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Das Olympische Bildungsmagazin

Südafrika, Tag 12: Bafana Bafana vs Uruguay

SANDTON. Aloha. Setze mich gleich in Bewegung Richtung Pretoria/Tshwane: Südafrika gegen Uruguay. Musste selbst erstmal schauen, ob ich heute ein Ticket bekommen hatte. Planung existiert nicht, lasse mich treiben. Hoffe, gegen 16 Uhr im Stadium Media Centre Spanien sehen zu können. Bis dahin habe ich etwas Lesestoff vorbereitet. Einfach runterscrollen und überlegen, ob es sich nicht doch noch lohnt, zum WM-Finale herzukommen.

  • Interessant wie immer die TV-Kritik von dogfood auf allesaussersport. Einen Kommentar dazu darf ich mir sparen, weil ich es schlicht nicht sehen muss/kann.

16.52 Uhr: Ist doch immer wieder erstaunlich, dass man ins/ans Ziel kommt. Rein physisch jedenfalls.

Das wundert mich auch deshalb, weil außer den Flutlichtmasten oft nichts zu sehen ist, ich meine, so Schilder, auf denen etwa „Stadium Media Centre“ steht, sind sicher zu viel verlangt. That’s Africa, hatte ich das schon mal gesagt? Ich bin auch den Volunteers und den Polizisten sehr dankbar, die mich zuverlässig stets in die falsche Richtung geschickt haben. Ich bin mir relativ sicher, dass ich auf meinen verschlungenen Pfaden so ziemlich jeden Baum und Strauch im Umfeld des Loftus Versfeld Stadium persönlich begrüßt habe. Ich bin manchmal eben doch ein höflicher Mensch und außerdem tut mir das bisschen Bewegung gut – vor allem nach den wunderbaren beiden Zimt-Croissants heute Morgen. Aber, Stop, ich schweife ab und schwafle, wir wollen doch hier ein bisschen Journalismus machen. Sorry.

Arbeitstechnisch war der Tag eher misslungen. Wegen etlicher logistischer Verwicklungen im Taxi geschrieben und viel zu spät gesendet. Luft holen. Ärger ablassen. Verschnaufen.

Freie Plätze gibt es nicht im Pressezentrum. Habe mich irgendwo in der Mitte niedergelassen und hoffe mal, dass der DVB-Empfang diesmal besser funktioniert, um Spaniens zweite Halbzeit zu beobachten, und dass auch der Akku hält. Denn wie es aussieht, werde ich im Stadion keinen Arbeitsplatz haben, sondern muss wieder auf den Knien schreiben. Meine Bereitschaft, mich bloggend durch die Winternacht zu kämpfen, tendiert im Moment gegen Null.

Hat übrigens jemand den Eindruck, der Hausherr sei launisch?

17.03 Uhr: Im Artikel weiter unten über die WM-Tickets stelle ich am Ende mal noch flink ein Foto dieser Ticket-Zählmaschinen ein. Gerade geknipst.

17.24 Uhr: Die wollen doch wohl nicht etwa, die Schweizer? Und die Spanier? Was sagt uns das, wenn die Schweiz Spanien tatsächlich schlägt? Dass Otmar Hitzfeld der Größte ist? Und Deutschland WM-Favorit? Gemach, gemach. Das wäre die erste Sensation, ja. Aber sonst geht mir momentan zu viel durcheinander, zu hektisches Medien-Gebrumme. Keine Tore? Schlechtes Niveau? Ich sage: Vergesst es. Alles Unsinn. Nach knapp sechzehn Spielen!

17.30 Uhr: So viel Zeit muss sein, für die Technikfreunde hier. Habe gelegentlich – etwa bei der Leichtathletik-WM oder beim Olympischen Kongress – die Vorteile dieser wunderbaren DVB-Sticks gewürdigt. Geht hier auch, nicht so stabil, aber es funktioniert im Prinzip. Ich liebe das. Ist sehr oft eine große Hilfe. Vor allem während der Fußball-WM 2006 in Deutschland, als ich fast jeden Abend aus irgendeinem Stadion ellenlange Berichte und Kommentare damals noch für die Berliner Zeitung geschrieben habe. All diese O-Töne, die Print- und Onlinejournalisten, wenn überhaupt, Stunden nach den Fernsehsendern bekommen (eigentlich nie in dieser Form), sind immer schnell aufgenommen und verarbeitet. Sehr schön. Screenshot von Eye TV gefällig?

18.25 Uhr: Die FIFA meldet:

Record-breaking kick-off for FIFA.com with 265 million page views on 15 June

Beyond FIFA.com itself, FIFA President Joseph S. Blatter is making a major impact with his comments on Twitter. His page, www.twitter.com/seppblatter, launched on 10th June, is now one of the fastest-growing on the social networking site, with his vuvuzuela tweet attracting followers at a rate of 9 per second.

20.01 Uhr: Und der Blick hyperventiliert:

20.55 Uhr: Ich bin allhier. Es dauert nur ein bisschen. Mein Arbeitsplatz sieht heute so aus …

… und deshalb werde ich mich wohl sehr zurückhalten in diesem Theater. Was mir gefällt in Pretoria/Tshwane: Enges Stadion. Auch mal gut, so flach zu sitzen. Außerdem: Es kommt so etwas wie Fußballatmosphäre auf, ansatzweise, wie es in anderen Teilen der Welt üblich ist. Ansatzsweise, wohlgemerkt. Mitunter. Selten. Kaum. Manchmal.

Dumm auch an so einem Platz: Kein Monitor zur Hand. DVB hilft nicht in diesem Fall. Weil: Körperkontakt unter den Reportern. Jede Bewegung würde den USB-Stick abbrechen lassen. Und siehe, ich habe gerade so gesehen, wie sich der Ball, den Forlan abfeuerte, über dem doch sonst famosen Khune senkte.

Kollege Z neben mir sagt:

Das war mal schön, da schwieg die Vuvuzela für einen Moment. Wenn die ausscheiden, gibt’s bestimmt landesweit Vuvuzela-Sammelstellen.

Was nichts anderes heißt als: Diego Forlan hat getroffen. Bafana Bafana vs Uruguay Nulleins.

Und jetzt stellen sich die Kameraden hinten rein.

22.50 Uhr: Dreinull Uruguay, und mit größerer Konsequenz hätte es leicht höher ausfallen können/müssen. Bin schockiert von Bafana Bafana, das war schlicht: drittklassig. Einer WM und eines WM-Gastgebers unwürdig. Mangelnde individuelle Klasse, mangelndes taktisches Verständnis. Heute hat man gesehen, warum Südafrika sich zuletzt zweimal nicht mal mehr für den Afrika-Cup qualifiziert hat. Ich frage mich, was das über Mexikos Klasse verrät, ich meine, die Mexikaner hätten am Freitag gut und gern verlieren können.

Vielleicht noch mehr enttäuscht bin ich vom Publikum. In der Tat haben sich die Ränge noch während der Partie rasant geleert. Kein Aufbäumen, nichts. WM-unwürdig. Finde gar keine Worte. Selbstaufgabe bei ohnehin limitierten Mitteln auf Rasen und Rängen.

01.33 Uhr: That’s Africa!

46 Gedanken zu „Südafrika, Tag 12: Bafana Bafana vs Uruguay“

  1. Die Korrekturen sind doch für Dich, nicht für uns.
    Schöne Artikel übrigens (hier und auf SPON).
    In Nelspruit sind 20 Grad, heißt es in der ARD, da kann es in Pretoria nicht kalt sein!
    Stefan Aust hat N24 gekauft (kein Scherz!)

  2. @ Jens

    Planung existiert nicht, lasse mich treiben.

    Macht manchmal mehr Laune, als die Seele baumeln lassen. Kann aber auch hart bestraft werden. ;)

  3. Beim Einlauf der Spieler zur zweiten Halbzeit stand da gerade ein Zakumi oder kazami oder wie das Maskottchen heißt. Also echter Mensch in Kostüm… Ein seltener Anblick.

    Viel Erfolg beim Berichten unter diesen Umständen ;-)

  4. Das Nullzueins. Wer hat’s erfunden?
    Kann der Europameister als erster ein Spiel drehen?
    Grüezi miteinand‘!

  5. Noch mehr Schweiz-Klischees, bitte, Laie.
    Schokolade und Matterhorn fehlen bisher ebenso wie die total witzige Frage, ob Hitzfeld noch ein Geheimnis auf der Bank hat.

  6. Leute, Leute. Die wichtigste Frage ist doch bei Spanien-Spielen die nach dem Schiedsrichter. ;) Also was hat Webb so gemacht oder nicht gemacht?

  7. Na, na. Immerhin sass der Sepp ja persönlich im Stadion!
    (schreibe ab jetzt auch nach Langvokalen ss statt ß)

  8. @Gua
    hast du etwa einen Strickkurs für Verschwörungstheorien besucht?
    Was soll an einem englischen Schiri für ein Spanien-Spiel denn dings sein? Also wirklich. In welcher Welt lebst du denn? Als ob es da irgendwann mal was gegeben hätte… Und überhaupt: In Südafrika sind momentan schließlich nur die allerunparteiischsten der Unparteiischen versammelt.

  9. Apropos Strickzeug: Scholl versucht Beckmann (und uns) davon zu überzeugen, dass die Bälle auf jedem Kontinent andere Flugkurven haben. Erklären kann er das aber zum Glück nicht…. das wäre auch wohl Ballaballa. Nach KHM und Kahn mein Bashing-Duo Nr. 2.

  10. Aber klar doch. Das ist die Corioliskraft, die die Bälle auf der Südhalbkugel (je nach Breitengrad unterschiedlich stark) in die falsche Richtung ablenkt und daher allen Teams der nördlichen Hemisphäre derart große Probleme bereitet. Deshalb fallen auch so wenige Tore, und die Torhüter greifen so oft daneben. Ein echter Spezialist, dieser Scholli.

  11. @Laie/Alex
    Obacht! Die Aerodynamik von fliegenden Bällen ist wirklich ausgesprochen heikel und jedenfalls nicht mit einfacher Schulphysik zu beschreiben. Da kommen ausgesprochen viele und mathematisch unschöne Sachen zusammen — insofern ist es gar nicht mal so leicht, da irgendetwas als Ursache eindeutig auszuschließen: Dichte, Salzgehalt, Feuchtigkeit…

    Insofern…

  12. Hö cf? Ich habe keine Ahnung, was du meinst?
    (Außer das mit den allerunparteiischsten der Unparteiischen.)

  13. Keine Tore? Schlechtes Niveau? Ich sage: Vergesst es. Alles Unsinn. Nach knapp sechzehn Spielen!

    so far:
    16 games – 25 goals – 1.56 goals per game

    compared to:
    Germany 2006 – 16 games -39 goals – 2.44
    Japan/Korea 2002 – 16 games – 46 goals – 2.85
    France 1998 – 16 games – 37 goals – 2.31
    USA 1994 – 12 games – 30 goals – 2.50
    Italy 1990 – 12 games – 27 goals – 2.25

    16 spiele sind immerhin 25% von allen und in der ko-phase gibts bestimmt auch nicht mehr tore. meiner meinung nach kann man klar sagen, dass die WM sportlich bis jetzt ne riesenenttäuschung ist

  14. Und bewirkt diese Corioliskraft auch, dass er Großbritannien zum Kontinent erklären konnte?

    Scholl mag ein guter Fußballspieler und meinetwegen auch noch ein ordentlicher Trainer gewesen sein, aber er ist definitiv kein Fernsehmoderator und erst recht kein Sportjournalist. Statt uns ausgebildete (!) und qualifizierte (!!) Sportjournalisten zu präsentieren, speisen uns die drei Fernsehanstalten des FreeTV (die anderen sehe ich nicht) gerade seit Tagen mit Boulevardjournalismus und Pseudo-Expertentum ab, um uns nach Art und mit Methoden der YellowPress von der WM zu berichten.

    (Das auch hat mich an dem Aussetzer von KMH so aufgeregt, denn er war nur die Spitze des Eiswürfels. Mit so einem Gelaber könnte man genauso gut ‚Brisant‘ oder den ZDF-Fernsehgarten moderieren – wie Jauch und Klopp es in Dresden ja vorgemacht haben.)

    Das Turnier in Südafrika hätte womöglich anderes verdient: Der Gebührenzahler aber auf jeden Fall!

  15. Die Vorrundenspiele sind nicht besser und schlechter als bei jeder WM. Was sagt dieser Toreschnitt schon. Wäre eine WM top, wenn Deutschland 8:0 gegen Saudi-Arabien gewinnt?

  16. das niveau ist aber ansonsten auch nicht gut: obligatorische torwartfehler, viele schüsse/freistöße die weit drüber gehen ( vorhin ein zusammenschnitt von freistößen in der ard von den topstars), hab auch schon zig elendige ecken und flanken gesehen

    dazu stellt sich jedes team hinten rein und es gibt nicht nur keine tore zu sehen, sondern es werden auch keine chancen rausgespielt. hab schon mit mehreren geredet, die auch ziemlich alle spiele gesehen haben und die sind alle dergleichen meinung. wenn das wirklich ganz normal wäre, wäre ich sicher kein fussballfan.

  17. Das Niveau der Vorrunde ist nicht schwächer als das vorheriger, so weit ich sie aufgrund meines noch nicht so fortgeschrittener Alters mitbekommen habe (1994, 1998, 2002, 2006). Eines ist aber aus meiner Sicht schon zu konstatieren: Die Qualität der Defensivorganisation hat deutlich zugenommen – viele Mannschaften arbeiten derart konsequent gegen den Ball, dass sie die Arbeit MIT dem Ball glatt vergessen.

    Das technische Niveau der WM ist nämlich unsäglich geworden – eine einzige Arie an Fehlpässen und Stockfehlern. Die Offensiven liegen durch beide Entwicklungen de facto lahm. Würde mich interessieren, ob es eine Statistik zu den Fehlpassquoten der jeweiligen Endrunden gibt.

    Wieso musste ich eigentlich bei den fünf Minuten Nachspielzeit und diversen Freistoßentscheidungen am Schluss an Lord Triesman denken? ;)

  18. Haben gewisse deutsche Onlinemedien nicht letzten Sonntag auch so hyperventiliert?

    Zu den Toren: Dazu war doch gestern oder vorgestern im DLF ein Beitrag mit diesem Fußball-Physiker. Grobe Aussage: Mehr Tore gleich böse für die Spannung (was ja auch vollkommen logisch ist, weil bei einem 5:0 ist es eher unwahrscheinlich, dass ein Team in den letzten Minuten noch ausgleichen kann).

  19. Laufen die supporter echt schon raus oder wie ???
    ich glaube es nicht, schaue auf BBC und sehe ‚ stroeme “ ? von Menschen die das stadion verlassen ????
    Kannst du bitte komentieren ?

  20. na dann….
    die spieler schleichen vom feld, das stadion scheint 2 -3 minuten ? nach Abpfiff fast leer – ist das das suedafrikanische nationbuilding ? United we stand, my foot.
    Bin mehr als enttaeuscht, nicht so echt von Bafana Bafana ( wer hatte schon mehr erwartet ) sondern von den supporters. Da bleibt mensch doch und singt erst recht. Oder, von mir aus, troetet.
    Kommentar meiner besseren haelfte : “ Freue sie sich doch – weniger vuvuzelas……

    die armen ticketheinis von match und so – jetzt ist die nummer echt gelaufen.

  21. @johnny: Natürlich ist es nicht schön anzusehen, es ist halt eine deutlich defensiver geprägte WM. Die anderen Nationen sind ja auch nicht dumm – welche Mannschaft kann es sich auf dieser Weltbühne leisten, noch offensiv zu agieren, besonders am 1. Spieltag? Es ist halt der Ausdruck der fußballerischen Entwicklung. Früher hat man mit einem 2-3-5-System dauernd Druck auf dem gegnerischen Kasten gemacht – und im Laufe der technisch-taktischen Entwicklung wie auch der athletischen ist man immer weiter in die Defensive gewichen.

    Höhepunkt eben jetzt dieses unsäglich angesagte 4-2-3-1, das leider häufig als 4-5-1 interpretiert wird. Vorbildlich sind da echt die Deutschen, die das Ding eher als 4-2-4 gespielt haben. Aber die anderen Teams verteidigen lieber mit 8-9 Feldspielern hinter dem Ball, weil es eben leichter ist, Tore zu verhindern als Tore zu erzielen. Traurig, aber das Niveau sinkt nicht, es verschiebt sich weiterhin auf eine defensivere Ebene.

  22. @Laie Nr.21: Nein, deshalb haben die ganzen Kopfballungeheuer von früher ja auch…naja…sagen wir mal, immer noch einen Brummschädel. *g*

  23. @ realpirate: Absolut richtig, was Du sagst. Bin gespannt, wie sich das entwickelt. Die haben offensichtlich weder Interesse an noch Ahnung vom Fussball. MATCH wird verzweifeln. Am besten Du buchst ein Flugticket und besorgst Dir hier unten billige Playoff-Karten bis zum Finale.

  24. @JW:
    Hinter dem letzten Absatz vom 22:50 Eintrag hättest du vielleicht auch noch „That’s Africa“ setzen können ;-)
    Wäre dies zu Böse?

  25. @ Chris #33: Aber dann ist diese Plastikpille vielleicht doch an so manchem schlechten Pass (und vor allem Fernschuss) Schuld, wie immer wieder von Spielern behauptet wird. In den Super-Zeitlupen sieht man den Ball bei Flanken und Weitschüssen jedenfalls ganz gewaltige Haken schlagen.

    Neu war mir auch, dass teilweise auf einer Art Kunstrasen gespielt wird, und ich bin gespannt, welchen Acker die deutsche Mannschaft morgen betreten muss.

    @ Jens, hast Du Deine (winterliche) Kleidung sorgfätig nach irgendwelchen Hersteller-Logos abgesucht, die nicht zu den Sponsoren der FIFA gehören? Nicht, dass sie auch Dich bei einem „illegalen Akt“ (so ein FIFA-Sprecher) erwischen.

    Und gleich noch eine Frage: Wirst Du auch mal an den Pressekonferenzen (und Spielen) des DFB teilnehmen? Oder gehst Du den Mercedes-Mannen bewusst aus dem Weg? Ist es wahr, dass man Einzelinterviews, die man mit den deutschen Spielern gemacht hat, dem DFB vor der Veröffentlichung noch einmal schriftlich vorlegen muss? So etwas war am Rande der gestrigen PK (geguckt auf der DFB-Homepage) zu vernehmen (wohl eine Panne – der DFB hat dann mitten im Satz die Übertragung beendet ;-)

    Einen schönen Tag heute!

  26. @Laie
    was den Ball anbelangt: mal sollte nicht vergessen, dass zu Zeiten der Lederbälle die Aufzeichnungstechnik einfach noch nicht so weit war, um genau diesen Moment festzuhalten. Da braucht es ja wahrscheinlich schon eine extreme Hochgeschwindigkeitskamera. Insofern spricht meines Erachtens eher wenig dafür, dass sich die Lederbälle deutlich weniger verformt haben — im Gegenteil soll der WM-Ball ja angeblich der formstabilste aller Zeiten sein (da unterscheidet sich die Ball-PR freilich nur wenig von der Waschmittelwerbung)

    Ansonsten: hinweisen kann man vielleicht noch darauf, dass Christian Jakubetz für die Zeit der WM wieder ins Sportressort gewechselt ist und sich im Auftrag der Deutsche-Welle-Akademie und der Konrad-Adenauer-Stiftung daher momentan auch am Kap tümmelt — weswegen es auch auf seinem JakBlog momentan in erster Linie einige Einblicke in den südafrikanischen Alltag gibt. Wie schon bei der letztjährigen Leichtathletik-WM geht es wieder darum, den (internationalen) Journalistennachwuchs zum multimedialen Arbeiten anzustiften — die Ergebnisse kann man sich bei „Africangoals 2010“ anschauen (auf englisch).

  27. Der Ball hat sich schon immer so verformt (wie sonst sollte er, ohne bleibende Schäden an Kopf oder Fuß zu hinterlassen, die nötige kinetische Energie bekommen). Letztlich hängt das nicht so sehr vom Material sondern vor allem vom Druck des Balles ab.

    Aufschlussreich in diesem Zusammenhang ist übrigens (wie eigentlich immer) ein Blick in die Regeln. Dort heißt es:

    The ball is: of a pressure equal to 0.6 – 1.1 atmosphere (600 – 1100 g/cm2) at sea level

    Sprich: Beim Druck im Innern des Balls ist eine Variationsbreite von gut 80 Prozent erlaubt, hinzu kommt der äußere Luftdruck (d.h. die Höhe), der sich ebenfalls deutlich auf Flugverhalten und Geschwindigkeit auswirkt. Hinzu kommen Wind und Wetter, Fußball ist nunmal kein Laborexperiment. Und wir diskutieren ernsthaft die minimalen Unterschiede zwischen den WM-Bällen 2006 und 2010, deren Flatterhaftigkeit und seltsames Flugverhalten?

    Sorry, von einem Profifußballer erwarte ich, dass er sich spätestens in den drei bis vier Wochen Vorbereitungszeit vor der WM mit seinem Arbeitsgerät vertraut macht und dass er sich in den Tagen vor dem Spiel an die örtlichen Gegebenheiten anpasst. In der Bundesliga konnte es bis zu dieser Saison passieren, dass jede Woche mit einem anderen Ball gespielt werden musste, aber ich habe weder bei Schalke noch bei Hertha das als Ausrede für Niederlagen gehört.

  28. @Chuck/JW (35/36)
    „That’s Africa!“ Ja, stimmt das denn? Mir ist nicht wirklich wohl bei dem Gedanke, das hier ein Kontinent mit Worten der Art „drittklassig; WM-unwürdig; Kein Aufbäumen, nichts; Selbstaufgabe bei ohnehin limitierten Mitteln“ assoziiert wird.

  29. @ till: Das stimmt genauso wenig wie: That’s Europe. Sieh es einfach weniger verbissen. Ich bin nun mal in Afrika, in Südafrika. Und drittklassige sportliche Auftritte sind und bleiben drittklassig. Und wenn Menschen beim angeblichen Mega-Erlebnis „once in a lifetime“ nichts für ihr Team geben und zu Zehntausenden aus dem Stadion flüchten, darf ich das sagen und beschreiben und bewerten. That’s it.

  30. Außerdem finde ich es nicht abwertend, wenn etwas oder jemand als anders beschrieben wird, im Gegenteil: ‚Uns Deutschen‘ würde ein Hauch von dieser Andersartigkeit sicher gut bekommen.

  31. ich wollte mich noch für das „launisch“ entschuldigen, ich meinte natürlich „launig“…

  32. Eine Korrektur (Laie) und eine sich aufdrängende Vermutung (Johnny):

    2. In der KO-Phase gibt es bei Unentschieden eine Verlängerung, und deren Ergebnis wird beim Torschnitt m.W. verwendet (nicht jedoch das evtl. anschließende Elfmeterschießen). Man müßte dann argumentieren, daß es zu oder in den Verlängerungen so selten zu weiteren Toren kommt, dass man das vernachlässigen darf. Das möchte aber sicher kaum wer versucheun.

    1. Die Flugbahn des Balles läßt sich in Zeitlupe schlechter auf Abweichungen von einer geraden Bahn überprüfen, als in Normalgeschwindigkeit, in Superzeitlupe noch viel schlechter, und bei einem Standbild überhaupt nicht mehr. Mit Überblendung vieler Zeitrafferbilder – teils kann sich so ein Effekt auf trägen Displays ergeben – läßt sich Im anderen Extremfall eine Linie bilden, bei der man den Knick in einem Bild hätte. Leider glaubt auch die Bildregie zu oft, dass die Superzeitlupe der Stein der Weisen wäre, die man immer einsetzen muss, wenn es gilt heikle Fragen zu klären.

    Beispielsweise kann man in Zeitlupe auch sehr schlecht klären, ob ein Stürmer einem Foul noch hätte ausweichen können. In der Superslomo sieht das fast immer so aus – außer bei Attacken von hinten.

    Ähnlich auch die Torwartfehler, wenn ein Ball prallen gelassen wird, und dabei vielleicht verspringt, so dass der nachsetzende Stürmer leichtes Spiel hat. Hier kann ich mich Herrn Kahn anschließen, der seinem Image deutlich voraus ist, und der feststellte, dass spätestens in der dritten Wiederholung jeder Ball haltbar aussieht.

    Afrika, Afrika?

    Ich bin auch überrascht, wie die Südafrikaner ihrer Enttäuschung freien Lauf lassen, und sich nicht im trotzigen Durchhaltewillen üben, aber frage mich, ob man die eigene Mentalität als einzig Wahre hier verkaufen kann, oder ob man nicht auch den Umgang mit der Niederlage als landestypisches Phänomen betrachten kann, ohne es zu bewerten. Sich überraschen lassen, ja, und die Differenz zur eigenen Kultur festhalten auch – aber gut – solange Frust nicht in Gewalt umschlägt soll jeder feiern oder trauern wie er mag.

    Drittklassigkeit: Die Bewerbung zu einer WM findet ja 6 Jahre oder mehr im Vorraus statt (Details nachzulesen beim Hausherrn). Da kann man nicht wissen, wo die eigene Mannschaft steht. Ich finde es auch schade, dass Südafrika nicht stärker ist, aber kann man das einem Land vorschreiben?

  33. @ JW
    Deine wertende Meinung in allen Ehren! Die hier immer wieder geleistete Arbeit halte ich ohnehin immer für aller Ehren wert. Für mich ist das Südafrika und nicht Afrika, sind es Südafrikaner und nicht die Südafrikaner. Kleinigkeiten, die kleinlich wirken mögen. Ich halte es für gut da zu unterscheiden, will aber niemanden beißen.
    Die sportliche Bewertung ist ohnehin außen vor und sicher nicht unpassend.
    Und was rede ich? Dass dies letztlich doch nur eine Fifa-WM, ein Mega-Event mit stark kommerziellen Interessen ist hier sicher bekannt. Sie ist diesmal eben hoch stilisiert zur guten Sache für einen ganzen Kontinent. Möglicherweise ist es für Südafrikaner letztlich aber gar nicht sooo wichtig, was mit ihrem Nationalteam bei diesem Event passiert, wie uns häufig gesagt wird. Vielleicht gibt es letztlich wichtigeres in südafrikanischen Leben, als eine Fußballmannschaft bis zum Schluss zu unterstützen, auch wenn’s schwer vorstellbar scheint – aus unserer Perspektive. Eine Selbstaufgabe würde ich darin nicht sehen wollen (dann müsste sich ja jeder Einzelne in dem Fußballteam wiedererkennen) und sie ist nicht Afrika. Sind ja auch nicht alles Afrikaner, die deutsche Nationalteams bei schwacher Leistung auspfeifen.

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