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Das Olympische Bildungsmagazin

Bundestag: Die neue Zukunftsplanung des Sportlobbyisten und Transparenz-Allergikers Klaus Riegert (CDU)

Der Mensch ist ein Ebenbild Gottes. Darauf gründen Eigenverantwortung und eine bessere Welt.“

Klaus Josef Riegert

Apropos Eigenverantwortung.

Erst sperrte er die Öffentlichkeit von den Sitzungen des Sportausschusses aus, nun gibt ihm sein Wahlvölkchen eine neue Lebensplanung auf.

Kriminaloberkommissar und Sportlobbyist Klaus Josef Riegert (Kapitän des FC Bundestag, ehemals Vizepräsident des schwäbischen Turnerbundes, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Sport und Ehrenamt der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sportpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion) hat das CDU-Direktmandat im Wahlkreis Göppingen verloren.

Er wird ab 2013 nicht mehr dem Bundestag angehören. Denn es ist kaum damit zu rechnen, dass er auf irgendeine Liste kommt.

Ein herber Verlust. Nicht so sehr für den deutschen Sport oder den Parlamentarismus. Sondern für den sportpolitischen Komplex. BMI/DOSB/Fachverbände verlieren einen berechenbaren Partner, ein Mitglied der Sportfamilie, von dem sie keinerlei Transparenzanwallungen oder Kontrollbedürfnisse zu befürchten hatten.

Klaus Riegert meint ja, es sei für die Öffentlichkeit „ein Privileg“ gewesen, bei den Sitzungen des Sportausschusses dabei gewesen zu sein gedurft zu haben. Dieses „Privileg“ hat er mit seinen CDU/FDP-Kumpanen der Öffentlichkeit resolut entzogen.

Nun entzieht ihm sein CDU-Wahlvölkchen ein wirkliches Privileg, dabei sein zu dürfen.

So einfach ist das.

Seit 20 Jahren trägt Riegert nun schon das privilegierte Kürzel „MdB“. Seine Bilanz ist mehr als bescheiden.

Sportpolitik hat er jedenfalls nicht gestaltet – nur Hinterzimmerpolitik, Intransparenzpolitik, Öffentlichkeitsverhinderungspolitik, Blockiererei jeder Art, Antidemokratiepolitik könnte Mann sagen.

Einige Hintergründe und Beispiele für seine öffentlichkeits- und damit transparenzscheue „Fachpolitik“ sind hier im Blog nachzulesen.

Die Hintergründe seiner Wahlniederlage an der CDU-Basis gegen den CDU-Newcomer Hermann Färber hat die Lokalzeitung Südwest Presse in diesen Tagen in etlichen Beiträgen erläutert.

Daraus einige Zitate:

Seit 20 Jahren gehört Klaus Riegert (53) dem Deutschen Bundestag an, seit 1994 errang der in Süßen aufgewachsene Kriminalhauptkommissar bei fünf Wahlen für die CDU das Direktmandat im Wahlkreis Göppingen – mit viel mehr persönlichen Erststimmen im Vergleich zu den Zweitstimmen für seine Partei. Diese politische Karriere findet keine Fortsetzung über die jetzige Legislaturperiode hinaus.

Sie wurde vielmehr am Freitag Abend kurz vor 23 Uhr in der mit über 500 CDU-Mitgliedern voll besetzten Autalhalle in Bad Überkingen für den amtierenden Abgeordneten jäh und unerwartet beendet: In diesen Minuten verkündete die Kreisvorsitzende Nicole Razavi das Abstimmungsergebnis der CDU-Nominierungsversammlung. Bei der Wahl um die nächste Bundestagskandidatur unterlag der favorisierte Riegert seinem Herausforderer, dem Landwirtschaftsmeister Hermann Färber (49), deutlich mit 198 zu 305 Stimmen. Allein aus Färbers Heimatort Böhmenkirch waren rund 130 CDU-Mitglieder angereist, viele waren erst jüngst in die Partei eingetreten. (…)

Die Nominierung des CDU-Kandidaten ist mehr als die halbe Miete auf dem Weg in den Bundestag. Seit der Gründung der Bundesrepublik errang immer der CDU-Bewerber im Wahlkreis Göppingen das Direktmandat – manchmal mit haushohem Vorsprung, ein einziges Mal hauchdünn, nur 1998 landete Klaus Riegert bloß einen Zittersieg.

Riegert sagt vorerst:

Ich bin sehr enttäuscht. Der liebe Herrgott hat offensichtlich etwas anderes mit mir vor.“

Gewiss.

Zum Beispiel könnte er jetzt noch ein knappes Jahr effektive Fachpolitik machen.

Im Sportausschuss.

Rein theoretisch.

Aber mein Gott, er hat Jahrzehnte Zeit gehabt, etwas Derartiges zu betreiben.

Nun muss der Mann, der oft laut darüber gegrübelt hat, wie Journalisten das Handwerk zu legen die Arbeit zu erschweren sei, sich um seine Zukunft kümmern.

Es gibt für einen Fachmann wie ihn einige Optionen, nur zu, bitte abstimmen (Mehrfachangaben erlaubt):

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35 Gedanken zu „Bundestag: Die neue Zukunftsplanung des Sportlobbyisten und Transparenz-Allergikers Klaus Riegert (CDU)“

  1. Also, Jens, Deine Meinung ist aber nun wirklich nicht repräsentativ!!! Du musst Dich nur mal in Klaus Riegerts Gästebuchumsehen, was da der Bürger sagt. Zum Beispiel:

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    Schade, dass die letzten Wortmeldungen dort aus dem April stammen. Ich hätte gern mehr darüber gelesen, wie Riegert in internationalen Fachkreisen so wahrgenommen wird, denen Beobachter „pcwIgYyKbNzOXp S“ bestimmt zuzurechnen ist.

  2. (schreit panisch:) Wer soll ihn bloß ersetzen?
    (denkt an die aktuellen Schwarzsportpolitiker:) Um das Lebenswerk des Herrn Riegert brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.
    (erleichtert ab)

  3. Als jemand, der im LKR Göppingen wohnt und die letzten Jahre hier immer mehr Informationen über Klaus R. erhalten hat als in der Lokalpresse ist diese Nachricht, die mich im Urlaub erreicht hat, mehr als erfreulich.
    Er hat doch eher immer durch aktive Inaktivität geglänzt und auf öffentlichen Veranstaltungen nur mit seinen vielen „Pöstchen“ geworben, als dass er Nachweise für parlamentarische Arbeit erbracht hätte.

  4. hallo jens,

    lange nicht mehr da gewesen. welchen cookie muss ich akzeptieren um an der abstimmung teilzunehmen? ebuzzing? topsy? blogoscoop? wegen meiner eigenverantwortung hinsichtlich datenschutz zucke ich konsterniert mit den schultern.

  5. SWP: CDU: Kein Spaziergang nach Berlin

    Das Mitleid mit Klaus Riegert ist verständlich, aber es darf sich in Grenzen halten.

    SWP: CDU muss sich neu sortieren

    Die Gesichtszüge des 53-Jährigen entglitten von einem Moment auf den anderen, mit versteinerter Miene und um Fassung ringend hörte Riegert zu, wie die Kreisvorsitzende anschließend das Ende seiner Abgeordnetenkarriere im Wahlkreis Göppingen verkündete.

  6. StZ: Ein neues Gesicht gewählt

    „Ich kann mir nur vorstellen, dass meine persönlichen Umstände ausschlaggebend waren.“ Eine außergewöhnliche politische Kritik habe es jedenfalls nicht gegeben.
    […]
    Er habe alles getan, was er habe tun können, und werde nun bis zum Ende der Legislaturperiode seinen Verpflichtungen nachkommen.

  7. aber nur 3 darf man wählen, menno das ist ja eine echt schwierige angelegenheit, da kann man sich garnicht entscheiden, muss wohl im hinterzimmer das ausklüngeln ;)

  8. Ach, Jens. Für Pechstein zu arbeiten, ist doch kein Beruf sondern unbezahlte Berufung. Jetzt hab‘ ich mich glatt verwählt. *augenroll*

  9. der wäre doch einer für „sitzen sie bequem.“ jetzt kann er ja quasi frei reden, so ohne verantwortung und staatstragen.

  10. Allein aus Färbers Heimatort Böhmenkirch waren rund 130 CDU-Mitglieder angereist, viele waren erst jüngst in die Partei eingetreten.

    Gelebte Demokratie. Wenn es im FIFA-Exekutivkomitte auch so ginge, wäre JMBs Leben so viel leichter. Davon ab: Ich verstehe richtig, dass Riegert im Alter von 33 in den Bundestag eingezogen ist? Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf.

  11. Respekt! Ich hätte nicht gedacht, dass der Einfluss der Berliner in Schwaben stärker ist als andersrum.
    Kannst Du den 130 CDU-Neumitgliedern nun wieder den Parteiaustritt erlauben, Jens? ;-)

  12. @stefan
    gelbe karte! mindestens.

    auch wenn es oben nicht mehr explizit steht: es gilt noch immer die alte losung: „don’t mix politics with games!“ und eine ironiefreie zone war das hier sowieso schon seit jeher.

    mal abgesehen davon finde ich es beschämend, wie hier das durch einen solch ebenso harten wie unvorhersehbaren schicksalsschlag vorzeitig beendet sein werdende (sport)politische lebenswerk eines vielfältigst engagierten mitbürgers auch noch mit häme besudelt wird. man bedenke bitte: während beispielsweise ein journalist nach dem ausscheiden aus dem einen medienhaus einfach im nächsten unterkommen kann, steht ein designiertes ex-mdb buchstäblich im regen — es gibt nur den einen bundestag.

  13. Ich denke mal das BMI wird was finden oder der DOSB als Berater/Aushängeschild mit langjähriger Erfahrung im Sportpolitischen Komplex Deutschlands in der deutschen Sportfamilie.

  14. @ cf #19

    Das schiene dann also ganz so zu sein sein, wie es John le Carré in seinem Thriller Agent in eigener Sache zitiert, bzw. einer seiner Figuren in den Mund legt: „Die City Bank nimmt Dir den Schirm weg, wenn es regnet“.

    Aber es gäbe zum Beispiel auch noch den ‚Bundestag des DFB‘ – wie wär’s damit?

    Von wegen „es gibt keine Alternative“!

  15. Interessanter DLF-Nachtrag zum Drei-Millionen-Plus im Sporthaushalt: Kurzer Draht in den Haushaltsausschuss

    Neben dem Mangel an Transparenz (mit von Cramon) ist erstaunlicher Weise offenbar der Haupt-Kritikpunkt (mit Dagmar Freitag) auch der Journalisten, dass das BMI nicht weiß, wofür es dem Sport mehr Geld gibt. Dass vielmehr das Parlament in Gestalt der Unionsfraktion im Haushaltsausschuss sein Hoheitsrecht ausübt. Echter Skandal! ;) Ob das stimmt, weiß man zwar auch nicht so genau – denn es wird auf ein Dokument aus 2007 hingewiesen (das der DOSB nicht veröffentlicht haben möchte, hm), das darauf hindeutet ;), dass BMI in der Regel schon weiß, wofür es Geld gibt.

    Beitrag passt zu diesem Thread, obgleich die wichtigste, die tatsächlich spannende Erkenntnis in ihm nicht formuliert ist: Offenkundig hat sich der Sportausschuss nund endgültig überflüssig gemacht, präziser: haben die MdBs aus Union /FDP es geschafft, auch ihre einzige parlamentarische Aufgabe von Bedeutung – ohnehin lediglich: „Mitberatung“ des Sporthaushalts – abzugeben. Sie werden nicht einmal mehr in den eigenen Fraktionen ernst genommen. Und vom DOSB offenkundig auch nicht, der seine Lobbyarbeit lieber gleich bei den Haushältern erledigt.

  16. Johannes Aumüller und Thomas Kistner in der SZ (Printausgabe vom 26.06.): Erst Kontrolleur, dann Funktionär

    Nach SZ-Informationen gibt es den Plan, dass Riegert das vakante Amt des Generalsekretärs im Deutschen Behindertensportverband übernehmen soll – und dafür üppig honoriert wird. Ein delikates Vorhaben. Denn als Obmann im Sportausschuss, der an diesem Mittwoch zum wohl letzten Mal in der laufenden Legislaturperiode tagt, zählte es zu Riegerts Kernaufgaben, die Vorgänge im deutschen Sport zu kontrollieren.
    […]
    Im Raum steht […], dass Klaus Riegert für seine Tätigkeit ungewöhnlich hoch entlohnt werden soll, von 130 000 Euro im Jahr ist in informierten Kreisen die Rede. Der Behindertensportverband selbst könnte eine solche Summe kaum aufbringen

  17. Wenigstens etwas Gutes scheint die GroKo zu bewirken:
    http://www.spiegel.de/sport/sonst/anti-doping-kampf-politiker-versprechen-schaerferes-gesetz-a-932428.html

    Künftig könnte in Deutschland schon der Besitz geringer Mengen Dopingmittel strafbar sein…Grundlage soll die „uneingeschränkte Besitzstrafbarkeit“ sein…Ein positives Signal brachten die Koalitionsverhandlungen auch für die Nada. „Wir stellen eine nachhaltige Finanzierung der Nada durch eine Erhöhung des Anteils des Bundes sicher. Sie soll von der permanenten Finanznot befreit sein“, sagt Gerster.

    Ja, die rausgewählten Riegert und Günther, sie werden dem deutschen Sport noch fehlen…

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