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Das Olympische Bildungsmagazin

Checkliste „Korruption im Sport“

Mal eben zwischendurch aus dem Netz gefischt – eine Checkliste für Korruption in Sportverbänden. Zutreffendes bitte ankreuzen:

Checkliste Korruption in Sportverbänden

Wie weiter?

Haben Sie drei oder mehr Fragen mit «nein» oder sechs mit «teilweise» beantwortet, besteht für den Verband eine erhöhte Korruptionsgefahr. In dieser Situation ist es empfehlenswert, sich von einer externen Stelle über Anti-Korruptionsmassnahmen beraten zu lassen.

Haben Sie weniger als drei Fragen mit «nein» oder weniger als sechs mit «teilweise» beantwortet, sollten Sie den betroffenen Bereichen besondere Beachtung schenken und verbandsintern diskutieren, wie Verbesserungen zur Korruptionsprävention und -Bekämpfung angestrebt werden können. Auch hier kann je nach Situation eine externe Beratungsstelle hilfreich sein.

Mag sein, dass ich lange Jahre etwas übersehen habe, aber mir will partout kein ähnliches Dokument einfallen, wie dieser …

… den die Schweizer Dachorganisation Swiss Olympic ihren Mitgliedern zur Verfügung stellte, aus dem die Checkliste stammt und aus dem ich oben zitierte. Erarbeitet wurde das Papier von Anne Schwöbel, Geschäftsführerin der Schweizer Sektion von Transparency International.

Wer die Arbeit des ehemaligen Staatsanwalts Jörg Schild, Präsident von Swiss Olympic, und von Anne Schwöbel über Jahre verfolgt, wird dies kaum wundern. Schild ist einer der wenigen Sportfunktionäre, die sich auch in sportpolitisch heiklen Fragen, die eigentlich gar nicht heikel sein sollten, eine eigene Meinung gönnen. Anfang 2008 hat er das IOC wegen seiner China-Politik kritisiert („der Rubikon ist überschritten“) und verlangt, das IOC sollte bei den chinesischen Parteibonzen in der Menschenrechtsfrage intervenieren. Aber, wie der Musterdemokrat Hu Jintao schon sagte und wie es seither im Untertitel dieses Blogs heißt:

Don’t mix politics with games!

Ein andermal erklärte Schild, gewiss auch mit seiner langjährigen Erfahrung als Staatsanwalt und Leiter eines Betäubungsmitteldezernats, die Schweizer Strafgesetze und Korruptionsregeln müssten endlich für Sportverbände verschärft werden.

Gut möglich, dass Schilds Äußerungen und Aktionen der angestrebten Schweizer Olympiabewerbung 2022 nicht förderlich sind. Von der IOC-Zentrale wird er nach Möglichkeit gemieden.

In Deutschland, Land der vielfältigen Lebenssachverhalte im Sport, gibt es kein wirklich vergleichbares Papierchen. Ich will gar nicht behaupten, die Schweizer würden eine Benchmark setzen, aber die Deutschen sind davon meilenweit entfernt. Bahnbrechende Initiativen in der Sportkorruptionsbekämpfung aus Deutschland, dem Ursprungsland moderner Sportkorruption? Unbekannt.

Im so genannten Corporate Governance Codex des DOSB taucht das Wort Korruption gar nicht erst auf.

In der Olympischen Charta des IOC ja auch nicht.
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53 Gedanken zu „Checkliste „Korruption im Sport““

  1. Nö, ist mir nicht entgangen. Habe das Video gesehen und wollte es schon verlinken. ist teilweise lustig. Aber steckt nicht mehr dahinter, andererseits: who knows, was sich daraus entwickelt. andere kümmern sich anders um das Thema.

  2. merci fuer die antwort – es klang halt schwer entertaining :-) …. enttaeuscht aufseufz…
    Ist das jetzt wie E- musik und U – musik und damit unter der journalistischen wuerde eines ernsthaften schreiberlings , oder ist die tatsache das jetzt schon ami comedians an king seppls thron saegen nicht doch irgendwie relevant ?
    Solange ihn alle ernst nehmen, kann ihm keiner – kabaretistisch anvisiert koennte das schnell anders aussehen…. Lustige verarsche videos in der comedy section der huffpost machen schneller meinung als dereinst acker, der sein bierchen wollte !
    wunschdenken…
    Venlo Aloha !
    realpirate

  3. Ist schon in Ordnung. Die Hälfte des Stücks finde ich auch wirklich sehr gut. Und es ist völlig klar, dass der Typ damit einige Leute erreicht. Sepp wird sich in diesem Frühjahr noch wundern.

  4. Jens Hungermann in der Welt: Die Krux mit der mangelnden Transparenz

    Skandal um Funktionäre der Commonwealth Games illustriert, wie sehr die Korruption im Sport gedeiht
    […]
    Die Münchner Bewerbungsgesellschaft hat Transparency International unterdessen erst im März erneut aufgefordert, Daten wie ihre Etats transparenter darzulegen. Das wäre „wünschenswert und mit Sicherheit ein Wettbewerbsvorteil“, heißt es in einem Brief an den Münchner Geschäftsführer Bernhard Schwank. Es folgt die schelmische Frage: „Oder befürchten Sie, dass ein derart offensives Bekenntnis Ihrerseits zu Transparenz und regelgerechtem Verhalten der Münchner Bewerbung bei der Abstimmung im IOC schaden könnte?“

  5. Daniel Benson für cn: Sports governing bodies to face greater scrutiny in Switzerland

    Earlier this year, Jens Weinreich, a respected investigative reporter spoke to Buechel about the topics of corruption and accountability.

    „Our parliament has now instructed the Bundesrat, the government, to analyze what happened in sports federations in terms of corruption and transparency. The comprehensive report should be delivered in December 2011. At the same time, if it is necessary, we will have to propose stricter laws,â€? Buechel then told Weinreich.

  6. Pingback: Deutschland und die Korruption: Kartell der Schande : jens weinreich

  7. sport1.de: McQuaid dementiert Vetternwirtschaft

    Hintergrund der Kritik war die Berater-Tätigkeit von McQuaids Bruder Darach bei der Bewerbung der US-Stadt, die am Rande der WM in Kopenhagen den Zuschlag erhalten hatte.
    […]
    Er habe auch nie mit ihm über dieses Thema gesprochen, ergänzte Pat McQuaid, dessen zwei Söhne ebenfalls im Radsport tätig sind.

  8. stern.de: Wie Platzeck Potsdam verkaufte

    Dafür freute sich der Fußballclub Babelsberg 03 in der Saison 2008/2009 über Sponsorengelder aus Elmshorn in Höhe von 58.824 Euro. In der Saison darauf waren es noch mal 50.000 Euro. Damals war Platzeck-Intimus Rainer Speer noch Landesminister und Chef des Clubs.
    […]
    Den VfL Potsdam – immer noch mit Ex-Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) an der Spitze – fördert Semmelhaack bis heute und das seit 2006. Dies sei „fünf Jahre nach dem Immobilienankauf“ gewesen, betont der Investor.

  9. Pingback: Play the Game - Tag 4 (Liveblog) FIFA und Change in Sport | Daniel Drepper

  10. Immer wieder Wino. Dazu kam 12:24 die nächste Astana PM:

    Face the charges against him concerning a so-called corruption case at Liege-Bastogne-Liege 2010, Alexandre Vinokourov has decided to file a claim against the Swiss magazine L’Illustre, that published this article.

    Und Wino:

    I can’t accept that gossiping about me. Behind this case, there are certainly people who want my skin. It’s weird that it happened few days after the announcement of my candidacy in the upcoming elections in my country. It is a violation of my privacy, how can we explain that emails arrive as if by chance on the desktop of a journalist without knowledge of their origin? My lawyers will also prosecute anyone who infringes on my integrity.

  11. Es ist doch immer wieder interessant zu beobachten, wie nachhaltig Jan Ullrich mit aller Macht in die Ecke der Schmuddelkinder geschoben werden soll. Aus einem Artikel, in dem es doch vor allem um einen 2010 vermeintlich verkauften Sieg bei L-B-L durch Vinokourov an Kolobnev geht, wird ausgerechnet das zitiert was mit dem aktuellen Vorwurf nur entfernt zu tun haben könnte.

    Aber auch Tom Mustroph scheint an selektiver Wahrnehmung zu leiden. Kindervaters Äußerung passt scheinbar besser zur tendenziösen Berichterstattung als die, damal im Zusammenhang mit der Behauptung über den vermeintlich verkauften Etappensieg diskutierte Tatsache, dass die Telekom als Sponsor sich einen TdF-Etappensieg mehr kosten ließ als Virenque dafür bezahlt haben soll. Und selbst wenn Jan Ullrich für den verschenken Sieg tatsächlich Geld gefordert und angenommen hätte, wo wäre dann der Betrug? Wenn man schon auf den mit einem Etappensieg verbundenen Ruhm verzichtet, warum sollte man dann nicht wenigstens einen Teil der entgangenen Prämie fordern dürfen?

  12. Mike Creed (# 25):

    I don’t see why anyone can have a complaint. […] he earned that.

    panni (# 27):

    Und selbst wenn Jan Ullrich für den verschenken Sieg tatsächlich Geld gefordert und angenommen hätte, wo wäre dann der Betrug?

  13. Der Verkauf von Rennplatzierungen ist im Radsport kein Novum. Besonders in der Post-Season, in den Rennen nach der Tour, wird vor dem Start viel gehandelt. Jede Menge kleine Kritierien, in denen im Vorfeld die wenigen Starter die Presigelder aushandeln. Alles im Sinne des Veranstalters. Die Dörfer wollen ihre lokalen Helden vorne sehen, dazu noch ein aufrächtig kämpfender frischer Tour de France Sieger – das perfekte Duell um Platz 1, pures Entertainment.

    Gleiches gilt für den Bahnradsport, ohne alle über einen Kamm scheren zu wollen. Die wenigen Zentimeter, die hier über Sieg und Niederlage entscheiden, sprechen all zu oft für die schauspielerische Begabung der Athleten. Das Prinzip mit Wrestling verglichen werden, auch wenn es im Bahnradsport und in den Kriterien keine durchgängige Regel ist.

    Diese Absprachen wurde von mehreren ehemaligen Radprofis bestätigt. U.a. von Paul Kimmage, Auszug Rezension eckfenster:

    Der Autor berichtet, dass Doping im Radsport zumindest in der Zeit und dem Umfeld in dem er fuhr, die Regel, nicht die Ausnahme war. Er beklagt die alleinige Dominanz der Geld-Interessen im Sport und schreibt, dass es auch nicht unüblich gewesen sei Absprachen zu treffen und Unterstützung im Rennen oder Siege bei kleinen Rennen zu verkaufen.

    Von Absprachen in größeren Rennen, wie hier in L-B-L, habe ich noch keine konkreten Aussagen gehört. Klingt für mich aber logisch. Wino benötigte einen Sieg (Ruhm/ Ansehen in KAS/ Hero = Vertragsverlängerung trotz Alter) und für Kolobnev (einziger Dopingfall Tour11) waren 100.000€ gold wert.

  14. So was macht den Sport kaputt. Wenn man sich Platzierungen erkaufen kann, wo ist dann noch der Wettbewerb um das beste Doping?

    Und selbst wenn Jan Ullrich für den verschenken Sieg tatsächlich Geld gefordert und angenommen hätte, wo wäre dann der Betrug?

    Auf den Fußball übertragen: Wieso sollten die Spieler von Zagreb – falls es wirklich so gewesen sein sollte – betraft werden? Sie haben sich zum Affen gemacht und dafür ein Schmerzensgeld bekommen.

  15. @Ralf (# 29)

    Was hat das mit meiner kritischen Anmerkung zu tun? Bei dem in #25 verlinkten Artikel wird Jan Ullrich überhaupt nicht erwähnt. Warum auch? Deutsche Journalisten scheinen jedoch regelrecht davon besessen zu sein, ihn bei vermeintlichen Skandalen immer wieder ins Rampenlicht zu zerren.

  16. @Stefan

    Ich interessiere mich nicht für Fußball. Ich kenne deshalb den Sachverhalt nicht und kann ihn mit den Fällen aus dem Radsport nicht vergleichen. Jan Ullrich ist Einzelsportler. Prämien werden normalerweise in einen Topf gegeben und am Ende der Tour verteilt. Wer sagt denn dass der „Prämienersatz“ (sollte es die Zahlung tatsächlich gegeben haben) nicht in diese Topf gelandet ist? Und wieso sollte sich JU nicht genau deswegen (von der SL dazu animiert oder in Eigenverantwortung) den Etappensieg bezahlt haben lassen?

  17. @Stefan

    Ich vergaß, dass durch einen Etappensieg zwei Prämien verloren gegangen wären. Neben der Einbuße der Prämie vom Sponsor wäre da noch die des Veranstalters der TdF.

  18. @30 und 32 jsachse, unklar: Gilberto Simoni und Ivan Basso, Giro 2006, Etappe über den Mortirolo nach Aprica. Ich erspare uns den Link. Wer sich diese Etappe in Gänze anschaut, kommt aus dem Staunen über die gezeigten Leistungen am Berg sowie über Bassos und Simonis Alleinfahrt am Schluss nicht heraus.

  19. @37 mb: Yep, erinnere mich an die Etappe.

    Allerdings muss man im Radsport zwischen offiziellen und inoffiziellen Absprachen unterscheiden. Offizielle Absprachen kann man bei jeder großen Rundfahrt beobachten: Contador schenkt einem ehemaligen spanischen Teamkollegen den Sieg, der Träger in Gelb überlässt dem Etappensieg einem Anderen etc. – entscheidend sind die Faktoren für die Siegentscheidung. Hat der Unterlegene irgendetwas bekommen? Geld/ Produkte? Oder war es eine ethische Entscheidung?

  20. Klaus Ott in der SZ: Halbzeit in Wolfsburg

    Das Bußgeld über zwei Millionen Euro muss VW noch zahlen. Doch das Korruptionsverfahren wegen Fußball-Sponsoring beim VfL Wolfsburg ist vorläufig eingestellt.
    […]
    Das Stuttgarter Landgericht ist zu dem Ergebnis gekommen, keiner der fünf Angeklagten habe sich selbst „unmittelbar finanziell bereichern“ wollen. Die Vorteile aus dem Geschäft wären „unmittelbar der Unternehmenssphäre der Geschäftsherrin VW AG zugute gekommen“.
    […]
    Im Klartext: Vor allem die Konzerne, hauptsächlich VW, sind schuld, und nicht so sehr die fünf Angeklagten, die den Deal verhandelten.

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