonders schön übrigens bei der ARD-Begründung dieser Satz: „Die Intendanten sind stinkwütend, zumal Kohl zu der neuen und sauberen Generation im Radsport gezählt wurde.“ – Wie können Fachjournalisten Leistungsexplosionen wie die der beiden Gerolsteiner beobachten und hernach behaupten, dass dort irgendwer zu irgendeiner Generation „zählt“? Wer zählt denn? Holczer?
    In jedem Radsportforum war im Juli nachzulesen, wie muffig die Erfolge von Schumacher und kohl riechen…
    Kurzum: Fernsehen von Laien (und bei der Wortwahl gilt schon die in Dopingfällen wenig beliebte Unschuldsvermutung) für Laien.

    Die Tour de France tut genau das, was ARD und ZDF immer von ihr verlangt haben: Kontrollieren, aufklären, überführen. Stimmen dann die Ergebnisse nicht mit den Interessen des deutschen Fernsehens überein, erfolgt der Übertragungs-Stop.

    Um mal wieder den Bogen zum Wintersport zu schlagen: Ein klares Zeichen an FIS und IBU.

  10. @arnesen
    Fühle mich nicht angegriffen, sondern verstanden. Bin tatsächlich für Abschaffung, dieser Art von Leistungssport. Das Auffliegen von Sportlern wird bloß nicht reichen. Aber offensichtlich beginnt es damit.

  11. @arnesen:

    die ö.-r.-Sender befinden sich aber auch in einem Dilemma. Welchen Sport sollen sie zeigen? Zum einen haben sie einen gesetzlichen Sendeauftrag, der ihnen vorschreibt, eine gewisse Vielfalt in ihrem Programm zu haben. Was dafür sprechen würde, dass sie neben den zurzeit populären Sportarten auch Randsportarten Sendezeiten zusprechen. Auf der anderen Seite sind sie aber auch gebührenfinanziert, also aus der Öffentlichkeit bezahlt, und deswegen müssen sie sich auch an den Interessen der breiten Masse orientieren. Viele Gebührenzahler würden sich, denke ich, beschweren, wenn statt Fußball Billiard in der ARD gezeigt würde. Was ich meine, dass sie trotz der vorgeschriebenen Vielfalt nicht völlig an den Interessen der Masse vorbeisenden können. Und die deutsche Öffentlichkeit guckt sich eben im Fernsehen gerne deutsche Erfolge an.

    Wollt nur mal ne kleine Lanze für die ö.-r.-Sender brechen. Stelle mich gern der Diskussion :-)

    achja. da fällt mir noch ne Frage ein: Haben ARD/ZDF sich immer nur für ein Jahr die Rechte gesichert? Oder zahlen sie jetzt weiter, aber senden einfach nicht mehr live? Normalerweise werden ja so Sportrechte in Paketen zu mehreren Jahren verkauft oder?

  12. Arnesen, nimm’s mir bitte nicht übel, wenn ich nur mit einem Wortungetüm antworte: Qualitäts-Kultur-und-Bildungsauftrag. Darüber ist schon so viel diskutiert worden in den vergangenen, soll ich sagen: Jahrzehnten? Was den Sport und die Sportberichterstattung und die Qualitätsfrage betrifft, haben wir mit dem sportnetzwerk seit Dezember 2005 ja auch ein bisschen mitgeredet. Erlaube mir und erspare Dir, dass ich nicht wieder anfange, im Urschleim zu wühlen. Ich denke, eigentlich ist dazu alles gesagt, es gibt kein Argument, dass nicht schon gebracht worden wäre, oder?
    Zur Frage der Rechte, Preis und Dauer: Ich weiß es nicht. Derartige Angaben gelten ja immer als Top-Secret. Was bei einem gebührenfinanzierten Sender natürlich albern ist. Stichwort: Transparenz. Der Bürger bezahlt’s, ob er will oder nicht – also müsste der Bürger, wenn er derartige Fragen hat wie Du gerade, auch einfach nur eine ARD-Webseite anklicken und in Windeseile die erwünschten Infos erhalten. Das ist mein Verständnis.

  13. Laut dpa unter Berufung auf ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender:

    – Drei-Jahres-Vertrag für ARD/ZDF innerhalb des EBU-Vertrages mit dem Tour-Veranstalter ASO, abgeschlossen im Juli 2008.

    – 2009-2011: jeweils jährlich 4 Mio für ARD und für das ZDF

    – „Das ist juristisch eindeutig“, sagte Brender. „Wir sind vertragstreu. Da gibt es keinen Grund, sich herauszumogeln.“

  14. Uups, hab zu schnell auf „senden“ geklickt – deswegen eine Anmerkumg im neuen Post: Ist es nicht seltsam, dass das ganze Interview sachbezogen daherkommt und die erste Moralkeule nicht vom Interviewten, sondern vom Fragesteller stammt?
    Also konkret: Gehört es zu den Aufgaben eines interviewenden Journalisten, zu erklären, wofür „man grundsätzlich Sympathie haben kann“?

  15. Tja, Arnesen, das müsstest Du den Interviewer selbst fragen. Ich finde ziemlich viel sehr komisch in diesem Gespräch. Der Interviewte ist für mich in der Raddopingfrage in höchstem Maße unglaubwürdig, seit Jahren. Unglaublich diese Aussage, so en passant:

    Man hätte nur die ARD-Koordination zu fragen brauchen. Die Sache erinnert mich an den Ullrich-Vertrag. Seinerzeit wusste von uns auch keiner etwas.

    Ach ja. In dieser Anstalt weiß scheinbar nie jemand je etwas. Der Interviewte schon gar nicht, er war damals Intendant, jetzt ist er halt EBU-Präsident, der nichtswissende Ahnungslose.

  16. ich finde diese aussage interessant:

    „Pleitgen: Ja. ARD und ZDF haben ihren Finanzbeitrag fast um die Hälfte auf die erwähnten sechs Millionen Euro gedrückt.“

    das bedeutet im umkehrschluß, jeweils zwölf mio euro wurden für diese ‚arbeitsbeschaffungsmassnahme‘ der rad’sport‘-redaktionen von ard und zdf bezahlt. 2005, 2006, 2007. bemerkenswert ….

  17. Ich finde schon, dass Pleitgen hier sehr deutlich in seiner Rolle als EBU-Chef spricht. (Gleichwohl dürfte Jens wohl völlig Recht haben, wenn er ihm die Ahnungslosigkeit über ARD-Interna weder damals noch heute abnimmt.)

    Dennoch: Mir hat dieses Interview durchaus weitergeholfen. Zum einen, weil die EBU selten eine eigene Stimme veröffentlicht und der Beobachter manchmal glauben könnte, sie sei nur eine interessenlose Erfüllungsgehilfin der deutschen ÖR (was nicht stimmt, wie der Absatz über die Rückfinanzierung durch andere Länder klar zeigt), zum anderen, weil von den EBU-Verträgen auch Eurosport abhängig ist, womit meine Konsumenten-Interessen wieder ins Spiel kommen.

    Kurzum: Pleitgens Blick ist zwangsläufig internationaler als der deutscher TV-Chefs und es tut (zumindest mir) ganz gut zu sehen, wie schnell man die deutsche Hysterie ablegt, wenn man in etwas größeren Dimension planen und entscheiden muss.

  18. Was mich interessieren würde: Wieviel sparen die ÖR nächstes Jahr? Die Ausgaben für Übertragungsrechte, selbst wenn sie zu zahlen sind, wären ja vermutlich nicht alles.

  19. Arnesen, Du hast sicher recht in den ersten beiden Absätzen. Doch lass Dich von ihm mal nicht einlullen. Er tut nur staatstragend, hat aber all die Hysterie um die Rad-Übertragungen mit befördert und keinesfalls eine souveräne Rolle gespielt. Ganz im Gegenteil. Was ich u.a. damit sagen will: nur weil jemand flink noch in eine neue Rolle schlüpft und den Elder Statesman mimt, ist er nicht aus seiner Mitverantwortung für Verbrechen am Journalismus zu nehmen. Es fällt mir deshalb schwer, Gespräche mit ÖR-Funktionären zu lesen, die dermaßen ahistorisch sind.

  20. Die ARD hat wohl den Kopf erhoben und über den deutschen Suppentellerrand geschaut?
    Natürlich erst,als sie aus dem nationalen Antidopingrausch erwacht sind.
    Mit Jan Ullrich haben sie sich dumm und dämlich verdient.Mit dem Ausstieg sollten wohl nur die Verluste minimiert werden?
    Dem Pharao vertrauen sie ja noch blindlings.
    Eine klare Linie,natürlich im Interesse des sauberen GEZ-Zahlers.

  21. Die ARD hat gar nicht geschaut, Walter, sie muss nur prüfen, ob sie wie gehofft den EBU-Vertrag mit der ASO ignorieren kann oder ob sie dort ungewollt einen festen Platz im Boot hat. Insofern läuft ein Großteil deiner Polemik etwas ins Leere. ;-)

    Das ändert aber nichts daran, dass ich beim ARD-Bashing immer gern dabei bin, vor allem, wenn ich Dinge finde, die unauffälliger, aber existentieller sind:
    http://www.wdr.de/themen/sport/rad/rundumkoeln/2009/index.jhtml?rubrikenstyle=sport
    Verkürzt heißt diese Meldung: Der ARD (hier repräsentiert durch ihre größte Anstalt WDR) ist es selbstredend nicht gelungen, der ASO (Ausrichter der Tour de France) ihren Willen aufzuzwingen. Die Deutschland-Tour (die Direktor Rapp vor zwei Jahren lächerlicherweise noch auf Augenhöhe mit dem Giro d’Italia gesehen hat und bei der die ARD schon in die Startlisten eingreifen durfte), gibt es nicht mehr. Also werden jetzt noch etwas kleinere, noch leichter erpressbare Rennen vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen „betreut“.
    Das Wort „Medium“ wird ad absurdum geführt, weil das Fernsehen nicht mehr in der Mitte von Veranstalter und Rezipient steht, sondern dem Veranstalter auf den Füßen. Über das Wort „Sportjournalismus“ ist auf dieser Website schon genug Kluges gesagt worden – da muss man nichts mehr addieren.
    Zitieren möchte ich einen befreundeten Radsportkenner, der zu diesem Thema den schönen Satz schrieb: „Da fand ich Jürgen Emig ja noch richtiggehend angenehm, der hat immerhin, nachdem man ihn dafür bezahlt hatte, noch echte Sportveranstaltungen übertragen lassen.“

  22. Arnesen,ich denke die Antidopinghysterie ist nur gespielt,sie wollten nur die Preise drücken.Oder kennen die wirklich ihre Verträge nicht?Das ZDF aber schon?

  23. „Alles für die Quote
    Von Stephan Klemm, 20.01.09, 21:13h

    Vor drei Monaten sagte die ARD noch, dass sie über die Tour de France nicht mehr berichten wolle. Nun hat sie es doch vor. Wenn die Quote winkt, ist es eben auch beim Öffentlich-Rechtlichen schnell vorbei mit den hehren Vorhaben…..“
    http://www.ksta.de/html/artikel/1231945318662.shtml

    Stephan Klemm trift den Nagel auf den Kopf.

  24. Die ARD versteckt sich doch nach wie vor hinter den ziemlich interpretierbaren Worten „flächendeckend“ und „großflächig“, Ralf. Ich sehe da keine Neuigkeit.

  25. Ich sehe es eher so, daß die „Rolle rückwärts“ auf den SR zurückging, während der ARD-Programmdirektor die Sache ganz anders sieht. Aber vielleicht sieht auch nur jeder von uns das, was er gerne sehen würde…

  26. Es ist nicht so, dass ich eine Übertragung durch ARD/ZDF dringend wünsche. Radsportübertragungen der ÖR sind ja traditionell (zumindest in der nach-Angermann-Ära) eine Mischung aus Ahnungslosigkeit und nationaler Brille, seit 2006 dazu noch mit sehr viel Moralin gewürzt.
    Insofern reicht mir aus Konsumentensicht der EBU-Vertrag, über den Eurosport meistens mit ins Boot springen kann.

  27. dpa: Brender droht den Boxprofis

    Daher drängt ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender darauf, dass der BDB mit der Nada schnellstens zu einer Vereinbarung kommt, um transparente, unabhängige und unangekündigte Kontrollen zu ermöglichen. „Wenn es nicht zu einer Einigung käme, dann wird es Konsequenzen haben“, so Brender, dessen TV-Sender regelmäßig Profikämpfe überträgt.

  28. Wird ja immer niedlicher,der Profiboxsport steht vor dem Abgrund und Herr Sauerland und Herr Brender sind einen Schritt weiter;-)

  29. Sollte die ARD wirklich ihre Bundesliga-Berichterstattung zu Lasten anderer Beiträge in die sonntäglichen Tagesthemen integrieren, dann hätte der Fußball doch tatsächlich die Kommunikationsherrschaft über die öffentlich-rechtliche Nachrichtenlage übernommen. Glückwunsch schon einmal von meiner Seite, Theo!

  30. FAZ-Kommentar: Jede Stunde zählt

    Die ARD ist schlicht nicht aus ihrem Vertrag herausgekommen, der auf der Arbeitsebene der Sportverantwortlichen schon abgeschlossen war, als die Intendanten ihr Doping-Gewissen entdeckten. […] Bei ARD und ZDF werden wir live dabei sein.

  31. Als ehrlichen GEZ Zahler hat mich noch keiner gefragt,ob es sinnvoll ist ,viel Geld auszugeben und nichts zu berichten.Haben wir denn inzwischen einen Sportjournalisten,der was von Radsport versteht oder gleichen wir das mit Doping aus,wo wir auch nichts verstehen?

  32. taz: „Wir dürfen nicht davonlaufen“

    In der ARD-Dopingredaktion will sich niemand offiziell äußern. Das ohnehin nicht immer einfache Verhältnis ihrer Redaktion mit der ARD-Welt würde dadurch „nicht ent-, sondern belastet und damit die Qualität unserer Arbeit gefährdet“.

  33. Ralf, ich werde das Gefühl nicht los, dass Dopingberichterstattung die Sportberichterstattung ersetzen soll.

    Dass in der Politik gelogen wird, wissen wir. Dass in der Finanzwelt gezockt und betrogen wird, wissen wir. Weshalb soll es denn dann im Sport anders sein ? Verläuft die „Züchtigung“ des Sports denn dann nicht unangemessener im Vergleich zu massgeblicheren Teilen des öffentlichen Lebens ?
    Warum begleiten wir denn dann die Wahlkampfparteitage nur mit politischen und nicht gleich mit Kommentatoren einer „Kommission zur Wahrheitsfindung“, sozusagen der Anti-Doping- Spezialisten in der Politik ?

    Unsinn, ich weiß. :-):)

  34. @Herbert: Die Dopingberichterstattung hat einen Vorteil gegenueber der klassischen Sportberichterstattung. Sie kommt der Wahrheit naeher. Und das ist ja sexy in den Redaktionen, die schon wenig genug Wahrheit in der Zeitung erscheinen lassen. Nehmen Sie beliebige Olympische Spiele aus den 1990ern. Lesen Sie den Bericht ueber das Sportereignis. Und dann, 15 Jahre spaeter, die bekannten Doping-Ergebnisse (gehoert ja auch zur Wahrheit). Wieviel davon kann die Tageszeitung zum Zeitpunkt des Ereignisses berichten?

    Dopingberichterstattung ist quasi eine Korrekturspalte und das stillschweigende Eingestaendnis, dass ein tagesaktuelles Medium vieles nicht tagesaktuell erfahren kann. Es ist eher eine Zeitgeschichts-Rubrik, genauso wie Stasi-Geschichten. Es fuehrt dem leser noch einmal vor, was er gesehen hat, woran er sich erinnert hat, und wie es dann (angeblich) wirklich war).

    Das alles ist kein Problem, wenn sich, wie zum Thema Stasi, nicht einige Autoren darauf verlegt haetten, Akten zu sammeln und zu relevanten Zeitpunkten als „Ueberraschung mit 20-jaehriger Verspaetung“ zu praesentieren. Und daraus ihr Leben zu finanzieren.

    In Dopingdiskussionen ist die Argumentation, auch auf diesem Blog, ungefaehr so: Der Verbaende-Sport ist dreckig. Schmiergelder. Einflussnahme. Bestechung. Muss man kritisieren. Darf nicht so bleiben. Aber immer mit der Hypothese: Wird sich auch nicht aendern.
    Aber die Sportler und der Sport an sich. Die muessen sauber sein. Total sauber. Nicht so dreckig wie die Verbaende. Und wehe, Ihr seid nicht so! Dann schreiben wir ironisch-boese Texte ueber Euch und messen Euch an Euren Aussagen. Okay, Sportler, Ihr koennt nicht sagen: Wir dopen — Aber Ihr sagt es, und das halten wir dann Euch vor, wenn Ihr erwischt werdet.

    Dehalb waere Doping-Freigabe und eine veraenderte, weniger ernste Berichterstattung ueber Sport-Ergebnisse auch das Ende der Dopingberichterstattung in diesem Stil. Und deshalb sind einige Journalisten auch gegen Dopingfreigabe. Es wuerde die Zahl der Artikel darueber erheblich reduzieren. Es koennte existenzgefaehrdend sein.

    Wenn Sie mal, Herbert, die Chance haben, sich mit einem x-beliebigen Mitarbeiter des Bundestages zu unterhalten und sich einige Zusammenhaenge der politischen Entscheidungsprozesse erzaehlen zu lassen (also das „wer mit wem“) und sie sich dann fragen, warum sie das nicht gelesen haben in ihrer Zeitung, dann finden Sie ihre Wahrnehmung hinsichtlich der unterschiedlichen „Zuechtigung“ sicher bestaetigt. Oder Sportjournalistne sind einfach besser informiert als ihre Politik-Kollegen.

  35. @ Herbert, ich lese erst jetzt das:

    http://www.sueddeutsche.de/sport/454/468022/text/

    Okay, liest sich schoen. Andreas Burkert eben. Aber wo steht die Information, das Koksen ausserhalb der Wettkaempfe kein Dopingvergehen ist? Am Ende des neunten Absatzes (im Internet), wo vielleicht 60 bis 70 Prozent der Leser schon ausgestiegen sind. Immerhin – nicht verschwiegen.

  36. UCI: Tom Boonen before the UCI Disciplinary Commission

    The behaviour of Tom Boonen, even though it does not constitute a violation of the anti-doping rules, can be considered unacceptable (Art. 1.2.079) and liable to harm the image, reputation or interests of cycling or the UCI (Art. 12.1.005).

    This infringement is punishable by a suspension of 1-6 months.

  37. @ Herbert, nocheinjurist: Wenn Sie wissen wollen, warum im so genannten politischen Journalismus (ich betrachte mich eigentlich auch als politischen Journalisten, weil: politisch denkender Mensch) paktiert, verschwiegen und gelogen wird, warum dort die Teilnahme an Hintergrundgespräche und Einladungen in die Flieger von Ministern und KanzlerInnen mitunter (oft, meistens?) wichtiger ist, als alles andere (also journalistische Pflichten), kann ich leider nicht beantworten.

    Den Begriff „Züchtigung“ finde ich albern, aber das ist ja auch egal. Ich weiß nicht, was dieser Vergleich zu anderen Bereichen des Journalismus, wo Journalisten ihrer Aufgabe offenbar nicht so gerecht werden, wie wir das als Rezipienten, oft ja zahlende Rezipienten, erwarten dürfen, bringen soll: Heißt das, all jene, die sich im Sportbereich um Aufklärung bestimmter Sachverhalte bemühen, sollten besser ihre Arbeit einstellen? In den Politikbereich wechseln? Schnarchnasig werden? Chefredakteure werden?

    Ich verstehe allerdings nocheinjurist, den ich als scharfsinnigen und deshalb natürlich kritischen Begleiter hier schätzen gelernt habe (oft nervt er, das gestehe ich, aber das muss so sein und in dieser Auseinandersetzung liegt ja auch ein Reiz des Bloggens), in einem Punkt überhaupt nicht. Wie kann er nur diesen Zusammenhang herstellen:

    In Dopingdiskussionen ist die Argumentation, auch auf diesem Blog, ungefaehr so: Der Verbaende-Sport ist dreckig. Schmiergelder. Einflussnahme. Bestechung. Muss man kritisieren. Darf nicht so bleiben. Aber immer mit der Hypothese: Wird sich auch nicht aendern.

    Aber die Sportler und der Sport an sich. Die muessen sauber sein. Total sauber. Nicht so dreckig wie die Verbaende. Und wehe, Ihr seid nicht so! Dann schreiben wir ironisch-boese Texte ueber Euch und messen Euch an Euren Aussagen. Okay, Sportler, Ihr koennt nicht sagen: Wir dopen — Aber Ihr sagt es, und das halten wir dann Euch vor, wenn Ihr erwischt werdet.

    Habe ich mich, von gelegentlichen Fehlern und Entgleisungen mal abgesehen, wirklich so schlecht ausgedrückt? Ist das alles tatsächlich so misszuverstehen?

    nocheinjurist: Ich denke nicht, dass ich mit zweierlei Maß messe. Und diese Aussage ist natürlich: ohne Gewähr!

  38. Ich finde folgende Aussage schlimm:

    Und deshalb sind einige Journalisten auch gegen Dopingfreigabe. Es wuerde die Zahl der Artikel darueber erheblich reduzieren. Es koennte existenzgefaehrdend sein.

    Aus meiner Sicht wieder mal ein Schlag ins Gesicht aller Dopingopfer. Eine Dopingfreigabe wäre nicht existenzgefährdend für Journalisten, sondern lebensgefährlich für jugendliche Sporttreibende.

  39. Heißt das, all jene, die sich im Sportbereich um Aufklärung bestimmter Sachverhalte bemühen, sollten besser ihre Arbeit einstellen? In den Politikbereich wechseln? Schnarchnasig werden? Chefredakteure werden?

    Nicht doch. Ich achte die Arbeit kompetenter Journalisten. Und ob nun alle Politikjournalisten oder Chefredakteure schnarchnasig sind, weiß ich nicht. Das ist doch auch nicht der Punkt. Ich bin nur drauf gekommen, da ich mehr oder weniger auch ein politisch denkender Mensch bin, und mich stark wundere, dass existenziellere und kritikwürdigere Bereiche des öffentlichen Lebens als der Sport und seine erfolgreichen Protagonisten nicht in dieser Vehemenz und Kontinuität medial untersucht und wahrgenommen werden. Ist der Verdacht des Regelbruchs im Sport medial geäußert ,ohne bewiesen zu sein, hat der Verdächtigte schon beinahe verloren. Da nutzt weder ein Dementi oder das obligate Schweigen des Verursachers danach. Und nicht jeder heißt Bettini und wird mit einer Dopingverdächtigung und dem Versuch des Ausschlußverbots noch Weltmeister. Übrigens, ich weiß auch nicht, ob er gedopt hat. Für mich ist er Weltmeister.
    Was im Sportjournalismus läuft, ist in anderen Bereichen, wenn überhaupt, nur partiell, punktuell und phasenweise zu beobachten.
    Sport war schon immer nichts für alle und doch so anziehend. Früher wurde auch den Vertretern dieser Gruppe a priori Achtung entgegengebracht. Heute muss man aufpassen, dass man an der Kreuzung nicht mit EPO-Nachfragen vom Rad geschubst wird. Das hängt sicherlich mit der vereinfachten öffentlichen Meinung zum Sport und insbesondere zum Radsport zusammen. Und hier kommt meine zunehmende Sorge, dass es eine Tendenz gibt, den Sport auf Doping und seine anderen Probleme zu reduzieren. Und in diesem Kontext, glaube ich, hat die Spezi Sportjournalist eine besondere Verantwortung, ausgewogen und angemessen zu informieren. Das ist sie doch ihrem Genre und den Konsumenten schuldig ?

  40. @nocheinjurist,
    gerade beim Thema Doping nehme ich unterschiedliche Züchtigung wahr,sind das Launen,Inkompetenzen oder nicht zu durchschauende Interessen?

    Die ironisch-bösen Texte setzen aber hoffentlich sofort aus ,wenn der Doper zum Opfer wird…

    @JW,
    da kann ich antworten,es sind Menschen und dafür empfänglich.Leben und leben lassen,wird so schnell aus der Gesellschaft nicht verschwinden.
    Franzosen haben damit nicht so viele Probleme und lassen sich trotzdem nicht ein X für ein U vormachen.
    Ich habe nur ein Problem damit,wenn sich Journalisten offensichtlich von den verschiedenen Konstellationsakteuren(von Bette) benutzen lassen,sich mit angebotenen „Opfern“ zufriedengeben und möglichst nicht die großen Zusammenhänge verstehen (wollen).

    @Ralf,
    find ich nicht schlimm,bei Freigabe sind sie keine Opfer,dann nehmen sie es freiwillig.Ich bin aber auch gegen Dopingfreigabe,nur sollten Tests zur Verfügung stehen.

    Die letzte Dopingfreigabe veranlaßte das IOC 1987 15 Jahre lang für EPO,weil sie nicht testen wollten.
    War das bei Testosteron auch so?

  41. Dopingfreigabe macht den Sport genauso wenig zu einer moralischeren Veranstaltung wie Dopingverbot, weil Doping weder Ursache noch Lösung für die Erscheinungen ist, die das Publikum als unmoralisch wahrnehmen muss.

    Mein Problem mit der in Deutschland über alle Qualitätsstufen verbreiteten journalistischen Aufarbeitung des Themas Doping liegt eher darin, dass dem Publikum suggeriert wird, ohne Doping wäre Spitzensport ein Vorbildmodell für die Gesellschaft.

    Im dummdreistesten Fall geschieht es dann, dass in selben Zeitung oder der selben Fernsehsendung, in der auf einem oft zweifelhaften persönlichen Niveau über die Doper hergezogen wird, von Sportlern Leistungen verlangt werden, die sich nur am Ergebnis (das ist schon schlimm) und an der Nation des Sportlers (das ist sogar absurd und chauvinistisch) messen lassen sollen.

    Es mag einzelne Journalisten geben, die meinen letzten Absatz für sich persönlich bestreiten können, aber es gibt definitiv keinen deutschen Chefredakteur, der das könnte.

  42. @ Arnesen: Ich wuerde gern Ihren ersten Absatz verstehen, koennen Sie ihn bitte laenger ausformulieren.

    @jw: Ja, es scheint dann ein grundsaetzliches Missverstaendnis zu geben, dass ich gern aufgeklaert sehen wuerde. Mein Eindruck ist, dass Sie die (bezahlte) Sportverbandswelt als ein intransparentes, viel Geld in unbekannten Kanaelen versickern lassendes Wesen, dass Sie per se unsympathisch, aber doch auch irgendwie faszinierend finden, wahrnehmen. Und mein Eindruck ist weiterhin, dass Sie fuer sauberen Sport eintreten (macht ja oeffentlich fast jeder Journalist, jedenfalls jeder, der regelmaessig darueber schreibt).

    Was ich nicht verstehe ist, dass Sie sich wirklich wundern, wenn der Wettkampfsport so unsauber ist wie einige Funktionaere, und aus diesem Wundern dann Artikel werden, die eigentlich immer so etwas andeuten wie — und wir dachten, er war sauber. Ich finde das, naja, ein bisschen scheinheilig. Es ist so etwa wie: Kreative Leute koksen — nein, unglaublich, glaub ich nicht!

    Aber, wie gesagt, vielleicht finden wir ja das Missverstaendnis.

    Achja, ja, ich faende scharfsinnige Artikel ueber „echte“ Politik-Themen (ich weiss, Sportfoerderung ist Politikum, und ich sehe Ihre Berichterstattung auch eher als PolitSportMix) besser. Wenn Sie wechselten, taete es anderen Ressorts vielleicht nicht schlecht — noch nie daran gedacht?

    Vielleicht reicht es in der Sportberichterstattung ja, nicht zu sehr permanent den grossen Spalt zwischen Dreck und der totalen Sauberkeit, die alle oeffentlich fordern, herauszukehren, sondern bestimmte Entwicklungen einfach als gesellschaftliche Entwicklungen zu begreifen, aus der der Sport nicht ausbrechen kann – oder vielleicht doch?? Es sind ja bald Leichtathletik-WM, und ich warte auf einen mutigen Journalisten, der mal seine saubersten fuenf Top-Trainer aufschreibt ;-)

    @Ralf: Ja, ich finde den Satz auch schlimm, und bedauerlicherweise habe ich es nicht als Eindruck/Unterstellung gekennzeichnet, sondern als Tatsache. ich kann es aber nicht belegen. Aber versetzen Sie sich mal in die Lage von Journalisten, Freiberuflern, die drei bis vier Steckenpferde „reiten“ und darin auch gut sind. Ein Steckpferd stirbt, weil das, was sich bisher als illegal dargestellt hat, ploetzlich legal wird – unschoen fuer den Journalisten. Neuer Zugang gefordert. Aber den kann fast jeder finden. Aus dem aktuellen Wissen wird historisches.

    Ich bin mir nicht sicher, ob heute das klassische Dopingopfer noch „geschaffen“ wird, in Europa. Ich halte es fuer eine Bildungsfrage, und auch fuer eine Frage der Erziehung, was man darueber lernt, wem man wieweit vertrauen darf, wenn er sagt: Nimm das mal, das macht Dich besser!

    Es gab auch in der DDR Eltern, die ihre Kinder nicht auf Sportschulen geschickt haben, trotz gelungener Sichtung, das waren keine Systemgegner, sie waren vielleicht einfach besser informiert. Ob sie fuer ihre Kinder eine (andere) Jugend haben wollten als x Stunden Training in der Woche, oder ob sie wirklich etwas von undefinierbaren Pillen wussten — keine Ahnung. Ich bin mir recht sicher (ist eine Vermutung): Bis in der DDR aus einem Sportler ein Dopingopfer wurde, haben mehrere Personen den Lebensweg beeinflusst, bevor die erste Pille kam

  43. @ nocheinjurist: Ich weiß nicht, wie „wir“ das Missverständnis finden sollten. Ich meine, es liegt möglicherweise daran, dass Sie meine Texte nicht richtig lesen oder nicht verstehen oder ich habe nicht das Format, mit klar genug auszudrücken. Allerdings erlaube ich mir den Eindruck, dass in der Summe der Beiträge ein Bild gezeichnet wird, dass mit dem von Ihnen skizzierten nicht so sehr viel zu tun hat.

    Grundsätzlich gilt eher nicht, wie Sie formulieren, dass ich mich wundere, weil ich meinte, es seien alle sauber. Weiß auch nicht, wie Sie darauf kommen. Offener als ich es u.a. hier darglegt habe, u.a. mit dem kleinen Abstecher ins Jahr 1986, meinen ersten „journalistischen Beitrag“ über Heidi Krieger bzw. ihren Entdecker, kann ich es eigentlich nicht darlegen. In diversen Archiven und mit Google können Sie leicht nahezu alle von mir je verfassten Beiträge zu Themen wie Doping und Korruption nachlesen/nachprüfen. Mehr vermag ich dazu jetzt leider nicht zu sagen. Ihre Meinung ist Ihre Meinung, das soll auch so bleiben.

  44. Schöner letzter Absatz, nocheinjurist, den würde ich als Ost-Kind der 70er und 80er unterschreiben.

    Um meinen ersten Absatz zu erklären: Die Unmoral des Spitzensports ist nicht das Doping, sondern die archaische Wahrnehmung und Vermarktung von Sieg und Niederlage, die sich finanziell direkt und drastisch auf den Sportler auswirkt.

    Insofern nehme ich als bekennender Konsument also durchaus einen Großteil der Schuld auf mich, finde es aber unangebracht, mit Zeigefinger auf diejenigen zu zeigen, die uns diesen herrlichen Kitzel immer wieder bieten.

    Meine kategorischen Imperative wären wohl:
    Ehrt und bezahlt die Verlierer, denn die braucht der Sport existenziell!
    Beurteilt den Sport nach seiner Dramaturgie, nicht nach seinem Ergebnis!
    Erzählt mir nicht, dass ich mich für eine fette Gewichtheberin freuen muss, nur weil die aus Rheinland-Pfalz kommt und ihre Gegnerin aus Bulgarien!

    So.
    Und wer jetzt denkt, dass ich auf fette Bulgarinnen stehe, der denkt das eben. :-)

  45. Ja, wie komme ich auf das Bild…? Liegt sicher nicht an ihrem Format. Ich tippe einfach auf eine Verstaendnisschwierigkeit bei mir.

    Vielleicht dachte ich zuerst mal daran

    http://jensweinreich.de/?s=Weitsprung

    Da haben Sie dem Weitspringer also — nicht geglaubt, dass er sauber ist (– aufgrund welcher Tatsachen? — )? Oder doch? Und sie waren ueber die Leistung – verwundert oder nicht verwundert? Und dass bisher kein Dopingtest ein positives Resultat gegeben hat — hat Sie gewundert oder nicht gewundert?

    Meine Eindruck finde ich deshalb nicht ganz so abwegig. Aber vielleicht, um fuer mehr Klarheit zu sorgen — Sie denken also nicht, dass alle Sportler sauber sind (Unschuldsvermutung) — warum schreiben Sie dann ueber das Thema? Um andere zu ueberzeugen, die an sauberen Sport glauben (das sind eh kaum noch welche, weil es der einzige saubere Bereich im Leben waere)?

    Und, um vielleicht auch mal was Positives zu hoeren — gibt es Sportler und Trainer, die Sie fuer sauber halten?

    Aber ich will nicht weiter vom Arbeiten abhalten.

  46. Dass in der Politik gelogen wird, wissen wir. Dass in der Finanzwelt gezockt und betrogen wird, wissen wir. Weshalb soll es denn dann im Sport anders sein ? Verläuft die “Züchtigung? des Sports denn dann nicht unangemessener im Vergleich zu massgeblicheren Teilen des öffentlichen Lebens ?

    Ja, und wir wissen von noch schlimmeren Dingen, die immer wieder passieren- doch haben wir (als Gesellschaft) aufgehört, dagegen anzugehen? Hören wir deshalb auf, an der Notwendigkeit von vernünftigen Gesetzen, ethischen Normen und moralischen Gründsätzen festzuhalten? Ich denke doch wohl nicht!
    Nur weil seit tausenden von Jahren gelogen und betrogen wird, wäre es doch naiv und fatal zu sagen: „gebt die Lüge und den Betrug frei“.
    Wie in der Politik und Finanzwelt muss ebenso im Sport immer wieder hinterfragt und hingesehen werden. Das ist unsere und insbesondere die Aufgabe des kritischen Sportjournalismus- nicht mehr und nicht weniger. Von „Züchtigung“ des Sportes kann da wohl keine Rede sein, wenn man einfach mal das Strafmass für Wirtschaftsbetrug/ Steuerhinterziehung und Dopingvergehen vergleicht.
    Das natürlich nach einer gewollten überhöhten medialen Darstellung der Sporthelden und Co. die eventuelle Entlarvung als „Bescheißer“ und Lügner so dramatisch erscheint, ist in diesem Zusammenhang auch nur logisch und- was Wunder- auflagen- und quotentechnisch für einen Großteil der großen, weiten, bunten Medienwelt günstig.

  47. AKUK,
    Züchtigung ist ok,die Betonung lag auf der unterschiedlichen Züchtigung.
    unterschiedliche Z.durch
    -mangelnde Sachkenntnis
    -eigene Interessen
    -alte offene Rechnungen….
    erzeugen Widerspruch,Resignation,Kopfschütteln und was sonst noch so vorkommt.
    Keiner will,glaube ich,Lüge und Betrug freigeben,hoffe ich auch.

  48. @akuk

    Mir ging es lediglich um die Verhältnismäßigkeit der öffentlichen „Züchtigung“ oder – wenn Sie wollen – Bestrafung von Regelbrechern im Sport. Imho kommen die Finanz- und Wirtschaftsverweser bei offensichtlichen Vergehen gegen die existenziellen Interessen mehrheitlicher Bevölkerungsschichten ungleich bessser weg oder können unerkannt weiter ihr Unwesen treiben. Der überführte Dopingsünder schadet auch. Ohne Zweifel. Doch meist vor allem sich selbst bis hin zum eigenen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Ruin. Insofern ist so viel mediale Aufmerksamkeit doch gar nicht angebracht.
    Und übrigens werden die Sporthelden doch meist von den Gleichen gemacht, die sie später auch wieder genüsslich demontieren. Viele stehen dabei sowohl am Anfang als auch am tatsächlichen Ende ihres medialen Sportprodukts und sind auch noch verwundert, wenn das dann der Sportkonsument weder moralisch, noch sportlich nachvollziehen kann.

  49. @ Herbert: Nochmal zur Sache „Doping-Stasi“ als Korrekturspalte von Zeitungen (natuerlich off-topic)

    und in der Eile haben es die Journalisten noch nicht einmal geschafft, Herrn Kurras zu befragen. Aktenglaeubigkeit hat ja auch etwas fuer sich…

  50. @nocheinjurist

    Sie wußten ja heute morgen noch nicht einmal, ob er noch lebt.
    Makaber, aber was wäre besser ?
    Tja, die Gedanken sind frei. Aber vllt. hätte es die 68er dann gar nicht gegeben und Joshka wäre nicht Außenminister und Schili nicht Inneminister geworden und General Bastian würde noch leben.
    Die neue Ostpolitk der SPD auch nicht. Und die Wiedervereinigung wäre noch nicht dran und Doping im deutschen Sport wäre noch Staatsgeheimnis. Wenn der tragische Tod von Benno Ohnesorg mehr als ein unglücklicher Zufall in der deutschen Geschichte war, dann ist Geschichte doch vorhersehbar.
    Man könnte auch anders herum argumentieren. Aber dieses Szenario verbietet sich meiner Vorstellungsfähigkeit.

  51. @ Herbert: Nicht wissen, ob er noch lebt, ist Teil des zu Recherchierenden.

    Eigentlich warte ich noch auf die Oeffnung der bundesdeutschen Archive, um mal zu erfahren, wer sich 1953 gegen die Panzer stellte und 1989 zur Wende beitrug. Aber das wird wohl noch einige Zeit dauern.

    Bin auch neugierig, ob ein dreimal wegen Beweismangels Freigesprochener (wenn ich es richtig verstanden habe, konnte man ihm nicht nachweisen, nicht in Bedraengnis — sprich Notwehrexzess — geschossen zu haben) nun vielleicht verurteilt wird. Er ist ja durch die Erklaerung (er bestreitet diese ja) quasi von der Sieger- auf die Verliererseite „gewechselt“. Ja, makaber das alles…

    Einen (nicht behebbaren) Mangel haben aber alle „Gedankenexperimente“, die das Ereignis weglassen bzw. anders bewerten und dann den Lauf der Geschichte zu aendern versuchen. Sie legen zugrunde, dass ein aehnliches Ereignis spaeter nicht mehr aufgetreten waere. Vielleicht haette dann ein anderes, „unbedenkliches“ Ereignis einen aehnlichen Verlauf ausgeloest — wer weiss. Auf diese publizistischen Leistungen (ich tippe auf die Springer-Gruppe) bin ich nur wenig gespannt.

  52. @nocheinjurist

    Bevor ich mich weiter mit der Rolle des Subjekts und Objekts in der deutschen Geschichte :-):)aueinandersetze, komme ich gern noch mal auf Ihre Einlassung zur Rolle der DDR-Eltern bei der Sportlerwerdung ihrer Kinder zurück.

    Es gab auch in der DDR Eltern, die ihre Kinder nicht auf Sportschulen geschickt haben, trotz gelungener Sichtung, das waren keine Systemgegner, sie waren vielleicht einfach besser informiert. Ob sie fuer ihre Kinder eine (andere) Jugend haben wollten als x Stunden Training in der Woche, oder ob sie wirklich etwas von undefinierbaren Pillen wussten — keine Ahnung. Ich bin mir recht sicher (ist eine Vermutung): Bis in der DDR aus einem Sportler ein Dopingopfer wurde, haben mehrere Personen den Lebensweg beeinflusst, bevor die erste Pille kam.

    Ich glaube aus eigener Erfahrung, dass es viel viel einfacher und nachvollziehbarer war als wir im nachhinein uns eingestehen wollen.
    Die Kinder waren talentiert, hoben sich von anderen sportlich sichtbar ab. Sie machten uns stolz und Freude, wenn wir sie im Wettkampf, vllt. auch noch erfolgreich, erleben durften.
    Einige wollten sich einen Traum erfüllen. Die Eitelkeit tat ihren Teil. Außerdem war Sport gesund für Leib und Seele.
    Der gesellschaftlichen Stellung der Kinder und der Eltern im Falle des überdurchschnittlichen Erfolges – sonst war man einfach nur dabei gewesen und das war auch schon etwas – war es eher von Vorteil, denn von Nachteil. Und außerdem, was erst später möglich und real werden konnte, sportlicher Erfolg war ein Gate zur Welt.
    Die Unterschiede in den Motiven, seine Kinder der Welt des Leistungsports zu „überlassen“, sind eher marginal und imho auch nicht vordergründig an der Art der Gesellschaftsordnung fest zu machen.
    In der DDR mögen die Anreize organisierter gewesen sein. Aber Eltern sind hier wie da sehr empfänglich – und das betrachte ich nicht als ungesund – für die Möglichkeit, ihren Kindern Chancen für die Verwirklichung im Sinne der Maslowschen Bedürfnisspyramide bieten zu können.
    Und die potentiellen Risiken werden verdrängt, wenn sie überhaupt wahr genommen werden.
    Und wer dachte schon an gesundheitliche Risiken oder gar Schäden ? Und wer dachte schon an verhängnissvolles Doping ? 5 Prozent ?
    Der Drang nach dem Besten für die Kinder, nach Erfolg und Ruhm war der Vater der Entscheidung, den Nachwuchs auf die Sportschulen zu schicken. Nichts Verwerfliches, weil Normales und Erlaubtes.
    Keiner nahm, wenn er es überhaupt wußte (wie geschrieben evtl. 5 %) bei solch einer Entscheidung die gesundheitliche Schädung seines Kindes bewußt von vornherein in Kauf.
    Interessant wäre zu wissen, welche Erinnerungen die von Doping Geschädigten an diesen wahrscheinlich entscheidenden Schritt ihres leistungssportlichen Engagements noch haben.

  53. @ Herbert: Dem kann ich (fast) nichts hinzufuegen, auch als „Kinderloser“ kann ich das nachempfinden.

    Jetzt zum „fast“. Ralf hatte in einem anderen Kommentar einen Artikel verlinkt, in dem die Mutter von Herrn Troemer zu Wort kam, naemlich den hier:

    Als ich den Artikel so las, hatte ich den Eindruck, zwischen 1973 und 1983 hatten sich Mutter und Sohn nie gesehen. Oder nie ehrlich miteinander gesprochen. Oder der Mutter ist eine Veraenderung an ihrem Sohn nie aufgefallen. Ehrlich, keine Ahnung. Und anderen Muettern nie, wenn ihre Toechter tiefere Stimmen bekamen.

    Mich stoert an der DDR-Dopingdiskussion nicht, dass man auch heute noch Verantwortliche benennt, sondern dass man nicht versucht, alle Verantwortlichen zu benennen, und lieber auf einzelne zeigt, deren Anteil sich am leichtesten klaeren laesst.

    Aber mal was anderes — stand hier nicht kuerzlich noch ein Artikel ueber 10 Jahre IOC-Session 1999, mit zwei schoenen Abstimmungsprotokollen, oder hab ich das getraeumt…?

  54. FAZ: Radikaler Sprung

    Die erste Kuh haben die Pferdeleute vom Eis: Mit ihrem Radikal-Sprung in Richtung Selbstfindung haben sie es geschafft, ARD und ZDF an den Verhandlungstisch zurückzuholen.

  55. Diese Konsequenz hätte ich diesem eher konservativen Sport nicht zugetraut. Gut, dass sie sich so entschieden haben und dieses “ Vor, zurück,zur Seite,ran ! “ nicht mitmachen wollen. Mal seh´n, ob es Wirkung zeigt.

  56. Es ist zumindest eine originelle Loesung. Die Wertverluste bei den Pferden waeren vielleicht zu gross geworden, wenn das Fernsehen ausgestiegen waere. Immobilien-Blase platzt, Pferde-Blase platzt… Mal gucken, was bei der Unterscheidung zwischen Doping und verbotener Medikation rauskommt, und warum das eine anders sanktioniert werden soll als das andere.

  57. @nocheinjurist

    Müßte man im heutigen Sport ein Ranking der Tugenden aufstellen, käme die durchschnittliche Ehrlichkeit an letzter und das durchschnittliche Streben nach größtmöglicher Wirtschaftlichkeit an erster Stelle. Der Anti-Doping-Kampf scheint diesem angenommenen Ranking auch sehr unterworfen.
    Gäbe es mehr Meriten für Ehrlichkeit als für Wirtschaftlichkeit wäre der vicious circle scheinbar zu durchbrechen. Aber was wird dann aus der Ehrlichkeit ? Wird sie dann nur scheinbar und auch korrumpiert ?

  58. ob die Oeffentlich-Rechtlichen ihren Pflichten nachkommen koennten, indem sie das morgendliche Anti-Doping-Wecken uebertragen? Lance Armstrong beklagt sich ganz heftig… (am Ende des Artikels)

    „You can’t go and pull guys out of bed at 6am. If I came to your room at six in the morning, you’d throw the furniture at me,“ the seven-time champion said yesterday.

    „When they wake us up, they wake us up. It’s also the Tour de France and you can’t wake up guys before a mountain stage at 6am,“ said the American.

    „There is also a human aspect here. Enough is enough.“ ….

    http://www.shanghaidaily.com/article/?id=407880&type=Sports

  59. Gerade habe ich einige Minuten ÖR,ich glaube heute war es ard,gesehen.Schrecklich,wenn sie nicht Andreas Klöden mobben,stellen sie entlarvende Fragen.Heute an den jungen Geschke.Warum er Grupetto fährt,wo doch Deutschland am Fernseher mitfiebert und er doch ein guter Bergfahrer sei.

    Vielleicht haben sie ja Jungs von Brisant hingeschickt,vielleicht hat aber bei den ÖRs keiner mehr Ahnung vom Radsport.

    Lustig ist nur,dass alle die deutschen Investigativler meiden und die Jungs auch noch stolz drauf sind.

    Heute melden sie,Klöden bricht sein Schweigen.Eine glatte Lüge.Er sprach jeden Tag,nur nicht mit deutschen Mobbern,die nur dissen wollen und täglich beweisen,dass sie von Radsport keine Ahnung haben.

    http://sport.ard.de/sp/tour2009/aktuell/kw29/kloeden_interview_20090719.jsp

    ÖRs bitte bitte hört auf,ihr bereitet nur Schmerzen und das auf GEZ Kosten.

  60. Stefan, ich fürchte, so genau will Walter nicht sein. Für ihn sind alle Medien und Journalisten gleich – verstehen den Sport nicht und die Doping-Zusammenhänge auch nicht.

  61. Das war genau genug für die Jungs,mir ist egal wem sie diesen Schrott abkaufen mit ihren GEZ Geldern.
    Für die A-Probe wird Blut entnommen und für die B-Probe Urin….;-)
    Hoffentlich hören sie bald auf.

  62. @ Stefan: Meldet derjenige nichts, der eine Agenturmeldung abdruckt? Eine Distanzierung vom Inhalt lese ich jedenfalls nicht.

    Bin ausserdem erstaunt, wie leicht sich die Einschraenkung des Gespraechsthemas vermelden liess. Hoffe, so einen Hinweis lese ich jetzt immer, wenn Nachrichtenagenturen aus Interviews (Sport, Politik, People) zitieren ;-)

  63. Nach und nach wird nun auch die große Blutpaß-Offensive der UCI entlarvt. Von den 5 Fahrern, gegen die ein Verfahren eröffnet wurde, sind 2 (Astarloa, De Bonis) bereits im letzten Jahr von ihren Teams entlassen worden, von 1 weiteren wußte die UCI wohl bereits, daß er in Österreich Schwierigkeiten bekommen sollte, und 1 wurde bereits am 7. Mai mit CERA erwischt, während die Blutpaß-Verfahren am 17. Juni veröffentlicht wurden…

  64. @ nocheinjurist: Bringen Sie diese Hoffnung/Erwartung doch ruhig mal gegenüber den derzeit amtierenden dpa-Chefredakteuren zum Ausdruck. Und natürlich gegenüber all jenen Politik-, Wirtschafts-, Feuilleton- und Vermischten-Redaktionen, die ständig „Interviews“ drucken, die eigentlich PR-Texte sind, weil die angeblich „Interviewten“ festlegen, welche Fragen behandelt werden und zudem die Antworten „autorisieren“, was oft genug heißt: entstellen, schönfärben, entschlacken etc.

    Will nur sagen: Das ist ein grundsätzliches Problem des „Journalismus“, und wenn hier mal ausnahmsweise darauf hingewiesen wurde, dass bestimmte Fragen nicht erlaubt waren/sind, geht das in Ordnung. Ich finde aber, auch grundsätzlich: Dann sollte der Herr Klöden von einer deutschen Nachrichtenagentur überhaupt nicht zitiert werden mit seinen Ergüssen. Es gibt kein Menschenrecht darauf, mit PR-Botschaften zitiert zu werden.

  65. @jw: Ja, koennte ich. Aber bringt es etwas? Wuerde dpa jeden Journalisten fragen, bevor es Aussagen eines Promis ueber den Sender schickt — „waren bestimmte Fragen ausgeschlossen“?

    Dpa bietet kein franzoesischsprachiges Programm, also hat es mich nicht ueberrascht, dass es so stand, wie es stand. Wenn L’Equipe nicht den englisch-, spanisch oder arabischsprachigen Dienst abonniert hat (wieviele Zeitungen leisten sich eigentlich den Luxus, eine Nachrichtenagentur zu abonnieren, die sie nicht drucken, nur damit die Redakteure sich besser informieren koennen — wissen Sie das vielleicht?), ist es kein Kunde. Und somit kein Koenig. Und es ist nett, geht aber nicht in Ordnung. Der Leser koennte erwarten, die Nachrichtenagentur wiese jetzt immer darauf hin, aber er erfaehrt nie, wann er in dieser Erwartung enttaeuscht wird.

  66. Auch ich habe Lieblingsjournalisten. Einer ist Matti Lieske. Er schreibt heute einen wunderbaren Leitartikel in der BLZ, nur die Überschrift ist ziemlich blöd:

    Merdingen war einmal

    (…) Wenn der Held abdankt, bricht alles in sich zusammen. Abgesehen vom Fußball, ist der Deutsche also kein Fan des Sports, sondern ein Fan des Gewinnens.

    Das unterscheidet ihn von anderen Nationen. Ein Holländer hat zuletzt vor 29 Jahren die Tour gewonnen, ein Belgier vor 33, dennoch genießt die Tour in diesen alten Radsportländern nach wie vor große Popularität, die von den offenkundigen Dopingpraktiken zwar durchaus geschmälert, aber nicht gebrochen wird.

    Die plakativ zur Schau gestellte Antidoping-Attitüde der Deutschen in jüngerer Zeit, vor allem die des Fernsehens, stößt bei den anderen Nationen auf Skepsis. Vor allem, weil sie unglaubwürdig wirkt und eine doppelte Moral erkennen lässt. Die mit Abstand skandalöseste Tour aller Zeiten war beileibe nicht die von 2007, wo ARD und ZDF mit hochheiliger Entrüstung aus der Berichterstattung ausstiegen, sondern die von 1998. Da stiegen sie gerade richtig ein. Während nach der Doping-Affäre ums Festina-Team allenthalben der Tod der Tour beschworen wurde, radelte Jan Ullrich fröhlich mit dem Logo des Team-Telekom-Sponsors ARD über die Mattscheiben, die Einschaltquoten blieben gigantisch. Damals wurde die Mär geboren von den bösen Amerikanern, Italienern und Spaniern, die dopen auf Teufel komm raus, und den guten, blitzsauberen Deutschen vom Team Telekom. In Wahrheit gehörten diese, wie sich später herausstellte, zu den Schlimmsten.

    Es waren nur wenige (Print-)Medien, die solcher Schwarz-Weiß-Malerei ihre Zweifel entgegensetzten. Insofern wirkt es heute ein wenig unappetitlich, wenn sich ausgerechnet das öffentlich-rechtliche Fernsehen aufs hohe Ross schwingt und etwa ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender von „moralischen Bauchschmerzen“ bei der Übertragung spricht, nachdem auch seine Anstalt lange Jahre nicht mal den leichtesten moralischen Schluckauf hatte. Der Verdacht liegt nahe, dass aktuelle Ausstiegsbestrebungen aus der Berichterstattung nicht plötzlich ausgebrochener Moral geschuldet sind, sondern dem Bestreben, Verträge, die angesichts schwindender Quoten massiv an Wert verloren haben, billig loszuwerden. Ein deutscher Sieger der Tour de France ist in absehbarer Zeit ja nicht zu erwarten.

  67. Da bleibe ich erstmal bei Anno Hecker.
    Ich glaube Matti irrt,Deutschland ist zwar noch keine traditionelle Radsportnation aber schon dicht dran.
    Jan Ullrich hat mehr Fans als er glaubt.Auch Fans ,die mit seinen 2. und 3. Plätzen leben konnten und ihn nicht zum Faulenzer und Talentverschleuderer geschrieben haben.

    Das wäre Jan Ullrich bei den Belgiern nicht passiert. Dort wird jeder Platz akzeptiert,wenn er erkämpft wurde.

  68. Jens, wenn dir dieser Artikel so gut gefällt (mir auch!), dann darf ich vielleicht mal zitieren, was ich nach dem T-Mobile-Ausstieg im November 2007 bei cycling4fans geschrieben habe:

    Ich lese seit gestern zu oft, wie schade es für den deutschen Radsport ist, dass sich der namhafteste Sponsor des Landes zurückzieht.
    Meist werden dann noch Schuldige genannt, die wahlweise Ullrich, Sinkewitz oder Dopingkartell heißen.

    Glaubt einem alten Mann: Wenn der Radsport in Deutschland einen großen Einbruch erleben sollte, dann ist nichts anders schuld als die seltsame Art wie wir Deutschen mit vielen Sportarten umgehen.
    Ich spreche nicht von den wahren Fans und Kennern der Materie, die in Foren wie diesen unrepräsentativ oft vorkommen. Ich spreche von der großen Menge an Juli-Zuschauern und ich spreche von den allermeisten Medien, denen eine tumbe Bedienung der flachen Interessen dieser Zuschauer immer genügte, bevor sie beim Thema Doping ihre Journalistenethik wiederentdeckten.

    Als ich noch Kind war (in den späten 70ern und den 80ern in der DDR), bestand mein Radsportbild nicht aus drei Wochen im Juli, sondern aus zwei Wochen im Mai: Wie viele Ossis war ich fanatischer Friedensfahrt-Fan. Wenn Ludwig, Raab, Boden oder später Ampler die Russen schlugen, war mein Radsportjahr perfekt, bevor es auch nur Sommer wurde.

    1990 wurden all meine Helden plötzlich Profis und fuhren übers Jahr verteilt diese seltsamen Rennen, die ich (als Dresdner reichte ja nicht mal der Fernseher bis in den Westen) nie auch nur kurz gesehen hatte. Wenn ich den Sport weiterverfolgen wollte, musste ich mich mit den Rennen, ihrer Charakteristik und ihrer Wertigkeit beschäftigen. Das kostete einige Mühe – aber belohnt wurde ich mit dem Faszinosum der bunten Radsportwelt: Traditionen, Hochburgen und Heroen.

    Auf Eurosport begleiteten mich dabei sogar die Stimmen meiner Jugend: Erst der legendäre Peter Woydt, Gott hab ihn selig, jetzt Uli Jansch.

    Mit Deutschland hatte das alles recht wenig zu tun: Ampler stürzte schnell, Raab und Boden blieben bei kleinen Erfolgen, ebenso Schur, Heppner fuhr überdurchschnittlich, aber selten siegfähig, nur Ludwig schaffte es in die absolute Weltspitze. Aus dem alten Westen war nur Bölts außergwöhnlich gut, bis zu Zabels erstem Auftritt in Tours verging noch etwas Zeit.

    Es war eine Ära für Freaks: Die meisten Rennen wurden auf Eurosport übertragen (wenn auch nicht so zuverlässig wie später), aber es kostete einige Mühe, sich ohne Internet (gab es nicht) und Tageszeitung (berichtete kaum) über Startlisten, Klassements oder Profile zu informieren. Gesprochen hat man über den Sport nur mit Leuten, die sich auch dafür interessiert haben – und das bedeutete eben: nur mit Leuten, die auch Mühe investiert hatten.
    Wie gesagt: Deutschland spielte keine Rolle, Indurain langweilte im Juli etwas, aber der Radsport lebte.

    Das deutsche Fieber begann nicht 1997, sondern bereits ein Jahr zuvor. Ich weiß aus dem Kopf nicht mehr genau, wie die ARD den Sendeplan änderte, ich erinnere mich nur daran, dass mit dem Triple Riis-Ullrich-Zabel die Tour de France von heute auf morgen von einem Nachmittagsstündchen zur Ganztagsunterhaltung wurde. 1997 wurde das mit dem Ullrich-Sieg getopt, kurz darauf stand das ZDF auf der Matte und bestand darauf, die GEZ-Gelder wie gewohnt doppelt zu verfeuern, denn auch aus ihrer Sportredaktion wollten 15 Menschen den Sommer recht gern in Frankreich verbringen.

    Die Sportbild verkündete noch im Juli 97, dass Ullrich auf ca. ein Jahrzehnt nicht zu schlagen sei. Und jetzt wissen wir, dass die Zeitschrift recht hatte. Denn seit genau 10 Jahren ist dieses Land nicht in der Lage, sich von Ullrichs Heldentat (für die ihm tatsächlich immer noch Ruhm und Lob gebührt!) zu lösen, den Radsport von der Tour de France zu trennen – und T-Mobile nicht für die deutsche Nationalmannschaft zu halten.

    Man betrete eine deutsche Fußgängerzone, befrage einen Menschen, ob er sich für Radsport interessiere und schließe an seine bejahende Antwort die Frage an, welcher Deutsche in diesem Jahrtausend die Flandernrundfahrt gewonnen habe. Und: In welchem Land liegt Wevelgem? In welchem Monat findet der Giro statt? Was ist eine Windkante? Die Antwort auf all diese Fragen: Armstrong war ja wohl auch gedopt.

    Wenn also die Konsequenz aus dem T-Mobile-Rückzug darin besteht, dass sich auch die Medien weiter zurückziehen und dadurch all diese Juli-Mitläufer ihr rudimentäres Interesse verlieren, dann will ich nicht traurig sein.

    Wenn wir uns hierzulande schon so oft auf die Tour de France beziehen müssen, dann lasst uns lieber von den Franzosen lernen, wie man ein Rennen und eine Sportart jährlich um ihrer selbst willen feiert.

  69. Arnesen, alter Mann!, klar darf hier jeder seine frühen Meisterwerke zweitveröffentlichen. Mache ich doch auch. Okay, vielleicht nicht jeder, aber Stammgäste wie Du immer gern.

  70. SpOn: Deutscher Profiradsport – Beinahe radlos

    Welche Konsequenzen der Ausstieg des einzigen deutschen Pro-Tour-Teams für die TV-Präsenz der Sportart hätte, dazu schweigen sich die Sender noch aus: „Derzeit möchte ich mich zu diesem Thema nicht äußern“, erklärt ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky auf Nachfrage.

  71. Einen großen Schaden befürchtet dagegen Martin Wolf, Generalsekretär des Bundes Deutscher Radfahrer. „Wir sehen die Entwicklung im deutschen Radsport mit großer Besorgnis und haben jetzt mit den Folgen der Vorkommnisse in den letzten Jahren zu kämpfen“, so seine Einschätzung. Wolfs Kritik zielt dabei vor allem auf die Medienlandschaft ab: „Wir haben mit teilweise sehr einseitiger Berichterstattung in den deutschsprachigen Medien zu kämpfen.“

    Es kam,wie es kommen mußte. Jetzt wird es dem BDR zu heiß und flugs werden die Verantwortlichen für die selbst verursachte Misere gesucht. Obwohl ich, wie schon öfters kommentiert, Responsibilities für den derzeitigen Zustand des deutschen Radsports auch bei seiner medialen Behandlung sehe, kann sich die sportliche Leitung des Ganzen nicht so mir nichts dir nichts vom Felde stehlen.
    Das fortwährend sehr peinliche und hutlose Abtauchen des BDR bei der Bewältigung der Dopingkrise im Radsport fand derzeit seine Krönung im lässigen „Gang und Gäbe“-Getue seines Präsidenten. Der Versuch, die alleinige Schuld dem schwächsten Glied des Systems, dem Radsportler überzuhelfen, konnte die Situation nicht entscheidened verbessern.
    Ein ausgewogenes, ernsthaftes und verantwortungsvolles Handling der Lage war nie zu erkennen. Dafür hätte es schon länger Konsequenzen in und für die Führung des BDR bedurft.
    Die kleine Palastrevolution ging ja auch daneben. Statt dessen wurden die „Reihen geschlossen“ und die Verwaltungsstrukturen verstärkt. Die Flucht aus der Verantwortung wird trotzdem nicht gelingen.

  72. @Ralf

    Ich möchte mich nicht selbst im nachhinein zum „Missverstandenen 2009“ küren. Da ich schon immer vom System des Dopings gesprochen habe und mich einerseits gegen einseitige Betrachtungen, zumal wenn sie noch überhöht werden, gewehrt habe, sehe ich andererseits auch die Pflicht des Sportsystems, allen voran der Verbände, die jeweilige Verantwortung wahrzunehmen und trotzdem gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Und in diesem Fall hat der Verband eine Aufgabe zu schultern, die mit den Medien nichts zu tun hat und diese auch nicht übernehmen können.
    Wenn man allerdings „Gang und Gäbe“, das radsportliche Unwort des Präsidenten des BDR, im Sportstudio 2006 vom Moderator unkommentiert im Raum stehen ließ, war es dieser Medienvertreter, der damals seine Verantwortung ebenfalls nicht wahr nahm.

  73. Teckbote: „Die Liste wird immer länger“ – Kirchheim ist symptomatisch für die Krise im Radsport

    [Günter] Riemer [Präsident des Württembergischen Radsportverbandes]: Es muss ein konsequenteres Eintreten für den Antidopingkampf geben. Der BDR ist meiner Meinung nach in diesem Punkt nicht offensiv genug. Dann gilt es, im Nachwuchsbereich die Grundlagen für eine bessere Zukunft zu legen. Wir arbeiten im Verband an vielerlei Konzepten, die aufklären, aber auch Werbung für den Radsport sein sollen.

  74. ddp: Tour de France im Fernsehen

    «Es gibt noch keine Sendeplanung», sagte ARD-Sprecher Harald Dietz am Montag auf ddp-Anfrage. […] Das Branchenmagazin «Kontakter» hatte zuvor berichtet, dass ARD und ZDF die Live-Strecken in diesem Jahr auf täglich zwei Stunden ausbauen wollen.

  75. nicht dass es inhaltlich wirklich relevant wäre, aber ich frage mich ja schon, was dem herrn keil wohl durch den kopf ging, als er den satz

    Seit 1998 ist nahezu jeder Toursieger des Dopings verdächtigt oder überführt worden.

    formuliert hat. wollte er da einen besonders subtilen witz einflechten? ein schelm…

    herbert! walter! wie konnte das bloß der deutschen journaille passieren, die doch bekanntlich keine noch so kleine gelegenheit auslassen mag, herrn u. anlasslos niederzumachen?

  76. @cf

    Genau. Das würde ich aber flugs an deiner Stelle bei deinen Kollegen von der SZ hinterfragen. Nicht, dass die Öffentlichkeit noch den Kurswechsel verpasst.

  77. Daniel Bouhs in der taz: Das böse D-Wort

    Beide Sender ignorierten in den vergangenen drei Tagen fleißig Gesprächsanfragen der taz, die mehr über die Beweggründe der vermeintlich mutigen Entscheidung erfahren wollte.
    […]
    Auf die Frage, ob er einen Weg zurück zur Liveübertragung sehe, sagte der ARD-Funktionär: „Wir sind sicherlich auch in ein paar Jahren wieder dabei, wenn es denn auch wieder deutsche Erfolge gibt.“

  78. Paris nein, London ja? Ob die öffentlich-rechtlichen Sender auch so konsequent sind, auf Live-Bilder des Olympia-Radsports in London 2012 zu verzichten?

  79. Ralf,

    jetzt mal ganz ehrlich ;-) , die UCI verstehe ich, mir geht das Dopinggequatsche auch auf den Sack. Ein schönes Bild haben sie aber ausgesucht mit Ulle ganz vorne;-)

  80. Mensch Walter, immer wieder kommst du mit den gleichen Bagatellen. Du weißt doch, dass die Fotoauswahl in den Redaktionen dem Zufall überlassen wird. Lediglich eine Bedingung muss erfüllt sein: Der Zufall muss das Klischee bedienen.
    ;-)

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