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Das Olympische Bildungsmagazin

Leichtathletik-WM, Tag 7: „I am not a boy. Why did you bring me here?“

11.16 Uhr: Moin, Freunde der Nacht. Ist ein bisschen später geworden heute. Die Maschine muss erst auf Touren kommen. Was ich gestern wohl nur getwittert habe: Nach dem fünften Fabelweltrekord des Witzbolts, den ich live im Stadion erleben durfte (3 x Peking, 2 x Berlin), bin ich ziemlich relaxt. Schlechtes Zeichen: Weder rührt es mich, noch regt es mich auf.

Irgendwann, in naher Zukunft, wird er die Stadionrunde laufen. Und natürlich den Weltrekord brechen, er wird eine 42er Zeit laufen, was derzeit kaum mal einer Frauen-Sprintstaffel gelingt, oder er wird sogar eine 41er Zeit markieren. Er ist halt ein Naturtalent.

11.32 Uhr: Habe gerade im RBB-Inforadio ein Interview mit Clemens Prokop gehört, der nicht gänzlich überraschend ein beschwingt zufriedenes Fazit der WM zieht. Was sollte er auch anderes sagen. Schließlich ist Prokop in Personalunion:

  • Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV)
  • als solcher Gesellschafter der WM-Organisation
  • Präsident des WM-Organisationskomitees (LOC)
  • Vorsitzender des WM-Aufsichtsrats
  • gelegentlich Wahlmann der Partei seines Co-Präsidenten Wowereit
  • (auf weitere Funktionen und Verbindungen verzichte ich, sonst sprengt die Aufzählung noch das Seitenformat)
Chart Organisationsstruktur IAAF-WM 2009 Berlin

Quelle: www.berlin2009.org

Aber: Prokop ist auch Jurist. Er kann also etwaige Interessenkonflikte atomisieren, wie es in der Branche heißt.

Ein Kollege meint gerade, Prokop hätte uns die WM auch als Erfolg verkauft, wenn am ersten Tag ein Erdbeben alles in Schutt und Asche gelegt hätte. Mag sein, dass sich diese Bemerkung verbietet, ist vielleicht nur so ein dummer Spruch von Journalisten, die dem Zynismus ja nicht kollektiv abgeneigt sind. Ich gestehe allerdings, darüber gelacht zu haben.

12.41 Uhr: Der Fall Caster Semenya, der hier diskutiert wurde, erhält eine delikate Zuspitzung: Gemäß der Schweizer Zeitung Blick („Opfer krimineller Funktionäre“) sei ein ehemaliger Dopingtrainer aus der DDR, der in den vergangenen Jahrzehnten auch in anderen Ländern für Negativschlagzeilen gesorgt hat, mit verantwortlich:

(…) Caster Semenya werde von ihren eigenen Leuten also dazu missbraucht, ihnen Ruhm und Ehre zu verschaffen. Das Opfer sei die Athletin. Nicht nur die IAAF wurde über das Ergebnis der Geschlechts-Ab­klärung nicht frühzeitig informiert – selbst Caster Semenya und ihrer Familie hat man es wohl nicht mitgeteilt. Eine ungeheuerliche aber ziemlich wahrscheinliche Vermutung.

Eine Vermutung, die auch daher rührt, dass der südafrikanische Head Coach E. A.* heisst. Wie weit dieser bald 70-jährige Herr Doktor für sportlichen Erfolg geht, zeigte er zwischen 1982 und 1990 zuerst als Werfer-Trainer, dann als Chef-Trainer in der ehemaligen DDR. E. A. war dort nachgewiesenermassen einer der Ober-Doper. Später war er in Australien tätig, bis er wegen Doping-Gerüchten vertrieben wurde. Dann bei den Griechen, deren Sprinter Kenteris und Thanou 2004 in Athen die Welt mit Doping schockten.

Jetzt wirkt E. A. in Südafrika. «Er hat genau gewusst, was zu tun war, dass Semenya bei ihren bis­herigen Wettkämpfen stets durch­gekommen ist», sagt der eingangs ­erwähnte frühere Südafrika-­Trainer. Ihr Testosteronspiegel werde mit Medikamenten so eingestellt, dass sie bei Doping-Kontrollen nicht auffalle. (…)

Manch einer wird vielleicht glauben, Meldungen im Blick seien ähnlich ernst zu nehmen (also gar nicht) wie Geschichten der Bild-Zeitung. Meine Erfahrung ist eine andere. Ich habe selbst einige Male für den Blick geschrieben und großflächige Geschichten über die FIFA veröffentlicht, die nie in deutschen Boulevardzeitungen erschienen wären – ja nicht mal in manchen deutschen Qualitätszeitungen.

(Btw: Sepp Blatter war überhaupt nicht erfreut, als er morgens meinen Namen in seinem Lieblingsblatt lesen musste.)

Der Autor der Blick-Story, Carl Schönenberger, zählt zweifelsfrei zu den Leichtathletik-Journalisten mit der größten Erfahrung und Intimkenntnissen, bestens vernetzt seit er vor Jahrzehnten für den inzwischen eingestellten Zürcher „Sport“ gearbeitet hat.

Christian Klaue vom Sportinformationsdienst hatte E. A. (nach den alten Geschichten über E. A. einfach mal googeln) inzwischen am Telefon und schreibt:

Ekkart Arbeit, vorletzter Chefcoach der DDR-Leichtathleten mit Wohnsitz in Berlin, bestritt die Vorwürfe: „Alles Quatsch. Das ist frech, wenn man nicht mal den Namen der imaginären Quelle nennt“, sagte er dem SID. Er werde sich hüten, in irgendeiner Form Aussagen zu machen: „Ich weiß von nichts.“

Herbert hat in den Kommentaren einige Texte deutscher Zeitungen zu Semenya verlinkt. Bitte nachlesen. Was mich gerade schockiert, ist ein Zitat aus der südafrikanischen Times („Caster stands tall“). Demnach hat Verbandspräsident Leonard Chuene, der gemäß Blick Mitverantwortung trägt, gesagt:

She told me: ‘No one ever said I was not a girl, but here [in Berlin] I am not [a girl]. I am not a boy. Why did you bring me here? You should have left me in my village at home [in Limpopo]’.

Screenshot SA Times: "Caster stands tall"

dpa übersetzt das so:

Sie sagte mir: ‚Niemand hat mir je erklärt, dass ich keine Frau sei. Ich bin kein Junge! Warum hat man mich hierher gebracht – man hätte mich zu Hause in meinem Dorf lassen sollen‘.

14.03 Uhr: Ariane Friedrich hat andere keine Sorgen. Sie sagte heute auf der DLV-Pressekonferenz nach ihrem dritten Rang:

Da ist überhaupt kein Wermut dabei.

18.05 Uhr: Wenigstens auf dem Zielfoto des 50-km-Geherwettbewerbs halten Jesús Angel García aus Spanien (Dritter) und der Norweger Trond Nymark (Zweiter) Kontakt zum rund drei Minuten enteilten russischen Weltmeister Sergej Kirdjapkin.

IAAF Zielfoto 50 km Gehen

18.45 Uhr: Wolkenbruch auf dem Maifeld. Aber das Pressezelt hält (noch) dicht. Momentan macht es keinen Sinn, ins Stadion zu schwimmen. Vielleicht später. Würde bitte jemand ein Schlauchboot vorbei schicken?

18.55 Uhr: Die zweite Gruppe in der Speerwurf-Qualifikation der Männer ist natürlich extrem benachteiligt. Das ist lebensgefährlich, was die Jungs da machen müssen.

18.57 Uhr: Alles schon mal dagewesen. Wolkenbrüche waren bei der WM 2005 in Helsinki Dauerzustand. Das wird zweifellos tolle Fotos geben, lähmt aber die Stimmung als schmälert die Chancengleichheit.

21.15 Uhr: Habe es nach der Regenpause und einem Hot Dog (heute ohne JBK) doch noch auf den Presseplatz 76/1 geschafft. Ja, das war ein Ständchen für den Witzbolt. Wer’s nachhören mag, auch diesen Service kann ich bieten, habe leider nur die ersten sieben Sekunden verpasst:

:

21.21 Uhr: Wie an jedem Abend, die Zuschauerzahlen des BOC. Heute ist das Stadion deutlich schlechter gefüllt als am Donnerstag.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

die offizielle Zuschauerzahl der 12. IAAF Leichtathletik WM berlin 2009™ für die Abendveranstaltung am Freitag, den 21. August 2009, im Olympiastadion Berlin lautet 42.378.

Den Wettbewerb im 50-km-Gehen der Männer in der Berliner Innenstadt rund um das Brandenburger Tor erlebten rund 55.000 Zuschauer live an der Strecke.

21.38 Uhr: Hat es womöglich noch nie in einem großen Finale gegeben: 12 (zwölf!) Hochspringer scheitern allesamt im ersten Versuch an 2,28 Metern. Drei, darunter auch Raul Spank, nun auch im zweiten. Bis jetzt liegen 7 (sieben!) Springer gemeinsam auf Rang eins.

21.40 Uhr: Jetzt nicht mehr: Der Pole Sylwester Bednarek ist Erster. Sieben Mann haben derzeit Silbermedaillen.

21.42 Uhr: Rybakow auch drüber. Jetzt also eine Gold, eine Silber – und sechs Bronzemedaillen.

Ich empfehle schon mal das Ergebnisprotokoll. Zielfotos gibt es beim Hochsprung leider nicht.

21.47 Uhr: Finale 200 Meter, Frauen. Oops, Fräulein Chicken Legs.

21.50 Uhr: Spank drüber. Damit jetzt saubere Einer-Medaillen-Vergabe – und fünf vierte Plätze.

22.01 Uhr: LaShawn Merritt wieder vor Jeremy Wariner. Amerikanische Rundendominanz – wie üblich.

22.04 Uhr: Rybakow über 2,32 m. Er sieht wie der Sieger aus.

22.06 Uhr: Gerade sagt Martin Buss, der Champion von Edmonton 2001, es sei jetzt wahnsinnig schwierig. Schon ist Spank über 2,32! „Wieder leicht drüber!“ befiehlt sein Trainer.

22.16 Uhr: Nach zweimal gerissenen 2,35 m, wobei der erste Versuch besser war, ruft Spanks Coach: „Leg Dich in die Kurve!“

22.26 Uhr: Bronze für Raul Spank und Bednarek. Gold für Rybakow, Silber für Ioannou – vier fünfte Plätze. Spank hat imho schon wegen der Anweisungen seines Trainers Jörg Elbe eine Medaille verdient.

77 Gedanken zu „Leichtathletik-WM, Tag 7: „I am not a boy. Why did you bring me here?““

  1. Wird Zeit, dass sich Bolt auch im Weitsprung versucht. Mit seinem Tempo und Talent sind 10m drin.

  2. Tagesanzeiger: Stecken habgierige Funktionäre und ein DDR-Dopingarzt dahinter?

    Blick: Caster Semenya – Opfer krimineller Funktionäre

    Ein Trainer*, der lange Jahre in Südafrika gearbeitet hat und heute noch intensive Kontakte pflegt, weiss, dass die jetzt verlangten Tests unnötig sind. «Südafrika hat sie bereits im März gemacht. Das Ergebnis ist klar», sagt er.
    […]
    Ihr Testosteronspiegel werde mit Medikamenten so eingestellt, dass sie bei Doping-Kontrollen nicht auffalle.

  3. Danke, Ralf. Das muss einen berühren. Er/sie kann einen nur noch Leid tun. Das ist ebenso und vllt. noch schlimmer als jemanden Doping-Mittel zu verabreichen.

    Semenya wollte nach ihrem WM-Sieg die Goldmedaille zunächst ablehnen. Das berichtet die südafrikanische „Times“. Aus Protest über den angeordneten Geschlechts-Test habe sie nicht zur Siegerehrung gehen wollen, wurde aber nach Angaben der Zeitung vom Vorsitzenden des nationalen Leichtathletik-Verbandes, Leonard Chuene, umgestimmt. „Sie erklärte mir, nicht aufs Podium gehen zu wollen, doch ich habe ihr gesagt, sie müsse es tun“, sagte Chuene und fügte an: „Sie sagte mir: ‚Niemand hat mir je erklärt, dass ich keine Frau sei… Ich bin kein Junge! Warum hat man mich hierher gebracht – man hätte mich zu Hause in meinem Dorf lassen sollen‘.“

    Dann stimmt ja auch die gestrige Ticker-Meldung nicht, wonach Südafrika von Rassismus sprach.

    Auch der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) von Nelson Mandela reihte sich in die Kritik ein und sprach von einer „traumatischen Erfahrung“ für die 18 Jahre alte Sportlerin. „Was passiert ist, ist die erniedrigendste Erfahrung, die je einem internationalen Sportler zu Teil wurde… Wir haben Caster gebeten, die Medaille für alle von uns in Südafrika anzunehmen“, sagte ANC- Sprecher Brian Sokutu nach Medienberichten. Ihr Vater Jacob betonte jedoch: „Wir werden es nicht akzeptieren, dass sie sich diesen Tests unterzieht und wir sind mit ihr einer Meinung: Sie hätte diese Medaille besser ablehnen sollen!“

  4. Der „Wohnsitz in Berlin“ ist etwas irreführend. Es handelt sich eher um den Hauptwohnsitz. Er ist auch eher kein „Ex-Trainer“:

    And SA team head coach Ekkart Arbeit is positive that the team will improve on their last outing. „The team is ready to compete and I am convinced that they will give a better showing than in the last few world championships,“ Arbeit said.
    „Their training went very well and all team members are now focused on the ultimate performance.“
    Star performers and medal hopefuls include LJ Van Zyl (400m hurdles), Khotso Mokoena (long jump) and unheralded 800m sensation Caster Semenya.

    http://www.iol.co.za/index.php?click_id=4&art_id=vn20090814122137408C441085&set_id=

  5. Hatte den „Ex-Trainer“ falsch gelesen bei sid/dpa. Es war die Quelle gemeint.

    Eine wirklich traurige Geschichte. Wenn sie wahr ist, sollte die IAAF nicht Semenya die Medaille abnehmen (sondern eher 2 Gold vergeben und der Vierten Bronze), aber des südafrikanischen Leichtathletikverband für die nächste WM sperren – oder den Austausch der Funktionäre fordern. Hat ja mit den russischen Rudertrainern auch schon mal geklappt …

  6. @ Herbert: „Vielleicht noch schlimmer aals jemandem Dopingmittel zu verabreichen“? Sie wissen, was anabole Steroide in Frauenkörpern anrichten. Ich muss das sicher nicht alles wiederholen, obgleich mir angesichts mancher Kommentatoren gelegentlich danach ist, vor allem wenn ich so einen Unsinn lese wie jüngst auf Spreeblick.

  7. Es ist ungeheuerlich, was mit dieser Frau passiert.
    Ich vermute mal, dass dies ein klares Ablenkungsmanöver zum wirklichen Doping sein soll.
    Und schlimm, dass man solche Leute weltweit überhaupt noch beschäftigt.

  8. mich wundert ja ein bisschen die (aus semenyas umfeld) verlautbarte empörung ob des vermeintlich plötzlich angeordneten geschlechtstests… sagte herr davies nicht (unmittelbar nach dem rennen), dass die ganze sachen schon seit wochen auf der agenda stünde — nämlich genau seit ihrer 1:56-zeit in äh… dingenskirchen? der erste schritt, wenn ich ihn da richtig verstanden habe und mich recht entsinne, wäre eine „gezielte“ dopingkontrolle gewesen, und nachdem doping aufgrund des negativen ergebnisses hätte „ausgeschlossen“ werden können, sei der konsequente zweite schritt dann eben selbstverständlich die geschlechtsüberprüfung, was aber — weil scheinbar so kompliziert — noch einige wochen dauern könnte… jedenfalls kam es da in keinster weise so rüber, als ob das jetzt erst kurz vor (oder gar in) berlin aufgetaucht wäre, sondern eben wie ganz normales prozedere…

  9. @ cf:
    Hinzu kommt noch, daß ja möglicherweise in Südafrika bereits ein solcher Test vorgenommen wurde!?

  10. Die SZ zitiert andere Blätter und schreibt weiter:

    „Für die Medien des Landes war jedoch klar, dass Semenya trotz gelegentlicher Zweifel an ihrem Geschlecht bei auswärtigen Sportveranstaltungen eine Frau ist, die weniger auf Make up als auf Leistung Wert legt.

    Es wäre für sie einfach gewesen, sich vor dem Start in Berlin als Frau in Schale zu werfen, meinte die Wochenzeitung «Mail & Guardian». Das jedoch hätte nicht auf der Prioritätenliste der jungen Frau gestanden: «In ihren Augen war die Frage nach ihrem Geschlecht kristallklar: Sie ist eine Frau, die nichts anderes zu beweisen hat als das Rennen zu gewinnen.»

    Die Zeitung «Sowetan» ließ Noko Matlou zu Wort kommen, die Stürmerin des Frauen-Nationalteams Bayana Bayana. Sie hatte 2007 bei einem Länderspiel gegen Ghana ähnlich erniedrigende Erfahrungen machen müssen und riet Semenya: «Ich weiß aus eigener Anschauung, was sie durchmacht; sie weiß, wer sie ist, und obwohl es schwierig ist, muss sie die Ignoranz einfach nicht beachten und weiter machen.»

    Da drängt sich der Verdacht auf, dass man von echten Skandalen plump ablenken will.

    Das Ganze ist ein unsäglicher Vorgang. Man schämt sich schon, Gast solcher Gastgeber und deren Veranstaltung im Berliner Olympiastadion zu sein.

  11. Hihi, sagte sie wirklich „Wermut“…..? Da fällt mir ein: Wie geht es eigentlich Frau Sieger?

  12. Meldungen … seien ähnlich ernst zu nehmen (also gar nicht) wie Geschichten der Bild-Zeitung.

    Die Bild-Zeitung ist nicht ernst zu nehmen?
    Nö, das ist manchmal schon auch recht investigativer Journalismus, wie z.B diese Hinter-grund Berichterstattung hier http://is.gd/2rXnk

  13. @Christina
    Die Hitler-Tagebücher wurden aber beim Stern veröffentlich und nicht bei der Bild. Nichtmal dazu waren sie investigativ genug ;)

  14. Also auf dem Zielfoto von Kirdjapkin ist von Bodenkontakt und Kniestreckung auch nicht wirklich viel zu sehen. Das müsste doch zur nachträglichen Disqualifikation reichen ;-)

    Aber mal wieder bezeichnend, wie sich die ARD-Kommentatoren beim Gehen auf einmal echauffierten, als André Höhne seine zweite rote Karte bekam. Da hieß es dann plötzlich: Das ganze System sei ja völlig willkürlich, die anderen gingen doch viel unsauberer und seien auch noch (welche Logik) schneller.

  15. Gehen ist fuer mich so oder so der bekloppteste Sport der Welt, da koennen die von mir aus erzaehlen was Sie wollen.

  16. Andreé Höhne wollte es wissen und ging das volle Risiko. Er hat es gewußt und Sportkommentatoren sollten es bei aller Parteilichkeit eigentlich auch wissen.

  17. @Alex
    Die haben auch schon bei früheren Wettkämpfen SloMo-Bilder gezeigt und kommentiert, in denen der gesamte Pulk (20+) gleichzeitig in der Luft hing.
    Solche Bilder gab es leider diesmal nicht.
    Im Grund ist es nur mit Inkonsequenz seitens der Kampfrichter zu begründen, dass am Ende überhaupt noch drei Läufer für die Siegerehrung übrig bleiben…

  18. @Stefan

    Da gibt es sicher noch schlimmere. Dressurreiten, Frauenboxen, Eiskunstlauf der Maenner, …

  19. Also Dressurreiten versteh ich ja noch, aber was an Frauenboxen jetzt schlimmer sein soll als Männerboxen erschließt sich mir nicht.

    Meine Nummer Eins auf der Hitliste der beklopptesten Sportarten bleibt aber Leichtgewichtsrudern. Gibts eigentlich Bestrebungen Schwergewichtsskispringen ins olymp. Programm aufzunehmen?

  20. naja, wenn ich mir einige der US-Amerikanischen oder karibischen Sprinterinnen anschaue, mit ihren Muskelbergen und breiten Schultern, da fragt doch auch keiner nach Geschlechtstests. Liegt vermutlich an den lackierten Fingernägeln, den langen Haaren, und der ganzen Chemie ( im Gesicht) …

  21. ohje… was singen die denn da… ein ständchen!
    da hatter ja fast trainen in den augen, der kleine witzbolt…

  22. Auffällig schwache Leistungen der Kenianer über 800 Meter, der große Favorit Kiprop scheiterte schon über 1500 Meter. Bei den Frauen über 1500 Meter ähnlich enttäuschend. Ist für einen aufmerksamen Beobachter der Mittelstrecken unerklärlich. Selbst Rudisha, ein Medaillenkandidat ist raus.

  23. Apropos Hochsprung: Erinnere ich mich richtig, dass der zweite ZDF-Reporter (neben Poschmann) gestern im Zuge des Hochsprungs der Frauen deutlich die Prämien für Weltrekorde kritisierte, worauf Poschi leicht genervt was von „dann springse die rekorde halt woanders“ faselte?

  24. Immerhin bleibt die ARD anders als gestern das ZDF entgegen ihrer ursprünglichen Programmplanung drauf.

    Hätte nicht gedacht, dass sich der Hochsprung noch so entwickelt.

  25. Zugegeben, das ist jetzt eher eine theoretische Frage… Aber wenn sich die Springer absprechen sollten, dass sie alle nur über die niedrigste Höhe springen im 1. Versuch, und danach (absichtlich) alle Versuche reißen. Bekommt dann jeder Gold? :)

  26. Jetzt kommen die großen Geschütze:

    Der südafrikanische Verband will Beschwerde gegen das IAAF vor dem UNO-Menschenrechtsrat ein- und Chuene sein Amt niederlegen.

    Spiegel Online

  27. Sehr schöner Wettkampf, dieser Hochsprung, schon allein wegen der beiden Bronze-Medaillen-Gewinnern. Da sieht man mal wieder, dass es keine Rekorde oder ganz große Höhen braucht.

    Ich bin morgen ja mal auf die Zuschauerzahlen von der Marathonstrecke gespannt. Wie viele Einwohner hat Berlin…?

  28. Man könnte ein paar Sportarten straffen. Z.B. beim Schwimmen nur noch die Distanz festlegen, und den Stil kann jeder frei wählen. Gibt es schon? Ja, aber wieso werden langsame Stile weitergeschwommen?

    Ähnlich kann man das Wegwerfen des Sportgerätes auf „Speer“ reduzieren, einfach weil sich gezeigt hat, daß man damit weiter kommt als mit Hammer und Diskus, und viel weiter als blos Kugel. Wer aber meint mit der Kugel weiter zu kommen, dürfte diese werfen.

    Beim Fußball gibt es ja auch keinen Sonderwettbewerb, je nach dem, ob man 4-4-2 oder 4-5-1 spielt.


    Was den Fall Caster Semenya betrifft so frage ich mich, wieviele Hermaphrodite nie erfahren, was mit ihnen los ist? Womöglich lebt es sich ja besser im Ungewissen, aber kann man ihr/ihm wünschen, sie/er hätte nie erfahren, was los ist?

    Der Fall macht mich etwas ratlos, aber sicher, der Verband sollte mit dem Athleten nicht Versteck spielen, und andere Sportler dürfen auch nicht übervorteilt werden.

    Falls der Test einen Geschlechtsirrtum offenbart sollte die Sportlergemeinschaft einen Psychologen bezahlen, der hilft, mit der neuen Identität zurecht zu kommen, wenn Caster dies wünscht.

  29. @semenya/UNO
    also… so richtig überrascht mich das auffahren der ganz dicken berta nicht mehr, nach dem was ich so im laufe des tages an stimmen aus südafrika überfliegen konnte. da bricht sich allem anschein nach gerade eine relativ krude mischung aus anti-westlichen und anti-weißen ressentiments bahn, vermutlich angestaut über die letzten 50-300 jahre… in einem wort: ohje…

  30. @Stefan: nicht straffen. Ausweiten. Wieso gibt es kein Rückwärts- und Seitwärtslaufen? Wir haben das gestern im Biergarten diskutiert und (später) probiert.

  31. Übrigens…

    noch weniger Publikum und ein abgesagter Wettkampf.

    Vielleicht interessiert hier auch, dass der 200-Meter-Lauf – der als Demonstrations-Wettkampf als fester Programmteil heute vor dem 200-Meter-Finale der Frauen mit Berliner Top-Paralympioniken ursprünglich angesagt war – kurzfristig wieder abgesagt wurde. Matthias Schröder und seine Teamkollegen sind von dieser Gangart wenig angetan.

    Bislang scheint das kein Medien-Thema.
    Da fehlt womöglich der Hype-Faktor?

    Auch Fans finden diese Brüskierung der betroffenen Athleten so überflüssig wie… na, sagen wir: Doping und Diskriminierung.

    Wer, bitte, ist Matthias Schröder?
    http://www.matthias-schroeder.net/
    Was er zu der WM-Absage sagt, ist recht interessent.

  32. @Stefan W.
    Sorry, aber man merkt, dass Du keine Ahnung vom Schwimmen hast. Schon alleine daran zu erkennen, dass ein „200m-Schwimmer“ nicht in allen vier Disziplinen abräumt bzw. abräumen kann.

    Der Vorschlag von Wessinghage (überraschenderweise ehemaliger Läufer) war auch grotesk: nur noch Laufwettbewerbe, die Werfer streichen. Dabei sind in diesen Sportarten spannende Wettbewerbe garantiert (und nebenbei wenigstens auch ein paar Deutsche im Finale).

    Man muss mal die Kirche im Dorf lassen. Nur weil das Marketing-Konzept von Frau Westerwelle grandios gescheitert ist, und der Weg zum Olympiastadion für Berliner prinzipiell zu weit ist (siehe Hertha), muss man nicht plötzlich den Sport im Ganzen verdammen.

  33. @Stefan W.
    Da sollte noch ein Halbsatz rein:
    Dass die Schwimmstile extrem unterschiedlich sind, ist…

    Wo ist der denn geblieben???

  34. Jack: Meine Reformvorschläge waren nicht ganz ernstgemeint. Ich muß mir ja nicht sämtliche Vorläufe im Schwimmen anschauen, oder Wurfdisziplinen, bei denen ich mir selbst den Arm brechen würde, mit historischem Gerät.

    Aber das Werfen des Speers könnte man wirklich spannender gestalten, wenn die Sportler damit Hasen erlegen müßten. synchron werfen würden, alle auf einer Linie, oder 4er-Gruppen, wie die Snowboarder. :)

  35. Ist noch nicht jemand im Stadion, außer Wolf Dieter Poschmann natürlich? Oder war’s das mit der WM?

  36. Schwergewichts-Marathon wäre eine feine Sache – mit meinen 92 kg habe ich gegen die ganzen Zwerge doch keine Chance.

    Komplett überflüssig finde ich übrigens als alter Schwimmer, dass das IOC jetzt in allen Lagen die 50-m-Strecken ins olympische Programm aufgenommen hat. 50 Meter, das war eigentlich mal nur die Einführungs-Distanz für Kinder. So sieht man nur acht Gestalten durchs Wasser knüppeln, und wer seine Muskelberge am besten in den Startschuss hinein ins Wasser plumpsen lässt, der gewinnt.

  37. @ Saffti: Ich muss Dich leider korrigieren. Die 50-Meter-Strecken wurden nicht aufgenommen. Rogge hat der FINA klar zu verstehen gegeben, dass andere Strecken gestrichen werden müssten, wenn je drei Sprints für Männer und Frauen dazu kommen sollen.

  38. Ein paar Gedanken zu Caster Semenya – und zur Suche nach der Normalfrau im Sport. Vielleicht sollte die IAAF so aufrichtig sein zuzugeben: Es gibt keine Normalfrau in der Weltklasse, weder bei dieser WM noch bei Olympia oder sonstwo. Jeder, der sich für die Finals heutzutage qualifiziert, ob Mann oder Frau, liegt bereits weit außerhalb dessen, was ein normaler Mensch erreichen kann – also außerhalb jeder Norm. Das nur zum Grundsätzlichen.

    Eine Frau läuft also schneller als erwartet und sieht nicht aus wie ein Vorstadt-Girlie? In Berlin wurde reflexhaft beschlossen: Da muss etwas grundsätzlich falsch, genetisch falsch bei dieser Frau sein. Wo es angebracht gewesen wäre, eine verletzliche 18-Jährige zu schützen, beteiligte sich die IAAF auch noch an der Geschlechtsbestimmungsdebatte, anstatt zu sagen: Wir überprüfen – aber ansonsten kein Kommentar!
    Vergleichen könnte man das mit einem anderen Fall:
    Ein Mann läuft schneller als erwartet, und schneller als je ein Mann zuvor; er ist größer, schwerer als normale Sprinter, braucht weniger Schritte für die Strecke etc.pp. Kommt irgendjemand darauf, seine Chromosomen zu untersuchen? Seine DNA? Gibt es irgendeine Debatte, ob da ein Un-Normaler läuft?
    Ein anderer Mann schwimmt schneller als alle anderen, stellt einen Rekord nach dem anderen aus; er hat einen sehr langen Oberkörper, lange Arme und riesige Füße. Fragt jemand nach Chromosomen? Nach Menschlein oder Fisch?
    Diese absurde Diskussion um das Märchen aus Südafrika wirft den internationalen Sport zurück in eine Zeit, die er längst überwunden hatte. Die Ära der Sex-Tests, Jahrzehnte obligatorisch (für Frauen und nur für Frauen), wurden vor Sydney 2000 im IOC für beendet erklärt. Aus guten Gründen. Denn wie soll eine Frau verarbeiten, wenn ihr eröffnet wird, im Prinzip sei sie keine Frau? Experten nennen die Folgen „menschlich absolut entwurzelnd“.

    Hier noch was Statistisches (zugegeben nicht mehr taufrisch) über die damaligen, inadequaten Sex-Tests aus einem Berliner Zeitung-Artikel vom 14.09.2000

    In Atlanta stellte sich heraus: Bei einer von 417 Sportlerinnen variierte das Chromosomenset vom üblichen XX-Schema. Die Quote ist höher als bei der weiblichen Normalbevölkerung, wo sie 1:1 000 beträgt. Die Frage also musste lauten, ob Frauen mit Chromosomenabweichungen einen Vorteil gegenüber anderen haben. Das aber stellte der Test niemals fest.

    Manche Frauen fallen durch beim Test, obwohl sie ihren Konkurrentinnen grundsätzlich nicht überlegen wären. Andere bestehen den Test trotz eines körperlichen Vorteils: Bei ihnen werden wegen einer Stoffwechselstörung mehr Hormone mit vermännlichender Wirkung produziert. Außerdem gibt es Männer, denen ohne weiteres der Weiblichkeits-Pass ausgestellt würde: Wenn sie XXY-Chromosomen haben, spricht der Test darauf an.

    Männer aber mussten sich nie in Frage stellen lassen.

  39. Danke für den Hinweis zu den 50-m-Strecken, da hatte dpa damals offenbar unvollständig berichtet? Das wäre ja mal eine nachvollziehbare Entscheidung des IOC. Vielleicht müssen „Renner“ wie das Synchronspringen daran glauben?

  40. Wird hoffentlich in den Ausschreibungen irgendwo geschrieben stehen, wer als Frau starten darf, wer als Mann und wo die Zwitter. Und natuerlich, wie der Test dazu aussieht, das im Zweifelsfall festzustellen.

    Aber ob der Test 2000 abgeschafft wurde, weil die Frau es erst durch den IOC-Test erfahren haette? Ich dachte, es haette den Test gegeben, weil man von Betrug durch den Sportler, als Sportlerin aufzulaufen, ausging. Den Betrug mag ich hier nicht unterstellen, wenn ich die Zitate der Siegerin lese.

    Warum sich Maenner solch einem Test nie stellen mussten? Vermutlich ging man davon aus, dass Maenner generell staerker, schneller, weiter koennen. Die WM hat nicht das Gegenteil bewiesen. Und eine Forderung nach gemeinsamem Wettbewerb beider Geschlechter habe ich noch nie wirklich laut vernommen.

  41. Kann mir den Sinn eines Sextests bei Männern auch kaum vorstellen. Zumindest solange, wie es noch keine rhythmische Sportgymnastik oder Synchronschwimmen (gabs aber bis zu den 50ern) der Männer gibt.. dann wäre es aber schon angebracht, finde ich. ;)

  42. gefunden bei:
    http://www.queer.de/detail.php?article_id=10935

    Es gibt viele Geschlechter

    Vermeintliche „Expertinnen“ maßen sich an, anderen Menschen zu sagen, dass sie ein anderes Geschlecht haben, als sie leben. Ein Kommentar zum Streit um die südafrikanische Sportlerin Caster Semenya

    Von Heinz-Jürgen Voß

    In den letzten Tagen wurde viel über die südafrikanische Sportlerin Caster Semenya berichtet, die sich einem Geschlechtstest unterziehen muss, nachdem sie eine Goldmedaille gewonnen hatte. So sicher, wie es dabei oft dargestellt wurde, weiß „die Biologie“ gar nicht, wie sich Geschlecht ausbildet. Chromosomale, genetische, epigenetische, hormonelle und weitere Faktoren müssen zusammenkommen, damit sich spezifische Merkmale ausbilden.

    Seit dem 18. Jahrhundert, zudem in materialistischen Auffassungen, werden Entwicklungsprozesse zentral gesetzt. Für biologisches Geschlecht heißt dies, dass viele Faktoren zusammenkommen müssen, dass erst durch deren Kommunikation und Wechselwirkung Merkmale spezifisch ausgebildet werden. Das Resultat steht also nicht fest, steht nicht in „Chromosomen“ oder „Genen“ „geschrieben“, sondern bildet sich erst heraus. Das heißt auch, dass auch Annahmen vermeintlicher Zweigeschlechtlichkeit und der Annahme, dass Biologie und Medizin „wahres Geschlecht“ bestimmen könnten, zu widersprechen ist: Geschlecht bildet sich erst heraus, Merkmale entstehen individuell unterschiedlich, der Ausgang ist offen – und nicht binär „weiblich“ oder „männlich“.

    Krass ist, dass sich vermeintliche „Expertinnen“ anmaßen, anderen Menschen zu sagen, dass sie ein anderes Geschlecht haben, als sie leben – und dabei in Kauf nehmen, deren Leben nachhaltig negativ zu beeinflussen. Derzeit ist Geschlecht – weiblich oder männlich – gesellschaftlich bedeutsam und werden Menschen ohne eindeutiges Geschlecht (Intersexuelle) oft medizinisch operiert. Oft werden diese „medizinischen Behandlungen“ von Betroffenen rückblickend als traumatisierend, als Gewalt, als Vergewaltigung beschrieben – ihr Leben wurde und wird noch immer zerstört.

    An solchen menschenrechtsverletzenden Eingriffen hat auch die Biologie ihren Anteil, weil sie vortäuscht, dass sie wüsste, wie Geschlecht entstehe und dass es nur „weiblich“ oder „männlich“ gebe. Das weiß sie, bei genauer Betrachtung ihrer Ergebnisse, nicht und kann damit auch keinem Menschen sagen, welches Geschlecht sie hat.

  43. @nocheinjurist. Man hat bei den oben erwähnten Sextests nie einen Geschlechtsschmuggler ertappt. Das Ganze ist Humbug – es gibt auch Männer mit abweichenden Chromosomen, ohne dass 1. der Fakt untersucht wurde und wird, und ohne dass 2. über deren Genitalien weltweit debattiert wurde. (Sorry, aber so krass ist das ja leider). Es geht mit anderen Worten um Gleichbehandlung im Sport – und es wäre doch, wenn man schon bei schnellen/starken Frauen über deren Chromosomensatz meint, rätseln zu dürfen, interessant, auch was über Bolts Chromosomensatz zu erfahren. Oder nicht? Vielleicht hat er ja auch einen genetischen Vorteil – weiß man’s??

  44. @kli, nocheinjurist
    Ein jüngeres Beispiel hat es gegeben, mit Folgen, wie ich auch dieser Tage erst gelesen habe:

    Bei den Asienspielen 2006 in Doha musste die indische Leichtathletin Santhi Soundarajan ihre 800-Meter-Silbermedaille wieder abgeben, nachdem bei einem Geschlechtstest herausgekommen war, dass sie von der Chromosomen-Konstellation her männlich ist. Anschließend versuchte Soundarajan, sich das Leben zu nehmen.

    Bestätigt klis Kritik am Umgang mit dem Fall Semenya – eine Schande für den Weltsport. Nur für die Konkurrenz bleibt es wohl ein Problem. Und deine anderen Beispiele sagen vielleicht eins: Wenn es sich weiter so rasant entwickelt mit den Wunderläufern und Wunderschwimmern usw., verzichtet man entweder ganz auf Tests bezüglich genetischem und hormonellem Status – oder führt sie wieder ein, für Männer und Frauen. (Damit wäre allerdings der fürs Geschlecht wesentliche Aspekt, die Sozialisation, nicht erfasst.)

  45. @ha Mein Vorschlag ist: Verzichten auf solche Tests. Heutzutage schauen doch bereits die Dopingkontrolleure genau hin (hoffentlich). Was soll das alles? Es soll doch in der relativ simplen Leichtathletik der Schnellste, Stärkste, am weitesten Hüpfende im Wettkampf gefunden werden, und tja, einer ist halt aufgrund von Training und Veranlagung der Sieger. Mit anderen Worten: Er hat’s ja eh in seinen Genen. Bei diesen Tests fallen nicht Betrüger auf (wie beim Doping), sondern arme, in ihrem Selbstwertgefühl stark erschütterte Würmer. Siehe Soundarajan (s.o.)

  46. kli,
    im Prinzip stimme ich Dir zu. Davor müsste dann aber die klare Regel stehen, alle genetischen Konstellationen zuzulassen. Die existiert offensichtlich nicht. (Es handelt sich also – und insofern scheint die Einschaltung der UNO gar nicht übertrieben – um einen Weltsport, der einen Typ Mensch ausschließt …)
    Sonst bleibt das Problem, das sich mit Semenya gezeigt hat: Skrupellose Trainer/Funktionäre, *** GELÖSCHT*** die sich eine solche Konstellation zunutze machen und zusätzlich hormonelle Manipulationen vornehmen, damit es nicht auffällt.
    Sicher: Die Zukunft von Semenya wird ein Lackmustest dafür, ob der internationale Sport Menschlichkeit aufbringen kann. Bis hierher ist er glatt durchgefallen.

  47. Keine Test heisst auch — keine Unterscheidung der Wettkaempfe nach Maennern oder Frauen. Also nur ein/e Sieger/in.

    Oder reicht „Hosen runter“? Sie werden sehen, wie schnell „Operierte“ laufen und wer damit Geschaeft macht, das ist leider kein Scherz. Der Wunsch nach Ruhm und Reichtum als Anfang eines besseren Lebens in armen Laendern (das sind immer noch die meisten) kennt wenig Grenzen.

    Mir wuerde es schon reichen, wenn in den Ausschreibungen entsprechende Varianten aufgefuehrt werden. Aber wie ueblich, wird dann zwischen Schwarz und Weiss im Grau-Bereich recht ehftig gestritten.

    Was sollte bei einem Gentest von Bolt rauskommen? Dass er als Frau schneller laeuft als alle Maenner? Der Gentest macht nur dort Sinn, wo der/die vermeintlich Staerkere in einem Wettbewerb der vermeintlich Schwaecheren mitmacht. Also derzeit nur in die Richtung „Mann startet bei den Frauen“.

    Und ueber Genpools der Jamaikaner wird man sicher reden und sie untersuchen, und irgendwie wird man auch mit dem Begriff „Rasse“ umgehen.

    Bei Bolt wird uebrigens noch etwas anderes vermutet, warum er vielleicht die besten Gene hat. Ich verlinke mal mit groesserer Skepsis, aber in dem Wissen, dass es sich in Deutschland derzeit kein Medium trauen duerfte, das zu uebersetzen.

    Bolt himself says that his success is entirely in his family line, a result of the genetic survival of the fittest that was the slave trade, the deadly race of strength and power that thrust his ancestors on to Jamaica 400 years ago, tasked with working the cane fields until they dropped.

    http://www.telegraph.co.uk/sport/othersports/athletics/6068381/How-fast-can-Usain-Bolt-really-go.html

  48. Das Thema Caster Semenya entwickelt,wie zu erwarten, eine Dimension jenseits seiner sport- und menschenrechtlichen Betrachtung. Die Verletzung der Würde der vormals kolonialistisch unterdrückten Ethnien wird die sachliche und lösende Diskussion erschweren, wenn überhaupt ermöglichen.Hinzu kommt, dass Südafrika sich bekanntermaßen erst später der internationalen Sportfamilie anschließen konnte und für sie zwischenzeitlich von wachsender Bedetung geworden ist.
    Die IAAF versucht zu deeskalieren, aber wahrscheinlich reichlich spät. Ich frage mich, weshalb es nicht möglich war, das Ausmaß und die Komplexität der Causa nicht frühzeitig zu erkennen.
    Wir würden auch gut daran tun, uns in der Diskussion mehr zurück zuhalten als belehrend einzumischen. So gut sind die deutschen Karten in Afrika nun auch nicht.

    Weltverband entschuldigt sich bei Semenya

    Die Empörung gegen den «Sex-Test» von Südafrikas Ausnahmeläuferin Caster Semenya schlägt im Kap-Staat auch über die WM hinaus hohe Wellen, der Leichtathletik-Weltverband IAAF übt sich in Selbstkritik. «Es ist ganz klar. Wir hätten es besser machen können», sagte IAAF-Präsident Lamine Diack am Schlusstag der 12. Weltmeisterschaften in Berlin: «Es ist definitiv kein rassistischer Akt.» … Unterdessen kündigte der Vorsitzende des südafrikanischen Verbandes an, die Ergebnisse des von der IAAF angeordneten «Geschlechts-Tests» nicht anzuerkennen. «Der Verband wird das Ergebnis, ob positiv oder negativ, nicht anerkennen», erklärte Leonard Chuene laut der Sonntagszeitung «City Express».
    «Den Fehler hat die IAAF zu verantworten. Dadurch ist erheblicher Schaden entstanden, für den man sich bei der Athletin, dem Verband und Südafrika zu entschuldigen hat», sagte der Tübinger Helmut Digel, ebenfalls Mitglied im Council, zum Umgang mit der sensiblen Angelegenheit, die zur Affäre ausgewachsen ist.
    Ursache für die indiskrete Handhabe sei eine Informations-Panne in der IAAF gewesen.

    Das Ganze wird mittlerweile zunehmend als «Beleidigung des Landes» (Chuene) verstanden. Der traumatisierte Teenager sei Südafrikas «neue Saartjie Baartman» – eine Buschmann-Frau, die einst als Kuriosität im kolonialen Europa begafft worden war. Ihre Gebeine wurden erst vor wenigen Jahren zur Bestattung in heimischer Erde von Frankreich nach Südafrika übergeführt, meinte Chuene in der «Saturday Star».

    http://www.netzeitung.de/sport/wm2009/nebenderbahn/1440420.html

  49. Ich würde vorschlagen, die UNO-Menschenrechtskommission sollte sich um den Fall „IAAF“ kümmern. Denn da hat jemand seine Verantwortung mißachtet und dabei nicht nur einen Menschen beschädigt! Die Veröffentlichung der Zweifel am Geschlecht VOR einer eventuellen Untersuchung ist fahrlässig.
    Herbert hat das Problem um Südafrika gut beschrieben, die späte internationale Anerkennung und nun die Vorgehensweise des Weltverbandes. Sicher geht es nicht um Rassismus, aber es geht um grundsätzliche Persönlichkeitsrechte und Fürsorgepflicht für „ihre“ Athleten.

  50. @TobiasL

    Dein Vorschlag ist angekommen und akzeptiert. Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man sogar schmunzeln. Aber das hatten ja einige schon erwartet, dass die Dimension des Problems nicht rechtzeitig erkannt wurde. Aber auf uns hört ja eh keiner. ;)

    Frauenministerin Noluthando Mayende-Sibiya versicherte der Läuferin die Solidarität des ganzen Landes. «Caster, wir stehen hinter Dir!« betonte sie bei der Begrüßung, die sie mit den Worten begann: «Nieder mit dem IAAF!» Ihr Ministerium habe dem Leichtathletik-Weltverband in einem Schreiben um Aufklärung für seine umstrittene Maßnahme gebeten. Semenya sei durch Berichte «feindlich gesinnter internationaler Medien» traumatisiert, meinte der Vorsitzende des nationalen Leichtathletik-Verbands, Leonard Chuene. Er betonte: «Wir werden es den Europäern nicht erlauben, unser Kind (Semenya) zu beschreiben und zu definieren.»

    Der Vorsitzende der Nachwuchsorganisation des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), Julius Malema, zog Parallelen zum National- Helden und Friedens-Nobelpreisträger Nelson Mandela und betonte: «Caster Semenya macht uns heute wie einst Nelson Mandela sehr stolz; und ob er (der IAAF) es mag oder nicht: Sie ist eine Frau!» Er bot der jungen Frau eine Geldspende an, um sich erst einmal zu erholen.

    Auch die Ex-Frau des früheren Präsidenten Nelson Mandela und Abgeordnete Winnie Madikizela-Mandela betonte, Südafrika werde keinen Geschlechtstest Semenyas akzeptieren. «Die können sich ihre Beleidigungen sonst wohin stecken – das ist unser Mädel und niemand wird irgendwelche Tests mit ihr durchführen», erklärte sie.

    Das Parlament am Kap hat eine Beschwerde bei der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen angekündigt.

    http://www.netzeitung.de/sport/wm2009/nebenderbahn/1442462.html

  51. Ganz frisch, IAAF-Erklärung zum Fall Semenya:

    PRESS RELEASE

    11 September 2009

    Statement on Caster Semenya

    The IAAF has noted statements in recent media articles regarding the athlete Caster Semenya of South Africa.

    We would like to emphasise that these should not be considered as official statements by the IAAF.
    We can officially confirm that gender verification test results will be examined by a group of medical experts. NO decision on the case will be communicated until the IAAF has had the opportunity to complete this examination. We do not expect to make a final decision on this case before the next meeting of the IAAF Council which takes place in Monaco on November 20-21.

    Please note that there will be no further comments from the IAAF on Caster Semenya until that time.

  52. Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (44): Caster Semenya oder “I think it would be the third world war” : jens weinreich

  53. Pingback: Tragik « AnnettesBLOGseite

  54. Ein später Nachtrag: Heute, 28.2.2010 lief auf 3sat die Dokumentation „Erik(a), der Mann der Weltmeisterin wurde“ über den österreicher Skifahrer Erik Schinegger, der im Glauben eine Frau zu sein 1966 Weltmeisterin wurde.

    http://www.tvmovie.de/Erik-a-der-Mann-der-Weltmeisterin-w.84.0.html?&detail=13975462

    Sehenswert und interessant, auch wie heute im Rückblick die Leute nicht mehr verstehen, wieso sie damals schamhaft befangen waren, und wie schwierig es war sich umzustellen.

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