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Das Olympische Bildungsmagazin

Clemens Prokop antwortet Ute Krieger-Krause

Die Antwort von DOSB-Chef Thomas Bach auf den offenen Brief von Ute Krieger-Krause kam per Email und ist schon veröffentlicht. (Bach führt neuerdings in Interviews an, er stehe mit Frau Krieger-Krause im „Briefwechsel“.)

Die Antwort von DLV-Präsident Clemens Prokop kam per Post und wird hier nun veröffentlicht. Steht noch aus: ein Schreiben von Wolfgang Schäuble.

Prokop schreibt am 8. April 2009:

Sehr geehrte Frau Krieger-Krause,

eigentlich antworte ich auf „offene Briefe“ nicht, da in der Regel Mit solchen Briefen nur öffentliche Wirkungen, nicht aber Problemlösungen angestrebt werden. Bei Ihrem Brief mache ich eine Ausnahme. Allerdings antworte ich nur mit einem an Sie persönlich adressierten Brief, weil ich mich um eine Lösung des Konfliktes bemühen möchte.

Ich kann Ihre persönliche Betroffenheit, die aus jeder Zeile Ihres Briefes spricht, grundsätzlich nachvollziehen. Allerdings muss ich den Passagen, die sich auf den DLV beziehen, doch widersprechen. So erscheint es mir unrichtig, dass Betroffene, die den DLV Gesprächsbedarf signalisiert hatten, vor verschlossenen Türen gestanden wären. Für mich selbst gilt, dass ich jedem Doping-Opfer, das um ein Gespräch gebeten hat, persönlich für ein solches zur Verfügung gestanden habe. Unrichtig ist auch die Behauptung, der DLV würde sich weigern, das Problem der dopingverseuchten Rekorde ernsthaft zu behandeln.

Tatsächlich haben wir auf nationaler und internationaler Ebene versucht, mit Wirkung ab 01.01.2000 neue Rekordlisten einzuführen. Leider waren unsere Bemühungen erfolglos. Danach haben wir versucht, Rekorde, die auf Doping beruhen, als Einzelrekorde zu löschen. Hierbei sind wir vor allem auf juristische Probleme gestoßen. Rechtsexperten haben uns darauf hingewiesen, dass die von Rekordhaltern gegen uns bereits angekündigten gerichtlichen Schritte mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgreich sein würden und wir mit erheblichen Schadensersatzforderungen zu rechnen hätten.

Angesichts dessen hat der DLV beschlossen, vorläufig die Streichung der Rekorde nicht weiter zu verfolgen und stattdessen alle verfügbaren finanziellen Mittel in die aktuelle Bekämpfung des Dopings zu investieren. Den Rekordlisten wurde ein Hinweis vorangestellt, in dem auf die Dopingproblematik hingewiesen wurde.

Ich bedaure, dass Sie unser Angebot zur Kommunikation ablehnen. Ich möchte aber betonen, dass ich unverändert und persönlich zu Gesprächen bereit bin.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Clemens Prokop

Nun gut, die Darstellung der Rekordfrage ist nicht unstrittig und etwas einseitig verkürzt, so wie es auch der Bundesinnenminister nicht korrekt darstellt, worauf ich bereits hingewiesen habe. Alle Gutachten zur Rekordfrage finden sich ebenfalls in diesem Beitrag verlinkt:

10 Gedanken zu „Clemens Prokop antwortet Ute Krieger-Krause“

  1. dpa: WM in Berlin – West-Trainer sollen Schweigen brechen

    Die Beschäftigung von Trainern aus Ost und West nach der Vereinigung begann nach seiner Ansicht „mit einer doppelten Ungerechtigkeit“. Zum einen seien die Leiden der Opfer unzureichend berücksichtigt worden. Zum anderen wurden die Vorgänge im Westen völlig ausgeblendet. […] Prokop erinnerte auch an den 1998 im Alter von 47 Jahren an den Folgen von Anabolika-Doping verstorbenen Westberliner Kugelstoßer Ralf Reichenbach.

  2. @nicola

    Ob es sich lohnt, hängt natürlich von der Intention des Lesers ab. Vieles kann man sich erschließen. Klarnamen sind ja eigentlich gar nicht nötig. Wenn man selbst in der Prosa vorkommt, desto einfacher.
    Ralf Reichenbach war ein symphatischer Typ, der nicht um den Brei herum redete.Ich habe ihn kurz vor seinem Tode gemeinsam mit Udo Beyer noch mal erleben dürfen.
    Es bleibt mir sehr unverständlich, weshalb bei all den Indizien der westdeutsche Sport sich so lange im Nebel verstecken konnte.Jede Möglichkeit scheint mir zur Verhinderung von Konsequenzen aus der eigenen und damit gemeinsamen deutschen Dopingvergangenheit genutzt worden zu sein. Vielleicht hilft da Prokops Anstoß weiter,um sich hier der gemeinsamen Vergangenheit zu stellen. Das sportpolitische Interesse wird nicht riesig sein. Schon klar. Aber es ist imho der einzige Weg, um per „Gleichheit, Brüderlichkeit und Gerechtigkeit“ sich einer gemeinsamen Aufklärung und Lösung zu nähern, auch wenn es nur ein modus vivendi sein sollte.
    Mein Verdacht ist,dass natürlich auch dann andere Rekorde und Medaillen in Frage gestellt werden könnten. Hier sehe ich nur einen Grund für das zurückhaltende Interesse an einem equal standing bei der gemeisamen Aufklärung. Vllt. steht für einige zu viel auf dem Spiel.

  3. Ich sehe keine Prokop-Initiative. Ich halte das für pure Propaganda. Er will die Schlagzeilen, positivere als zuletzt. Und dpa gibt ihm die Schlagzeilen, wie so oft, die Kombi funktioniert gut, meist spielt Prokop mit dpa-Düsseldorf Doppelpass. Diesmal, wie so oft, natürlich auch mit der SPD-Sportfraktion: Sportfunktionär Danckert, BLV-Präsident Reiche, DLV-Vizepräsidentin Freitag & Co.

    Herbert: Einmal mehr, es gibt nur eine Chance für „Aufklärung“, zumindest für Aufklärung im Promille-Bereich: öffentlicher Druck. Nichts sonst. Nichts anderes hat je partielle Aufklärung befördert. Von Prokop, Bach, Schäuble, Rosendahl & Co. ist nichts zu erwarten. Das zeigt die Geschichte.

  4. @JW,
    da muß ich widersprechen.Herr Prokop ist nicht vorbelastet und seine Idee der öffentlichen Bekennung der Praxis in Ost und West bringt doch genau diese Aufklärung,die wir brauchen.

    Wenn die Verbände sich nicht trauen diese Praxis zuzugeben,könnten dies doch endlich z.B. zwei Ikonen aus Ost und West übernehmen,um dieses doppelmoralische Geschwafel zu beenden?

  5. Ich sehe keine Prokop-Initiative.

    Ich auch nicht, deswegen
    „Anstoß“. Allerdings, da gebe ich Walter Recht, Hr.Prokop wurde mir zumindest „auffällig“ als einer der wenigen gesamtdeutschen Sportfunktionäre, die von einer Ausblendung der Vorgänge im Westen zu einem Zeitpunkt sprechen, als die DDR-Dokumente auf dem Tisch lagen.Ich meine, die einseitige Betrachtung in der Öffentlichkeit war politisch gewollt und spielte auf Zeitgewinn für das eigene westdeutsche Problem. Da meine ich ausdrücklich nicht Leute wie Gerhard Treutlein, Brigitte Berendonck, den Hausherrn und andere. Damit ich nicht schon wieder falsch verstanden werde. Ich meine die Sportpolitik und die Politik schlechthin, in deren Dienst sich im vorauseilenden Gehorsam natürlich auch Fachleute gestellt haben.
    Ich würde den Anstosser beim Wort nehmen und Lobby für die Idee machen. Wir kriegen nie die erforderliche Kooperation, das Aufeinanderzugehen, so schwer es auch sein mag, die Klarheit in der Sache, wenn die, die es betrifft, von vornherein klassifiziert werden in kriminell und aus Versehen etwas falsch gemacht. Das ist auch ne Art von Propaganda. Früher sagte man dazu Volksverdummung.

  6. Pingback: Hansjörg Kofink sagt … : jens weinreich

  7. Ute Krieger-Krause

    Info für Walter:
    Antwort zu 1:: Noch nicht, bin kein „Vollzeit-Doping-Opfer“ und noch etwas sprachlos, werde das aber überwinden… Vielleicht ruft Herr Prokop einfach mal durch, er hat ja meine Telefonnummer. So einfach ginge das auch.
    Antwort zu 2.: Der DOH agiert bundesweit und unabhängig von geografischer Herkunft. Bei anderen, meiner Meinung nach, zuständigen Stellen ist das leider irgendwie nicht der Fall und offenbar nicht im Gespräch.

  8. Pingback: Hansjörg Kofink sagt … • Sport and Politics

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